fin hat geschrieben: Roland hat geschrieben: Nein, ich würde nicht unbedingt auf "jedem Jota" bestehen. Aber wenn ich an den Gott der Bibel glaube, an den Gott, der Himmel und Erde geschaffen hat, dann wäre es doch geradezu aberwitzig, ihm NICHT zuzutrauen, dass er uns sein Wort im Wesentlichen authentisch überliefern konnte.
Ja, das möchte man meinen und es scheint ein logischer Schluß. Allerdings sollte/muß man sich dann auch fragen, warum selbige Größe es nicht vermochte, ein einheitliches Bild, eine einheitliche Lehre, von sich zu hinterlassen?! Stattdessen steht der Mensch in einem Spannungsverhältnis diverser Religionen (Gottesoffenbarungen), die sich nicht nur widersprechen, sondern auch ausschließen.
Bislang konnte mir das noch niemand schlüssig beantworten?
Das Ganze ist ein Kampf zwischen Gut und Böse. In anderem Zusammenhang hab ich auf das Gleichnis hingewiesen, das davon spricht, dass die Saat des Reiches wächst, aber dass von einem Feind Unkraut dazwischengesät wird, das nun mitwächst, und erst am Ende kommt die Scheidung (Mt. 13, 24-30).
Ich sehe keine Religion, die an Jesus Christus heranreichen würde. Der Gott, der nicht aus sicherer Entfernung Gebote erteilt sondern der selbst Mensch wurde, der die Liebe ist und sich für uns geopfert hat, damit wir mit ihm Gemeinschaft haben können. Und das Wesen der Liebe ist es, dass sie nicht zwingen kann. Sie bietet sich an, sie wirbt und deshalb sind Alternativen unumgänglich, damit wir Menschen eine Wahl haben und uns freiwillig entscheiden können.
Münek hat geschrieben: Roland hat geschrieben: Jesus hat überhaupt keine "nahe herbeigekommene Gottesherrschaft" verkündet. Das Wort "Gottesherrschaft" findet sich im gesamten NT nicht. Er sprach vom Reich Gottes, das in IHM gekommen sei, das mitten unter uns ist.
Da irrst Du Dich. Das griechische Wort "basileia tou theou" bedeutet sowohl "Gottesherrschaft" als auch "Reich Gottes".
Ich kenne aber keine Übersetzung, die das so wiedergibt. Und es ändert auch nichts daran, dass Jesus dieses Reich in IHM als gekommen angesehen hat. Und dieses Reich ist eben (noch) keine Gottesherrschaft sondern Jesus entzog sich vielmehr dem Ansinnen der Menschen, die ihn zum König machen wollten.
Münek hat geschrieben: Roland hat geschrieben:Außerdem: Jesus hat auch die Bergpredigt nicht "dem Volk" gehalten sondern den Jüngern. Genauso galten die Leidensankündigungen den Jüngern, nicht dem Volk.
Eben - mehr sage ich nicht. Seine Botschaft richtete sich an das Volk. Jesus hat dem Volk niemals seinen nahen Sühnetod verkündigt. Er verkündigte die nah herbeigekommene Herrschaft Gottes auf Erden. Wieso willst Du das nicht verstehen?
Naja, du sagst schon mehr, nämlich dass Jesu Leidensankündigungen Erfindungen seien, die später eingefügt wurden. Und dass Jesus unmittelbar eine Gottesherrschaft angestrebt habe.
Das darfst du ja auch glauben aber wenn man die Evangelien liest wie sie sind, und nicht, wie sie sich manch einer zusammenschustert, dann wird deutlich: Das Volk rief er zu Buße und Umkehr auf und wer sich drauf eingelassen hat, der erfuhr im kleineren Kreis, dass Jesus nach Jesaja 53 das Lamm Gottes sein wird, der für uns leidende Gottesknecht.
Münek hat geschrieben: Roland hat geschrieben:Und nochwas: Jesus sagt in Mt.24, 14 folgendes: "Und es wird gepredigt werden dies Evangelium vom Reich in der ganzen Welt zum Zeugnis für alle Völker, und dann wird das Ende kommen."Das widerspricht auch einer Naherwartung.
Als Markus sein Evangelium ca. im Jahr 70 n. Chr. schrieb, war die Heidenmission schon voll im Gange. Das Gottesreich war aber immer noch nicht gekommen. Wegen des Ausbleibens des Gottesreiches schob er den Termin bis zum Ende einer Weltmission hinaus. Das ist verständlich.
Wieder ein Betrugsvorwurf. Es sei dir unbenommen das so zu sehen, dafür gibt es aber keinerlei Beleg.
Thaddäus hat geschrieben: Diese Haltung stellt allenfalls eine tiefe subjektive Überzeugung dar, nämlich eine Glaubenswahrheit bzw. besser: eine Glaubensüberzeugung, jedoch keine objektive Wahrheit. Damit sie eine objektive Wahrheit werden könnte, müssten tatsächlich objektive Beweise für diese Haltung erbracht werden, denen sich kein (vernünftig) denkender Mensch entziehen kann. So lange dies nicht geschieht, handelt es sich also um eine subjektive Glaubensüberzeugung.
Selbstverständlich, so ist es.
