Closs hat geschrieben: closs hat geschrieben:
Die Vernunft muss erkennen, was sie NICHT erkennt.
Yep, der Schwurbel-Clossinator hat wieder zugeschlagen.
Das ist exakt das Niveau, das ich an Dir so schätze. - Also nochmal:
"Die Vernunft muss erkennen, was sie nicht erkennt" - so denkt Kant, so denken griechische Philosophen und andere auch. - Und das kann man auch selber erkennen. - Was sagt Sven? "Yep, der Schwurbel-Clossinator hat wieder zugeschlagen".
Thaddäus hat geschrieben:Der historisch-kritischen Methode geht es genau darum zu rekonstruieren, was Jesus wirklich gemeint hat im Unterschied zu dem, wie er unmittelbar nach seinem Tode rezipiert wurde
Natürlich tut sie das - ich unterstelle der HKM doch nicht, dass ihr nicht daran gelegen ist - also zum Mitschreiben: "Die HKM versucht aus den Rezeptionen zu ermitteln, was Jesus wirklich gedacht hat".
Mein Punkt ist doch nicht, der HKM dies abzusprechen - ich spreche ihr jedoch sehr wohl ab, die erste Adresse bei der Beantwortung dieser Frage zu sein. - Warum, habe ich wiederholt sachlich dargelegt.
Thaddäus hat geschrieben:Damit verteidigt sie die "innere Wahrheit der jesuanischen Lehre" gegen deine bloße Rezeption, Umdeutung und Verkehrung Jesu eigener Worte in ihr Gegenteil aus deiner späteren Sicht und deiner Glaubensdogmatik heraus.
Natürlich tut die HKM auch dies - es unterstellt niemand der HKM, dass sie diesbezüglich nicht diszipliniert denkt. Der Punkt ist, dass ihre weltanschaulichen Prämissen (und diese hat sie, ob sie es will oder nicht) sie nur bedingt urteilen lassen, was Jesus historisch ("ontisch") gedacht haben könnte.
Thaddäus hat geschrieben:Aus Jesu möglicher Göttlichkeit kann deine Unterstellung, er habe das Gegenteil von dem "gemeint", was er tatsächlich verkündet hat, nicht abgeleitet werden.
Und sogar das stimmt - denn der Satz "Weil Jesus göttlich ist, hat er etwas anderes gemeint, als er gesagt hat" wäre wirklich ein optimal dämlicher Satz. - Jedoch macht der Satz Sinn, dass Jesu Aussagen eine andere Bedeutung haben können, ob er nur menschlich oder auch göttlich ist.
Thaddäus hat geschrieben:Du hast dich per Glaubensentscheidung dazu entschieden, an die Göttlichkeit Jesu zu glauben und ihm als Gott die Eigenschaft der Irrtumslosigkeit zuzusprechen.
Nee - nicht mal. - Ich kann mir gut vorstellen, dass Jesus NICHT göttlich war (mithin die Juden mit ihrer Interpetation recht haben). - Meine Aussage ist: Wenn Jesus historisch göttlich ist, sind seine Worte gelegentlich anders zu interpretieren, als wenn er nur Mensch ist - bei gleicher Quellenlage.
Thaddäus hat geschrieben:Dein Versuch ist mithin nichts anderes, als die historischen Fakten und die (in deiner Begrifflichkeit) "ontische Realität" 1. zu ignorieren und sie 2. auch noch zu verfälschen.
DAS ist Dein geistiger Sündenfall. - Denn Du kommst gar nicht darauf, dass eine historische Interpretation aus geistig-spiritueller Sicht richtig sein könnte, weil Du meinst, dass die Fehlerhaftigkeit Deiner Methodik (so gut wie) garantiere, dass deren Ergebnisse mit der "ontischen Realität" übereinstimmen müssten: "Fehlerfreie HKM = historische Fakten.
Das ist exakt das, was ich Dir als anthropozentrische Grundhaltung vorwerfe:
1) Das, was der Mensch "vernünftig" begreifen kann, ist Maßstab für das Begreifen dessen, was "ist".
2) "Evidenz" ist das, was "vernünftig" verstanden werden kann.
3) "Wissenschaft" basiert auf Evidenz.
4) "HKM" ist wissenschaftlich, weil sie auf Evidenz basiert.
5) "Kanonische Exegese" ist nicht wissenschaftlich, weil sie NICHT auf Evidenz basiert.
Ergo:
Geistig-spirituelle Sicht ist nicht wissenschaftlich und deshalb sind ihre Ergebnisse sind nicht evident. - Dein Ding ist wirklich rund - aber eben nur deshalb, weil Du spät anfängst zu denken. - Es ist nur "in sich" rund.
Nicht anthropozentrisch (ich scheue hier den Begriff "theozentrisch", weil er schon wieder religiöse Konnotation hat - "ontisch" wäre mir lieber) denkt man:
1) Das, was "ist", ist "vernünftig" - aber der Mensch hat nur einen Anteil an dieser Vernunft - es kann eine höhere Vernunft geben.
