Dies trifft besonders auf Juden zu, die sich als das auserwählte Volk Gottes verstanden haben, da ihnen Gott sein Gesetz durch Mose persönlich überreicht hat. Die Einhaltung der Gesetze ist kultischer und theologischer Schwerpunkt im Glauben der Juden.
Dies hat die Christenheit in nicht unerheblichen Maße übernommen und auch hier im Forum zeigt sich immer wieder, wie stark Gesetzesorientiert viele Christen sind. Immer wieder findet sich die Einstellung, dass von den Menschen immer verlangt wird, dass sie die Gesetze einhalten müssen. Tun sie es nicht, wird Gott sie strafen (schreibt z.B. Hemul) oder mit einem Fluch belegen (schreibt z.B. Helmuth).
Dabei ist diese Orientierung auf das Gesetz überhaupt nicht christlich. Am deutlichsten findet sich dies bei Paulus im Römerbrief, wo es heißt
Das zeigt klar, dass gilt: Wer das Gesetz Gottes predigt, der predigt den Tod.Röm 7,5
Von Natur aus waren wir einst der Gewalt der Sünde ausgeliefert und wurden von unseren selbstsüchtigen Wünschen beherrscht. Durch das Gesetz wurde die Sünde in uns erst geweckt, so dass wir taten, was letztendlich zum Tod führt.
Röm. 7,9+10
Erst seit das Gesetz mit seinen Geboten in die Welt kam, wurde auch die Sünde in mir lebendig, 10 und damit brachte mir das Gesetz den Tod. So hat mich Gottes Gebot, das den Weg zum Leben zeigen sollte, letztlich dem Tod ausgeliefert.
Was Paulus allerdings darüber hinaus ausdrücken will, ist: Wer Jesus predigt, predigt das Leben.
Das sieht man, wenn man schaut, worauf Paulus im Römerbrief hinaus will
Röm. 7, 22-25
Ich stimme Gottes Gesetz aus tiefster Überzeugung und mit Freude zu. 23 Dennoch handle ich nach einem anderen Gesetz, das in mir wohnt. Dieses Gesetz kämpft gegen das, was ich innerlich als richtig erkannt habe, und macht mich zu seinem Gefangenen. Es ist das Gesetz der Sünde, das mein Handeln bestimmt. 24 Ich unglückseliger Mensch! Wer wird mich jemals aus dieser tödlichen Gefangenschaft befreien? 25 Gott sei Dank! Durch unseren Herrn Jesus Christus bin ich bereits befreit.
Trotz dieser klaren Worte des Paulus, versuchen viele Christen immer wieder, sich auf das Gesetz zu stützen und ihre Verkündigung auf das Gesetz zu konzentrieren. Ein Trick dabei ist (so hat mir ein ZJ es mal gesagt), dass sich die Worte des Paulus nur auf das jüdische Gesetz beziehen, aber im NT ist ein neues Gesetz aufgebaut worden, das dessen Platz übernimmt. Ich möchte hier argumentieren, warum die Worte des Paulus auch heute noch volle Gültigkeit haben.
1. Gottes Gesetz kann nicht eingehalten werden
Die Leute, die sich an Gesetzen orientieren, tun immer so, als wäre es simpel, diese einzuhalten, man müsse nur wollen. Sei es nun Freundlichkeit, Feindesliebe, Sexualität, Ehrlichkeit, Bereitschaft zum Zuhören oder oder, egal, worum es geht. Hat man jemand der behauptet, dass Gott das oder das fordert, dann tut er so, als wäre das möglich.
Aber Paulus sagt es selbst in Röm 7, 23. Er, der Apostel, der mit am stärksten Gott und seine Gesetze liebt, selbst ihm ist es unmöglich, das einzuhalten, was er als richtig erkannt hat.
Das gilt für uns alle. Auch Hemul kann die Gesetze, die er verkündigt nicht einhalten, auch Helmuth kann es nicht, niemand kann es.
