Sie lehnt nicht von vornherein ab, würdigt das Ähnliche hin zu Gott, warnt aber ebenso vor einer "negativen Theologie", die Gott nicht mehr als Person betrachtet, was den Zugang für den Hl. Geist blockiert. Aberglaube und falsche Dämonenlehre sind für erlöste Christen nicht mehr erheblich.
Hier ein Auszug aus dem Schreiben:
Meditationsmethoden außerhalb des Christentums sind also per se nicht abzulehnen, aber der christlichen Auffassung von Gebet anzupassen. Aus persönlicher Erfahrung muss ich jedoch davor warnen, dass sich im Glauben an den Herrn ungefestigte, sich ihrer Sündhaftigkeit noch unbewusste, geistig bequeme oder auf Selbermachbarkeit reduzierte Gemüter, Meditationsmethoden außerhalb des Christentums aneignen, weil sie dann oft mehr binden als befreien, deprimieren, als erfreuen.Bei der heutigen Verbreitung östlicher Meditationsformen im Raum des Christentums und in kirchlichen Gemeinschaften erleben wir erneut den ernsthaften Versuch, die christliche Meditation mit der nichtchristlichen zu verschmelzen, was nicht ohne Risiken und Irrtümer abgeht. Die Vorschläge in dieser Richtung sind zahlreich und mehr oder weniger radikal. Einige verwenden östliche Methoden lediglich, um sich psycho-physisch auf eine wirklich christliche Kontemplation vorzubereiten. Andere gehen weiter und suchen mit unterschiedlichen Techniken geistliche Erfahrungen zu erzeugen, analog denen, die in den Schriften katholischer Mystiker beschrieben werden. Wieder andere scheuen sich nicht, das Absolute ohne Bilder und Begriffe, wie es der Theorie des Buddhismus eigen ist, mit der Majestät Gottes, die in Christus geoffenbart wurde und die über die endliche Wirklichkeit erhaben ist, auf eine Stufe zu stellen. Sie verwenden zu diesem Zweck eine „negative Theologie“, die jede inhaltlich bestimmte Aussage über Gott übersteigt und leugnet, dass die Dinge der Welt eine Spur bieten können, die zur Unendlichkeit Gottes hinführt. Daher schlagen sie nicht nur das Aufgeben der Betrachtung der Heilswerke vor, die der Gott des Alten und des Neuen Bundes innerhalb der Geschichte vollbracht hat, sondern auch das Aufgeben des Gedankens an den einen und dreifaltigen Gott, der die Liebe ist, um statt dessen „in den weiselosen Abgrund der Gottheit“ einzutauchen.
Diese oder andere analoge Vorschläge, die christliche Meditation mit östlichen Techniken zu harmonisieren, müssen ständig genau nach Gehalt und Methode überprüft werden, will man nicht in einen verderblichen Synkretismus verfallen.
Der größte Teil der Hochreligionen, welche die Vereinigung mit Gott im Gebet gesucht haben, hat auch die Wege bezeichnet, wie man dahin gelangt. Da „die Kirche nicht von alledem ablehnt, was in diesen Religionen wahr und heilig ist“, darf man diese Hinweise nicht von vornherein als unchristlich verachten. Man kann im Gegenteil daraus das Nützliche aufgreifen, wenn man dabei nicht die christliche Auffassung vom Gebet, seine Logik und seine Erfordernisse übersieht, denn innerhalb dieses Ganzen müssen jene Fragmente neu umschrieben und aufgenommen werden.
KONGREGATION FÜR DIE GLAUBENSLEHRE: SCHREIBEN AN DIE BISCHÖFE DER KATHOLISCHEN KIRCHE ÜBER EINIGE ASPEKTE DER CHRISTLICHEN MEDITATION (Kardinal Ratzinger, 15. Oktober 1989)
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