Alles Teufelszeug? VIII

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Münek
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#131 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von Münek » Di 26. Dez 2017, 19:25

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Nein, diese Prämisse ist überhaupt nicht notwendig.
Doch - denn nur dann kann man ihn nur als Wanderprediger sehen. - Oder andersrum: Wenn Jesus Gott ist, hat er überhaupt keine Erwartung, sondern WEISS, was kommt.
Das Dumme ist nur, dass nach den Quellen (= synoptische Evangelien) Jesus das NAHESEIN des Gottesreiches ausdrücklich betonte. "Die
Zeit ist erfüllt". Dies stand im Zentrum seiner Verkündigung - und war verbunden mit dem mahnenden Aufruf an das Volk, Buße zu tun
und umzukehren.


Es war Dringlichkeit angesagt. Mit dem Finger (Geist) Gottes trieb Jesus Dämonen aus - Zeichen für die Entmachtung Satans und dass die Königsherrschaft Gottes schon angebrochen war. Das Kommen des richtenden Menschensohnes mit den Wolken und damit des endgültigen
Reiches Gottes sollten einige seiner Jünger noch selbst erleben.

Das hatte er ihnen auf dem Ölberg vor den Toren Jerusalems kurz vor seinem Tod noch ausdrücklich versprochen. Jesus hat das sicherlich geglaubt - aber er hat sich geirrt. Die Jünger starben. Was kam, war nicht das Reich Gottes, sondern die unselige Kirche, die sich anmaßte, selbst das Reich Gottes zu verkörpern - ein Reich, in dem weltweiter Kindesmissbrauch stattfand und stattfindet. :devil:

closs
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#132 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von closs » Di 26. Dez 2017, 19:38

sven23 hat geschrieben:Das ist ja gerade dein ewiges Geschwurbel. Man wechselt einfach von einer wissenschaftlichen Hermeneutik in eine unwissenschaftliche und kommt damit angeblich wie durch Zauberhand dem historischen Jesus näher als die historische Forschung.
Das ist DEIN ewiges Geschwurbel. - Du vermischst ständig ontisch mit methodisch und wissenschaftlich/unwissenschaftich mit hermeneutisch. - Ein einziges Ragout.

sven23 hat geschrieben:Wie schon 100 mal gesagt: die systematische Beschäftigung mit der Sozialstruktur in Entenhausen sagt nichts aus über ihren Realitätsbezug aus.
Du neigst dazu, Beispiele zu bringen, die
a) im Einzelfall jeden zum Zustimmen bringen, aber
b) in der Sache nichts bringen.

Denn Du ignorierst standhaft, dass Wissenschaft immer nur Modelle untersucht und nicht die Wirklichkeit. - Bei Naturwissenschaften kann man diesen Gap durch experimentelle Nachprüfung weitgehend schließen, bei Geisteswissenschaften geht das nicht. - Konkret: Genauso wie bei Donald weißt Du bei der HKM nur inner-methodisch, aber NICHT ontisch, ob die dazugehörige Hermeneutik realitäts-nah oder donaldistisch ist - das heißt konkret: Jesus muss nur historisch göttlich sein, und schon kannst Du eine Menge Deiner "gewussten" methodischen Ergebnisse in die Tonne werfen.

sven23 hat geschrieben:Ähm, doch, davon reden wir in der historischen Jesusforschung.
Wieso "Ähm, doch"? - Auf SACH-Ebene bezieht sich der Streit doch gar nicht - es geht nach wie vor um die Interpretations-, also hermeneutische Ebene: = in Umformulierung von Apg. 8,30: "Wie ist das zu verstehen, was ich hier historisch-kritisch auf Sachebene ermittelt habe?"

sven23 hat geschrieben:Sie darf laut closs keine Auslegung der Texte betreiben. Theißen kann also sein Jesusbuch einstampfen.
Gar nicht - und zwar aus einem Grund, den Du inzwischen kennst: Theißen betont ausdrücklich, dass seine Ergebnisse "methodische Ergebnisse" im Rahmen der HKM sind. - Etwas würde ich ihn trotzdem kritisieren: Er hätte bei jeder faktisch anmutenden Aussage hinzufügen sollen, dass dies eine methodisch-faktisch und nicht unbedingt wirklichkeits-faktische Aussage ist. - Es einmal versteckt im Vorwort zu sagen, reicht für die meisten Leser NICHT - aber vielleicht wollte er es auch verstecken. - Ist aber egal: Er hat es geschrieben.

