Homöopathie IV

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closs
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#611 Re: Homöopathie IV

Beitrag von closs » So 29. Okt 2017, 16:48

sven23 hat geschrieben: closs hat geschrieben:
Und jetzt die Gefahr: Man darf aus meiner Sicht nicht sagen "Weil ich nicht weiß, welche Kräfte dafür verantwortlich sind, ist es nicht geschehen".


Das sagt ja auch niemand.
Naja - sehen wir das mal als Fortschritt.

sven23 hat geschrieben:Die möglichen Ursachen sind hinlänglich und oft genug benannt worden.
Richtig - es liegen verschiedene Angebote vor. - Welches am Ende das richtige ist, wird schwer herauszufinden sein. - Aber das macht nichts, weil es in der Praxis keine Rolle spielt.

Anton B.
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#612 Re: Homöopathie IV

Beitrag von Anton B. » So 29. Okt 2017, 16:55

closs hat geschrieben:
Anton B. hat geschrieben:Du bringst darüber hinaus Begründungen, warum andere das auch so sehen sollen.
Ich erwarte keine flammende Zustimmung, aber sehr wohl kein lässiger Abwinken, weil ja alles schon klar sei.
Die Begründungen, warum kein eigener HP-Mechanismus zur Erklärung benötigt wird, kannst Du ja nachlesen. Dein Problem ist nicht, dass es Dich nicht befriedigt, sondern dass Du Begründungen generierst, die Deine Sicht objektivieren sollen. Ein Problem ist es, weil die Begründungen nicht hinreichend sind. Das kannst Du nicht zugeben. Du kannst aber auch nicht sagen, "Ich kann es wohl nicht beurteilen, und deshalb warte ich einfach mal ab, was die Wissenschaft weiter so heraus findet. Und in der Zwischenzeit sehe ich das zeitgenössische Wissen der Wissenschaft als das an, was es ist: nämlich zeitgenössisches Wissen. Und was ich auf keinem Fall mache, ist, mir irgendwelche Begründungen für Gebiete zu generieren, auf denen ich keine Ahnung habe."

Da sähe die Welt schon ganz anders aus.

closs hat geschrieben:
Anton B. hat geschrieben:Dir fehlen aber dazu -- mit Verlaub -- alle Fähigkeiten.
Das ist -- mit Verlaub -- keine wissenschaftliche Frage, sondern eine Frage disziplin-übergreifenden Denkens - insofern wüsste ich nicht, wer dazu überhaupt Fähigkeiten haben sollte. - Lass einfach mal den Ball flach: Jeder, der nicht betriebsblind ist, kann hellhörig und stutzig werden.
Aha. "Den Ball flachhalten" heißt auf gut clossisch, wer es nicht wie der closs sieht, liegt falsch." Und das ist genau der Vorwurf an DIch. Solche Sätze wie Dein obiger lassen Deine Hybris durchscheinen. Genau so argumentiert der Truther, der von Chemtrails, Alienbesuchen und von der Existenz des Sasquatch überzeugt ist und wissenschaftliche Anerkennung einfordert.

closs hat geschrieben:
Anton B. hat geschrieben: Abgesehen davon, ob sie zutreffen oder nicht, Du kannst sie nicht fachgerecht bewerten.
Auch hier: Wer kann das hier im Forum? - Außerdem geht es gar nicht darum, die Lösung zu kennen, sondern die Notwendigkeit einer Lösung zu er-kennen.
"Lösungen" werden durch die "Wissenschaft" ja sehr wohl aufgezeigt. Sie gefallen DIr nur nicht.

closs hat geschrieben:
Anton B. hat geschrieben:Es wird ja erklärt. Nur Dich überzeugt es eben nicht.
Meine Fragen
1) ob Anekdoten-Ballungen rund um die HP wirklich möglich sind, und
2) ob die Placebo-Effekte wirklich so groß sein können, dass damit häufig die Wirkung von schulmedizinischer Wirkung übertroffen werden, und
3) ob Janinas These, dass die Nicht-Vergiftung des Körpers durch Placebos oft wirksamer ist als wirk-geprüfte Medikamente
wurden nicht gerade einvernehmlich beantwortet.
Schau doch in die wissenschaftliche Literatur. Aber was nützt es, wenn Du dort etwas liest, aber mit Sätzchen wie

closs hat geschrieben:Das ist -- mit Verlaub -- keine wissenschaftliche Frage, sondern eine Frage disziplin-übergreifenden Denkens - insofern wüsste ich nicht, wer dazu überhaupt Fähigkeiten haben sollte. - Lass einfach mal den Ball flach: Jeder, der nicht betriebsblind ist, kann hellhörig und stutzig werden.
flott außer die eigene Reichweite kickst.

