sven23 hat geschrieben: Roland hat geschrieben: Mehr als 300 Jahre lang breitete es sich gewaltlos und unter schweren Verfolgungen aus.
Das, was später Zwang ausgeübt hat, hat mit Christi Lehre buchstäblich nichts zu tun.
Das ist ja auch die Befundlage der Forschung: der "Erfolg" des Christentums beruht im Wesentlichen in der Veränderung/Verfälschung seiner ursprünglichen Lehre, vor allem durch Paulus.
Das sind vielleicht Kubitza-Polemiken, mit "Befundlage" hat es jedoch nichts zu tun.
Paulus hat nichts verfälscht sondern: "Ich habe an euch weitergegeben,
was ich selbst als Überlieferung empfangen habe, nämlich als erstes und Grundlegendes: Christus ist für unsere Sünden gestorben, wie es in den Heiligen Schriften vorausgesagt war, und wurde begraben. Er ist am dritten Tag vom Tod auferweckt worden, wie es in den Heiligen Schriften vorausgesagt war..." 1. Kor. 15, 3+4 (etwa um 54 n.Chr.)
Was er "als Überlieferung empfangen hat", war also bereits ein bekanntes Glaubensbekenntnis zu einem Zeitpunkt, als er bei Damaskus vom Saulus zum Paulus wurde. Und das war etwa im Jahr 32-35 nach Christi Geburt. Durchaus möglich, dass es da auch schon schriftlich festgehalten war.
sven23 hat geschrieben: Roland hat geschrieben:Wogegen ich mich wende, sind Aussagen wie deine obige: Nur die methodisch-atheistische (Glaubens-) Sicht auf Jesus "gilt" und ist "wissenschaftlich". Die Sicht des Textes, der ausgelegt und erforscht wird, der durchweg von einem handelnden Gott spricht und Jesus als Sohn Gottes bezeichnet, den "könne man vergessen" und er müsse folglich umgedeutet werden.
Eine meiner häufigsten Aussagen ist, dass jeder glauben darf, was er will. Du dagegen sagst, was allein "gilt" und was man "vergessen kann".
Da muss man klar unterscheiden zwischen Wissenschaft und Glaubensdogmatik, was nebenbei auch closs nicht verstehen will.
Glauben kann man
außerhalb der Wissenschaft alles, auch dass die Erde nur 5000 Jahre alt ist.
innerhalb der Wissenschaft gibt es Methoden und Regeln, die der Beliebigkeit des Glaubens Grenzen setzen.
Dann muss Wissenschaft eben zur Bibelauslegung schweigen und nur Texte rekonstruieren und Geschichtswissenschaft betreiben. Oder (wie das die wirklichen HKMler ja auch tun) zugeben, dass sie selbst auf der Grundlage von ideologischen Voraussetzungen Exegese betreiben, auf der Grundlage von axiomatischen Überzeugungen. Oder einfacher ausgedrückt: auf der Grundlage ihres Glaubens.
sven23 hat geschrieben: Roland hat geschrieben: Forderungen wie: "ich glaube nur dann, dass es die Singularität der Auferstehung Jesu gegeben hat, wenn sie sich bei Johannes Heesters wiederholt", kannte Jesus schon, als er im Gleichnis sagte: "Hören sie Mose und die Propheten nicht, so werden sie sich auch nicht überzeugen lassen, wenn jemand von den Toten auferstünde." (Lk. 16, 31)
Und trotzdem wird die Auferstehung als historisches Ereignis propagiert und durch zahlreiche "Zeugen" belegt. Es wäre doch viel klüger gewesen, Jesus wäre seinen Widersachern erschienen.
Hätte nichts gebracht. Jesus hat schon recht, die Widersacher hätten sich nicht überzeugen lassen. Ähnlich wie z.B der Koran einfach sagt, Jesus sei gar nicht gekreuzigt worden, sondern jemand, der ihm ähnlich war, hätten sie alle möglichen Ausreden und Erklärungen vorgebracht.
Außerdem: Gott könnte ja auch heute seine Erkennbarkeit wesentlich erhöhen. Aber er will nicht überwältigen. Die Liebe setzt auf Freiwilligkeit, nicht auf Zwang.
"Hören sie die neutestamentlichen Zeugen nicht, so werden sie sich auch nicht überzeugen lassen, wenn jemand von den Toten auferstünde."
sven23 hat geschrieben: Roland hat geschrieben:Die Formulierung "außerbiblischen Beweise" kommt in dem Artikel gar nicht vor sondern "außerbiblischen Quellen". Und die existieren, das ist Fakt.
Mehr als ein paar Nebensätze gibt es nicht, und nachtäglich christliche Fälschungen.
Man könnte wesentliche Teile des Evangeliums nur mit nicht-christlichen, altertümlichen Quellen rekonstruieren, etwa mithilfe von Josephus dem Babylonischen Talmud, Tacitus, Thallus und Phlegon und Plinius d. J.
sven23 hat geschrieben: Jesus hatte also zu Lebzeiten lange nicht die Bedeutung und den Bekanntheitsgrad, wie die Evangelien Jahrzehnte später wissen wollen.
Es waren vorwiegend Arme, Kranke, Hilfesuchende, die ihm in Scharen nachliefen. Die Evangelien sprechen nirgends von einer besonderen "Bedeutung" Jesu zu dessen Lebzeiten im römischen Reich. Im Gegenteil, Jesus selbst preist den Vater dafür, dass er es den Weisen und Klugen verborgen hat um es den Unmündigen zu offenbaren (Mt. 11, 25).
Hochmut war ihm fremd, er offenbarte sich den Kleinen und Schwachen auf dieser Welt.
sven23 hat geschrieben: Roland hat geschrieben: Zweifellos, auch Christen sind nur Menschen. Aber darum geht’s gar nicht. Es geht um die Frage, womit sich Moral begründen lässt. Mit dem Atheismus nicht, wie der Atheist W.P. Provine richtig fomuliert hat:
"Es existiert kein inhärentes moralisches oder ethisches Gesetz, und es gibt auch keine absoluten Leitprinzipien für die menschliche Gesellschaft.
Wir sind dem Universum gleichgültig und haben keinen letzten Sinn im Leben."
Provine hat ja durchaus Recht. Moral und Ethik unterliegen dem Wandel der Zeiten und werden im gesellschaftlichen Diskurs immer wieder neu verhandelt.
Und es gäbe buchstäblich keinen Fixpunkt, an dem sich die Menschheit orientieren könnte, in einem gleichgültigen Universum ohne letzten Sinn. Nichts wird übrigbleiben, es bleibt nur das bodenlose Nichts.
Dieser Glaube führt zum moralischen Verfall.
sven23 hat geschrieben: Es ist ja durchaus ein Fortschritt, dass wir uns von den Ethik- und Moralvorstellungen des AT-Kriegsgottes Jahwe weitgehend distanziert haben.
Das ist Rückschritt. Die 10 Gebote und die Bergpredigt sind heute noch Grundlage unserer christlich-jüdischen Ethik. Je mehr sie verdrängt wird zugunsten des Atheismus, um so mehr fehlt die Grundlage für allgemein verbindliche Moralnormen. Der Atheismus hat da nichts zu bieten. Und das hat fatale Folgen.