2. Gesetze sind nur äußerlich
Aus Gottes Perspektive sind Gesetze nur äußerlich. Zwar ist deren Einhaltung nicht schlecht, aber es ist NICHT das, was Gott will. Gott will unser Herz, er will, dass wir seine Kinder sind, er will unseren Glauben, also unsere Überzeugung, dass wir zu ihm gehören.
Das heißt: Jemand, der in seinem Herzen Gott ablehnt, aber seine Gesetze einhält, hat nichts gewonnen, gar nichts. Allerdings sieht die Bibel auch, dass ein solcher Fall nur theoretisch ist. Denn wer in seinem Herzen nur sich selber folgt, der wird auch so handeln und damit - wie alle - gegen das Gesetz verstoßen.Jes. 1,11-13
Der HERR fragt: »Was soll ich mit euren vielen Opfern anfangen? Ich habe genug von euren Schafböcken und dem Fett eurer Mastkälber; das Blut eurer Opfertiere ist mir zuwider, sei es von Stieren, Ziegenböcken oder Lämmern. 12 Ihr kommt zum Tempel und wollt dort in meine Gegenwart treten. Doch in Wirklichkeit zertrampelt ihr nur meinen Vorhof. Hat irgendjemand das von euch verlangt? 13 Hört endlich mit diesen nutzlosen Opfern auf! Ich kann euren Weihrauch nicht mehr riechen.
Jer. 31,33
Der neue Bund, den ich dann mit dem Volk Israel schließe, wird ganz anders aussehen: Ich schreibe mein Gesetz in ihr Herz, es soll ihr ganzes Denken und Handeln bestimmen. Ich werde ihr Gott sein, und sie werden mein Volk sein.
Aber der Verstoß ist irrelevant, das Herz (=seine Überzeugung, sein Glaube) ist das, was diesen Menschen verurteilt.
3. Gesetze sind menschliche Machtmittel
Einige tausend Jahre Erfahrung mit jüdischen und christlichen Gesetzen haben gezeigt, dass Gesetze eigentlich nichts weiter sind, als ein menschliches Machtmittel.
Bereits die Juden haben sich mit Hilfe der Gesetze von ihrer Umgebung abgetrennt und dadurch in langen Jahren ihre eigene Identität beibehalten.
Diesen sozialen Mechanismus benutzen auch viele christliche Sekten (z.B. auch die ZJ), indem sie Sondergesetze vertreten, die von niemanden sonst vertreten wird. Indem sie behaupten, dass dies "Gottes Gesetze" seien, üben sie Macht auf ihre Mitglieder aus und bringen sie dadurch zur Räson.
Das zeigt, dass die Konzentration auf Gesetze zum Missbrauch geradezu einlädt und viele Gemeinden, die Gesetzesorientiert sind, beweisen das auch.
4. Christliche Verkündigung muss sich auf die Freiheit vom Gesetz konzentrieren
Wie anders als die Verkündigung der Vertreter der Gesetzlichkeit hört sich dagegen Jesus an
Es ist auch, wie Paulus betontMat. 7,12
Behandelt die Menschen stets so, wie ihr von ihnen behandelt werden möchtet. Denn das ist die Botschaft des Gesetzes und der Propheten
Mat. 37-40
Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, mit ganzer Hingabe und mit deinem ganzen Verstand.‹4 38 Das ist das erste und wichtigste Gebot. 39 Ebenso wichtig ist aber ein zweites: ›Liebe deinen Mitmenschen wie dich selbst.‹5 40 Alle anderen Gebote und alle Forderungen der Propheten sind in diesen beiden Geboten enthalten.«
Während das Gesetz nichts mehr gilt, weil es nur zum Tod führt, so gilt doch. Hat Jesus mein Herz verwandelt, dann halte ich die Gesetze von mir aus. Nicht mehr Drohung oder Verkündigung von Gottes Fluch bringt mich dazu, das zu tun, was Gott will, sondern Jesu Liebe.Röm. 6,15
Soll das nun etwa heißen, dass wir bedenkenlos sündigen können, weil uns ja Gottes Gnade gilt und wir das Urteil des Gesetzes nicht mehr zu fürchten brauchen? Natürlich nicht!
Nur so kann dem Gesetz wirklich Genüge getan werden.