closs hat geschrieben:
Anton B. hat geschrieben:Das ist Rückzugsraum für Dich, wenn alles andere versagt. E
Das ist die Basis.
Eine selber geschaffene, closs'sche Basis.

closs hat geschrieben:
Anton B. hat geschrieben:Das eine, nämlich das Nicht-Funzen" eigener Forschung ist DIr klar.
Das ist falsch interpretiert - ich bin persönlich sicher, dass die Wissenschaft keine handwerklichen Stockfehler macht. - Die Frage ist, ob sie alles erreichen kann, was "ist".
Das ist mitnichten eine Frage. Weil nämlich "was ist" in Deinem Sinne nicht der Maßstab für wissenschaftliches Wissen ist.

closs hat geschrieben:
Anton B. hat geschrieben:Aber dazwischen auf der einen und dem Vorwurf an die Wissenschaften, sie wären unfähig oder zumindest nicht hellhörig genug auf der anderen Seite ist doch genug Raum zur vernünftigen persönlichen Positionierung.
Auch falsch interpretiert - es geht nicht um "Unfähigkeit der Wissenschaft". - Wo was dran, ist allerdings: Man gewinnt tatsächlich den Eindruck, dass die Sicherheit, die man aus Studien für sein Urteil gewinnt, nicht zu Hellhörigkeit anregt, wenn es auf die Phänomene in der Praxis kommt - das ist dann abgehakt. - Und dann ziehen halt ZWEI Karawanen weiter.
Klar, die der unsensiblen Wissenschaftler und Deine. Hauptbegründung closs: "Man gewinnt tatsächlich den Eindruck, dass ..."

closs hat geschrieben:
Anton B. hat geschrieben:Diese Ungewissheit ist doch der ständige Begleiter von uns Naturwissenschaftlern.
Dieses Bewusstsein kommt dann überhaupt nicht rüber, wenn "wir können nicht bestätigen" als "falsifizieren" verkauft wird - denn unter "falsifizieren" bzw. "widerlegen" verstehen die meisten Menschen "Das was falsifiziert wurde, kann unmöglich sein" - dabei müsste der Satz lauten "Das, was falsifiziert wurde = das, was nicht per Studie bestätigt werden konnte". - Da bin ich echt auch drauf reingefallen.
Wenn laut aus dem Modell abgeleiteter Versuchsstellung etwas bestimmtes zu Beobachten ist, das aber, obwohl die Versuchsstellung als entsprechend angesehen wird, nicht beobachtet wird, dann hat das Modell eine falsche Vorhersage geliefert. Das Modell ist falsifiziert. Explizit falsifiziert. Der "zeitgenössische" Rückschluss, das Modell kann unmöglich "sein", ist völlig korrekt.

closs hat geschrieben:Natürlich ist mir klar, wie es Popper eingerichtet hat, damit seine Methodik funktioniert.

Aber er hat ebenfalls klar gemacht, dass er sich als Methodiker und nicht als Philosoph/Ontologe versteht - das war schlau von ihm. - Und zwar eben aus dem Grund, den Du eben genannt hast: Begriffe wie "Welt, wie sie 'ist'" (und selbstverständlich gibt es diese!!!!), sind nicht sein methodisches Thema - er arbeitet mit Modellen, die so angelegt sein MÜSSEN, dass sie falsifizierbar sind.
Genau. Das ist der Rückschluss des Poppers aus einer philosophisch-logischen Betrachtung des "vernünftig begründet" auf die Betrachtung quasi-unendlicher "Individuen".

closs hat geschrieben:Nun sagt Popper ebenfalls, dass alles andere "irrelevant" ist - das sagt er als METHODIKER, aber nicht als Philosoph
Nein, nein. Er agiert sehr wohl als Philosoph und entwickelt und begründet als Philosoph seine "Meta"-Methodiken.

