Roland hat geschrieben:Und Gott sorgt dafür, dass diese Erkenntnis jeder irgendwann bekommt? Entscheidung folgt dann automatisch? Also im Grunde eine Allversöhnungslehre?
Ja - ich bin Allversöhner. - Allein deshalb, weil "Alles in Einem" nicht geht, wenn etwas fehlt.
Der Hauptgrund jedoch ist die logische Argumentation, dass man nur das entscheiden kann, wozu man einen Bezug hat - ich kann mich nicht oder nur per russischem Roulette für "weraggs" oder "äöo,köäl.jk.l" entscheiden, weil ich nicht weiß, was das ist und nicht einmal einen inneren Zug in mir habe, es kennenlernen zu wollen - das Bedürfnis fehlt.
Und so ist es auch aus Sicht des säkular-formatierten den Menschen: Er hört da zwar was von einem Lamm Gottes, dessen Blut uns gesühnt hat ("Hä???), aber er kann damit überhaupt nichts anfangen - zumal er in der Regel materialistisch ausgerichtet ist ("Nur das ist Realität, was materiell begründet ist"). - Wo soll da eine "Entscheidung" herkommen?
Roland hat geschrieben:Das würde den Menschen dann tatsächlich aus jeder Verantwortung befreien.
Die hat er doch sowieso. - Jede Erkenntnis bringt Verantwortung mit sich. - Sobald jemand Gott so gut erkennt, dass er merkt, dass da was ist (natürlich ohne wissen zu müssen, was Gott wirklich "ist" - das kann keiner), ist diese Erkenntnis verbunden mit Handlungsanleitungen - das bleibt nicht aus. - Und damit nimmt man (gerne) Verantwortung auf sich.
Nicht zu vergessen diejenigen, die - obwohl Agnostiker - nichtsdestoweniger die gleichen geistigen Instinkte haben wie Christen, selbst wenn sie diese verneinen, weil sie nicht zu ihrem Weltbild passen - sie sind trotzdem da (vgl.: Röm. 2,13ff). - Man sagt dann "Humanität" zu dem, was man an Gott erkennt, und nimmt dieselbe Verantwortung auf sich, die daraus folgt.
Roland hat geschrieben:Verstehe ich deine Position so richtig?
Ja - wobei hier noch eines fehlt: Der Weg zu Gott kann unterschiedlich steinig sein.
Nimm Leute wie Bonhoeffer und Mutter Theresa auf der einen Seite und Leute wie Hitler und Stalin auf der anderen Seite: Der Unterschied zwischen beiden Seiten (aus UNSERER Sicht!!!) ist, dass die einen eher Leid auf sich genommen haben als Leid zu erzeugen, und die anderen umgekehrt.
Stelle Dir nun vor, diesen vier Genannten würde im Licht der absoluten Erkenntnis lebendig klar, was durch sie an Bösem und Guten bewusst oder unbewusst an anderen Menschen getan wurde - und stelle Dir das durch dieses reine Erkennen erzeugte Mitleid(en) vor. - Da müssen doch Hitler und Stalin verrückt werden - stell Dir vor, Du müsstest millionenfach wieder-leiden, was andere durch Dich erlitten haben.
Mit anderen Worten: Die entscheidenden Worte des Christentums sind nicht "Wille und Entscheidung" (aus meiner Sicht eine ganz schlimme Fehlleitung), sondern "Erkenntnis und Leid" (die Liebe sowieso, aber die hat in diesem Kontext nichts zu suchen).