Pluto hat geschrieben:Also ist doch Europa, der Ort, wo sich Religion am besten verbreiten lässt?
VERBREITEN lassen sich Religionen bei uns sicherlich am besten - weil wir eben freiheitlich ausgerichtet sind. - Aber unsere Gesellschaft hat seit einiger Zeit nicht die kulturellen Voraussetzungen, um Quelle einer Kultur zu sein, die über materialistische Kultur hinausgeht - im Grunde sind wir großzügige Gastgeber für etwas, was bei uns nicht mehr ist.
Pluto hat geschrieben: Genau das schreibt Hitler in "Mein Kampf"
Dass er seinen Kampf religiös motiviert versteht? - Möglich - aber seine Religion war doch eine atheistische/materialistische/rassisistische. Er hat das Goldene Kalb gepredigt - also im Grund atheistisch gepredigt. - Jetzt sind wir wieder an dem Punkt, ob man Atheismus als Religion bezeichnen kann - falls ich Dich richtig verstehe, war das bei Hitler so.
Pluto hat geschrieben:Du meinst also, das rechtfertigt deren Exterminierung?
Wie kommst Du auf "Rechtfertigung"? - Wenn man Ursachen erkennt, ist das doch nicht dasselbe wie "URsachen rechtfertigen". - Wenn ein PSychologe bei einem Verbrecher etwas verstehen will, wird er doch nicht selber zum Verbrecher, sobald er es versteht - es ist sein Job zu verstehen.
Pluto hat geschrieben:Wenn man einen ganze Gruppe wegen ihres Glaubens vom Handwerk ausschließt, ist das keine Diskriminierung auf Grund der Religion?
Doch - in der Wurzel schon. - Historisch natürlich. - Da war eine Minderheit, die sich nicht assimilieren ließ und deshalb auffiel - am meisten auffiel durch die "andere" Religion. - Dementsprechend war dies der Ansatzpunkt für Diskriminierung.
Trotzdem waren die Pogrome nicht durch die Religion begründet, sondern wenn - wie in Nürnberg - die Juden wieder mal zu viel Geld verliehen hatten, das man nicht zurückzahlen wollte - oder auf Grundstücken saßen, die man für die Stadt haben wollte - etc. --- Die Grundlage war eine religiöse, aber der Grund war rein säkular:
"Wir wollen Eure Kohle (bzw. Euch Eure Kohle nicht zurückzahlen) und Eure Grundstücke wollen wir auch - da Ihr als Juden als Minderheit identifizierbar seid, können wir Euch ausgrenzen und leicht eine öffentliche Zustimmung des Mainstreams erwirken, also machen wir ein Pogrom".
Das ist ein altes gruppendynamisches Muster, das eigentlich immer funktioniert, wenn man nichts aktiv dagegen stellt.
Pluto hat geschrieben:Ich sage ja nicht, dass WK-2 ein reiner Religionskrieg war, aber er hatte ganz wesentliche religiöse Elemente.
Es wurde auf religiöse Motive zurückgegriffen, weil diese kommunikativ verfangen haben - aber das Motiv des Krieges an sich war nicht religiös.
Pluto hat geschrieben:Man hat die Juden versucht auszurotten, weil sie ein Minderheit waren. Der Grund für den Rassenwahn bei den Juden war ihre Religion. Da ist es völlig egal, wie man es nennt.
Ersetze "Religion" durch "als Minderheit identifizierbares Attribut", dann kriegst Du auch Homosexuelle und Zigeuner rein - und dann ist es auch fair, weil genau das war der Punkt. - Es war bei den Juden nicht AN SICH die Religion, sondern deren Identifizierbarkeit als Minderheit und den PRass auf deren (angeblichen) Reichtum, der vom eigenen Geld stamme.
Pluto hat geschrieben:Irreführend? Es liegt wohl eher an deiner ideologischen Prägung.
Naja - wir sollten vielleicht mal wieder darüber sprechen, was eigentlich "Aufklärung" ist.
Pluto hat geschrieben:a aber die Bewegung war viel zu klein, als dass davon Kriege ausgehen konnten.
Deswegen ist die Gegenüberstellung "Religion" und "Atheismus" ja so irreführend - man kann nicht eine kulturelle Grundlage (Religion) mit einer akademischen Strömung (Atheismus) vergleichen - der Gegenspieler von "religiös" ist "säkular".
Pluto hat geschrieben:Die Gründe waren Territorialgewinne und Religion.
Prinzipiell richtig - aber nenne mir Kriege außer den Kreuzfahrerkriegen und den Anfangskriegen der Reformation, der primär religiös war? - Im Mittelalter könntest Du einige finden - aber danach?