erbreich hat geschrieben:Ja, das sagst du treffend: das angebliche Nichts. Es gibt gar kein Nichts im Buddhismus, der Buddhismus ist nicht nihilistisch. Wie in jeder Hinsicht so auch hier versucht der Buddhismus die Mitte zu halten zwischen dem, was ihm als das nihilistisch-negative Extrem und dem, was ihm als das positiv-metaphysische Extrem gilt. Er lehrt die Überwindung dieser beiden extremen Weltanschauungen. Einem Buddhisten, der diese beiden Extreme durchschaut, geht es weder um die vermeintliche Vernichtung eines Selbst im Tode noch um das vermeintliche ewige Leben eines Selbst nach dem Tode. Da es ihm weder um dieses noch um jenes geht, gilt ihm auch jeder Streit um dieses oder jenes als sinnlos und nicht dem Befreiungsweg zugehörig.Rembremerding hat geschrieben:Über das Buddhabewusstsein könnte man noch sprechen (weniger in diesem Thread). Das erscheint mir wichtiger als Diskussionen um das angebliche Nichts im Buddhismus.
Eine sehr gute Darstellung

Die Universalität des Geistes /Die Befreiung des Geistes. Gelebte Spiritualität mitten in der Welt
Dieses grundlegende Buch beschreibt den Weg der Selbstverwirklichung im Geiste des Zen und der christlichen Mystik. Indem es die großen Gemeinsamkeiten der westlichen und östlichen Weisheitslehren aufzeigt, erweckt es in besonderer Weise die verlorengegangene Praxis der Mystik wieder zu neuem Leben. Das Buch behandelt alle wesentlichen Fragen und Themen des spirituellen Lebens und begleitet den Leser Schritt für Schritt auf seinem Weg des Erwachens zum wahren Selbst.

Mich würde interessieren: was hältst Du vom tibetischen Buddhismus? Da gibt es eine Bodhisattva-Verehrung, die mich persönlich sehr an die christliche Heiligenverehrung erinnert. Das scheint eine weitere Sehnsucht im Menschen zu sein, die sich nicht negieren lässt: in Berührung zu sein mit der ewigen spirituellen Welt, nicht nur abstrakt, sondern auch ganz konkret mit ihren “Bewohnernâ€. Wobei man gar nicht die moderne Literatur betrachten muss, um eine Symmetrie mit dem Buddhismus zu entdecken, denn da könnte man einfach mal den Thomas a Kempis aus dem 15. Jahrhundert lesen. Diese Erinnerung an die eigene Sterblichkeit, um dadurch mit intensivierter Bewusstheit zu leben (Memento mori), erinnert an einen Ratschlag des Buddha an seine Mönche (er empfahl seinen Mönchen mal auf den Friedhof zu gehen und über ihren eigenen Tod zu meditieren, eine radikale Schock-Therapie, was ich eigentlich nur jedem anraten kann, um wirklich aufzuwachen

Sterblicher, denk ans Sterben! Schnell und schneller als du glaubst, wird es mit dir hinieden geschehen sein. Sieh also zu, wie es um dich steht. Denn heute noch ist der Mensch und morgen schon ist er nicht mehr, und ist er einmal aus den Augen der Menschen, so ist er auch schnell aus ihrem Gedächtnis entschwunden. – Alles, was du denkst und tust, alles soll so gedacht und getan werden, als wenn du heut noch sterben müsstest. Wenn du heute nicht bereit bist, wie willst du es morgen sein. Der morgige Tag ist ein ungewisser Tag, und wer verbürgt dir, dass du ihn noch erleben wirst? Sei immer bereit und lebe so, dass dich der Tod nie unvorbereitet finden kann, denn oft kommt er zu einer Stunde, da er nicht erwartet wird.
Das schrieb er in seinem Meisterwerk der Nachfolge Christi (De imitatione Christi) es erschien zuerst anonym um das Jahr 1418. Das Buch ist eine Perle der christlichen Weisheit, weil es die direkte und persönliche Gottesbeziehung in den Mittelpunkt stellt. Die Gotteserfahrung ist selbstverständlich für das Hier und Jetzt und nicht erst für das Jenseits. Sie jetzt zu erleben ist die beste Garantie dafür, dass wir sie ebenso später erleben werden. Eigentlich müssten die Christen danach streben eine Art „messianisches Kollektiv“ in dieser Welt zu bilden. Paulus spricht von der Nachahmung (μιμÎομαι mimeomai, 1 Kor 11,1) “Folgt meinem Beispiel, so wie ich dem Vorbild folge, das Christus uns gegeben hat†im Zen spricht man von einer Übertragung des Dharma von „Herz zu Herz“. Das ist keine bloß rationale Wissensweitergabe, sondern eine Übertragung des spirituellen Bewusstseins - wenn man so will: des Christus-Bewusstseins - auf nonverbale Art. Im Grunde ist es das, was in der Eucharistie geschieht. Die Wandlung von Brot und Wein in den Leib und das Blut Jesu Christi.
Das ist, wenn man so will, die Übertragung des Dharma. Die Transsubstantiation spricht bezeichnender Weise von einer Wesensverwandlung. Diese Wesensverwandlung soll sich in unsrem Inneren ereignen.