closs hat geschrieben:Sehr interessante Ausführungen, die mir die geistige Vernetzung innerhalb der Bibel zu dieser Frage nahegebracht hat. - Meine eigentliche Frage scheint damit beantwortet zu sein: "Bethaus für alle Nationen" bezieht sich nicht nur auf die Stämme Israels, sondern auf ALLE Nationen/Kulturen/Völker der Welt. - Stimmst Du zu?
Ja, aber so einfach ist es nicht.
Hierzu ist vielleicht diese Passage erhellend (Joh 12:20-30):
Auch einige Griechen waren anwesend - sie gehörten zu den Pilgern, die beim Fest Gott anbeten wollten.
Sie traten an Philippus heran, der aus Betsaida in Galiläa stammte, und sagten zu ihm: Herr, wir möchten Jesus sehen.
Philippus ging und sagte es Andreas; Andreas und Philippus gingen und sagten es Jesus.
Jesus aber antwortete ihnen: Die Stunde ist gekommen, dass der Menschensohn verherrlicht wird. Amen, amen, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht.
Wer an seinem Leben hängt, verliert es; wer aber sein Leben in dieser Welt gering achtet, wird es bewahren bis ins ewige Leben.
Wenn einer mir dienen will, folge er mir nach; und wo ich bin, dort wird auch mein Diener sein. Wenn einer mir dient, wird der Vater ihn ehren.
Jetzt ist meine Seele erschüttert. Was soll ich sagen: Vater, rette mich aus dieser Stunde? Aber deshalb bin ich in diese Stunde gekommen.
Vater, verherrliche deinen Namen! Da kam eine Stimme vom Himmel: Ich habe ihn schon verherrlicht und werde ihn wieder verherrlichen.
Die Menge, die dabeistand und das hörte, sagte: Es hat gedonnert. Andere sagten: Ein Engel hat zu ihm geredet.
Jesus antwortete und sagte: Nicht mir galt diese Stimme, sondern euch.
Nebenbei: Johannes lässt durch Apostel Heiden zu Jesus führen, damit sie ihn sehen.
Warum lässt Johannes Jesus hier so anscheinend ausweichend antworten? Es hat natürlich einen tiefen Sinn.
"Griechen" sind Heiden und sie wollen den Gott Israels anbeten. Als Jesus von den Aposteln erfuhr, dass Heiden den Menschensohn sehen wollen, antwortet er darauf, dass dieser dadurch verherrlicht wird. Warum? Weil Jesus sein Leben für die Heiden gibt. Das Kreuz und die Auferstehung verherrlichen den Namen Gottes, sein Wesen, die Liebe. Jesus selbst wusste dies, die Antwort Gottes ist für uns "Griechen" bestimmt: Folge Jesus nach!
Nun sagte er dies inmitten von Juden, deren Reaktion darauf war ablehnend, denn für sie musste der Menschensohn (Messias) in Ewigkeit bleiben. Auch, dass Heiden zu Gottes Volk gehören könnten, war für sie unverständlich, nun kommen wir zu:
Gen. 18,18 "Wird doch Abraham gewißlich zu einer großen und mächtigen Nation werden, und sollen doch in ihm gesegnet werden alle Nationen der Erde!"
Der Text ist eng verbunden mit der Geschichte von Lots Errettung und den drei Engeln.
An dieser Stelle erklärt die Thora nicht nur, weshalb (d.h. zu welchem Zweck) Gott Abraham auserwählt hat – auserwählt dazu, ein Volk zu werden, das ein Segen für andere Völker sein wird -, sondern sie erklärt auch, wie das geschehen wird – indem er nämlich SEINE KINDER lehrt (die es ihre Kinder lehren werden), ZEDAKA u'MISCHPAT (Gutes, Recht und Gerechigkeit tun) (siehe 18:19 "Denn ich habe ihn dazu auserwählt, dass er seinen Söhnen und seinem Haus nach ihm aufträgt, den Weg des Herrn einzuhalten und zu tun, was gut und recht ist, damit der Herr seine Zusagen an Abraham erfüllen kann".). Dieses Volk, charakterisiert durch eine Gemeinschaft von "Zedaka & Mischpat", wird Gottes vorbildliches Volk sein.
Gott will, dass Abrahams Volk durch gutes Beispiel verhindern wird, dass je wieder solche verworfenen Städte entstehen, wie Sodom. Isaak ist der Sohn, durch den diese Überlieferung weitergegeben wird, und daher ist es nicht ohne Bedeutung, dass dieselben Engel, die Sodom zerstören sollen, zunächst "den Samen ausstreuen" müssen für die Verhütung künftiger Städte wie Sodom.
Die Juden verstehen sich also als auserwähltes Volk
zum Beispiel für andere Völker. Das Markante dabei ist, dass Sodom gerade deswegen zerstört wird, weil sie in ihren Reihen und der Stadt "keine Gäste zulassen" und damit nicht Gutes und Gerechtigkeit tun. So kann man aber Gott erkennen, weil er dasselbe tut. In der Folgezeit tat Israel dies aber nicht, deshalb:
Seht, es kommen Tage - Spruch des Herrn -, da werde ich für David einen gerechten Spross erwecken. Er wird als König herrschen und weise handeln, für Recht und Gerechtigkeit wird er sorgen im Land. (Jer 23:5)
Wenn man den Stammbaum Jesu bei Mt betrachtet, dann geht er auf Abraham zurück. Mit ihm beginnt die Verheißung, dass Gott Segen (textlich genauer: der erbittet werden soll und kann) sein wird für die Völker durch seine Nachkommen (Gottes Volk). Jesus sagt selbst: "das Heil kommt von den Juden".
Deshalb geht er zuerst zu den Juden, um zu verkündigen, dass nun die Zeit für den Messias erfüllt ist. Von den Nachkommen Abrahams wird durch die Universalität Jesu nun lt. Gen 18:18 das Heil auf alle Völker der Erde ausgeweitet, Abrahams Same ist nun Segen für alle.
Dieser Stammbaum ist ganz auf David ausgelegt, Jesus ist der "Sohn Davids". So wird der Stammbaum zu einem "Christkönig-Evangelium". Deshalb ist Jesu Reinigung des Tempels im Vorhof der Heiden ein wichtiges Zeichen.
Servus
