
ich kann offen sagen, dass ich ohne Rilke vermutlich kein Christ wäre. Als ich noch Atheist war, da habe ich ihn bereits gelesen und tief in meinem Inneren einen spirituellen Klang vernommen, der mich nie wieder losgelassen hat. Ich musste dem nachspüren und das hat mich dann auch zur Religion geführt. Der Atheismus erschien mir leer und kalt im Vergleich dazu. Eine meiner heiligen Traditionen zur Weihnachtszeit: Rilke lesen. Ich weiß nicht warum, aber er ist für mich identisch mit Weihnachten. Seine Worte sind für mich Heimat und ein wärmendes Feuer im Kamin. Ein heilsamer Wärmestrom. Oder wie Spuren im Schnee, die mich nach Hause führen und liebe Menschen, die schon auf mich gewartet haben, Freunde und Familie. Das Christuskind in der Krippe meines eigenen Herzens. Das ganze Mysterium des Christentums, die Geburt des Heiligen und Göttlichen in diese Welt, können wir bei Rilke finden (falls jemand bereit ist ihm zuzuhören)
Rembremerding hat geschrieben:Jeder kann in dem Stand wirken, in dem er berufen. Niemand muss heiraten oder unverheiratet bleiben, Prediger werden, Priester oder Bauhandwerker. Jeder ist dazu aufgerufen, die von Gott geschenkten Talente für das Reich Gottes und sich zu nutzen
Noch etwas zur Lebensform des Mönchs: das gibt es ja ebenso in anderen Religionen. Das zeigt schon, dass es für manche Menschen ein reales Bedürfnis ist. In Indien nennt man sie saṃnyÄsin. Für die dortigen Menschen ist es selbstverständlich, dass das eine mögliche und auch respektable Lebensform ist.
Sannyas ist eine von der spirituellen Suche bestimmte Lebensart. Sannyasin bezeichnet im Hinduismus einen Menschen, welcher der Welt entsagt hat und in völliger Besitzlosigkeit lebt. Sein ganzes Streben ist auf Moksha, die Befreiung vom Karma und vom Kreislauf von Geburt und Tod durch Vereinigung mit Gott oder der höchsten Wirklichkeit gerichtet. Manche umherwandernde Sannyasins begnügen sich mit einem Platz in der Nähe eines Tempels; andere leben in Höhlen oder sind völlig heimatlos auf ständiger Wanderschaft. Asketisch und ungebunden lebende Sadhus, wie u.a. hinduistische Mönche genannt werden, sind Sannyasins. Sannyasins tragen traditionell orangefarbene Gewänder. Sannyas nennt man auch die letzte der vier Stufen eines idealen Hindu-Lebens, das der Dharma, die hinduistische Ethik, als Ideal vorsieht: Im letzten Abschnitt des Lebens ist es demnach angemessen, sich von allem Weltlichen zu lösen und sich heimatlos, von milden Gaben ernährend, der Suche nach Erlösung zu widmen.
Wikipedia: Sannyasin
Im Westen wurde das bekannt durch die Hare-Krishna-Bewegung. So kann man sich umherwandernde Sannyasin vorstellen:
Sie sehen also so aus, wie vermutlich Jesus und seine Jünger ausgesehen haben

das hat etwas Ehrwürdiges an sich, meiner Ansicht nach. Vergleichen kann man das auch noch mit den Sufis, den islamischen Mystikern, die eine ähnlich radikal spirituelle Lebensweise praktizieren. Etymologisch kann das Wort Sufi von arabisch ṣūf صÙÙˆÙ – „
Schurwolle“ abgeleitet werden, was auf die wollenen Gewänder der Sufis hinweist, oder von á¹£afÄ ØµÙØ§ – „
rein sein“. Sie praktizieren eine sehr einfache und asketische Lebensweise. Als unser Herr Jesus auf der Erde lebte, hat er von den wahren Gläubigen gesagt, dass sie in der Welt leben, aber nicht von der Welt sind (Joh 17,11.14 und 16). Solche wahren Gläubigen finden wir in allen Weltreligionen, auch wenn sie vielleicht noch nie etwas von Jesus und seiner ekklÄ“sÃa gehört haben. In einem tieferen mystischen Sinne gehören sie bereits zur ekklÄ“sÃa, auch wenn sie formal keine Mitglieder sind.