Thaddäus hat geschrieben:Oh ja stehen meine (philosophischen) Äußerungen unter gewissen Bedingungen. Z.B. der, das sie die Rationalität und Vernünftigkeit derjenigen voraussetzt
Thaddäus hat geschrieben:Es ist völlig unerheblich, was Vernunft ist für die Frage, was evident ist.
Merkst Du den Widerspruch? - Zuerst ist Evidenz an Vernunft gebunden, dann ist es unerheblich, " was Vernunft ist für die Frage, was evident ist"?
Da kommst Du nicht raus. - Du musst Dich outen, ob Du Vernunft als anthropozentrische Größe verstehst ("Vernunft 'IST' das, was der Mensch als Vernunft definiert") oder ob es eine ontische Größe ist ("Vernunft 'IST' das, wovon wir etwas erkennen"). - Im ersten Fall ist göttliche Vernunft Ableitung menschlicher Vernunft, im zweiten Fall ist menschliche Vernunft Ableitung göttlicher Vernunft. - Wofür möchtest Du Dich entscheiden?
Thaddäus hat geschrieben:dass es entweder regnet oder nicht regnet, aber nicht beides gleichzeitig der Fall sein kann, dass 2+5=7 ist, eine Fläche nicht zugleich rot und grün sein kann
Darüber sollten sich Katholiken (derer einer ich übrigens NICHT bin) und Leute Deiner Kategorie einig sein - darum geht es nicht. - Es geht letztlich darum, ob Materie aus Geist ist oder umgekehrt, und welche (unterschiedlichen) Schlüsse daraus JEWEILS vernünftig sind.
Thaddäus hat geschrieben:kann ich meine Einschätzungen so begründen, dass andere vernünftige Wesen verstehen können, warum und wie ich zu ihnen gelange.
Das ist doch der Unterschied zwischen Dir und mir: ICH kann mich in das Denksystem des anderen hineinversetzen, DU kannst es oder willst es nicht. - Ich könnte hier problemlos aus materialistischer oder historisch-kritischer Sicht referieren - weil mir deren system-bedingte Vernunft verständlich ist. - Aber es gibt eben ANDERE Systeme, die ich in Bezug auf "das, was der Fall ist" glaubwürdiger und aus deren Sicht vernünftiger finde.
Thaddäus hat geschrieben:seien gefälligst als gleichberechtigt mit modernen wissenschaftlichen Einsichten und philosophischen Strömungen anzusehen.
"Von der Substanz her sogar als überlegen anzusehen", würde ich korrigieren - ABER: Deren theologischen Aussagen (wenn sie gut sind - es gibt auch schlechte) finden nicht auf derselben Ebene statt. - Und das übersieht man, wenn man die Welt nur in EINER Ebene sieht.
Wenn ein Kardinal Schönborn eine geistige Teleologie ÜBER dem nicht-teleologischen Ablauf der Evolution postuliert, ist das eine geistig hoch-vernünftige Aussage, die nichtdestoweniger KEINE Konkurrenz ist zu evolutions-theoretischen Aussagen, dass es biologisch keine Teleologie gibt. - Und das ist NICHT eine Aussage im Sinne von "etwas kann nicht gleichzeitig grün und blau sein" (davon abgesehen: Licht kann Welle und Korpuskel sein - unvernünftig?), sondern eine Aussage im Sinne von "Auf Ebene 1 gilt x, auf Ebene 2 gilt y". - Unvernünftig?
Thaddäus hat geschrieben:Sie sprechen von diesen gerne abfällig als "Zeitgeist", der für sie der Untergang des Abendlandes ist und loben stattdessen die Wahrheit katholischer Tradition und Dogmatik und letztlich ein mittelalterliches Weltbild.
1) Mich ärgern katholische Aussagen manchmal auch.
2) Du wimmelst von Urban Legends.
3) Die RKK ist die mir einzig bekannte Institution, die ontologisch mit den Grundfragen des Menschen auf komplexe Weise umgeht. - Du kannst mir gerne Alternativen dazu nennen.
Thaddäus hat geschrieben: ich bin weder Naturalist, noch kritischer Rationalist, noch Materialist
Solange man davon ausgeht, dass Geist primär aus Materie ist, ist man Materialist - egal wie man sich selber sieht. - Da ändern auch Sympathien für Qualia nichts.
Auf diese Frage hast Du mir übrigens nie geantwortet - Deine Antwort wäre sehr hilfreich - auch für Dich. - Also:
Ist aus Deiner Sicht "Geist" (und somit Gott) aus Materie, oder ist Materie aus Geist? - War zuerst der Geist und dann Zeit und Materie? - Oder ist Geist Produkt von Zeit und Materie? - Zur Vermeidung von Missverständnissen: Mit "Geist" meine ich nicht irgendwelche intellektuellen Fertigkeiten, sondern das, was transzendenz-fähig ist.