Rembremerding hat geschrieben:Natürlich. Nagel ist Atheist. Der Grundbaustoff kann für ihn nur aus der Materie, aus der Natur stammen.closs hat geschrieben:Da sehe ich das Problem, dass dieser "Grundbaustoff" vermutlich aus seiner Sicht "diesseitiger" Konvenienz sein müsste - aber ich kenne Nagels Werk nicht.
Aber sein Buch "Geist und Kosmos" ist wirklich interessant.
Vielleicht ist dieser Dualismus von Geist und Materie einfach falsch. Das ist meine persönliche Sichtweise: Geist und Materie emanieren aus einer gemeinsamen Quelle. Doch das ist begrifflich schwer zu beschreiben: wie nennen wir das dann? Ich nenne es das absolute Bewusstsein. “Materie†im Sinne des orthodoxen Materialismus ist es jedenfalls nicht.

Erwin Schrödinger: Geist und MaterieNach Spinoza ist jedes Einzelding eine Modifikation der unendlichen Substanz, das ist Gottes. Es drückt sich in jedem seiner Attribute aus, im besonderen in dem der Ausdehnung und in dem des Denkens. Ersteres ist seine körperliche Existenz in Raum und Zeit, letzteres - wenn es sich um den lebendigen Körper eines Menschen oder Tieres handelt - sein Geist (mens). Aber auch alles leblos Körperliche ist für Spinoza auch ,,ein Gedanke Gottes“. Wir stoßen auf den kühnen Gedanken einer Allbeseelung; freilich nicht zum ersten Male; schon zweitausend Jahre zuvor hatte dieser Gedanke der jonischen Philosophenschule (Thales, Anaximander, Anaximenes) den Beinamen der Hylozoisten eingetragen. Nach Spinoza hat der geistvolle Gustav Theodor Fechner sich nicht gescheut, die Pflanzen zu beseelen, die Erde als ‘Weltkörper und die Sterne. Ich stimme diesen Phantasien nicht zu, aber ich möchte nicht darüber zu Gericht sitzen, wer der tiefsten Wahrheit näher kam, Fechner oder die Bankrotteure der Rationalistik.
Um diese “tiefste Wahrheit†müsste es uns gehen. Mit Sicherheit hat auch jemand wie Michael Schmidt-Salomon daran Interesse, sonst wäre er nie Philosoph geworden. Was mich persönlich angeht: als Mystiker stimme ich Gustav Theodor Fechner zu. Die Pflanzen sind beseelt, ebenso die Erde als Weltkörper, die Sterne, der ganze Kosmos. Der rationale Wissenschaftler Schrödinger nennt es “Phantasienâ€, aber vielleicht ist die Realität ja sehr viel phantastischer, als die meisten Menschen zu denken wagen. Die christliche Mystik und Spiritualität zeigt uns einen phantastischen Realismus, eine Realität, welche die begrenzte Ratio der Menschen unendlich übersteigt. Nicht im Sinne dogmatischer Denkverbote, sondern im Sinne einer Einladung größer, weiter und wagemutiger zu denken. Doch um auf solche Ideen zu kommen, wie ich sie hier formuliere, müsste man eigentlich nur mal schöne Kunst betrachten.

Scott Naismith (Scottish, b. 1978, South Lanarkshire, Scotland) - Cumulus Consonance Study 1, 2013 Paintings: Oil on Canvas
Mir genügt schon dieses Bild vollkommen, um an die Beseeltheit der Welt zu glauben