sven23 hat geschrieben:Unsinn, du hast doch selber eingesehen, dass Ratzinger mit diesem (unsinnigen) Versuch gescheitert ist.
Mit der Vermischung - richtig. - Im Grunde macht er einen Fehler der so erscheinenden HKM nach, wenn er Sachebene und Interpretationsebene vermischt. - Ich wäre persönlich für eine Trennung.

sven23 hat geschrieben:Dein Gedächtnis ist katastrophal, es stammt sogar von heute.
Bitte Nachweis - die ERfahrung legt nahe, dass Du wieder was komplett auf den Kopf gestellt hast.

sven23 hat geschrieben:Eben weil deine Argumentation so inkonsequent ist und du abends schon nicht mehr weißt, was du morgens geschrieben hast, kommst du nicht voran. Dehalb nochmal mein Tip: weniger schreiben, mehr nachdenken.
Ein klassischer Sven: Etwas nicht verstehen und dann offensiv damit umgehen. - Geh davon aus, dass ich weiß, was ich schreibe - inzwischen weiß ich auch, dass Du Geschriebenes Dir geradezu routinemäßig so zurecht legst, so dass daraus etwas ganz Anderes wird.

Münek hat geschrieben:Der christlichen Hermeneutik gehen unhinterfragbare GLAUBENSSETZUNGEN voraus, zu denen die historisch-kritische Exegese als wissenschaftliche Diziplin kein Urteil abzugeben vermag.
Auch die Glaubenssetzung, dass man Jesu Wirklichkeit unspirituell ermitteln könne (garniert mit Alleinvertretungsanspruch), ist nicht falsifizierbar.

Solche Setzungen sind NICHT Gegenstand der Forschung, sondern Grundlage eines Modells:
1) "Was wäre, WENN die HKM-Grundlagen und der daraus resultierenden Hermeneutik authentisch wären zu dem, was damals wirklich war?"
2) "Was wäre, WENN die kanonischen/biblisch-grammatischen/etc. -Grundlagen und der daraus resultierenden Hermeneutik authentisch wären zu dem, was damals wirklich war?"

Aufgabe der Wissenschaft ist es, diese unterschiedlichen und NICHT falsifizierbaren Hermeneutiken systematisch zu bearbeiten, so dass deren Schlussfolgerungen intersubjektiv nachvollziehbar sind. - Wenn man das ideologische Getöse weglässt, ist das schon alles.

Münek hat geschrieben:Die historisch-kritische Textauslegung benötigt in ihrem geschichtswissenschaftlichen Forschungsbereich keinen Glaubensfilter. Dasselbe gilt, wenn sie Bibeltexte auslegt, weil Exegeten NICHT ihre persönlichen Glaubensvorstellungen an die Stelle der gläubigen Bibelautoren setzen, sondern lediglich das verdeutlichen, was diese aus IHRER Sicht zum Ausdruck bringen wollten. Die Texte werden nicht eisegetisch vergewaltigt.
Du verklärst hier etwas ideologisch, was so nicht stimmt.

Münek hat geschrieben:Mit welcher Konkurrenz muss sich die historisch-kritische Exegese "herumschlagen"?
Auf Sachebene niemanden, aber auf interpretativer Ebene.

Münek hat geschrieben:Du kannst doch im Ernst keinem Agnostiker vorwerfen, er sei Atheist, nur weil er die Existenz Gottes weder bejaht noch verneint.
Wollte man das klären, müsste man klären, was man unter "A-" versteht (ernsthaft). - Das ist das eine - das andere ist: Wenn dann jemand sagt, dass er ersatzweise nur das glaubt, was wissenschaftlich nachgewiesen ist, ist das eine Glaubenswelt.

Nicht das NICHT-Glauben an x ist Glaube, sondern das damit verbundene Glaubensbild, das dahinter steht.

