Novalis hat geschrieben:
Das halte ich ebenfalls für eine sehr stichhaltige und nachvollziehbare Argumentation. Was denkst Du darüber? ... aber als eine Einladung zum vertieften Nachdenken über den wahren Sinn des Priestertums. Es gibt vieles, was ich bei Martin Luther kritisieren würde, aber bei einer Sache hatte er zweifellos Recht: damit, dass „
wir alle gleichmäßig Priester sind“. Er sprach vom „
allgemeine Priestertum aller Gläubigen“

Gerade, weil ich über den wahren Sinn des Priestertums nachdenke, kann ich nicht umhin Gottes Offenbarung in der Welt, Jesus Christus, als Maßstab zu nehmen, und er war ein Mann und er suchte sich nur Männer für seine 12 aus. Warum er es genau so tat, werde ich ihn einmal fragen, aber hier nehme ich seinen Willen in Demut und Freude an. Gerade, wenn man die Sakramente beachtet, welche die Kirche im Namen und im Auftrag des Herrn schenken, wird Gottes Wahl verständlich. Vielleicht muss man wirklich katholisch, orthodox sein mit Priestern in der Sukzession, um diese geistige Kraft erfahren zu können.
Wie gesagt: Luther ging von einem Priestertum der Privilegien und der Macht aus, wie es in seiner Zeit aus manchmal nachvollziehbaren Gründen herrschte, und wandte sich, betrachtet man die schlimmsten Auswüchse, zurecht gegen diesen Klerikalismus. Dennoch ging er bis zuletzt zur Beichte zu einem katholischen Priester und schrieb vom Papst als wahren ersten Hirten unter gleichen.
Und Luther hat unrecht, wenn er, den Dingen nicht auf den Grund gehend, von einem allgemeinen Priestertum spricht. Die Kirche betont das
gemeinsame Priestertum aller Gläubigen, wie es die Hl. Schrift bekundet. Jeder hat als Gläubiger nach seinem Stand dem Herrn zu dienen, weil er zuvor von dessen Liebe ergriffen wurde. Jesus hat weder den Stand der Priester Israels und der Schriftgelehrten abgeschafft ("Tut, was sie sagen, aber nicht, was sie tun") noch hat er Männer und Frauen zu den 12 berufen. Soldaten sollten Soldaten bleiben, Verheiratete verheiratet. In diesem Stand, zu den Gott einen beruft, hat man sein spezielles Priestertum auszuüben, das im Leib des Herrn zu einem gemeinsamen wird. Wir sind als Christen alle Glieder dieses Leibes und mit dem Haupt verbunden. So wie jedes Glied seine besondere Aufgabe am Leib hat, so haben auch Christen ihre besondere Aufgabe vom Herrn erhalten, um für ihn dessen Liebe weiterzuschenken in der Welt. Überall dort, wo jemand versagt, in Nöten kommt, oder seine Freude teilen will, stehen wir Christen füreinander ein, ergänzen das Fehlende und freuen uns über den anderen in seiner Berufung. Das bedeutet es, eins zu sein im Herrn, weil wir gemeinsam ihn preisen, lieben, dem Nächsten beistehen, Feinde lieben und Menschen zu Gott führen dürfen. Jesus, das Haupt, macht dieses gemeinsame Tun in seiner Kraft dann zum allgemeinen, zum universalen, deshalb auch "katholisch", wie das Wort es besagt.
Und dass Jesus Frauen gegenüber, gerade zu seiner Zeit, völlig unvoreingenommen gegenüber stand, und sie ebenso in seine Nachfolge berief, ist doch unbenommen. Der Titel für Maria Magdalena "Apostelin der Apostel" stammt doch gerade von der Kirche des Herrn. Sie ist sich der besonderen Stellung der Frau bewusst, wie sie der Herr forderte.
Die hl. Therese wäre gerne als Mann geboren, um Priester werden zu können, das ist richtig. Aber Gott hatte etwas besseres für sie vorbereitet: Sie wurde eine kleine Heilige und Patronin aller Missionare, obwohl sie nie ihren Karmel verließ! In ihrer Demut und Gottesliebe nahm sie freudig ihre Berufung an und wurde Priesterin dahingehend, indem sie eine solch innige Liebe zum Herrn erhielt, damit ihr Gebet immer fruchtbar wurde.
Zur keltischen Kirche wäre tatsächlich noch viel zu sagen. Sie war es, die durch ihr "grünes Martyrium" Europa nach der anarchischen Völkerwanderungszeit ordnen half und wieder Gott zuführte. Allein ihr Sünden- und Beichtverständnis war wunderbar von Gottes Barmherzigkeit getragen und wirkt bis heute in der Kirche (West und Ost, ich meine damit immer beide).
Servus