2) "Evident" ist das, was "vernünftig" "IST", aber nicht unbedingt das, was der Mensch als "vernünftig" meint, erkennen zu können.
3) "Wissenschaft" basiert auf Evidenz, die der Mensch vernünftig glaubt erkennen zu können.
4) HKM ist wissenschaftlich, weil sie im Rahmen ihres Erkenntnis-Ausschnitts methodisch arbeitet.
5) Kanonische Exegese ist wissenschaftlich, weil sie im Rahmen ihres Erkenntnis-Ausschnitts methodisch arbeitet.
6) Die Ergebnisse beider können unterschiedlich, sogar widersprüchlich sein, weil der menschliche Anteil an Vernunft beiderseits unzureichend sein kann.
7) Ergo können wissenschaftliche Ergebnisse falsch sein, selbst wenn sie methodisch fehlerfrei ermittelt wurden - sie sind immer "methodische Ergebnisse" und können/sollen koinzidieren mit "ontischen" Ergebnissen (und werden es bei reinen Sachfragen auch in der Regel tun - bei geistigen Fragen wird es jedoch kritisch).
DAS ist die Grundlage unserer Diskussion und nicht irgendwelche Gegenüberstellungen von "vernünftig-objektiv" und "gläubig-subjektiv" - da müsste ich beleidigt sein, bin es aber nicht, weil ich wirklich "Dein" Problem, das für Dich überhaupt keines ist, verstehe. - Dieses Problem resultiert aus einer seit gut 3 Generationen anhaltenden dominanten Gesellschafts-Formatierung in Richtung "Antropozentrismus" - DA sind die Wurzeln und sicherlich nicht darin, dass Theißen weiß, wie es geht, und Ratzinger oder Berger darin Nachhilfe bräuchten oder derart religiös vernebelt sind, dass sie nicht klar denken können. - Es ist ein objektiv philosophisches Problem und kein Problem von "Glaubensdogmatik" oder geistiger Minderbemitteltheit.
Thaddäus hat geschrieben:Aha, -und du glaubst also im Ernst, deine oder allgemein christliche persönliche Glaubenserfahrungen sind "Volltreffer" und die des Islamisten selbstverständlich "voll daneben".
Nein - denn der Mensch kann missgeleitet und "besessen" sein. - Deshalb beten Christen oft um die Gabe der Unterscheidung der Geister.
Thaddäus hat geschrieben:Nein, - du musst stets davon ausgehen, dass es auch deine persönlichen Glaubenserfahrungen sein könnten, die "voll daneben" liegen und die des Islamisten "Volltreffer" sind!
Ausschließen kann der Mensch prinzipiell nichts, da er nur das sichere Wissen hat "Ich bin". - Insofern kann ich auch nicht ausschließen, dass Thaddäus ein sprechender Kühlschrank ist. - Allerdings gehe ich NICHT davon aus, dass die IS recht hat, weil dies eminente Auswirkungen auf die Begründung der Welt hätte - man müsste dann für möglich halten, dass der Ursprung der Welt das Böse ist. - Möglich, aber aus meiner Sicht subjektiv ausgeschlossen.
Ich meine sogar, dass es logisch ausgeschlossen werden kann. - Aber woher weiß ich, dass menschliches Logik-Verständnis verbindlich ist für alles? - Also glaube ich, dass es - in Worten Descartes' - "einen wohlwollenden Gott" gibt und ich DESHALB (und nicht aus anthropozentrischer Selbstherrlichkeit) sicher sein kann, dass meine Wahrnehmung "echt" ist - sinnlich genauso wie geistig. - Und Du glaubst halt, dass man eine anthropozentrische Definition von "Vernunft" zur Grundlage der Welterkenntnis machen kann - ich kann es nicht ausschließen, aber denke, dass es zuwenig ist.
Denke also daran, wenn Du mit mir sprichst: Bei mir geht es um SOLCHE Bretter und nicht um irgendwelche parteilichen Gegenüberstellungen, wer den längsten hat. - Und solche Bretter kann man nicht damit bohren, dass man INNERHALB von Philosophie-Richtungen belesen und schlau ist, sondern wenn man die Philosophie und deren Grundlagen unserer Zeit zum Thema nimmt. - Denn DARAUS ergeben sich all die Ableitungen, die dazu führen, dass wir über die Frage der Naherwartung Jesu (ja oder nein) sprechen.
Die Antwort auf diese Frage ist nicht "Ich bin richtig und Du nicht", sondern "Ich bin nur dann richtig, wenn meine Grundlagen/Prämissen/Definitionen, auf deren Basis ich mein Urteil fälle, mit dem übereinstimmen, was wirklich war" - und nicht "Wenn ich nachweisen kann, dass meine erdachte und durchaus schlaue Methodik fehlerfrei ausgeführt wurde". - Letzteres wäre anthropozentrisches Maßstabsdenken, das von dem, was ist, angefochten werden kann. - Und da sollten wir uns unter philosophischen ("Weisheit"!!!) Gesichtspunkten auf die Seite dessen stellen, was "ist".