closs hat geschrieben:Sie meinen, diese Aussage der "Irrelevanz" sei von ontischem Charakter - nein, sie ist ausschließlich methodischen Charakters.
Popper bezieht seine Untersuchungen immer auf den Wissensbegriff. Damit, und den weiteren durch Popper aufgezeigten EInschränkungen, bezieht sich seine hypothetisch-deduktive Methode auf das, was wir als "Gegenstände" der Natur bezeichnen. Ob da nun ontologisches drinne ist oder nicht, weiß ich gar nicht. Jedenfalls finde ich den philosophischen Kompendien zum Wesen der Naturwissenschaften keine auffällige Diskussion, was daran nun ontologisch wäre, welche Auswirkung "Ontologie" nun auf Wissenschaft hat und umgekehrt. Könnte bedeuten, die Philosophen sehen keine unmittelbare und auch keine mittelbare Beziehung von Natur-Wissenschaft und Ontologie.

closs hat geschrieben:Und weil Du das - so wie Dich ausdrückst - verstehst, frage ich mich schon ein bißchen, warum Dir mein Anliegen nicht klarer ist.
Ich sehe immer deutlicher Dein Anliegen, die HP aufgrund eigener Wahrnehmungen inklusive eigener Wahrnehmungen anderer geäußerter Wahrnehmungen substantiell zu "begründen". Und wenn es auch nur als Beispiel wäre, dann könntest DU auch die Entführungen durch Aliens thematisieren. Alle Deine Begründungen für die HP lassen sich ganz einfach übertragen. Und was ist, frage ich dann ganz unschuldig, wenn uns dann "was der Fall ist", die lange Nase zeigt, weil die Wissenschaft durch ihre Betriebsblindheit sich auf die träge Theorie der Nicht-Existenz zurück gezogen hätte?

Nein, nein. Ich verstehe Dein Anliegen wirklich nicht. Möglicherweise müsste man zum Verstehen erstmal jeden vernünftigen Anspruch ausräumen, weil der "betriebsblind" macht.

closs hat geschrieben:
Anton B. hat geschrieben:Wie willst Du die Erkenntnis, dass deren bekanntes und akzeptiertes "Wissen" sich als "falsch" erweisen kann, mit "einem Erkennen dessen, was unabhängig der Fall ist" in Einklamg bringen? Zumal die abgelöste Theorie noch nicht einmal "Teil" einer neuen Theorie sein muss. Also die neue Theorie wirklich in jeder Beziehung neues sein kann und die alten Beobachtungen bei genauerer nachträglicher Analyse nicht mehr das sind, noch nicht einmal sehr genau genommen wertemäßig das sind, was man vorher in ihnen sah?
Siehst Du: Das ist ein echtes Problem. - Aber man kann doch nicht die Augen schließen, nur weil echte Probleme auftauchen würden, wenn man sie öffnen würde !!!
Sicherlich. Aber wiederum behauptest Du, man würde in diesem und jenem Fall die "Augen schließen".

closs hat geschrieben:Dies ist eine GRUNDSÄTZLICHE Bemerkung und soll nicht Ausdruck davon sein, dass ich die Augen offen habe und alle anderen nicht. :angel:
Bekommt aber durch Deinen Vorwurf der "Betriebsblindheit" schon einen ganz speziellen Charakter.
Die Eiche "ist" - sie steht da - mit oder ohne Wildschweine.

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sven23
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#613 Re: Homöopathie IV

Beitrag von sven23 » So 29. Okt 2017, 17:10

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Die möglichen Ursachen sind hinlänglich und oft genug benannt worden.
Richtig - es liegen verschiedene Angebote vor. - Welches am Ende das richtige ist, wird schwer herauszufinden sein. - Aber das macht nichts, weil es in der Praxis keine Rolle spielt.
Da muss kein Orakel befragt werden, weil auch dazu eine Menge an sauberen Studien durchgeführt wurden. Für HP-Gläubige spielt das in der Tat keine Rolle, weil sie ihr Geschäftsmodell nicht verlieren wollen.