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#133 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von closs » Di 26. Dez 2017, 19:42

Münek hat geschrieben:Nur hat Eure "Interpretation" mit persönlichem Glauben VIEL, mit seriöser Exegese NICHTS zu tun.
PRinzipiell falsch - Du bist schon wieder auf dem Weg, die großkirchlichen Theologen als unseriös zu bezeichnen - das Wort "Eisegese" ist dann nicht mehr weit.

Münek hat geschrieben:Das Dumme ist nur, dass nach den Quellen (= synoptische Evangelien) Jesus das NAHESEIN des Gottesreiches ausdrücklich betonte. "Die
Zeit ist erfüllt".
Das war (falls Jesus göttlich war) Ausdruck von WISSEN und nicht von Erwartung.

Münek hat geschrieben:Jesus hat das sicherlich geglaubt - aber er hat sich geirrt.
Nein - eben nicht (FALLS Jesus göttlich war). - Roland hat es Dir nach Halman und mir auch erklärt - es sollte kein 4. Mal geben.

Münek hat geschrieben:
closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Nein, diese Prämisse ist überhaupt nicht notwendig.
Doch - denn nur dann kann man ihn nur als Wanderprediger sehen. - Oder andersrum: Wenn Jesus Gott ist, hat er überhaupt keine Erwartung, sondern WEISS, was kommt.
Das Dumme ist nur, dass nach den Quellen (= synoptische Evangelien) Jesus das NAHESEIN des Gottesreiches ausdrücklich betonte. "Die
Zeit ist erfüllt". Dies stand im Zentrum seiner Verkündigung - und war verbunden mit dem mahnenden Aufruf an das Volk, Buße zu tun
und umzukehren.


Es war Dringlichkeit angesagt. Mit dem Finger (Geist) Gottes trieb Jesus Dämonen aus - Zeichen für die Entmachtung Satans und dass die Königsherrschaft Gottes schon angebrochen war. Das Kommen des richtenden Menschensohnes mit den Wolken und damit des endgültigen
Reiches Gottes sollten einige seiner Jünger noch selbst erleben.

Das hatte er ihnen auf dem Ölberg vor den Toren Jerusalems kurz vor seinem Tod noch ausdrücklich versprochen. Jesus hat das sicherlich geglaubt - aber er hat sich geirrt. Die Jünger starben. Was kam, war nicht das Reich Gottes, sondern die unselige Kirche, die sich anmaßte, selbst das Reich Gottes zu verkörpern - ein Reich, in dem weltweiter Kindesmissbrauch stattfand und stattfindet. :devil:

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#134 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von sven23 » Di 26. Dez 2017, 20:04

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Das ist ja gerade dein ewiges Geschwurbel. Man wechselt einfach von einer wissenschaftlichen Hermeneutik in eine unwissenschaftliche und kommt damit angeblich wie durch Zauberhand dem historischen Jesus näher als die historische Forschung.
Das ist DEIN ewiges Geschwurbel. - Du vermischst ständig ontisch mit methodisch und wissenschaftlich/unwissenschaftich mit hermeneutisch. - Ein einziges Ragout.
Nein, dein Ragout entsteht doch erst durch deine Unkenntnis historischer Forschung, deine Fehleinschätzung von historisch-kritischer Methode oder kanonischer Exegese und Wissenschaftstheorie. Da liegt der Hund begraben. :roll:

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Ähm, doch, davon reden wir in der historischen Jesusforschung.
Wieso "Ähm, doch"? - Auf SACH-Ebene bezieht sich der Streit doch gar nicht - es geht nach wie vor um die Interpretations-, also hermeneutische Ebene: = in Umformulierung von Apg. 8,30: "Wie ist das zu verstehen, was ich hier historisch-kritisch auf Sachebene ermittelt habe?"
Nach deiner Definition enthält Theißens Jesusbuch keine Sachergebnisse.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Sie darf laut closs keine Auslegung der Texte betreiben. Theißen kann also sein Jesusbuch einstampfen.
Gar nicht - und zwar aus einem Grund, den Du inzwischen kennst: Theißen betont ausdrücklich, dass seine Ergebnisse "methodische Ergebnisse" im Rahmen der HKM sind.
Die Anwendung einer wissenschaftlichen Methodik ist doche gerade die Qualititätsgarantie. Kanoniker haben dies nicht zu bieten.

