Halman hat geschrieben:Besonders Muslime mit nicht-europäischen Migrationshintergrund wählen links-grün. Dies ist paradox, weil die Mehrheit der Muslime (siehe Erdogan-Wahl) wertkonzervative Vorstellungen vertreten und überhaupt nicht mit den links-liberalen Werten übereinstimmen
Es gibt menschenfreundliche und menschenfeindliche Auslegungen des Islam. Die Eigenschaft Gottes, mit der Gott sich selbst im Koran am häufigsten beschreibt, ist die Barmherzigkeit. Er wird als der Allbarmherzige (Ar-Rahman) und der Gnadenspender (Ar-Rahim) beschrieben. Ausdruck findet diese Barmherzigkeit in den 5 Säulen des Islam, denn dazu zählt die ZakÄh (Almosensteuer), eine regelmäßige Sozialabgabe an die Armen und Bedürftigen (Sarah Wagenknechts Forderung nach einer Reichensteuer dürften die meisten Muslime zustimmen

). Wenn Muslime links wählen, dann kann es auch einfach daran liegen, dass sie tatsächlich eine gemeinsame Schnittmenge mit dem sozialen Programm der Linken haben. Tatsächlich begann der Islam als eine „
sozialrevolutionäre Bewegung“. Das wird deutlich, wenn man sich objektiv mit den historischen Begebenheiten näher auseinandersetzt: dazu empfehle ich Reza Aslans Buch “
Kein Gott außer Gottâ€.
Das Buch ist spannend wie ein Roman, denn Aslan ist ein wirklich begnadeter Erzähler. Er geht davon aus, dass der Islam ursprünglich vorallem eine Bewegung für mehr soziale Gerechtigkeit war.
“Mit scharfen Worten prangerte er (Muhammad) die Mißhandlung und Ausbeutung der Schwachen und Schutzlosen an. Er verlangte eine Ende der betrügerischen Verträge und des Wuchers, der die Armen zu Sklaven gemacht hatte. Er sprach von den Rechten der Unterprivilegierten und Unterdrückten und erhob die unerhörte Forderung, es sei die Pflicht der Reichen und Mächtigen, sich ihrer anzunehmen.â€
~ Reza Aslan
Kein Gott außer Gott: Der Glaube der Muslime von Muhammad bis zur Gegenwart (Reza Aslan, 2006)
Damit wäre deine These widerlegt: es gibt sehr wohl Gemeinsamkeiten, aber auch einige entscheidende Differenzen zwischen dem Islam und dem modernen linken Denken. Muhammad kritisierte den Verfall der mekkanischen Stammesethik. Er prangerte die Ausbeutung der Schutzlosen und Schwachen an. Am Anfang steht nicht die Predigt des Monotheismus, sondern die Forderung sozialer Gerechtigkeit. Abu Bakr, selbst ein reicher Kaufmann, wohl getrieben von Idealismus und der Lust auf die Revolution, kaufte einige Sklaven, um sie dann in die Freiheit zu entlassen. Seine ersten Anhänger gehörten übrigens zu den einflussreichsten Familien der damaligen Clans: junge Männer, die mit der mekkanischen Gesellschaft unzufrieden waren und etwas verändern wollten und daher umstürzlerische Gedanken hegten. Durchaus vergleichbar (nach den damaligen Maßstäben) mit den 68ern

oder in unsrer Zeit: die identitäre Bewegung, deren Protestform eine Adaption der „subversiven Aktion“ der 68er-Bewegung darstellt (in Anlehnung an diese nennen sie sich „
Konservativ-Subversive Aktion“) natürlich wird das heute herrschende links-grüne Establishment vehement bestreiten, dass die identitäre Bewegung irgendeine politische Relevanz besitzt: aber wer hätte gedacht, dass der Steineschmeißer Joschka Fischer zum Außenminister werden könnte?
Die Wahrheit ist: es spielt gar keine Rolle, was das Establishment sagt, denn das war noch nie in Stein gemeißelt. Panta rhei (altgriechisch πάντα ῥεῖ, deutsch ‚alles fließt') und das gilt auch für den Zeitgeist. Ich halte einen Paradigmenwechsel in die konservative Richtung für möglich. Junge Männer und Frauen kommen und verändern einfach die Gesellschaft in ihrem Sinne und sie bitten nicht erst um Erlaubnis; und wenn man gegen sie ist, dann stachelt man sie erst so richtig an. Martin Sellner genießt es Claudia Roth in Angst und Schrecken zu versetzen. Wie nicht anders zu erwarten hat diese Bewegung ihren Ursprung in Frankreich. Der Pariser Mai 1968 bildete einen der Glanzmomente der Studentenbewegung. Angesichts des ethnisch-demographischen Wandels ist es nachvollziehbar, dass sich nun für viele Menschen die identitäre Frage stellt. Es gibt ja auch in islamischen Ländern eine aktionsorientierte identitäre Jugendbewegung. Das ist eine Gegenbewegung zum globalen Kapitalismus, der jegliche Identität und alle höheren metaphysischen Werte negiert.
Die Identitätsfrage wird in den nächsten Jahren immer wichtiger werden. Allerdings ist es nicht damit getan plump gegen den Islam und Muslime zu sein, denn es gibt ja auch DEUTSCHE MUSLIME. Die können wir nicht “
in ihre Heimat zurück schickenâ€, wenn Deutschland ihre Heimat
ist. Eine Freundin von mir ist Muslimin und sie hat in Deutschland ihr Abitur gemacht, sie studiert nun islamische Theologie

aus den Gesprächen mit ihr weiß ich, dass sich die Identitätsfrage für hier lebende deutsche Muslime ebenso stellt, wie für Nichtmuslime. Navid Kermani hat dazu ein Buch geschrieben:
Ohne darüber nachgedacht zu haben, ist Deutschland zu einem Einwandererland geworden. Mit den Menschen kam auch eine neue Religion: der Islam. Der Schriftsteller und Orientalist Navid Kermani erzählt von seinem Leben als Kind iranischer Eltern in Deutschland und berichtet von seinen Erfahrungen als Mitglied der Deutschen Islam-Konferenz. Wer dieses kluge und meisterhaft erzählte Buch gelesen hat, weiß: Es geht nicht darum, die multikulturelle Gesellschaft zu verabschieden. Es geht darum, sie endlich zu gestalten.
Amazon: Wer ist wir? Deutschland und seine Muslime
Meine Empfehlung: wir sollten die Muslime ganz ehrlich konfrontieren. Entweder bekennt ihr euch zu unsrem Land und der europäischen Zivilisation, dann seid ihr ein Teil unsres Volkes, dann kämpft ihr an unsrer Seite, dann seid ihr willkommen. Oder ihr müsst eure Koffer packen und in ein islamisches Land eurer Wahl ausreisen. Was ist daran so schwer? Die Muslime werden es verkraften, wenn man selbstbewusst mit ihnen redet. Außerdem ist Liebe und Loyalität zum eigenen Heimatland ein Bestandteil des islamischen Glaubens. Besonders nennenswert und vorbildlich ist in dieser Hinsicht die Ahmadiyya Muslim Jamaat mit ihrer bundesweiten Kampagne “
Wir sind alle Deutschlandâ€. Sie fordern von ihren Mitgliedern ein Bekenntnis zu Deutschland.
