Das behauptet ja niemand. Die Kirche hat aber schon sehr früh begriffen, dass sie mit der Kanonisierung der Texte, an deren Endfassung sie kräftig mitgewirkt hat, und der Erklärung zu sog. Heiligen Schriften ein sehr machtvolles Instrument in Händen hielt, deren Deutungshoheit sie für sich beanspruchte. Macht und materielle Vorteile fielen ihr sozusagen als Kolateralschaden in den Schoß.Roland hat geschrieben: Wie gesagt, lies mal was Neutrales. Die Kanonisierung des NT wird in Wikipedia recht gut beschrieben, brauchst also nicht mal ein Buch zu kaufen. Es ist aberwitzig den Christen der ersten Jahrhunderte vorzuwerfen, sie hätten aufgrund materieller Vorteilen gehandelt. Sie waren, ganz im Gegenteil, immer wieder schweren Verfolgungen ausgesetzt und haben die gute Botschaft trotzdem weitergetragen.
Für die historisch-kritische Methode ist dies zutreffend. Selbst Ratzinger begreift, dass sie keine a-priori Setzung hat.Roland hat geschrieben: Sag ich ja. Ein Zirkel ist ein Fehlschluss in einer Beweisführung. Da wir aber gar nicht von Beweisen sondern vom Glauben oder vom Nichtglauben an die in der Bibel behauptete Inspiration der Schrift sprechen, kann von einem Zirkel nicht die Rede sein.
Glaubensbasierte Exegeseformen dagegen gehen von der göttlichen Inspiriertheit und Irrtumslosigkeit der Schriften aus, weshalb dann in ihrer Logik alles geschriebene historisch wahr sein muss.
Ein Zirkelschluss, wie er im Buche steht.
Nein, ich sage lediglich, dass wir heute keine übernatürlichen Wunder beobachten können, und dass dies mit allergrößter Wahrscheinlichkeit nie anders war, außer in literarischen Fiktionen.Roland hat geschrieben: Hier wiederholst du einfach nochmal deinen Glaubenssatz, dass es keinen über den Naturgesetzen stehenden Gott gibt.
Auch das ist ein Zirkelschluss: Weil es geschrieben steht, muss es ja auch wahr sein.Roland hat geschrieben: Texte die überschrieben sind mit: "Wir berichten, was wir gesehen und gehört haben" oder "ich gebe wieder, was ich direkt von den Augenzeugen erforscht habe" sind keine mythologischen Texte sondern Tatsachenberichte. Die Bultmann und du natürlich anzweifeln dürft aber viel mehr als die Behauptung, dass alles gelogen sei, ist das nicht.
Dann musst du auch an fliegende Apostel und wiederbelebte geräucherte Tunfische glauben, denn dies steht auch geschrieben.

Nein, so simpel arbeitet die historisch-kritische Forschung nicht.
Aber ein "Glaube", der sich wissenschaftlich plausibel und nachvollziehbar aus den Textbefunden ergibt.Roland hat geschrieben: Ist eben gar kein Unterschied. Wenn "die Forschung" NICHT glaubt was geschrieben steht, sondern was anderes, dann ist das ja OK, aber eben auch nur ein Glaube.
Genau, die Forschung geht von der Existenz des jüdischen Wanderprediger aus und davon, dass sie die Kriterien (z. B. Differenzkriterium und historisches Plausibilitätskriterium) richtig anwendet. Es könnte theoretisch auch alles reine literarische Fiktion sein, wie die Radikalkritiker behaupten. 100%ig beweisen läßt es sich nicht.Roland hat geschrieben: Stimmt! Theißen sagt klar, dass die Wissenschaft Vermutungen anstellt, die auf bestimmten Grundüberzeugungen basieren. Wissenschaft sagt nicht "so war es" sondern "so könnte es gewesen sein", WENN unsere Grundüberzeugung die richtige ist.
Auch da sind begründete Zweifel angebracht, wenn man sich die widersprüchlichen Darstellungen der Evangelisten anschaut. Die älteste Abschrift des Markusevangeliums enthält noch gar keine Auferstehungslegenden. Erst spätere Schreiber haben diese ausgeschmückten Darstellungen hinzugefügt. Es müßte also nicht heißen: Evangelium nach Markus, sondern nach Markus und anderen.Roland hat geschrieben: Die Auferstehung musste auch nicht erfunden werden, weil sie stattgefunden hat.
Wie auch immer, einen Mangel an Kreativität kann man den Schreibern nicht vorwerfen.

Auch da ist wohl viel christliche Legendenbildung im Spiel.Roland hat geschrieben: Nur mit dem Unterschied, dass diejenigen, die diese Botschaft anfangs weitergegeben haben, gar keinen materiellen Nutzen daraus gezogen haben sondern Verfolgung und Martyrium.
Der häufig gehörteEinwand, Betrüger hätten wohl kaum später zu Märtyrern werden können, überzeugt
nicht ganz, denn es waren nur wenige Jünger, die (lässt man die meist völlig
unhistorischen und blutigen Märtyrerakten beiseite) ein Martyrium erlitten (sicher
scheint dies nur bei den Jüngern Johannes und Jakobus zu sein, selbst das Martyrium
des Petrus in Rom ist unsicher), so wie es offenbar auch nur wenige Jünger waren, die
überhaupt die Sache Jesu weiterführten. Dass alle Jünger in die Mission gingen, ist
christliche Erfindung. Warum nicht alle Jünger mit der Mission begannen, ist übrigens
eine interessante Frage. Haben Sie dem Auferstehungszeugnis nicht geglaubt? Die
wenigen halbwegs sicheren Martyrien der missionierenden Jünger lagen zeitlich lange
nach dem Tode Jesu. Bis dahin hätten sich erfindungsreiche Jünger einer
Mittelpunktstellung und eines hohen Ansehens in ihrem frühchristlichen sozialen
Umfeld sicher sein können.
Kubitza, Der Jesuswahn
Der Fehler der frühen Jesusforschung war, dass sie Jesus als Projektionsfläche für ihre eigenen Ethikvorstellungen benutzt haben. (Was Gläubige noch bis heute tun, siehe Jesus, der Vegetarier). Albert Schweitzer hat dies erkannt und abgestellt. Heute gibt es in der historischen Jesusforschung doch eine weitaus homogeneres Bild, vor allem ist man sich darüber einig, dass der Jude Jesus sehr viel stärker in seinem jüdischen Glaubenskontext gesehen werden muss.Roland hat geschrieben: "Ergebnisse"…Es gibt genau so viele verschiedene "wissenschaftlich-historische" Jesus-Bilder wie es Autoren gibt, die es unternommen haben ein solches zu zeichnen. Sie unterscheiden sich alle und sagen meist mehr über den Autor, als über Jesus aus.
Und dann gibt es noch das Jesus-Bild, das die Bibel zeichnet, wenn man sie nicht verfälscht und das Meiste aus ideologischen Gründen einfach wegschneidet. Und dieses Bild hat Kraft und hat die Jahrtausende überdauert und hat heute noch Milliarden Anhänger und nichts davon konnte widerlegt werden.
"Der Jesus von Nazareth, der als Messias auftrat, die Sittlichkeit des Gottesreiches verkündete, das Himmelreich auf Erden gründete und starb, um seinem Werke die Weihe zu geben, hat nie existiert. Es ist eine Gestalt, die vom Rationalismus entworfen, vom Liberalismus belebt und von der modernen Theologie in ein geschichtliches Gewand gekleidet wurde".
(Albert Schweitzer, dt. Theologe, Mediziner & Philosoph, 1875-1965)