closs hat geschrieben: - Etwas würde ich ihn trotzdem kritisieren: Er hätte bei jeder faktisch anmutenden Aussage hinzufügen sollen, dass dies eine methodisch-faktisch und nicht unbedingt wirklichkeits-faktische Aussage ist. - Es einmal versteckt im Vorwort zu sagen, reicht für die meisten Leser NICHT - aber vielleicht wollte er es auch verstecken. - Ist aber egal: Er hat es geschrieben.
Das macht er nicht, weil er nicht nur für gedächtnisschwache Laien schreibt.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Unsinn, du hast doch selber eingesehen, dass Ratzinger mit diesem (unsinnigen) Versuch gescheitert ist.
Mit der Vermischung - richtig. - Im Grunde macht er einen Fehler der so erscheinenden HKM nach, wenn er Sachebene und Interpretationsebene vermischt. - Ich wäre persönlich für eine Trennung.
Die Trennung gibt es doch längst. Wissenschaft vs. Glaubendogmatik. Deshalb ist Theologie als Ganzes keine Wissenschschaft, sondern nur in Teildisziplinen, wie der historischen Forschung.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Dein Gedächtnis ist katastrophal, es stammt sogar von heute.
Bitte Nachweis - die ERfahrung legt nahe, dass Du wieder was komplett auf den Kopf gestellt hast.
Ich habs doch zitiert, soll ich dirs auch noch vorlesen?
Darfst du eigentlich schon alleine aufs KLo?
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#135 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von Münek » Di 26. Dez 2017, 20:16

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Nur hat Eure "Interpretation" mit persönlichem Glauben VIEL, mit seriöser Exegese NICHTS zu tun.
PRinzipiell falsch
Faktisch aber richtig. Das ist entscheidend. :)

closs hat geschrieben:Du bist schon wieder auf dem Weg, die großkirchlichen Theologen als unseriös zu bezeichnen - das Wort "Eisegese" ist dann nicht mehr weit.
Ich bezeichne NICHT die kirchliche Theologie als solche unseriös; denn diese hält sich ja wohlweislich bedeckt, was die Resultate historisch-kritischer Forschung angeht (das berühmte Schweigen im Wald). Deine persönliche "Exegese" bezeichne ich dagegen als unseriös - da eisegetisch.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Das Dumme ist nur, dass nach den Quellen (= synoptische Evangelien) Jesus das NAHESEIN des Gottesreiches ausdrücklich betonte. "Die Zeit ist erfüllt".
Das war (falls Jesus göttlich war) Ausdruck von WISSEN und nicht von Erwartung.
Nenne es "Erwartung" oder "Wissen". Das Nahesein der Gottesherrschaft war Jesu Überzeugung. Für ihn war die Zeit nicht in 2000 Jahren oder später, sondern JETZT erfüllt.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Jesus hat das sicherlich geglaubt - aber er hat sich geirrt.
Nein - eben nicht (FALLS Jesus göttlich war).
Doch - Du kannst davon ausgehen, dass Jesus davon überzeugt war, dass der Anbruch der Gottesherrschaft unmittelbar bevorsteht - noch innerhalb seiner Generation. So steht es klipp und klar in den synoptischen Evangelien. Und so haben es Paulus und andere neutestamentlichen Autoren geglaubt.

Münek hat geschrieben:
closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Nein, diese Prämisse ist überhaupt nicht notwendig.
Doch - denn nur dann kann man ihn nur als Wanderprediger sehen. - Oder andersrum: Wenn Jesus Gott ist, hat er überhaupt keine Erwartung, sondern WEISS, was kommt.
Das Dumme ist nur, dass nach den Quellen (= synoptische Evangelien) Jesus das NAHESEIN des Gottesreiches ausdrücklich betonte. "Die
Zeit ist erfüllt". Dies stand im Zentrum seiner Verkündigung - und war verbunden mit dem mahnenden Aufruf an das Volk, Buße zu tun
und umzukehren.


Es war Dringlichkeit angesagt. Mit dem Finger (Geist) Gottes trieb Jesus Dämonen aus - Zeichen für die Entmachtung Satans und dass die Königsherrschaft Gottes schon angebrochen war. Das Kommen des richtenden Menschensohnes mit den Wolken und damit des endgültigen
Reiches Gottes sollten einige seiner Jünger noch selbst erleben.

