Agent Scullie hat geschrieben:Diese Sichtweise führst du aber gleich darauf ad absurdum, in dem du hier:
Novalis hat geschrieben:Das Neue Testament kann in seiner vollen Tiefe nur verstanden werden im Lichte aller Menschheitsreligionen. Alle Religionen sind Dialekte der einen umfassenden Logos-Religion der Menschheit. Denn im Sinne des Johannes-Evangeliums ist der Logos das Licht der Welt, das einen jeden Menschen erleuchtet und das in der Welt ist, noch bevor es in die Welt kommt. Dieses Licht ist das allumfassende kosmische Christentum. So universal ist die Offenbarung des kosmischen Christus. Sie durchdringt als das göttliche Urlicht alle Räume und Zeiten. Sie ist auch im Sinne des Johannes-Evangeliums nicht abgeschlossen, nie fertig, sondern fortlaufend. “Noch vieles habe ich euch zu sagen, aber ihr könnt es jetzt noch nicht tragen. Wenn er aber kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch in alle Wahrheit einführen. Nicht aus sich wird er reden, sondern, was er hört, wird er reden und das Zukünftige kundtun.†(Joh 6,12 - 13 und 15)
“Alles, was der Vater hat, ist meinâ€, sagt Christus. Das heißt: die ganze Weite und Tiefe der göttlichen Wahrheit, alle Menschheitsreligionen sind Christentum. Im gleichen Sinne sagt Novalis: “Wer hat die Bibel für geschlossen erklärt?â€
~ Das Johannesevangelium als Offenbarung des kosmischen Christus
das Christentum zur einzig wahren Religion erklärst.
Das Christentum ist für mich tatsächlich die einzig wahre Religion; und zwar in dem Sinne, dass es die Teilwahrheiten aller anderen Religionen in sich verdichtet auf eine vollkommene Weise. Ich gehe davon aus, dass es in der Geschichte der Menschheit eine einzige fortschreitende Offenbarung Gottes gibt, die sich in den verschiedenen spirituellen Traditionen kristallisiert. Hier hilft uns wirklich der Begriff der Evolution weiter

Es gibt nicht nur eine materielle, sondern ebenso eine spirituelle Evolution des Menschen und darin spielt Jesus Christus eine absolut zentrale Rolle. Durch seine Inkarnation ist ein spiritueller Impuls in die Welt gekommen, der vorher nicht da war, aber im Christentum verdichten sich auch alle vorher geschehenen Offenbarungen. So könnten wir beispielsweise sagen, dass die Lehre des Buddha in Christus zu ihrer Erfüllung gekommen ist. Allerdings sagte Jesus auch:
“Noch vieles habe ich euch zu sagen, aber ihr könnt es jetzt noch nicht tragen. Wenn er aber kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch in alle Wahrheit einführen†(Joh 6,12 - 13 und 15)
Die spirituelle Evolution ist also noch nicht abgeschlossen. Der Geist der Wahrheit wirkt auch im interreligiösen Dialog und führt uns schrittweise durch die Begegnung mit dem Anderen zu einer immer tieferen Verständnis, so wie sich eine Raupe zum Schmetterling entwickelt. Schon alleine daran können wir sehen, dass sich eine Evolution (von lateinisch evolvere „herausrollen“, „auswickeln“, „entwickeln“) ereignet. Ich glaube nicht, dass Christen ein Problem mit der Evolutionslehre haben, sondern eher mit einem rein materialistischen Weltbild. In
Der Mensch im Kosmos (Le Phénomène Humain) hat Pierre Teilhard de Chardin schon vor langer Zeit eine spirituell-christliche Sichtweise auf die Evolution entwickelt:
Für Teilhard ist die gesamte Wirklichkeit etwas Dynamisches, etwas, das dauernd in Entwicklung ist. Der Kosmos als statische, fixe Größe ist für ihn endgültig überholt. Er verwendet daher ganz selten den Begriff Kosmos. Lieber spricht er von Kosmogenese, wodurch das Entstehen, Werden und Sich-Entfalten des Universums deutlicher zum Ausdruck kommt. Er sieht in der Kosmogenese eine von Gott bewirkte kreative Bewegung, die noch nicht an ihr Ziel gelangt ist. Kennzeichen dieser Bewegung ist die ständige Zunahme von Organisiertheit alles Seienden. Die Kosmogenese befindet sich auf einem Weg, aber nicht um des Weges willen. Dieser Weg hat ein Ziel, das nicht von außen vorgeschrieben oder aufdiktiert ist. Die Kosmogenese tastet sich voran, auf ein Ziel hin, das sie Schritt für Schritt selber entwirft.
Teilhard geht davon aus, dass allen physischen Dingen geistige Eigenschaften innewohnen. Die Materie müsse, um Geist hervorzubringen, als Urmaterie bereits beseelt gewesen sein. Sie sei sich durch Evolution schließlich im Bewusstsein des Menschen ihrer selbst bewusst geworden. Er behauptet allerdings nicht, dass unbelebte Dinge Bewusstsein haben und zum Beispiel Schmerzen erleben können. Vielmehr postuliert er, dass bei den Lebewesen abgestufte Formen bewusster Geistigkeit anzutreffen sind. Nur dann, wenn ein Wesen in physischer Hinsicht ausreichend komplex ist, kann auch die entsprechende geistige Seite komplexe Züge annehmen.
Der Weg, den die Kosmogenese in der Vergangenheit eingeschlagen hat, verläuft nach Teilhard gemäß dem Gesetz der Konvergenz. Darunter versteht er die Vereinigung von zuerst getrennten Einheiten zu immer größeren, komplexeren Einheiten. In den beiden Faktoren Konvergenz und Komplexität offenbare sich das Grundstreben der Kosmogenese. Nach vorne erscheinen immer komplexere Gebilde, die zugleich immer intensiver konvergieren. Das Ziel werde das komplexeste Gebilde mit der größtmöglichen Konvergenz sein.
Pierre Teilhard de Chardin: Ethik und Evolution
Die Vereinigung von zuerst getrennten Einheiten zu immer größeren, komplexeren Einheiten sehen wir heute überall: die Menschheit wächst zu einer universalen Weltzivilisation zusammen, wodurch die ganze Menschheit auf eine höhere Bewusstseinsebene gelangen wird. Das fordert von den Christen, dass sie das Christentum nun in einem universalen und allumfassenden Sinne verstehen (was im Johannes-Evangeliums selbst schon angelegt ist, denn dort wird von dem einen Logos gesprochen

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