Pluto hat geschrieben:Roland hat geschrieben:Und da wir beim Höhlengleichnis waren: NIEMAND hat objektive Beweise für IRGENDEINE Weltanschauung. Es kann immer maximal um Plausibilität gehen.
Stimmt! Beweisen kann man nicht, aber falsifizieren.
Das Höhlengleichnis wurde durch (a) den animierten Tesserakt, und (b) die String-Theorien, in denen man mit bis zu 11 Dimensionen arbeitet, falsifiziert.
Eine interessante Sichtweise, von der mir allerdings völlig unklar ist, wie du darauf kommst.
Zunächst sollte immer bedacht werden: das Höhlengleichnis ist ein
Gleichnis, es soll - gleichnishaft - auf ein grundsätzliches, größeres Problem hinweisen! Modern gesehen ist es ein Gedankenexperiment, welches veranschaulichen soll, welche erkenntnistheoretischen Konsequenzen es hat, wenn wir uns
vorstellen, wir wären unser Leben lang in einer dunklen Höhle gefesselt und sähen im Feuerschein stets nur die Schatten von allen möglichen Objekten.
Da wir nie etwas anderes kennengelernt hätten, würden wir die Schatten der Dinge für die Dinge selbst nehmen und lebten in dem Trugschluss, die Dinge SEIEN ihre Schatten. Nur derjenige, der sich befreien und es aus der Höhle herausschaffte, würde die Dinge im Lichte der Sonne so sehen, wie sie tatsächlich beschaffen sind. Das Höhlengleichnis hat zwar einen etwas anderen Fokus, aber es ist ein genau so skeptisches Szenario, wie das
"Brain-in-a-vat-Gedankenexperiment", welches veranschaulicht, dass wir jederzeit auf der Ebene unserer Wahrnehmungen grundsätzlich einer Täuschung unterliegen könnten.
Zum Tesserakt:
Dir ist schon klar, dass wir dreidimensional wahrnehmende Wesen sind
und die vierte Zeit-Dimension lediglich als zusätzliche graphische Achse in die dreidimensionale Darstellung eines Würfels hineinprojeziert wird? Deshalb nehmen wir nicht plötzlich
vierdimensional wahr. Wir sehen die Animation des Tesseraktes nach wie vor nur dreidimensional.
Inwiefern widerlegt das das Höhlengleichnis?
Zur Stringtheorie:
Dir ist schon klar, dass Mathematiker nicht nur mit 11, sondern mit n-Dimensionen rechnen können? Weder unter 11, noch unter n-Dimensionen kann sich aber irgendwer irgendetwas vorstellen. Wir können damit rechnen, wissen aber im Grunde nicht, was es "bedeutet". Abgesehen davon stellt die 11-Dimensionalität der Stringtheorie ein Problem dar, weil die ganze Theorie dadurch so kompliziert wird und ihre Lösungen so zahlreich werden, dass die meisten Physiker und Mathematiker mittlerweile annehmen, dass die Stringtheorie kein wirklich gutes physikalisches Modell darstellt. Sie ist viel zu wenig von eleganter Einfachheit. Mathematiker mögen so etwas nicht.
Ein paar rhetorische Fragen:
Kannst du ausschließen, dass es im Universum Wesen gibt, deren Sinnesapparat tatsächlich in der Lage ist mehr als drei Dimensionen wahrzunehmen? Wie sähe deren "Wirklichkeit" wohl aus? Wir können uns das nicht einmal im Ansatz vorstellen.
Wie sähe wohl die Physik von intelligenten extraterestrischen Wesen aus, die auf einen nachtschwarzen Planeten lebten, der von keiner Sonne und keinem Mond angestrahlt wird (die Wärme und Energie, die sie für ihre evolutionäre Entwicklung brauchten, könnte aus dem heißen Planetenkern kommen) und die deshalb keine Augen entwickelt haben. Glaubst du, die hätten eine optische Physik und wüssten, was eine Spektralanalyse ist oder Lichtbrechung? Oder sie könnten das Lichtspektrum nach Farben sortieren? Vielleicht würden sie über technische Werkzeuge herausfinden, dass es überhaupt so etwas wie Licht gibt, aber könnten sie je feststellen, wie hoch die Lichtgeschwindigkeit ist? Wie sähe deren "Wirklichkeit" aus?
Unser Erkenntnisapparat ist durch unseren dreidimensional wahrnehmenden Sinnesapparat grundsätzlich eingeschränkt in dem, was wir als Wirklichkeit erkennen können. Zumindest kann man sich vorstellen, dass es einen komplexeren Sinnesapparat als den menschlichen geben könnte.
Ich glaube nicht, dass deine Beispiele das skeptische Szenario des Höhlengleichnisses widerlegen können.