Löbliche Ausnahmen gibt es dennoch:

https://www.rnz.de/nachrichten/heidelbe ... 09456.html
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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#614 Re: Homöopathie IV

Beitrag von Pluto » So 29. Okt 2017, 17:11

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:
closs hat geschrieben: Und jetzt die Gefahr: Man darf aus meiner Sicht nicht sagen "Weil ich nicht weiß, welche Kräfte dafür verantwortlich sind, ist es nicht geschehen".
Das sagt ja auch niemand.
Naja - sehen wir das mal als Fortschritt.
Was ist denn dann die Gefahr?

closs hat geschrieben:Richtig - es liegen verschiedene Angebote vor. - Welches am Ende das richtige ist, wird schwer herauszufinden sein. - Aber das macht nichts, weil es in der Praxis keine Rolle spielt.
Das Problem: Allein du siehst es als schwer. Aber es ist in wirklichkeit gar nicht so schwer. Es ist so wie die abtrünnige Ärztin (Natalie Grams ) es im Interview formuliert:
  • Ich will nicht bestreiten, dass die Homöopathie eine Wirkung hat - nur sicher keine arzneiliche Heilwirkung. Wirksam ist etwas, das man unter objektivierbaren Bedingungen reproduzieren kann. Bei der Homöopathie geht eine Wirksamkeit unter solchen Bedingungen nicht über ein Placebo hinaus. Was nicht verwunderlich ist, da ihre Medikamente nichts enthalten.
Das rot markierte ist der ausschlaggebende Punkt.
Frag dich mal, warum es so ist, dass man die Wirkung von HP nicht unter objektivierbaren Bedingungen reproduzieren kann?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#615 Re: Homöopathie IV

Beitrag von closs » So 29. Okt 2017, 17:28

Anton B. hat geschrieben:Dein Problem ist nicht, dass es Dich nicht befriedigt, sondern dass Du Begründungen generierst, die Deine Sicht objektivieren sollen.
Ich generiere keine Begründungen, sondern suche welche - vor allem solche, die hinreichend sind für den Fall, dass HP tatsächlich keine Eigenwirkung hat. - Da gibt es einige Angebote, die ich insgesamt noch etwas wacklig finde - aber das ist wirklich nur eine persönliche Einschätzung.

Anton B. hat geschrieben:deshalb warte ich einfach mal ab, was die Wissenschaft weiter so heraus findet
Das ist nicht hinreichend, da es möglich ist, dass es eine Wirkung gibt, die die Wissenschaft nicht findet. - Ich postuliere das nicht, halte es aber für möglich.

Stelle Dir nur mal vor, HP hätte eine Eigenwirkung, die aber nur dann aktiviert wird, wenn ein Therapierter davon überzeugt ist. - Nein - ich postuliere das ebenfalls nicht, halte es aber für möglich, weil es objektiv nicht ausgeschlossen werden kann. - Kämen da übliche Testverfahren ran?

Anton B. hat geschrieben: "Den Ball flachhalten" heißt auf gut clossisch, wer es nicht wie der closs sieht, liegt falsch."
Naja - "Hellhörigkeit" ist doch kein Kapitalverbrechen. - Ich denke schon, dass man das einfordern kann.

Anton B. hat geschrieben:"Lösungen" werden durch die "Wissenschaft" ja sehr wohl aufgezeigt. Sie gefallen DIr nur nicht.
Ich finde sie noch nicht überzeugend - richtig. - Es fällt mir schwer, alle Heilungen im Umfeld der HP auf Zufälle und Placebo-Effekte oder sonstwas zu schieben - das KANN sein, würde aber die Rolle von Placebo-Effekten über das allgemein bewusste Maß erheben - KANN sein. - Insofern bin ich abwartend.

Anton B. hat geschrieben:Schau doch in die wissenschaftliche Literatur.
Soweit ich googeln konnte, findet diesbezüglich ein ideologischer Machtkampf statt, der irgendwo pendelt zwischen "HP ist der Wunderheiler schlechthin" bis "HP ist totaler Fake". - Es ist schwer, etwas zu finden, das unparteiisch abwägt.

