So ist es - und weißt mindestens so gut wie ich, wie unterschiedlich hier Definitionen sein können.Thaddäus hat geschrieben:Zu der Frage, was Wissenschaft ausmacht, lässt sich viel schreiben.
Deshalb mein Hinweis, dass die HKM auf kritisch-rationalem Boden steht - was Du merkwürdigerweise nicht so siehst.Thaddäus hat geschrieben:Weil man nicht erst beweisen muss, dass tote Menschen tot sind und tot bleiben. Nur wenn man anderes behauptet, steht man in der Beweispflicht.
"Kritisch-rational" meine ich dabei methodisch (und nicht weltanschaulich) - und zwar in dem Sinn, dass der KR nur das untersucht, was falsifizierbar ist. - Das ist KEINE Kritik am KR, sondern eine Beschreibung, wie sich Popper das vorgestellt hatte, der sich übrigens gelegentlich verwahrt hat, Philosoph genannt zu werden: Er sei MEthodiker.
Als solcher sagt er in nicht nur meiner Interpretation: "Wir nehmen die Welt, so wie wir sie sinnlich wahrnehmen - ohne philosophischen und ontologisches Gedöns ("Was ist Sein?/"Was ist Seiendes?") und untersuchen, was wir sinnlich (incl. per Messungen/etc.) wahrnehmen. Punkt.
Das ist eine super MEthodik, vor allem für die Naturwissenschaft, aber nicht unbedingt für Wissenschafts-Diszplinen, in denen geistige/philosophische Dinge eine Rolle spielen ("Gibt es eine Realitäts-Ebene auf göttliche Ebene?"/"Ist Jesus nur Mensch oder auch göttliche Entität?"). - Denn die Beantwortung dieser Frage entscheidet darüber, wie man die Bibel versteht und interpretiert.
Kritisch-rational absolut nachvollziehbar - nur: Welchen Sinn macht die Bibel, wenn deren Thema, das Göttliche, NICHT kritisch-rational bewiesen werden kann? - Mit anderen Worten: Die eigentliche Substanz des NT ("Jesus ist göttlich"), die NICHT falsifizierbar ist, soll seitens einer Disziplin inhaltlich interpretiert werden, die methodisch darauf angewiesen ist, nur Falsifizierbares zu beachten? - "Untersucht" ist ok - aber "interpretiert"?Thaddäus hat geschrieben:Beides sind alltägliche Erfahrungen der Menschen, die jederzeit problemlos bewiesen werden können. Das sind keine Setzungen, sondern allgegenwärtige, lebensweltlich unmittelbare und jederzeit belegbare Erfahrungen des Menschen.
Was "Setzungen" angeht: Natürlich ist es keine Setzung (sehen wir mal von radikal-skeptizistischen Ansätzen ab), die Welt, wie sie ist, als solche als "real" anzunehmen. - Aber es ist sehr wohl Setzung, dass methodisch nur das "sein" kann, was falsifizierbar ist - und das ist doch die Grundlage dafür, wenn Du weiter unten sagst, dass Setzungen belegt sein müssten - und mit "belegt" meinst Du sicherlich intersubjektiv nachvollziehbar belegt. - Aber das geht halt nicht bei Dingen, die nicht falsifizierbar sind - also bspw. "Gott".
Da sind wir uns pragmatisch sicherlich einig - andererseits: Du kannst doch nicht aus solchen Dingen pauschal die Existenz einer materie-unabhängigen geistigen Welt verneinen - entweder es gibt sie oder es gibt sie nicht - es ist offen.Thaddäus hat geschrieben:Auf Astro-TV erklären jeden Tag lächerliche Menschen anderen verzweifelten und geistesschwachen Menschen , man müsse nur intensiv genug vom Universum Geld wünschen, dann würde es schon auf sie herabregnen und man könne ihnen aus den Karten vorhersagen, wann, wo und wie sie den Partner für ihr Leben finden können. Das sind keine gleichberechtigten Interpretationen der Wirklichkeit!
