Da ist prinzipiell was dran - oder anders: Darum geht es doch gerade.Josi hat geschrieben:Denn was hier ausgenutzt wird, ist schlicht, dass niemand zwischen einer erlogenen, oder einer nur eingebildeten oder gar echten Gottesoffenbarung unterscheiden kann!
Egal, wie die Bibel formuliert, chiffriert oder sonstwas ist: Als geistiger (das muss nicht intellektuell sein) Mensch erkennt man nach und nach, was erlogen, eingebildet oder echt ist - und ist trotzdem immer in Gefahr, ab und an reinzufallen ("Unterscheidung der Geister" nennt man das).
Das ist der Punkt: Unsere vom kritischen Rationalismus geprägte Zeit ist da ziemlich hilflos - es ist eine der größten kulturellen Katastrophen der Neuzeit, dass der methodisch sehr, sehr gute Kritische Rationalismus von der Methodik/Natur-Wissenschaft (dort gehört er hin) in die Philosophie rübergeschwappt ist. - Denn dann wird die Qualität einer geistigen Aussage davon abhängig gemacht, ob sie - am besten noch intersubjektiv - überprüfbar ist - Anthropozentrismus pur.Josi hat geschrieben:Denn ebenso könnte ich von einem ungeheuerlichen Traum erzählen und dabei ausnutzen, dass niemand überprüfen kann, ob es sich tatsächlich so verhielt, oder nicht.
Denn diese objektive Verifizierung KANN gar nicht funktionieren, weil das Wort "Geist" (im traditionellen Wortsinn) nur dann Sinn macht, wenn es eine Dimension ÜBER uns bezeichnet. - Das, was den Menschen aber dimensional übersteigt, kann nicht durch die Wahrnehmung des Menschen "nachgewiesen", also auf seiner Wahrnehmungs-Ebene gemein gemacht werden (als hätte der Geist seinen Ursprung in der eigenen Dimension).
Genau das - nächste Verwirrung - postuliert der Naturalismus, nachdem er "Geist" auf "gute" Orwell-Art so semantisch umgedeutet hat, dass er genuin Produkt der Materie sei - also Eigengewächs. - Was umgekehrt dazu führt, dass ein naturalistisch/materialistisch formatierter Mensch versucht, "Geist/neu" auf Theologisches zu übertragen UND auch noch dessen Verifizierbarkeit per Neurowissenschaften vorauszusetzen. - Das kommt davon, wenn man orwellsche Polyseme produziert - Verwirrung pur.
Da kommt jetzt das Motiv, dass man in materialistisch begrenztem Aufklärungs-Bewusstsein nicht verstehen kann, dass es eine universelle Aufklärung gibt, die eben darin besteht, dass sie eben NICHT materialistisch ist, sondern geistig darüber hinausgeht - und eben auch hermeneutisch über die Grenzen des Kritischen Rationalsmus hinausgeht.Josi hat geschrieben:Dabei beunruhigen mich weniger Betrüger, die diesen Umstand ausnutzen, sondern Leute, die diesen Unsinn für sich selbst entdecken (besonders so im Umgang mit ihren eigenen und uneigenen Kinder!!!!) - darum Sätze wie "Keine Macht den Doofen" bereits ungleich schwergewichtiger gerechtfertigt sind, als jegliche >>>sekundäre Gottesoffenbarung<<< der bisherigen Menschheitsgeschichte.
Und so stehen sich zwei Parteien gegenüber:
1) Der Materialistisch/Naturalistisch-Kritisch-Rationale, der sich als aufgeklärter versteht als Theologe und Gläubige.
2) Der universell Geistig-Orientierte, der sich als aufgeklärter versteht als Materialist/Naturalist.
Die gegenseitigen Reaktions-Muster sind in der Ausdrucksweise erfahrungsgemäß unterschiedlich: (1) triumphiert "fortschrittlich" über den aufklärerisch zurückgeblieben Glaubigen/Geistig-Orientierten. - (2) seufzt über den geistig erkenntnis-resistenten Materialisten/Naturalisten.