Detlef hat geschrieben:Unterscheide bitte: Ausgrenzung, Dämononisierung... usw. von bestimmten Bevölkerungsgruppen und Kritik an höchst fragwürdigen Ideologien!
Muslime selbst betrachten ihre Religion kritisch. Ich empfehle Dir die Bücher von Yasar Nuri Öztürk, die in deutscher Sprache erhältlich sind. Er ist ein wirklich hervorragender türkischer Theologe:
Der verfälschte Islam: eine Kritik des islamischen Denkens. Das ist ein kritische Betrachtung zur gesamten islamischen Geschichte. Dieses Buch war im Jahr 2000 für viele Monate auf den türkischen Bestsellerlisten. Das zeigt uns, dass die Muslime kritisch nachdenken über ihre Religion. Was unsre eigene Geschichte angeht, so wäre eine kritische Reflexion ebenfalls notwendig:
Was waren das für Lehren aus dem Orient, von denen sich die Christenheit umstellt sah? Keiner wusste, was sich diese Anhänger Mohammeds erzählten, wen sie anbeteten, was sie so stark machte. Wer waren sie? Christliche Sektierer? Gottlose Heiden? Und wie konnte man mit ihnen fertig werden? Der erste Kreuzzug hatte zwar die ersehnte Eroberung Jerusalems gebracht – aber der Blutzoll war unfassbar hoch gewesen und der Islam trotzdem nicht geschlagen.
welt.de: Der Koran als Buch der Antike und des Abendlandes
Mit Gewalt kann man den Islam nicht schlagen: nur auf der geistigen Ebene. Das war ursprünglich sogar das Anliegen der Islamwissenschaft:
Petrus (etwa 1094 bis 1156), Abt von Cluny, beschloss, den Kampf auf seine Art fortzuführen. Man würde, so sagte er sich, diesem verwünschten Islam nur Einhalt gebieten, wenn man ihn theologisch widerlegte. Dann würden alle Muslime erkennen, dass sie sich geirrt hätten und sich Jesus Chrisus unterwerfen. Als erstes galt es, den heiligen Text des Islam zu verstehen. Petrus ließ eine Koranübersetzung anfertigen, aus dem Arabischen ins Lateinische.
Er schickte sie am Bernhard von Clairvaux, den Chefideologen der Kreuzzüge, mit der schriftlichen Bitte, den entschlüsselten Koran künftig „mit aller Kraft in Wort und Schrift zu bekämpfen, zu zerstören, zu zertrampeln“. Das war die Geburtsstunde europäischer Koranforschung. Islamwissenschaft als Kreuzzug mit anderen Mitteln. Verständlich, dass die orientalischen Gelehrten bis heute misstrauisch sind, wenn westliche Kollegen sich mit den Offenbarungen Allahs beschäftigen.
So ist es fast schon ein Politikum, wenn nun eine deutsche Forscherin den weltweit ersten vollständigen wissenschaftlich-kritischen Kommentar zum Koran vorlegen will: Angelika Neuwirth von der Freien Universität Berlin ist eine international profilierte Arabistin. Sie veröffentlicht im Verlag der Weltreligionen eine fünfbändige Koranübersetzung mit umfangreichen Erläuterungen, Anmerkungen und Textanalysen.
Angelikas Neuwirths Arbeit ist beachtlich und - im Gegensatz zu Bernhard von Clairvaux - betreibt sie keinen Kreuzzug. Sie ist Wissenschaftlerin und veröffentlicht für
den Verlag der Weltreligionen 