Das hatte er ihnen auf dem Ölberg vor den Toren Jerusalems kurz vor seinem Tod noch ausdrücklich versprochen. Jesus hat das sicherlich geglaubt - aber er hat sich geirrt. Die Jünger starben. Was kam, war nicht das Reich Gottes, sondern die unselige Kirche, die sich anmaßte, selbst das Reich Gottes zu verkörpern - ein Reich, in dem weltweiter Kindesmissbrauch stattfand und stattfindet. :devil:

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#136 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von closs » Di 26. Dez 2017, 20:58

sven23 hat geschrieben:Nein, dein Ragout entsteht doch erst durch deine Unkenntnis historischer Forschung
"Innerbetrieblich" kenne ich sie wenig - aber ich weiß, wo sie innerhalb des Wissenschafts-Gefüges einzuordnen ist. - DA scheint das eigentliche Problem zu sein.

sven23 hat geschrieben:Nach deiner Definition enthält Theißens Jesusbuch keine Sachergebnisse.
Wie an anderer Stelle gesagt: Man müsste sich darüber einigen, was "Sachergebnis" eigentlich ist:
a) Ein Ergebnis, dessen Gegenteil ontisch nicht sein kann? (also "alternativlos wie in der Mathematik), oder
b) ein Ergebnis als Interpretationen INNERHALB einer Hermneneutik.
Was verstehst DU darunter?

Unabhängig davon: Im Sinne von b) gibt es sicherlich viele "Sachergebnisse" bei Theißen. - Aber sie KÖNNEN falsch sein, sobald die Wirklichkeit nicht mitspielt. - Dann kann eine andere Hermeneutik mit deren "Sachergebnissen" die Nase vorne haben.

sven23 hat geschrieben:Die Anwendung einer wissenschaftlichen Methodik ist doche gerade die Qualititätsgarantie.
Für das VERFAHREN - aber doch nicht für die Frage, ob ein daraus resultierendes methodisches Ergebnis stimmt. - Das hängt wieder von der Qualität der Hermeneutik ab.

sven23 hat geschrieben:Das macht er nicht, weil er nicht nur für gedächtnisschwache Laien schreibt.
Meinst Du wirklich, dass seine Studenten den Unterschied zwischen "methodischen" und "ontischen" Ergebnissen kennen? - Dass sie WIRKLICH wissen, dass Wissenschaft nur Modelle, nicht aber die Wirklichkeit untersucht?

sven23 hat geschrieben:Die Trennung gibt es doch längst. Wissenschaft vs. Glaubendogmatik.
Nein. :lol: - Das ist eine andere Trennung.

sven23 hat geschrieben:Ich habs doch zitiert, soll ich dirs auch noch vorlesen?
Ich wette ein Abendessen, dass Du etwas zitiert hast, was KEINE Widerspruch ist, den Du aber bewährt hinein interpretiert hast.

Münek hat geschrieben:Ich bezeichne NICHT die kirchliche Theologie als solche unseriös; denn diese hält sich ja wohlweislich bedeckt
Komisch - jeder Theologe scheint es zu wissen, für Dich hält sie sich bedeckt. - Dann geh halt mal nicht von Kommunikativen, sondern vom Faktischen aus.

Münek hat geschrieben:Nenne es "Erwartung" oder "Wissen". Das Nahesein der Gottesherrschaft war Jesu Überzeugung.
Es war ihm klar - richtig. - Aber dann trennen sich unsere Wege.

