Leben in einer christlich geprägten Gesellschaft
Ehe & Familie, Partnerschaft & Sexualität, Abtreibung, Homosexualität
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Ska'ara
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von Ska'ara » Do 27. Jul 2017, 21:05
piscator hat geschrieben:Ska'ara hat geschrieben:Wenn wir schon mal dabei sind, dann lass uns auch mal andere Tabus angehen. Es geht ja um die Veranlagung, und wenn ich mich zu jemanden hingezogen fühle und mein Leben mit einer bestimmten Person verbringen möchte, sollte ich dies also dürfen, unabhängig vom Geschlecht oder Alter. Stimmt doch so, oder? Wenn diese Person aber mit mir verwandt ist, vielleicht eine Schwester, die unfruchtbar ist (man will ja keine behinderten Kinder), dann besteht ja keine Gefahr für die "Gesellschaft". Darf ich in 100 Jahren meine Schwester heiraten, wenn sie keine Kinder bekommen kann, sterilisiert ist (oder ich zeugungsunfähig) oder die Menopause erreicht hat? Wenn nicht, würde ich mich diskriminiert fühlen. Ach ja, Kinder adoptieren möchte ich dann auch...
Eigentlich geht es hier ja um Homosexualität und nicht um Inzest. Das ist eine ganz andere Baustelle.
Es geht in beiden Fällen doch darum, dass Partnerschaften auf der Basis der Vermehrung als legitimiert betrachtet werden. Die Partnerschaft, die (gesundes) Kinderkriegen begünstigt, gilt als erlaubt oder richtig. In der Bibel gab es zur Zeit von Adam und Eva keinen Inzest und auch später waren Verwandtschaftsehen nicht untersagt. Jakob heiratete u. a. seine Cousine Rachel. Homosexualität wird in der Bibel nur negativ erwähnt.
Warum heiratet man? Aufgrund von moralischen und finanziellen Aspekten und wegen der zu erwartenden Kinder. Ohne Kinder geht es nur um Absicherung, Krankenversicherung, Rente und Erbe. Es ist wie ein Handel: eventuelle Gefühle und Sicherheit gegen Geld.
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JackSparrow
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von JackSparrow » Do 27. Jul 2017, 21:28
Ska'ara hat geschrieben:Es ist wie ein Handel: eventuelle Gefühle und Sicherheit gegen Geld.
Gerade deshalb empfehle ich, vielleicht einfach mal mit Hilfe einem etymologischen Wörterbuchs die Ursprungsbedeutung des Wortes "Ehe" zu evaluieren.
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closs
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von closs » Do 27. Jul 2017, 22:31
JackSparrow hat geschrieben:Gerade deshalb empfehle ich, vielleicht einfach mal mit Hilfe einem etymologischen Wörterbuchs die Ursprungsbedeutung des Wortes "Ehe" zu evaluieren.
Irrelevant: Nicht die Etymologie ist relevant, sondern die Semantik. - Das Wort "Arbeit" kommt vom indogermanischen "orph" (=verwaist), weil elternlose Kinder hart arbeiten mussten. - Ist deshalb Arbeit in den letzten 2000 Jahren Waisen-Arbeit gewesen?
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Pluto
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von Pluto » Fr 28. Jul 2017, 12:43
closs hat geschrieben:Ist deshalb Arbeit in den letzten 2000 Jahren Waisen-Arbeit gewesen?
Das nicht, aber Kinderarbeit war bis ins 19. Jahrhundert hinein die Norm.
Erst durch die Aufklärung, wurde dies mit der Zeit verpönt und irgendwann dann gesetzwidrig.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.
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closs
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von closs » Fr 28. Jul 2017, 13:03
Pluto hat geschrieben:Das nicht, aber Kinderarbeit war bis ins 19. Jahrhundert hinein die Norm.
Schon - aber hier geht es darum, dass nach Jacks These "Arbeit" verstanden werden müsste als "Tätigkeit von Waisen" - was definitiv falsch ist, da etymologische Herleitungen nichts über semantische Bedeutungen sagen müssen. - Und das gilt beim Wort "Ehe" eben auch.
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Pluto
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von Pluto » Fr 28. Jul 2017, 13:44
closs hat geschrieben:Pluto hat geschrieben:Das nicht, aber Kinderarbeit war bis ins 19. Jahrhundert hinein die Norm.
Schon - aber hier geht es darum, dass nach Jacks These "Arbeit" verstanden werden müsste als "Tätigkeit von Waisen" - was definitiv falsch ist, da etymologische Herleitungen nichts über semantische Bedeutungen sagen müssen. - Und das gilt beim Wort "Ehe" eben auch.
Jack hat recht, so erstaunlich das klingen mag.
Wikipedia hat geschrieben:Wortgeschichte
Das Wort Arbeit ist gemeingermanischen Ursprungs (*arbÄ“jiðiz, got. arbaiþs); die Etymologie ist unsicher; evtl. verwandt mit indoeurop. *orbh- „verwaist“, „Waise“,
„ein zu schwerer körperlicher Tätigkeit verdungenes Kind“ (vgl. Erbe); evtl. auch verwandt mit aslaw. robota („Knechtschaft“, „Sklaverei“, vgl. Roboter).
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.
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closs
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von closs » Fr 28. Jul 2017, 14:09
Pluto hat geschrieben:Jack hat recht, so erstaunlich das klingen mag.
Der Hinweis auf die etymologischen Wurzeln von Arbeit kam doch von MIR - und zwar um zu zeigen, dass etymologische Herkunft eines Wortes (hier: "waise") nichts mit der tradierten semantischen Bedeutung ("mit Hirn und/oder Muskeln tätig sein") übereinstimmen muss.
Insofern bringt es nichts, auf etymologische Wurzeln von "Ehe" hinzuweisen, wenn dieses Wort seit Beginn der europäischen Kultur semantisch "langfristige Bindung zwischen Mann und Frau mit Kinderwunsch" bedeutet.
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JackSparrow
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von JackSparrow » Sa 29. Jul 2017, 20:39
closs hat geschrieben:Insofern bringt es nichts, auf etymologische Wurzeln von "Ehe" hinzuweisen, wenn dieses Wort seit Beginn der europäischen Kultur semantisch "langfristige Bindung zwischen Mann und Frau mit Kinderwunsch" bedeutet.
Im Altenglischen heißt das Wort "ae" und bedeutet nicht "langfristige Bindung zwischen Mann und Frau mit Kinderwunsch".
Warum? Angelsächsisch und Niederdeutsch trennten sich schon im 5. Jahrhundert. "Ehe" ist aber Neuhochdeutsch und dürfte daher noch nicht mal Luther bekannt gewesen sein.
Im Gegensatz zu Norddeutschland war England aber von dem Römern besetzt, deshalb gibt es dort heute
marriage von lateinisch
matrimonium = "eine Frau an einen Mann übergeben" (lateinisch
mas = Mann).
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closs
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von closs » Sa 29. Jul 2017, 21:47
JackSparrow hat geschrieben:Im Altenglischen heißt das Wort "ae" und bedeutet nicht "langfristige Bindung zwischen Mann und Frau mit Kinderwunsch".
Jetzt bist Du wieder im Etymologischen - ich aber bin im Semantischen. - Das Wort "Ehe" stieß in unseren Sprachgebrauch mit der semantischen Bedeutung "Mann, Frau, nach Möglichkeit Familie" - sogar unser Grundgesetz wurde vor diesem semantischen Hintergrund geschrieben.