Gott steht über Singular und Plural.
Die ersten Christen, alles Juden, standen nach der Auferstehung des Herrn vor dem Problem, dass sie an nur einen Gott glaubten, aber nun jener, Jesus, in ihr Leben, ihre Geschichte kam, der von sich behauptete Gott gleich zu sein, Sünden vergab, Tote erweckte, Aussätzige heilte, was nur Gott konnte. Zudem wussten sie nach Pfingsten um dieselbe Kraft in ihnen, die sie von Gott erwarteten und von Jesus ausgehend spürten und sahen.
Johannes war der erste, der diese noch unreflektierte Dreiheit des Einen in seinem Evangelium nicht nur nebeneinander stellte, wie Ur-Matthäus, Matthäus und Lukas, sondern auch schon ineinander, ohne aber es konkret auszusprechen. So wurde 80-90 schon mit der Vater-Sohn-Hl. Geist-Formel getauft.
Spätere Erklärungsversuche wie Monarchismus oder Arianismus machten es sich einfacher, aber auch einfältiger, denn der Kern und die Erfahrung blieben dabei unberührt. Deren Erfolg bestand allein darin, dass man Gottes Wesen als erkannt abhaken konnte, während die erlebte und erfahrene Trinität ein Mysterium blieb, das sich erst im hin-glauben und hin-lieben öffnete.
Die Meditation über die Dreifaltigkeit kann mit dem biblischen Impuls beginnen, was es heißt Vater und Sohn zu sein. Dass man Vater nur durch den Sohn wird und umgekehrt. Dass das Sohnsein ein völliges Ausgerichtetsein auf den Vater ist, ein Sein-für, ein Gesandtsein-von. Dass Sohnsein Hingabe ist an den Vater und Vatersein Allvergabe an den Sohn. Hier scheint dann durch den Schleier des Heiligen das Wesen Gottes hindurch: die Liebe. Der eine Gott zeigt sich in den drei Personen durch ihre Relation, ihre Beziehung zueinander.
Diese Relation ist nicht unabhängig vom Menschen: Sind wir Christen, haben wir durch den Sohn Anteil am Sohnsein (natürlich auch Tochtersein) und sind wie er in der Existenz des Gesandtseins, des Dienens, der Hingabe. Die Pro-Existenz, das Für-Sein des Sohnes eröffnete uns dies erst.
In der Trinität zu leben und zu glauben oder nicht, ist also keineswegs nur philosophisches Gedankenspiel, ohne Auswirkung auf das Leben, es ist existentiell, weil es das Denken verändert oder nicht. Die Einheit der Kirche, aller Christen, ist allein in Christus, im Sohnsein zum Vater. Diese Einheit ist Glaube, ist Liebe. Die Einheit ist darum Liebe, weil sie als einzige die Vielheit aufhebt, so wie Vater-Sohn-Hl. Geist eins in Gott sind. Das ist das Geheimnis: Eins-Sein im Viel-Sein durch die Liebe, den Hl. Geist.
So weit ...
Servus