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#137 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von Münek » Di 26. Dez 2017, 21:21

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Der christlichen Hermeneutik gehen unhinterfragbare GLAUBENSSETZUNGEN voraus, zu denen die historisch-kritische Exegese als wissenschaftliche Diziplin kein Urteil abzugeben vermag.
Auch die Glaubenssetzung, dass man Jesu Wirklichkeit unspirituell ermitteln könne (garniert mit Alleinvertretungsanspruch), ist nicht falsifizierbar.
Ich sprach von Urteils-Enthaltung. Du redest an meiner Aussage vorbei.

closs hat geschrieben:Solche Setzungen sind NICHT Gegenstand der Forschung.
Gewiss - christliche Glaubenssetzungen sind NICHT Gegenstand der historisch-kritischen Forschung. Das Interesse an den katholischen Dogmen hält sich wirklich in außerordentlich enge Grenzen. :thumbup:

closs hat geschrieben:1) "Was wäre, WENN die HKM-Grundlagen und der daraus resultierenden Hermeneutik authentisch wären zu dem, was damals wirklich war?"2) "Was wäre, WENN die kanonischen/biblisch-grammatischen/etc. -Grundlagen und der daraus resultierenden Hermeneutik authentisch wären zu dem, was damals wirklich war?"
Mit spekulativen "was-wäre-wenn-Fragen" hält sich Geschichtswissenschaft nicht auf.

closs hat geschrieben:Aufgabe der Wissenschaft ist es, diese unterschiedlichen und NICHT falsifizierbaren Hermeneutiken systematisch zu bearbeiten, so dass deren Schlussfolgerungen intersubjektiv nachvollziehbar sind.
Es ist NICHT Aufgabe der Geschichtswissenschaft, die nicht falsifizierbare Möglichkeit "systematisch zu bearbeiten", dass beispielsweise Adolf Hitler vom Satan besessen gewesen wäre, "so dass deren Schlussfolgerungen intersubjektiv nachvollziehbar sind".

Du redest blanken Unsinn.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Die historisch-kritische Textauslegung benötigt in ihrem geschichtswissenschaftlichen Forschungsbereich keinen Glaubensfilter. Dasselbe gilt, wenn sie Bibeltexte auslegt, weil Exegeten NICHT ihre persönlichen Glaubensvorstellungen an die Stelle der gläubigen Bibelautoren setzen, sondern lediglich das verdeutlichen, was diese aus IHRER Sicht zum Ausdruck bringen wollten. Die Texte werden nicht eisegetisch vergewaltigt.
Du verklärst hier etwas ideologisch, was so nicht stimmt.
Schwache ausweichende Antwort auf ein bärenstarkes Argument von Münek.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Mit welcher Konkurrenz muss sich die historisch-kritische Exegese "herumschlagen"?
Auf Sachebene niemanden, aber auf interpretativer Ebene.
Nee - auch im theologisch-interpretativen Bereich, wo es nicht um Geschichtsfakten geht, hat die HKM keine Konkurrenz. Glaube mir: Hier sind excellente Fachleute am Werk, die in der Lage sind, zu jedem Bibelbuch hervorragende Kommentare zu schreiben.

Man muss über keine "spirituell-transzendente" Funkverbindung zum Himmel verfügen, um solches zu leisten.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Du kannst doch im Ernst keinem Agnostiker vorwerfen, er sei Atheist, nur weil er die Existenz Gottes weder bejaht noch verneint.
Wollte man das klären, müsste man klären, was man unter "A-" versteht (ernsthaft).
Da muss nichts geklärt werden. Der Unterschied zwischen einem Agnostiker und einem Atheisten sollte auch Dir geläufig sein. Die HKM nimmt nach meiner Wahrnehmung einen agnostischen Standpunkt ein. Sie entscheidet sich weder für pro noch contra, sondern hält sich bedeckt.

closs hat geschrieben:Wenn dann jemand sagt, dass er ersatzweise nur das glaubt, was wissenschaftlich nachgewiesen ist, ist das eine Glaubenswelt.Nicht das NICHT-Glauben an x ist Glaube, sondern das damit verbundene Glaubensbild, das dahinter steht.
Hatten wir schon öfters. Das Nicht-Sammeln von Bierdeckeln ist KEIN Hobby. Mit Deiner kruden Argumentation willst Du aus dem Nicht-Sammeln trotzdem irgendwie doch ein Hobby machen. Das ist absurd.

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#138 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von closs » Di 26. Dez 2017, 21:32

Münek hat geschrieben:Ich sprach von Urteils-Enthaltung. Du redest an meiner Aussage vorbei.
Eigentlich nicht. - Ich schrieb "auch die Glaubenssetzung, dass ..." (= die Glaubenssetzung der HKM), was heißt, dass auch die Setzung der HKM unhinterfragbar = nicht falsifizierbar ist.

