Novalis hat geschrieben:...denn dahinter steht eine geistige Wahrheit: jeder Mensch der ernsthaft versucht den spirituellen Weg zu gehen wird Anfechtung erleben. Das ist in dieser Welt unausweichlich.
Eine Anfechtung Satans ist es, dass man die Liebe des Vaters im Himmel unterschätzen soll.
Da machen sich Christen, aber auch Atheisten, wunderbare Glaubensmodelle, wenn sie keine Sünde, keine Erbsünde in sich erkennen wollen, im Grunde, weil sie Angst davor haben, dass sie der Vater im Himmel doch so sündhaft nicht lieben könne. Das geschieht meist unbewusst und deshalb um so gefährlicher, weil nicht nur eigene, sondern auch andere dämonische Kräfte wirken können.
Da gibt es dann zwei große breite Wege: Beim einen wird der Stolz bedient: Was bin ich doch für ein guter Mensch. Denn Sünde wird da als etwas erwerbbares betrachtet, als etwas, dass man von sich aus bekämpfen kann und schafft jemand es nicht, dann hat jener eben versagt und auf einen solchen Menschen kann man dann voll Hochmut herabblicken. Diese Haltung lebt aus dem Vergleich mit anderen und speist sich aus mangelnder Gewissenserforschung und damit Selbsttäuschung. Ein solcher Glaube hat sich der Welt angepasst und ist auch bei Atheisten beliebt. Jesus ist hier zu einem Moralapostel degradiert.
Der zweite Weg schiebt jegliche Verantwortung für sein Handeln von sich, denn man betrachtet sich als von Grund auf böse, in Erbsünde unausweichlich gefangen. Die Schuld für dieses Böse in der Welt kann dann natürlich nur bei Gott liegen und somit kann sich der Mensch wiederum freisprechen. Die vordergründig ach so fromme Haltung bedient also auch wieder nur den eigenen Stolz: Was bin ich doch für ein böser Mensch, aber ich kann gefälligst nichts dafür. Jesus dient man sich hier lediglich als Gnadenautomaten an.
Würde man erkennen, dass die Liebe Gottes jeden Mensch in dessen
ganzen Sein annimmt, müsste man sich nicht mit solchen selbstgebastelten Glaubensmodellen betäuben. In diesem Sein ist im Menschen auch das Böse vorhanden, ebenso jedoch der Geist der göttlichen Liebe empfangbar und lebbar. Liebe zu Gott zeigt sich in immer wieder neuer Umkehr, wenn man in Sünde gefallen, in ehrlicher Reue, Buße und dann Zuversicht sowie Vertrauen im Gebet, dass zu keiner Zeit Gott einen weniger liebte.
Jesus sagt es uns hier (Mt 7:11):
Wenn nun schon ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gebt, was gut ist, wie viel mehr wird euer Vater im Himmel denen Gutes geben, die ihn bitten.
Ein menschlicher Vater ist also böse (Erbsünde), weiß aber, was gut ist (die empfang- und lebbare göttliche Liebe) und kann wenigstens mit seiner unvollkommenen menschlichen Liebe Gutes tun. Die Liebe des Vaters im Himmel übersteigt diese Liebe jedoch unendlich.
Paulus hat für seine Gemeinde in Ephesus für diese Erkenntnis der "Viel-mehr-Liebe" des Vaters im Himmel gebetet (Eph 3:17-19 EÜ), die scheinbar nur durch Gnade und Gebet mehr und mehr gegeben wird:
Durch den Glauben wohne Christus in eurem Herzen. In der Liebe verwurzelt und auf sie gegründet, sollt ihr zusammen mit allen Heiligen dazu fähig sein, die Länge und Breite, die Höhe und Tiefe zu ermessen und die Liebe Christi zu verstehen, die alle Erkenntnis übersteigt. So werdet ihr mehr und mehr von der ganzen Fülle Gottes erfüllt.
Servus
