Pluto hat geschrieben:Z.B. macht wissenschaftliche Arbeit keine Setzungen.
Entweder BEIDE machen Setzungen oder keiner:
BEIDE beginnen ihre wissenschaftliche Arbeit, NACHDEM die Grundlagen ihres Forschungsauftrags festgelegt wurden:
1) "Untersuchen Sie das NT auf die Historizität Jesu hin. Forschen Sie dabei mit den Kriterien der historisch-kritischen Methodik und interpretieren Sie den Text unter kritisch-rationalen Gesichtspunkten (nur historisch-kritisch Falsifizierbares ist relevant, also aus der Perspektive, dass Jesus Mensch war)"
2)"Untersuchen Sie das NT auf die geistige Wirklichkeit Jesu in seiner hin. - Forschen Sie damit mit den Kriterien der Hermeneutik und interpretieren Sie den Text so, als sei Jesus nicht nur Mensch, sondern auch Gott".
BEIDE werden nach dieser Aufgabenstellung ohne Setzung beginnen zu arbeiten und nicht wissen, welche Ergebnisse sie erzielen ("Ergebnisoffenheit"). So gesehen ist das wissenschaftliche Arbeiten selbst ohne Setzung. - Oder man betrachtet den "Vorlauf" der Aufgabenstellung mit, dann haben BEIDE eine Setzung. - Entweder, oder - was ist Dir lieber? Mir ist beides gleich recht.
Pluto hat geschrieben:Natürlich glaubt er das, aber stimmt es auch?
Sie werden es BEIDE überzeugend begründen können.
Pluto hat geschrieben:Wer entscheidet, welche Sich (Perspektive) richtig ist?
Niemand - denn es ist nicht falsifizerbar, ob Jesus nur Mensch oder auch göttlich war. - Die Aussage in beiden Fällen ist:
Wenn UNSER Aufbau der richtige ist in Bezug auf das, was wirklich war (was wir nie zu Erdzeiten wissen werden), war unsere Perspektive die richtige. - WELCHE Perspektive die richtige wist , wissen wir erst, wenn wir unsere Interpretationsgrundlage kennen ("Jesus ist nur Mensch"/"Jesus ist auch göttlich").
Um Missverstände zu vermeiden: Die gilt nur auf der interpretativen Ebene ("Naherwartung seitens Jesus"). Bei reinen Sach-Fragen wie etwa, wann Jesus gekreuzigt wurde, werden beide Perspektiven bei gleicher allgemeiner Quellenlage zum selben Ergebnis kommen, wenn diese Frage Gegenstand ihrer Untersuchung ist.
sven23 hat geschrieben:Wichtig ist, ob die historische Forschung ihre Arbeitsweise für brauchbar in der Forschung hält.
Das ist überhaupt nicht wichtig. - Warum sollte die HKM entscheiden, was brauchbar in der Forschung ist? - Sie kann entscheiden, was brauchbar für IHRE Forschung ist - aber was spielt das hier für eine Rolle?
sven23 hat geschrieben:Sag ich doch immer. Wissenschaft vs. Glaubensdogmatik. Warum regst du dich also auf?
Wenn ich mich aufrege, dann über Deine ständige Verquerung von Fragestellungen - es geht hier NICHT um Wissenschaft vs. Glaubensdogmatik (das war bisher nur bei Dir ein Thema, das Du hier immer wieder fälschlich einführst).
sven23 hat geschrieben:wer nur fragt, wie er ein Glaubenskonstrukt zirkelreferent bestätigen kann, der ist für wissenschaftliches Arbeiten in der historischen Forschung unbrauchbar.
Stimmt - aber das ist hier nicht der Fall. Auch hier wieder: Verquerung von Fragestellungen.
sven23 hat geschrieben:"Wie kann man Naherwartung gelten lassen und Jesus dennoch von einem katastrophalen Irrtum freisprechen?"
Das ist seine Interpretation - ich bezog mich auf seine allgemein gehaltene Aussage, der man wohlwollend zustimmen kann. - Dass er dann irgendwann interpretativ ausschert, war natürlich zu erwarten - aber man sollte fair bleiben und nicht gleich den Stab über jemandem brechen.
Übrigens: Die hier von Dir zitierte Stelle von Grässer ist eine Katastrophe: Natürlich sind "Naherwartung" (im überwiegenden theologischen Verständnis) und Nicht-Irrtum Jesu leicht in Übereinstimmung zu bringen.
sven23 hat geschrieben:Es bleiben also noch Nah- und Nächsterwartung, die man Jesus zuschreiben kann.
Da würden Dir Berger & Co wahrscheinlich zustimmen - an der Naherwartung (ich würde es "Nahwissen" nennen) Jesu zweifelt doch niemand in den großkirchlichen Theologien.
sven23 hat geschrieben:"Die geringere oder größere Nähe der Krisis ist auch nicht das Wesentliche, sondern allein der Gedanke, daß es die letzte Stunde ist und "daß das Reich Gottes jetzt ganz gewiss kommt."
Richtig, Erich Gräßer - auch da wird Dir Dein Kollege Berger wahrscheinlich zustimmen - aber er wird es ganz anders als Du interpretieren.
sven23 hat geschrieben:Das Original findet man aber nicht durch unkritische Übernahme der Rezeption.
Das Original findet man auch nicht durch kritische Untersuchung der Rezeption, wenn man nicht den richtigen Interpretations-Ansatz findet. - Das Original findet man nur auf geistigem Wege - natürlich auf Basis und in Interpretation der Quellen - aber ohne geistige Perspektive bleibt ein Hochjaulen der Drehzahlen im Leerlauf (Apg. 8,30).
sven23 hat geschrieben:ich denke mal, die Skepsis ist wohl nicht ganz unberechtigt.
In der Tat - es passt nicht in das Denken des "Fürstentums der Welt".