Und da wir beim Höhlengleichnis waren: NIEMAND hat objektive Beweise für IRGENDEINE Weltanschauung. Es kann immer maximal um Plausibilität gehen.
Thaddäus hat geschrieben: Damit muss jedem aufrichtig, inbrünstig und ernsthaft glaubenden Gläubigen - gleichgültig von welchem konkreten Götter-Glauben er zutiefst überzeugt ist - eben dies zugestanden werden. Und das bedeutet: auch der christliche Gläubige muss ebenso aufrichtig, inbrünstig und ernsthaft glaubenden Andersgläubigen zugestehen, die gleiche Haltung einnehmen zu können und zu dürfen, wie er selbst, - nämlich zutiefst davon überzeugt zu sein, die eigene Glaubensüberzeugung sei die richtige.
Genau so ist es. Von seinem Wesen her, ist der christliche Glaube auf Freiwilligkeit ausgelegt, niemals auf Zwang.
Das Gleichnis vom verlorenen Sohn macht das sehr schön deutlich:
Der Sohn sagt zum Vater quasi: "
Alter, ich würde sagen wir nehmen deinen Tod schon mal vorweg, zahl mir mein Erbe jetzt schon aus. Ich haue ab." Und es gibt
keinerlei Diskussionen! Jeder menschliche Vater würde das als Schlag ins Gesicht empfinden und eine Szene machen, nicht so der im Gleichnis.
Wer gehen will, kann gehen, wer Gott für tot erklären will, hat das Recht dazu. Liebe zwingt nicht.
Aber sie wartet. Herrlich! Als dann der Sohn das ganze Erbe durchgebracht hat, alles mit Huren und mit Fressen und mit Saufen verschleudert hat und zerlumpt und von den Schweinen stinkend nach Hause kommt, da wertet dieser Vater das als Umkehr des Sohnes zu ihm. Er sieht ihn schon von Weitem kommen und
rennt ihm entgegen! Etwas, das ein zur Leibesfülle neigender orientalischer Patriarch nie tun würde, der schreitet eher würdevoll in seinem Gewand einher. Aber dieser Vater im Gleichnis rennt dem Sohn entgegen, umarmt ihn, gibt ihm neue Kleider und inszeniert ein großes Willkommensfest. Ist das nicht eine gigantisches Gleichnis, das Jesus da erzählt? So ist Gott!
Thaddäus hat geschrieben: Tatsächlich gibt es mit Sicherheit unzählige Götter, an die in der Menschheitsgeschichte aufrichtig geglaubt wurde und deren Namen wir nicht einmal mehr kennen. Insofern "leben und sterben" tatsächlich auch die Götter.
Als Jesus, der selbst nichts Schriftliches hinterlassen hat, vor 2000 Jahren trotzdem gesagt hat: "Himmel und Erde werden vergehen aber meine Worte werden nicht vergehen" hat er recht behalten. Nichts reicht an ihn heran und er und sein Wort wird sicher nicht vergehen.
sven23 hat geschrieben: Roland hat geschrieben: Für Mythenbildung war die Zeit zwischen Jesu Leben auf der Erde und den ersten Gemeinden viel zu kurz. Die Augenzeugen lebten noch!
Im Gegenteil. Man kann davon ausgehen, dass die Mythen- und Legendenbildung bald nach seinem Tod einsetzte. Mit der Umdeutung des schändlichen Todes am Kreuz zum Sieg über den Tod und Erlösung für die ganze Menschheit setzte Paulus etwas in Gang, das sich fortan verselbständigte und die Phantasie etlicher Schreiber beflügelte.
Legenden bilden sich nicht zu Lebzeiten der Augenzeugen. Und es wurde nichts umgedeutet, sondern Jesus hat sein Leiden selbst angekündigt und es wird im AT vorhergesagt.
sven23 hat geschrieben: Trotzdem wäre das Christentum eine unbedeutende Sekte unter vielen geblieben, wenn es nicht später zur Staatsreligion erhoben worden wäre.
Das Christentum hält sich gerade unter Verfolgung, das sieht man heute immernoch. Und 300 Jahre Christenverfolgung hatten sein Wachstum im römischen Reich nicht verhindern können.
sven23 hat geschrieben: Roland hat geschrieben:Es gibt sie schlicht nicht, die "Befundlage". Vermutungen und Spekulationen, die von Theologen, die den Atheismus nicht voraussetzen (die gibt es tatsächlich auch noch) ganz anders gesehen werden.
Natürlich gibt es auch Glaubensdogmatiker und Kanoniker, die aber in der historischen Forschung nichts verloren haben.
M.a.W. diejenigen, die an Gott glauben, haben in der Forschung nichts verloren. Damit demaskierst du all deine Argumente, die z.B. mit den Worten "die Forschung hat gezeigt…" oder "in der Forschung herrscht Konsens darüber, dass…" beginnen, als atheistische Glaubensbekenntnisse. Auslegungen auf der Grundlage der Annahme, dass es den Gott, von dem die Bibel berichtet, garnicht gibt.
Ich müsste mich bei Vielem, was du schreibst, jetzt wiederholen.
Wie gesagt, du darfst dich diesem trostlosen Glauben weiterhin verschreiben. Aber es gibt überhaupt keinen einzigen logischen oder sonst irgendwie zwingenden Grund dafür. Und das Ergebnis ist letztlich der Nihilismus.