Alles Teufelszeug? VIII

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Andreas
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#381 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von Andreas » Di 2. Jan 2018, 11:32

Ein nettes Beispiel aus der Jesusforschung ist das "Jesus Seminar". Da trifft sich ein Haufen, aber natürlich bei weitem nicht alle, Neutestamentler und stimmen mit farbigen Karten, so wie auf einem SPD-Parteitag, Punkt für Punkt darüber ab, was sie für "authentisch" in Bezug auf Jesus halten:

Rote Karte = Jesus hat das sicherlich gesagt oder getan
Rosa Karte = Jesus hat das wahrscheinlich gesagt oder getan
Graue Karte = Jesus hat das wahrscheinlich nicht gesagt oder getan
Schwarze Karte = Es ist sehr unwahrscheinlich, dass Jesus das gesagt oder getan hat.

Wenn der von Münek & Co so oft behauptete "neutestamentliche Konsens" eine Tatsache wäre, bräuchten diese durchaus renomierten Neutestamentler ja nicht darüber abstimmen, wie bei einer Wahl des SPD-Vorstands. Außerdem ist das nur ein Zweig von vielen der neutestamentlichen Forschung.

"Konsens der neutestamentlichen Forschung" von Svens & Co = Fake News

closs
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#382 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von closs » Di 2. Jan 2018, 11:51

Andreas hat geschrieben:Ich fasse es nicht. Du hast diesen Terminus technicus "Historisch-Kritische Methode" noch immer nicht verstanden.
Ähm - möglicherweise habe ich deshalb "Wissenschaft" und "öffentliche Wirkung derselben" gegenübergestellt, WEIL ich es verstanden habe.

<Sorry - habe aus Versehen auf "Versenden" gedrückt>

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#383 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von closs » Di 2. Jan 2018, 11:59

Andreas hat geschrieben:Die Studenten haben dein Schein-Problem nicht.
Doch - sie haben es vermutlich und es ist kein Schein-PRoblem.

Andreas hat geschrieben: Aber das was die Modelle beschreiben, ist nicht das, was damals wirklich der Fall war. Kann sein, kann nicht sein. Das wird man nie wissen, weil ein Modell nun mal nicht die Wirklichkeit selbst ist, sondern bestenfalls eine gut begründete Annäherung an die (ontische) Wirklichkeit der damaligen Zeit.
Merkst Du, dass Du damit genau das wiederholst, was ich die ganze Zeit sage?

Das Problem nun besteht darin, dass Wissenschaft nach außen so dargestellt wird, als habe sie die alleinige Deutungs-Hoheit über was, was Jesus wirklich war. - Es wird öffentlich so dargestellt, als sei der "historische Jesus" synonym zum "wirklichen Jesus", während der "kerygmatische Jesus" NICHT den wirklichen Jesus abbilde. - Man setzt also sein Methodisches gleich mit dem Ontischen (mit der Einschränkung, dass dies nur eine Annäherung sei, aber prinzipiell sei das schon so). - Und das soll der Durchschnitts-Theologe durchschauen?

Andreas hat geschrieben:Von solchen Dingen hängt es beispielsweise ab, dass der eine jenes Herrenwort für authentisch hält, ein anderer aber nicht. Beide können ihre Ansicht gut begründen, aber ob Jesus dass wirklich gesagt hat, weiß trotzdem keiner von beiden.
So ist es.

Andreas hat geschrieben:"Konsens der neutestamentlichen Forschung" von Svens & Co = Fake News
Ja, natürlich.

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Andreas
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#384 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von Andreas » Di 2. Jan 2018, 12:10

Münek hat geschrieben:
Andreas hat geschrieben:Die aus dem Kontext gerissenen Zitate unserer gbs-Fuzzies kannste so vergessen. Wenn du die Bücher hast, ist der Käse leicht zu widerlegen.
Das wage ich zu bezweifeln. Also nicht reden - sondern handeln, Du großer Widerleger. Große Klappe haben kann jeder.
Das wurde schon von einigen hier gemacht z.B. von Savonlinna und mir (kürzlich in Bezug auf Conzelmann). Einmal reicht völlig. Das nützt halt bei dir nix, weil du den gbs-Mist mit deiner großen Klappe (Fette Auszeichnung) weitertrötest. Das ist doch dein Problem und das mach ich nicht zu meinem. Ist ja nicht schlimm, du hast ja weiterhin closs als Stichwortgeber und wenn der mal, wider Erwarten, die Lust verlieren sollte, gibt es da noch das Hemul und ein paar andere. Also mach dir mal nicht ins Hemd.