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#616 Re: Homöopathie IV

Beitrag von closs » So 29. Okt 2017, 17:36

Pluto hat geschrieben:Was ist denn dann die Gefahr?
Dass man es wieder vergißt. - Aber halten wir fest: Wenn die Wissenschaft im Bewusstsein der Realität in den Praxen einerseits sagt "HP hat keine Eigenwirkung" UND gleichzeitig diese Realität adäquat (!) anders erklären kann, ist alles gut.

Pluto hat geschrieben:"Wirksam ist etwas, das man unter objektivierbaren Bedingungen reproduzieren kann" (Grams).
Wenn man diesen Satz genau liest, ist er richtig gut. - Die Dame schreibt dort:

1) Es ist etwas wirksam.
2) Dieses ist nicht unter objektivierbaren Bedingungen reproduzierbar (Achtung: Obwohl etwas wirksam ist - siehe (1))
3) Unter diesen objektiverbaren Bedingungen geht eine Wirksamkeit nicht über ein Placebo hinaus (Achtung: Aber eventuell unter subjektiven Bedingungen)
4) Dies ist nicht verwunderlich, weil objektivierbare Bedingungen eines Wirkstoffes bedürfen, um etwas nachweisen zu können - und dieser Wirkstoff ist nicht da.

Da hat die HP-Kritikerin Grams etwas gesagt, was aus dem Mund eines HP-Fans stammen könnte!!!!

Pluto hat geschrieben:Frag dich mal, warum es so ist, dass man die Wirkung von HP nicht unter objektivierbaren Bedingungen reproduzieren kann?
WISSEN tue ich es nicht - theoretisch ist möglich, dass HP nur dann wirkt, wenn das Subjekt psychisch dafür offen ist. - Und das ist für objektivierbare Tests vermutlich nicht fassbar.

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#617 Re: Homöopathie IV

Beitrag von Pluto » So 29. Okt 2017, 17:44

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Frag dich mal, warum es so ist, dass man die Wirkung von HP nicht unter objektivierbaren Bedingungen reproduzieren kann?
WISSEN tue ich es nicht - theoretisch ist möglich, dass HP nur dann wirkt, wenn das Subjekt psychisch dafür offen ist. - Und das ist für objektivierbare Tests vermutlich nicht fassbar.
Mit anderen Worten, du argumentierst aus Unwissen heraus?
Das ist ein schwerwiegendes und gefährliches Problem. Schwerwiegend, weil dann nichts was in der Phantasie auch nur entfernt möglich erscheint, ausgeschlossen werden kann; gefährlich weil es zu Aussagen führt die vollkommen sinnlos sein können.

Beispiel: "theoretisch ist möglich, dass HP nur dann wirkt, wenn das Subjekt psychisch dafür offen ist."
Was bedeutet denn in diesem Zusammenhang "psychisch für etwas offen sein"?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#618 Re: Homöopathie IV

Beitrag von Anton B. » So 29. Okt 2017, 18:15

closs hat geschrieben:
Anton B. hat geschrieben:Dein Problem ist nicht, dass es Dich nicht befriedigt, sondern dass Du Begründungen generierst, die Deine Sicht objektivieren sollen.
Ich generiere keine Begründungen, sondern suche welche - vor allem solche, die hinreichend sind für den Fall, dass HP tatsächlich keine Eigenwirkung hat. - Da gibt es einige Angebote, die ich insgesamt noch etwas wacklig finde - aber das ist wirklich nur eine persönliche Einschätzung.
Also das, lieber closs, hört sich doch schon ganz anders an. Meines Erachtens besser.

Weil gerade das "Recht haben", sei es durch den closs" oder "die" Wissenschaft nicht der gute Ansatz ist. Man muss halt klar sagen, "ich" sehe es so, die Wissenschaft argumentiert und begründet so.

closs hat geschrieben:
Anton B. hat geschrieben:deshalb warte ich einfach mal ab, was die Wissenschaft weiter so heraus findet
Das ist nicht hinreichend, da es möglich ist, dass es eine Wirkung gibt, die die Wissenschaft nicht findet. - Ich postuliere das nicht, halte es aber für möglich.
Genau. Du hältst es für möglich und darfst es auch für möglich halten, und möglicherweise kommt auch die Wissenschaft dereinst bei Verfügbarkeit einer entsprechenden HP-Theorie zu diesem "Wissen".

