Thaddäus hat geschrieben:Nicht, dass diese Kritik nicht schon 100fach in anderen Antworten gegen dich vorgebracht worden wäre, hebelt es deinen Fundamentalirrtum, man müsse kontrafaktischen Möglichkeiten die gleiche Berechtigung zugestehen wie den rekonstruierten Fakten, also den Irrtum gleich behandeln wie die Wahrheit, ein weiteres mal in neuer Formulierung aus.
DAS ist bestimmt NICHT meine Aussage - aber Du bist selbst-verräterisch: Du zeigst, dass Du etwas als "wahr" festlegst, wozu etwas anderes dann "kontrafaktisch" ist. - Genau das tue ich NICHT.
Denn meine Aussage ist: Wahrnehmung kann aus verschiedenen Perspektiven folgerichtig zu Ergebnissen kommen, die aus dieser Sicht für wahr gehalten werden. - Das gilt für JEDEN, da jeder eine Perspektive hat (nicht vermeidbar). - Meine Aussage ist also eine ganz andere, als die, die Du mir irrtümlich unterstellst.
Thaddäus hat geschrieben:dass "du sowieso keine einzige Frage nach Gott beantworten kannst. Jede Antwort von dir würde schließlich ebenso für NICHT-Gott gelten." (Andreas)
Natürlich ist das radikal-skeptistisch richtig (aber gerade für mich, der Ähnliches ununterbrochen seit 2 Jahren predigt, wirklich nichts Neues). - Was ist der Ausweg? - Was wohl? - Richtig: Eine Perspektive, zu der man sich begründbar bekennt ("GLaubensentscheid") - egal ob dieses Bekenntnis methodischer oder religiöser oder philosophischer Natur ist. - Und schon sind wir wieder beim arrogant abgeschriebenen Descartes.
Thaddäus hat geschrieben:Und nein, die rekonstruierte historische Faktenlage z.B. zur Naherwartzung Jesu ist nicht unsicher.
Doch - sie ist vollkommen offen. - Du machst schon wieder denselben Fehler: Du legst eine Perspektive als "wahr" fest und bewertest aus dieser Sicht den Rest - mache ich AUCH, macht auch Ratzinger - ABER: Er nennst es "Glaubensentscheid", zeigt mithin, dass er WEISS, dass seine Perspektive nur dann richtig ist, wenn sein Glaube mit dem korelliert, was "ist". - Genau das machst Du NICHT, indem Du Deine Perspektive NICHT als glaubensabhängige Größe erkennbar machst.
Thaddäus hat geschrieben:Und nein, die Möglichkeit einer Göttlichkeit Jesu verändert weder die Text und Quellenlage
Richtig: Die Quellen bleiben dieselben (das ist aber nun wirklich eine Binse). - Aber deren INTERPRETATION ist je nach Perspektive unterschiedlich.
Thaddäus hat geschrieben:noch ändert sie irgend etwas an den historisch-kritischen Ergebnissen.
Aber doch nur, weil die HKM "bauartbedingt" nicht berücksichtigen kann, ob Jesus nur Mensch oder auch göttlich ist - die HKM liefert ihre "methodischen Ergebnisse" ab, was (meine ich positiv) sehr diszipliniert ist (siehe Theißen, demnach die Einhaltung des methodischen Wegs für einen Wissenschaftler wichtiger sein kann als das Ergebnis). - Nur: Was ändert das daran, was WIRKLICH war? (Ich weiß auch nicht, was wirklich war, sehe aber aus meiner anderen Perspektive andere ERgebnisse - und das gilt für einen Großteil der Theologie auch - aber nicht, weil die Leute dort etwas vertuschen wollen oder doof sind, sondern weil sie nicht historisch-kritisch (also rezeptions-orientiert), sondern spirituell (also original-orientiert = Jesus-orientiert) forschen - mit denselben Risiken, daneben zu liegen.
Thaddäus hat geschrieben:Und nein, die Annahme einer Existenz Gottes oder der Göttlichkeit Jesu sind keine maximal modal robusten Entitäten.
Auch das habe ich nie gesagt - es sind Setzungen/Glaubensentscheide/methodische Prämissen/nenne es, wie Du willst.
Beide Seiten, ob HKM oder meinetwegen biblisch-grammatische Exegese oderoder, arbeiten unter einem "Was-wäre-wenn-mein-Ansatz-der-richtige-wäre?" - und dann zeigen sie methodisch und in den Begründungen intersubjektiv nachhvollziehbar, zu welchen Ergebnissen sie unter diesem "Was-wäre-wenn" kämen.
Letztlich ist nur das, was letztlich der Fall ist/war, "maximal robust" - aber genau das wissen wir eben NICHT, selbst wenn wir UNSEREN jeweiligen Ansatz überzeugend darlegen können.
Thaddäus hat geschrieben:Und nein, um zu dieser Schlussfolgerung zu gelangen, muss man kein Naturalist sein oder einen naturalistischen Standpunkt vertreten.
Wie wahr - das sind logische Sachen.
Thaddäus hat geschrieben:Das ist alles allen längst klar. Mit Ausnhame von dir.
Entschiedener Widerspruch - Du wiederholst hier zum erheblichen Teil Sachen, die ich seit langer Zeit mit mäßigem ERfolg predige, und drehst dann den Spieß um.
Mein Verdacht bei Dir: Du hast Dein Denksystem derart inhaliert, dass Du es als universalen Beziehungspunkt verwenden zu können glaubst ("Wenn die HKM keine Fehler macht, sind deren Ergebnisse Fakt" - oder so ähnlich). - Andererseits erzählst Du ausgerechnet MIR
Thaddäus hat geschrieben:die Möglichkeit einer Göttlichkeit Jesu verändert weder die Text und Quellenlage
... als wäre ICH es nicht die ganze Zeit, der (im Gegensatz zu HKM-Anhängern im Lande) auf die zwingend nötige kategoriale Unterscheidung von "Wahrnehmung"/"historisch-kritisch" und "Realität"/"historisch" hinweist.
Also: Einiges geht hier durcheinander - gerne kannst Du mir nachweisen, wo bei mir was durcheinander geht (aber bitte nicht mit: "Es ist so viel, dass ich erst gar nicht anfange"

).
Mal was ganz anderes:
Da "Exegese" und "Hermeneutik" nicht mehr so getrennt zu werden scheinen, wie es zu meiner Zeit üblich war, würde mich interessieren, ob Du diese Unterscheidung konkret (an Beispielen) hinkriegst. - Aber vielleicht nicht hier: Hier sind wir bei "Ehe für Alle".
Catholic hat geschrieben:...
Sorry, Catholic - ich weiss, dass das OT ist - aber ich habe damit nicht angefangen.