Münek hat geschrieben:Gewiss - christliche Glaubenssetzungen sind NICHT Gegenstand der historisch-kritischen Forschung.
Auch christliche Exegesen untersuchen nicht, ob ihre Setzungen wahr sind, sondern untersuchen wissenschaftlich den Fall, dass sie richtig wären. - Genau wir bei der HKM - nur halt andere Setzungen.

Es ist erstaunlich, dass diese einfache Feststellung bei HKM-Jüngern wie Euch einfach nicht ankommt.

Münek hat geschrieben:Mit spekulativen "was-wäre-wenn-Fragen" hält sich Geschichtswissenschaft nicht auf.
Doch - das ist das, was Theißen "methodische Ergebnisse" nennt: "Was wäre das richtige Ergebnis, wenn mein Modell das richtige wäre".

Münek hat geschrieben:Es ist NICHT Aufgabe der Geschichtswissenschaft, die nicht falsifizierbare Möglichkeit "systematisch zu bearbeiten"
Dann darf sie bei der Bibelexegese nicht interpretieren, was sie aber tut.

Münek hat geschrieben:Schwache ausweichende Antwort auf ein bärenstarkes Argument von Münek.
Nein: Bärenstarker ideologisch-bedinger Irrtum.

Münek hat geschrieben:Glaube mir: Hier sind excellente Fachleute am Werk, die in der Lage sind, zu jedem Bibelbuch hervorragende Kommentare zu schreiben.
Letztlich glaube ich das auch, wenn man all das ideologische Gedöns wegrechnet, das mehr außerhalb der Universitäten als innerhalb ist. - Konkret: Wenn ein HKM-ler und ein Fundamental-Theologe zusammensitzen, wissen in der Regel beide, was sie können und was nicht - und vor allem: Was ihre hermeneutischen Grundlagen sind und welche nicht.

Münek hat geschrieben:Die HKM nimmt nach meiner Wahrnehmung einen agnostischen Standpunkt ein.
Das ist nicht das Problem - das Problem ist, dass sie nur EINEN historischen Fall untersucht, nämlich das Jesus nur menschlich war. - Und das ist auch nur deshalb ein Problem, weil damit der Anschein erweckt wird, man würde das, was war, ergebnisoffen untersuchen.

Münek hat geschrieben:Hatten wir schon öfters. Das Nicht-Sammeln von Bierdeckeln ist KEIN Hobby.
Das ist ein Verdrängungs-Argument, das der Sache nicht gerecht wird.

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Andreas
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#139 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von Andreas » Di 26. Dez 2017, 21:56

closs hat geschrieben:Meinst Du wirklich, dass seine Studenten den Unterschied zwischen "methodischen" und "ontischen" Ergebnissen kennen? - Dass sie WIRKLICH wissen, dass Wissenschaft nur Modelle, nicht aber die Wirklichkeit untersucht?
Gerd Theißen, Annette Merz; Der historische Jesus, S. 5 hat geschrieben:Wissenschaft sagt nicht: "So war es", sondern: "So könnte es aufgrund der Quellen gewesen sein."

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#140 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von closs » Di 26. Dez 2017, 22:14

Andreas hat geschrieben:Gerd Theißen, Annette Merz; Der historische Jesus, S. 5 hat geschrieben:
Wissenschaft sagt nicht: "So war es", sondern: "So könnte es aufgrund der Quellen gewesen sein."
Das habe ich bereits erfolglos zitiert - trotzdem danke.

Es steht auch drin, dass für den Wissenschaftler die methodische Disziplin wichtiger sein muss als das Ergebnis - und dass man als Wissenschaftler immer nur "methodische ERgebnisse" erzielen kann. - Anton hat dies hier schon mehrfach unterstrichen, indem er knallhart sagt, dass Wissenschaft immer nur Modelle und nie die Wirklichkeit selbst untersuche (in dieser harten Formulierung musste sogar ich schlucken).

Was hier immer noch nicht klar zu sein scheint: Was ist eigentlich "Wissenschaft"? - Das müssen wir nicht thematisieren - trotzdem darf man feststellen, dass hier nur ein Mini-Bereich der Wissenschafts-Theorie als kouscher akzeptiert wird.

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