Da machst Du einen asymmetrischen Denkfehler.Thaddäus hat geschrieben: die kanonische Exegese setzt voraus, was sie allererst belegen müsste
Natürlich setzt die kanonische Exegese etwas voraus - und zwar etwas Nicht-Falsifizierbares ("Jesus ist göttlich") - sie kann diese Vorannahme zwar kontextual begründen, aber mehr nicht. - Tja - und s.o. - die HKM beschränkt sich auf das kritisch-rationale Arbeitsgebiet ("Was nicht falsifizierbar = irrelevant"), was Du als NICHT-Setzung bezeichnest.
Jetzt magst Du formal recht haben - aber was soll das? - Du weißt doch ganz genau, dass das Bestehen auf Beweisbarem im Sinne alltäglicher Erfahrungen dazu führt, dass man Jesus nicht als göttlich verstehen kann, weil dies dann "unwissenschaftlich" wäre - selbst wenn Jesus göttlich IST.
Wir haben also das Problem, dass eine Wissenschaft
a) universale Ergebnisoffenheit für sich beansprucht,
b) nachdem ein Teil dieser Ergebnisoffenheit VORAB entsorgt wurde.
Fällt das keinem auf? (Ich kenne einige Jesuiten, denen das auffällt - es ist also nichts Neues - also: Fällt das DIR nicht auf?)
Möglich - aber was bedeutet dann der Satz, man könne die Bibel nur "im historischen Wirkzusammenhang" (aus dem Gedächtnis) interpretieren? - Verstanden wird dieser Satz von Bultmann-Freunden zusammen mit dem anderen Satz (auch aus dem Gedächtnis - frag Münek/Sven, die ihn zitiert haben), wonach man in Zeiten, in denen man moderne Physik begreife, nicht auf Geisterwelten zurückgreifen könne (da damit obsolet), dahingehend, dass Wunder& Co. "real" nicht sein könnten, also Legende sein müssten. - Was ist das für eine Vorannahme für die Interpretation geistiger Bücher?Thaddäus hat geschrieben:In Bultmanns Aufsatz ZUR FRAGE DES WUNDERS findet sich an keiner Stelle die Aussage, Wunder seien einer "naturalistischen Kontinuität der Geschichte unterzuordnen".
Und erneut: Wenn man sich auf Beobachten und Beschreiben beschränkt, wozu Du an anderer Stelle geeignete Beispiele gebracht hast, ist das alles wurscht - aber doch nicht bei Interpretation: "Das bedeutet, dass ...".
Woher willst Du wissen, dass dies "letztlich schizophren IST"? - Es KÖNNTE doch real sein, dass Menschen durch Gebete geheilt werden? - Nicht dass ich wüsste, wie das gehen soll - nicht dass ich deshalb keinen Arzt aufsuchen würde. - Aber woher soll ich wissen, dass göttliche Kraft NICHT real ist? ICH weiß es nicht - woher DU?Thaddäus hat geschrieben:Es gibt zahllose Menschen, die daran glauben, die magische Beschwörung von Gott oder Jesus könne sie heilen. Aber das ist letztlich schizophren, wenn man gleichzeitg Hilfe von seinem wissenschaftlich gut ausgebildeten Arzt erhofft.
Und das alles nennst Du "setzungs-frei"? Das ist nicht so.
Falsch. - Gott und Gebete sind kein Wunschkonzert - und die Natur ist uns gegeben, damit wir uns an sie wenden - das fängt beim Essen an (Warum gehen Gläubige zum Essen, wenn Gott ihnen per Gebet Kalorien zuführen kann?) und hört beim Arzt auch - auch der Arzt gehört zur Natur, an die wir uns wenden - und so soll es auch sein.Thaddäus hat geschrieben:Jeder kranke Gläubige, der zum Arzt geht, ist nichts anderes als ein Heuchler
Nebenbei:
Auf meinen Hinweis auf den Hermeneutischen Zirkel beim Erkennen dessen, was Jesus gemeint hat, bist Du nicht eingegangen. - Weil er der HKM-Regel widerspricht, dass frühere Quellen immer authentischer sind als jüngere?