Münek hat geschrieben:Nö - sie schließt die Göttlichkeit Jesu expressis verbis NICHT aus. Sie schließt sie de facto aber auch NICHT ein.
In der Interpretation tut sie es - andernfalls würde sie die Texte auch unter dem Aspekt der historischen Möglichkeit II ("Jesus ist göttlich") interpretieren - tut sie aber nicht.
Muss sie auch nicht - aber sie steht damit auf interpretativer Ebene für die Variante "So wäre das NT zu verstehen, wenn Jesus nur Mensch wäre".
Pluto hat geschrieben:Bisher hast du immer gesagt, die Kanoniker setzen, dass Jesus göttlich war, WESHALB käme keine Naherwartung raus.
Aber sie machen nichts anderes als die HKM-ler: "Vorhandenen (sach-)Daten auswerten und Schlussfolgerungen ziehen". - Die säkular Interpretierenden kommen dabei zum Ergebnis "Naherwartung ja" und die spirituell Interpretierenden zum ERgebnis "Naherwartung nein". - Das hat mit den unterschiedlichen Perspektive zu tun. - Beide Ergebnisse sind gut begründbar, aber eben von der Perspektive des Urteilenden bestimmt.
Pluto hat geschrieben:Also nochmals... Was glaubst du, was rauskommt wenn man NICHTS setzt?
Reine Sach-Aussagen - etwa: "Paulus glaubte in einer Phase an eine Naherwartung, so wie sich diese das Volk vorgestellt hatte" - das ist textlich einvernehmlich ermittelbar. - "Lukas glaubte an ein inwendiges Reich GOttes" - etc.
Setzungslos hieße hier im wesentlichen "Nur über die Verfasser der Texte sprechen". - Dass es dann im zweiten SChritt naheliegend ist, daraus auf Jesus zu schließen, ist unbenommen. - Aber um auf ihn schließen zu können, muss man ein gesamt-biblisches Bild haben, wer Jesus ist. - Und hier wird ein Jude oder Naturalist oder ein großkirchlicher Christ unterschiedliche Auffassungen haben, also Verfasser-Aussagen über Jesus unterschiedlich interpretieren. - Interpretation bedingt Setzung.
Anton B. hat geschrieben: Dann sage doch noch mal, welche Setzung Du meinst und wo sie im "Begründungbaum" verortet ist.
Letztlich gehen die meisten Mißverständnisse zurück auf zwei säkulare Setzungen:
1) Geist sei Produkt der Natur.
2) Natur sei nur Vorstellung, sei falsifiziert.
Beides ist - wie ich meine - logisch nachweisbar falsch oder zumindestens "nicht alternativlos". - Da dies aber nicht immer

erkannt wird, kann man bspw. einen naturalistischen Wirkungszusammenhang der "Welt" als setzungsfrei postulieren, nicht merkend, dass dies eine reine Glaubensaussage ist. - Oder man kann nicht erkennen, dass "Fügung" eine mit dem Naturalistischen nicht interferierende Größe ist. - Oder man kann "Jesus ist auch göttlich" nicht als EINE (von zwei) wissenschaftliche Interpretationsgrundlage anerkennen, obwohl sie historisch genauso naheliegend ist wie "Jesus ist nur Mensch".
Die Weichenstellungen beider obiger Setzungen sind grundlegender Natur und tauchen bei fast allen grundlegenden theologischen/philosophischen Fragen auf.