Also ich finde, so hört sich das alles sehr entspannt an.

closs hat geschrieben:Stelle Dir nur mal vor, HP hätte eine Eigenwirkung, die aber nur dann aktiviert wird, wenn ein Therapierter davon überzeugt ist. - Nein - ich postuliere das ebenfalls nicht, halte es aber für möglich, weil es objektiv nicht ausgeschlossen werden kann. - Kämen da übliche Testverfahren ran?
Ich könnte jetzt nicht sagen, warum das nicht möglich sein soll. Im Grunde hätten wir hier ja von der Theorie her -- sofern ich Dich richtig verstehe -- einen um den Therapeuten erweiterten Placebo-Effekt.

closs hat geschrieben:
Anton B. hat geschrieben: "Den Ball flachhalten" heißt auf gut clossisch, wer es nicht wie der closs sieht, liegt falsch."
Naja - "Hellhörigkeit" ist doch kein Kapitalverbrechen. - Ich denke schon, dass man das einfordern kann.
Wenn diese "Hellhörigkeit" prinzipiell in den Wissenschaften nicht gegeben wäre, gäbe es wohl auch kaum wissenschaftlichen Fortschritt. Deine Argumente sind aber der Medizin bekannt. Es werden ja wissenschaftliche Studien dazu gemacht und Erklärungsmodelle erstellt. Der Vorwurf mangelnder Hellhörigkeit geht dann aber doch in die Richtung, sie "können nicht", sie "wollen nicht" und sie schließen bewusst die Augen und kulminiert im Extrem zu "sie täuschen und tricksen". Wie ließe sich dieser Vorwurf bewähren bzw. falsifizieren?

closs hat geschrieben:
Anton B. hat geschrieben:Schau doch in die wissenschaftliche Literatur.
Soweit ich googeln konnte, findet diesbezüglich ein ideologischer Machtkampf statt, der irgendwo pendelt zwischen "HP ist der Wunderheiler schlechthin" bis "HP ist totaler Fake". - Es ist schwer, etwas zu finden, das unparteiisch abwägt.
Klar findet ein ideologischer Machtkampf statt. Aber wo wird er ausgetragen? In den wissenschaftlichen Publikationen oder auf der Straße, im Netz, bei 4religion.de?

Was wir beide versuchen sollten, ist doch das Ideologische als ideologisches und das Wissenschaftliche als wissenschaftliches zu identifizieren. Da auch die "Ideologie" sich nicht selten mit Ideologie alleine nicht zufrieden gibt, hat auch sie gerade in dem Fall der HP ja den Anspruch der vernünftigen Begründung. Da ließe sich also Vergleichen.

Dann gibt es die persönliche Wahrnehmung und Überzeugung, die als solche ja auch begründet werden kann. Du bist ja nicht einfach der Meinung, da könne was sein. Du berichtest Deine Erlebnisse und stellst dar, aufgrund welcher Umstände Du ein Bild des Wirkens bekommen hast. Auch das darf diskutiert werden, aber Deine Meinung ist, wenn Du darauf bestehst, als Meinung und Überzeugung "sakrosankt". Niemand kann Dir Deine Meinung und Überzeugung absprechen.

Hier zerfasert aber schon, "was der Fall". Denn wenn wir, "was wirklich der Fall" ist, als ultimativen Maßstab hinstellen, dann gibt es ein ultimatives "falsch" oder "richtig" und dann kommen wir auch ganz schnell zum "Recht haben".

Die Wissenschaft aber, um dafür nochmal eine Lanze zu brechen, kennt ein "richtig" oder "falsch" und auch so etwas wie "Recht haben", aber nur "intern". Das hattest Du ja auch "mit Recht" schon des öfteren dargestellt.

Deshalb mein innerer Leitsatz: Immer schön die Grenzen beachten.
Zuletzt geändert von Anton B. am So 29. Okt 2017, 18:18, insgesamt 1-mal geändert.
Die Eiche "ist" - sie steht da - mit oder ohne Wildschweine.

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#619 Re: Homöopathie IV

Beitrag von closs » So 29. Okt 2017, 18:16

Pluto hat geschrieben:Mit anderen Worten, du argumentierst aus Unwissen heraus?
Ich argumentiere im logischen Wissen heraus, dass es andere Möglichkeiten geben kann, die nicht berücksichtigt sind - qualifizieren kann ich diese Möglichkeiten nicht, sondern nur benennen. - Es bleibt also etwas offen.