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#385 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von Andreas » Di 2. Jan 2018, 12:21

closs hat geschrieben:Das Problem nun besteht darin, dass Wissenschaft nach außen so dargestellt wird, als habe sie die alleinige Deutungs-Hoheit über was, was Jesus wirklich war. - Es wird öffentlich so dargestellt, als sei der "historische Jesus" synonym zum "wirklichen Jesus", während der "kerygmatische Jesus" NICHT den wirklichen Jesus abbilde. - Man setzt also sein Methodisches gleich mit dem Ontischen (mit der Einschränkung, dass dies nur eine Annäherung sei, aber prinzipiell sei das schon so). - Und das soll der Durchschnitts-Theologe durchschauen?
Das ist aber doch nicht das Problem der Wissenschaft. Die Medien und die gbs kümmert die Wissenschaft doch einen Scheißdreck - es geht um Quoten, Auflagen, Propaganda gegen Religionen usw. Das ist auch ein Problem der Konsumenten und ihrem Umgang mit den Medien.

Insofern ist dein Thread "Erfüllen Medien ihren Verfassungsauftrag?" sehr berechtigt, wenn es um die Bildung geht. Meinungsfreiheit ist aber offensichtlich das höherwertige Gut als Bildung - so wie hier im Forum auch. Im Namen der Geldschneiderei , der Miss-Bildung und der ideologischen Propaganda ist "Meinungsfreiheit" der Knaller.

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#386 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von Andreas » Di 2. Jan 2018, 12:39

closs hat geschrieben:
Andreas hat geschrieben:Die Studenten haben dein Schein-Problem nicht.
Doch - sie haben es vermutlich und es ist kein Schein-PRoblem.
Haben sie meiner Meinung nach nicht. Die Studenten lauschen ihren Professoren und nicht Pluto & Co oder der gbs. Die sind froh, wenn sie an der Uni den Berg der ihnen vorgesetzten Fachliteratur einigermaßen bewältigen können und beziehen ihr Wissen nicht aus den Fake-News irgendwelcher YouTube Videos oder billigen Fernsehproduktionen über Jesus. Aber vermuten darfst du natürlich, was der Fall ist oder auch nicht der Fall ist. Man muss ja immer alle Möglichkeiten von dem, was der Fall ist zu Grunde legen und sich daran orientieren.

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#387 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von closs » Di 2. Jan 2018, 13:08

Andreas hat geschrieben:Das ist aber doch nicht das Problem der Wissenschaft. Die Medien und die gbs kümmert die Wissenschaft doch einen Scheißdreck - es geht um Quoten, Auflagen, Propaganda gegen Religionen usw. Das ist auch ein Problem der Konsumenten und ihrem Umgang mit den Medien.
SChon richtig - aber:
1) Wissenschaft sollte wissen, dass ihr "Jägerlatein" nicht dem Verständnis der Allgemein-Sprache entspricht.
2) Wissenschaft hat schon die Verantwortung, der öffentlichen Darstellung zu widersprechen.

Denn am Ende leidet die Wissenschaft selbst: Was man heute als "postfaktisch" bezeichnet, ist ein Gutteil dem Umstand geschuldet, dass sich die Leute mehr "dem, was ist" zuwenden wollen, als was darüber methodisch gesagt wird. - Das wird zwar nicht analysiert, wie wir das hier tun: Aber die Leute spüren, dass da was nicht stimmt.

Andreas hat geschrieben: Meinungsfreiheit ist aber offensichtlich das höherwertige Gut als Bildung - so wie hier im Forum auch.
Sehe ich genauso.

Andreas hat geschrieben:Haben sie meiner Meinung nach nicht. Die Studenten lauschen ihren Professoren und nicht Pluto & Co oder der gbs.
Ich bin nicht sicher, ob die Professoren diese Sache in allem Ernst thematisieren.

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#388 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von Andreas » Di 2. Jan 2018, 13:44

closs hat geschrieben:1) Wissenschaft sollte wissen, dass ihr "Jägerlatein" nicht dem Verständnis der Allgemein-Sprache entspricht.
Das wissen die doch, es ist gar nicht so leicht diese Fachsprachen zu lernen. Ohne Fremdwörterlexikon käme ich als Laie nie durch die Fachliteratur die ich lese, und viele theologische Fachbegriffe stehen da gar nicht drin.
closs hat geschrieben:2) Wissenschaft hat schon die Verantwortung, der öffentlichen Darstellung zu widersprechen.
Hat sie denn auch die Mittel und finanziellen Möglichkeiten dazu? Sollen die Unis jetzt Fernsehproduktionen machen? Würden die Fernsehsender diese auch senden? Würde das Volk sich diese denn auch anschauen, oder lieber die reißerischen Jesus- und Bibeldokus mit Petra Gerster?

closs hat geschrieben:Ich bin nicht sicher, ob die Professoren diese Sache in allem Ernst thematisieren.
Doch, doch zum Leidwesen der Studenten.
Es gibt solche Versuche außerhalb des universitären Betriebs ja, aber die müssen das über Spenden finanzieren > Professoren von Worthaus. Wenn du dir da mal einige Vorträge anhörst, wirst du sehen, dass da das Geistliche nicht zu kurz kommt. Die Glauben schon noch an Gott und das spürt man auch - vielleicht sogar eine Spur zu viel nach meinem Geschmack.

