closs hat geschrieben:Soweit richtig - aber das tut die gesamte Theologie. - Soweit trennt sich da noch nichts.
Ganz brüchiges Eis. Es ist eine historische Tatsache, dass die Bibel mit den Worten "Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde;" beginnt. Es ist wiederum eine historische Tatsache, das Paulus im Römerbrief schreibt:
Röm 1,19-20 hat geschrieben:Denn was man von Gott erkennen kann, ist ihnen offenbar; Gott hat es ihnen offenbart.
Seit Erschaffung der Welt wird seine unsichtbare Wirklichkeit an den Werken der Schöpfung mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit. Daher sind sie unentschuldbar.
Es ist aber auch eine historische Tatsache, dass man gerade das nicht mit der Vernunft erkennen kann - selbst dann nicht, wenn man wie du oder ich an Gott glaubt. Dass Materie aus Geist ist, ist nicht mehr als (d)eine Vermutung aber eben keine durch Tatsachen gestützte. Es lassen sich unzählige Beispiele dieser Art anführen, wo die Theologie zu Schlüssen kommt, die nicht auf untersuchten Tatsachen beruhen, sondern durch Tatsachen längst widerlegt wurden, und die Theologie sich weigert das zu akzeptieren. Vermutungen die auf Vermutungen auf Vermutungen aufbauen. Also diese Aussage von dir ist mehr als brüchig.
closs hat geschrieben:Es wird aufgrund einer Methodik rekonstruiert, die geeignet ist oder nicht - das, was als Ergebnis rauskommt, sind im besten Fall "Tatsachen", aber nicht unbedingt, da man nie weiß, ob der eigenen hermeneutische Ansatz (dazu gehört auch die MEthodik) wirklich der richtige ist.
Du hast es immer noch nicht verstanden. Da kommen keine Tatsachen raus, sondern vernünftige Modelle. Was an der Sichtung, Katalogisierung, Datierung und dem Vergleichen von tatsächlich vorhandenen Handschriften ist denn nicht eine geeignete Methode? Was kann an diesem Ansatz den hermeneutisch falsch sein?
closs hat geschrieben:Absolut richtig und echt nicht neu.
Ist nicht neu. Neu wäre wenn du das mal dauerhaft verstehen würdest, und nicht 5 Posts später wieder irgendwas behauptest, dass dem diametral widerspricht.
closs hat geschrieben:Da muss nur ein neues Textfragment auftauchen, das alles umwirft. - Will heißen: Natürlich arbeitet die HKM gut, hat aber nie die Garantie, dass das, was sie als "Tatsachen" versteht, auch welche sind.
Dein Argument ist leider nur eine Vermutung. Diese "neue Textfragment" könnte eine Tatsache sein, wenn es irgendwo rumliegt, aber ebenso gut kann es sein, dass es keine Tatsache ist, wenn es nirgendwo rumliegt. Vielleicht liegt es jetzt tatsächlich rum, wird aber nie gefunden oder ist dann, wenn man dort gräbt schon vermodert. Jetzt ist es eine Vermutung und nichts was man vernünftigerweise in Betracht zu ziehen hat. Falls dieses "neue Textfragment" tatsächlich gefunden würde, würde das natürlich von der HKM berücksichtigt werden. Und wieder unterstellt du der HKM dass sie "Tatsachen" schafft, was sie nicht tut. Sie untersucht Tatsachen und schafft Modelle, nicht mehr und nicht weniger.
Beispiele:
"Die Frage, wie der Pentateuch seine heutige Form erhalten hat, ist in der Forschung seit einiger Zeit außerordentlich umstritten; ein allgemein akzeptiertes Modell ist gegenwärtig nicht in Sicht."
"Ein von R. Rendtorff und E. Blum formuliertes Modell geht davon aus, dass es keine Quellen innerhalb des Pentateuchs gibt."
"Bei allen Modellen bleiben durch die biblischen Texte vorgegebene Probleme offen, die jeweils die Argumentation anderer Thesen stützen."
"Zur Frage, wie es im Lande Kanaan zur Bildung Israels gekommen ist, gibt es konkurrierende Erklärungsmodelle. Eine ältere, besonders in den USA formulierte Vorstellung (sog. archäologisches Modell) möchte am Bild einer kriegerischen Landnahme festhalten, da tatsächlich in verschiedenen kanaanäischen Städten Zerstörungsspuren aus der fraglichen Zeit festzustellen sind. Dagegen geht das territorialgeschichtliche Modell davon aus ..."
"Dieses Erklärungsmodell wird inzwischen als nicht mehr tragfähig angesehen, weil festgestellt werden musste, dass es mehr als einen zentralen Kultort gab."
"Unter dem Eindruck archäologischer und ethnologischer Forschungen und soziologischer Modelle sind neue Hypothesen formuliert worden."
"An anderen Stellen wird mit dem Modell der Typologie zwischen Altem und Neuem Testament gearbeitet ..."
"Die in der wissenschaftlichen Literatur formulierten Modelle können nie Ersatz für das eigene Denken sein oder bruchlos für die eigene Existenz übernommen werden."
"Die historischen Hintergründe des Konflikts bleiben aufgrund der Kürze des Briefes für uns weitgehend im Dunkeln. Keines der in der Forschung diskutierten Erklärungsmodelle vermag restlos zu überzeugen."
"Gleiches gilt für die Vermutung, daß auch in den großen Reden des joh. Jesus eine Quelle benutzt worden sei, die Sprüche und Reden Jesu enthalten habe. Diese Quelle atme ganz und gar den Geist der gnostischen Religion in der Umgebung des Urchristentums. Der Joh.evangelist habe sie aufgenommen, um zugleich ihre gnostische Tendenz in seinem Sinne christlich zu korrigieren. Es handelt sich hier methodisch um das gleiche Modell, mit dem auch bei der Hypothese einer Wunderquelle gearbeitet wird: Nur ist es hier ein gnostisches Offenbarungs- und Erlösungsverständnis, das man im Joh-Text zu finden meint, das der Ausleger selbst kritisch beurteilt, dessen Kritik er aber literarkritisch dem Joh.evangelisten überläßt, d.h. denjenigen Aussagen im joh. Text, die der Exeget bejaht im Gegensatz zu denen, die ihm unannehmbar scheinen."
So liest sich das in Fachliteratur, aber du liest halt lieber Münek & Co. und was diese dir als "Konsens" und als "Tatsachen" verkaufen wollen.
closs hat geschrieben:Plattes Beispiel: Wenn Jesus sagt "Ich bin die Wahrheit", ist er ein Fall für die Klappsmühle, wenn er nur Mensch ist, spricht aber wahr, wenn er göttlich ist. - Solches lässt sich aber historisch-kritisch nicht unterscheiden.
Und deswegen wird die HKM weder das eine noch das andere als Tatsache formulieren - oder einen ganz schlechten Job gemacht haben. Außerdem korrigiert sich die HKM laufend, was man zum Beispiel an der Vielzahl der Pentateuchmodelle nachvollziehen kann, die im Laufe der Zeit entstanden und verworfen worden sind. Das ist wissenschaftlich - die Wahrheit ist der Wissenschaft unerreichbares Ideal, von dem sie weiß, es nicht erreichen zu können. Das ist auch nicht neu.