Pluto hat geschrieben:Was bedeutet denn in diesem Zusammenhang "psychisch für etwas offen sein"?
Dass man von der Wirkung von HP überzeugt ist - also zunächst der klassische Placebo-Effekt, was aber auch dazu führen kann, dass ein echter, uns unbekannter Wirkmechanismus eben deswegen aktiviert wird. - OB das so ist, weiß ich nicht - aber es kann so sein, was bisher meines Wissens nach nicht berücksichtigt wird.

closs
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#620 Re: Homöopathie IV

Beitrag von closs » So 29. Okt 2017, 18:29

Anton B. hat geschrieben:Also das, lieber closs, hört sich doch schon ganz anders an. Meines Erachtens besser.
Schön zu hören - mir ist alledings nicht bewusst, jemals etwas anderes gemeint zu haben.

Anton B. hat geschrieben:Im Grunde hätten wir hier ja von der Theorie her -- sofern ich Dich richtig verstehe -- einen um den Therapeuten erweiterten Placebo-Effekt.
Richtig - Placebo-Effekt plus Aktivierung einer wirklichen Wirkung. - Dies ist deshalb nicht weit hergeholt, weil gerade die HP damit argumentiert, dass sie ins "Feinstoffliche" (ein etwas diffuser Begriff für den Übergangs-Bereich zwischen Materie und Geist) hineinwirkt. - Auch epigenetische Faktoren können eine Rolle spielen - weiterhin kann der Begriff "Bifurkationspunkt" (aus der Chaostheorie) eine Rolle spielen.

All dies WEISS ich nicht, sehe es aber als nicht untersuchten und -Achtung"- möglicherweise nicht wissenschaftlich untersuchbaren Bereich an. - Das sind Spekulationen (= weiterdenken, als es ein Forschungsstand erlaubt), aber da sie möglich sind, sind sie potentiell relevant.

Anton B. hat geschrieben:Der Vorwurf mangelnder Hellhörigkeit geht dann aber doch in die Richtung, sie "können nicht", sie "wollen nicht" und sie schließen bewusst die Augen und kulminiert im Extrem zu "sie täuschen und tricksen". Wie ließe sich dieser Vorwurf bewähren bzw. falsifizieren?
Es entsteht der Eindruck, dass die Nicht-Bestätigung einer HP-Wirkung (das ist ja sicher sauber gemacht worden) als "Falsifikation" gedeutet wird, die ihrerseits gedeutet wird als "Es KANN keine Wirkung geben, da falsifiziert". - Daraus ergibt sich, dass man erst gar nicht weiter gucken muss - "ist doch geklärt" - Hellhörigkeit geht verloren.

Anton B. hat geschrieben:Klar findet ein ideologischer Machtkampf statt. Aber wo wird er ausgetragen?
Da, wo die Öffentlichkeit hinkommt - ganz einfach.

Anton B. hat geschrieben:Denn wenn wir, "was wirklich der Fall" ist, als ultimativen Maßstab hinstellen, dann gibt es ein ultimatives "falsch" oder "richtig" und dann kommen wir auch ganz schnell zum "Recht haben".
Richtig - am Ende gibt es nur "0" und "1". - Aber was "was" ist, lässt sich nicht per "Vernunft" entscheiden - einfach deswegen, weil wir mit einbeziehen müssen, dass "das, was ist" kein Büttel dessen ist, was wir "Vernunft" nennen. - Im Buch "Hiob" ist dieses Thema hinreichend gut durchdiskutiert - das gilt nicht nur für theologische Fragen.

Anton B. hat geschrieben:Die Wissenschaft aber, um dafür nochmal eine Lanze zu brechen, kennt ein "richtig" oder "falsch" und auch so etwas wie "Recht haben", aber nur "intern". Das hattest Du ja auch "mit Recht" schon des öfteren dargestellt.

Deshalb mein innerer Leitsatz: Immer schön die Grenzen beachten.
Wenn DAS allseits beherzigt werden würde, wäre ein Gutteil dessen, was man heute "post-faktische Strömungen" nennt, saniert.

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