Jeder Student kommt mit seinem "Kinderglauben" an die Uni. Der Sinn dieser Veranstaltung ist den Glauben zu vertiefen. Manche vertiefen ihren Glauben tatsächlich und glauben danach "anders", andere verlieren ihn gänzlich wie Kubitza, wieder andere durchlaufen das Studium vornehmlich aus Karrieregründen.

Ich kenne eine Pastorin, welche das ganze Studium als Anfeindung des Teufels erlebt hat. Sie zog diese traumatische Erfahrung tapfer durch, weil sie ihre Kinder durchbringen musste, verdiente später den Lebensunterhalt in einer lutherischen Gemeinde, predigte aber ihren unerschütterlichen charismatisch-evangelikalen Glauben: Adam und Eva als die wirklichen Stammeltern der Menschheit und scharte selbst dümmste Kurzzeit-Kreationisten um sich. Der Kirchenvorstand und auch die anderen Pastoren stießen ins gleiche Horn. "Die Sprache Gottes ist hebräisch und der erste Mensch hieß Adam und war ein Mann ..." Die normalen "lutherischen" Pflicht-Gottesdienste waren so gut wie leer, aber die freikirchlich "angehauchten" Gottesdienste relativ gut besucht. Die Hauskreise und Freizeiten waren auch charismatisch-evangelikal und es gab viele Veranstaltungen und Vorträge von messianischen Juden. Lutherisch waren dort nur noch die Kostüme.

Universitäten sind Bildungsangebot und eine Stufe der Karriereleiter. Das Gros der Absolventen lernt da aber schon das, was dort vermittelt wird.

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#389 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von closs » Di 2. Jan 2018, 13:55

Andreas hat geschrieben:Hat sie denn auch die Mittel und finanziellen Möglichkeiten dazu.
Da würde eine Dauerkampagne reichen: "Achtung: Das Wissenschafts-Verständnis innerhalb der Wissenschaften ist ein anderes als in den Medien". - Es werden so viele Wissenschaftler in den Medien präsentiert, dass sie dies kontinuierlich und zäh vertreten könnten - wenn sie wollten.

Andreas hat geschrieben:Jeder Student kommt mit seinem "Kinderglauben" an die Uni. Der Sinn dieser Veranstaltung ist den Glauben zu vertiefen. Manche vertiefen ihren Glauben tatsächlich und glauben danach "anders", andere verlieren ihn gänzlich wie Kubitza, wieder andere durchlaufen Studium vornehmlich aus Karrieregründen.
Realistischer Mix.

Andreas hat geschrieben: Die normalen "lutherischen" Pflicht-Gottesdienste waren so gut wie leer, aber die freikirchlich "angehauchten" Gottesdienste relativ gut besucht.
Aus meiner Sicht sind das Indizien dafür, dass der Mensch irgendwo seine geistigen (oder "geistlich?") Grundlagen unterbringen möchte und dann wenig kritisch zugreift.

Meine Gespräche mit Theologen BEIDER großen Konfessionen laufen inzwischen darauf hinaus, dass wir nicht eine Krise der Gläubigen, sondern eine Krise der Lehrenden haben.

Andreas hat geschrieben:Das Gros der Absolventen lernt da aber schon das, was dort vermittelt wird.
Unbestritten - meine Sorge ist, dass dort spirituell kurzsichtig gelehrt wird ("Was kritisch-rational nicht fassbar ist, ist irrelevant").

Nebenbei: Ich habe mir neulich mal zwei Semester-Pläne für Vorlesungen und Seminare der Theologie angeschaut und keine einzige Thematisierung gefunden von "Grundlagen der Theologie". - Man scheint recht spät einzusteigen ...

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#390 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von Andreas » Di 2. Jan 2018, 14:07

Noch was zu Worthaus.

Gibt es seit 2011 und die wären sicherlich froh und nicht abgeneigt, wenn ein Fernsehsender das mal senden würde. Über die damit verbundene Kohle würden sie sich auch sicherlich freuen. Auf Seiten der Medien besteht da kein Interesse, nicht mal zu schlechtesten Sendezeiten irgendeines kleinen regionalen Senders. Den evangelikalen medialen Plattformen wie beispielsweise Bibel.tv schmeckt ihre Botschaft ohnehin nicht. Eher sprengen die ihren Sender als Worthaus zu senden.

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