Alles Teufelszeug? VI

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sven23
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#681 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von sven23 » Fr 30. Jun 2017, 16:54

Thaddäus hat geschrieben:
closs hat geschrieben:im übrigen ist auch die kanonische Exegese in der Art ihrer Ausführung intersubjektiv nachvollziehbar - die Frage ist, ob deren Hermeneutik nachvollziehbar ist. - Das sind zwei ganz unterschiedliche Baustellen.
Falsch.
Hypothese: Kanonische Exegese ist nicht intersubjektiv nach Plausibilitätskriterien nachvollziehbar.

Beweis: Die Anwendung der kanonischen Exegese erfordert die vorausgehende explizite Glaubensentscheidung, dass die biblischen Schriften als einheitlicher Kanon auf Jesus als Christus, also auf Jesus als Erlöser und Gottessohn, zu interpretieren sei. Erfolgt dieser Glaubensentscheid nicht, können die biblischen Schriften nicht adäquat interpretiert werden. Somit kann kein Nicht-Christ die biblischen Schriften adäquat interpretieren. Da Nicht-Christen die biblischen Schriften - grundsätzlich - nicht adäquat interpretieren können, ist keine intersubjektive Nachvollziehbarkeit der kanonischen Exegese gegeben, denn für alle Nicht-Christen wird methodisch von vornherein ausgeschlossen, dass sie eine sachgerechte Exegese der biblischen Schriften vorlegen können, gleichgültig wie plausibel ihre Analysen und Textuntersuchungen sind. Ihre Ergebnisse können aus dogmatischen Gründen nicht korrekt sein (es sei denn, die textanalytischen Ergebnisse von Nicht-Christen stimmen zufällig mit denen christlich-kanonischer Exegeten überein). Die "richtige" Interpretation eines Textes ist damit von einem expliziten vorausgehenden Glaubensentscheid abhängig und nicht davon, ob diese Interpretation Plausibilitätskriterien genügt.
Beispiel: closs eigene Uminterpretation der nachweislichen jesuanischen Nah- in eine unbesimmte Fernerwartung des kommenden Himmelreichs.

Dagegen ist die historisch-kritische Methode intersubjektiv nachvollziehbar bezüglich ihrer Plausibilitätskriterien.
Beispiel: Die textkritische Grundregel der "lectio difficilior potior" (die schwierigere Lesart ist die ursprünglichere). In zahllosen philologischen Analysen antiker (aber auch moderner) Texte wurde die empirische Einsicht gewonnen, dass bei parallel überlieferten Texten und Textstellen die schwierigere, sperrigere Lesart die ursprünglichere ist, da spätere Überlieferungen die Tendenz aufweisen, ürsprüngliche Aussagen an die sich erst später ausbildenden Lehrmeinungen und Lehrgebäude anzupassen - weil die ursprüngliche Lesart plötzlich unpassend erscheint - und also den Text zu glätten und Widersprüche zu harmonisieren.

Beispiel: die markinischen Jesusworte am Kreuz: "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen". (Mk 15,34 EU; Mt 27,46). Im Lichte der späteren christlichen Verehrung Jesu als Erlöser und Gottessohn, wird dieses Psalmzitat Jesu am Kreuz, welches Verzweiflung und Gottesverlassenheit ausdrückt, im Laufe der christlichen Glaubensentwicklung an Jesus als den göttlichen Erlöser mit Heilsplan zunehmend als unpassend und anstößig empfunden. So taucht dieses höchstwahrscheinlich authentische Jesuswort im Markus- und dann noch im zeitlich unmittelbar folgenden Matthäusevangelium auf, nicht mehr aber in den später verfassten Lukas- und Johannes-Evangelien, in denen es gänzlich entfällt. Stattdessen findet sich im Lukasev. als letzte Worte Jesu am Kreuz: "Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist.“ (Lk 23,46) und „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“ (Lk 23,34). Im spätesten Johannesev. heißt es schließlich endgültig theologisch harmonisierend: "Es ist vollbracht“ (Joh 19,30), was den Fokus auf die Erfüllung eines christlich-göttlichen Heilsplanes legt, an den erst die späteren Christen glaubten, der aber im Markusev. nicht zu finden ist.
Das markinische Kreuzeswort ist nach der textkritischen Regel "lectio difficilior potior" darum als das ursprüngliche und am ehesten authentische Jesuslogion einzuschätzen, was weiter dadurch gestützt wird, das dieses Jesuswort bei Markus noch in der Sprache Jesu, also in Aramäisch, überliefert wird ("Eloi, Eloi, lema sabachthani?").

Diese Analyse folgt den methodischen Plausibilitätskritereien der Textkritik innerhalb der historisch-kritischen Methodik und bedarf keines Glaubensentscheides. Auch jeder Nicht-Christ kann diese Analyse nachvollziehen. Wer sie kritisieren will, muss das innerhalb der methodischen Plausibilitätskriterien tun oder die Regel der "lectio difficilior potior" mit guten Gründen infrage stellen (in dem er hiervon abweichende Überlieferungen benennt).
Eine Verpflichtung auf den Glauben an Jesus als den Erlöser als Gottessohn oder eine dogmatische Einheit des christlichen Kanons (von AT und NT) oder den Naturalismus oder auf Descartes und den Glauben an die Realität der res extensae oder sonstigem Unfug ist weder erforderlich noch nötig.

@closs
Bitte noch mal sorgfältig durchlesen, damit wir nicht immer wieder von vorne beginnen müssen. Es wäre schön, wenn auch mal was hängen bleiben würde. ;)
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#682 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von closs » Fr 30. Jun 2017, 16:59

Thaddäus hat geschrieben:Ich bin dir für deine Antwort dankbar, denn sie macht deine Unfähigkeit, eine schlüssige Gegenargumentation vorzubringen, mehr als deutlich.
Ich bat um Sachlichkeit - warum musst Du Deine Dogmatik fett an den Anfang setzen? - Es geht eleganter.

Thaddäus hat geschrieben:. Der für die kanonische Exegese eingeforderte christliche Glaubensentscheid beruht dagegen nicht auf rationaler und intersubjektiv einleuchtender Einsicht.
Wenn "Ratio" nicht nur eine anthropozentrische Einrichtung ist, sondern über ihre eigenen Grenzen zu denken in der Lage ist, hast Du unrecht. - Du machst Dich verdächtig, "Vernunft" als reine wahrnehmungs-systematische Größe zu verstehen und nicht als ontologische Größe.

Thaddäus hat geschrieben: Wenn du weiter behaupten willst, ich würde diese Annahme machen, musst du anhand meiner obigen Analyse nachweisen, wo genau dort ich diese Vorannahme explizit verwende oder fordere.
Da war doch was - ich suche mal. ... hier:
Thaddäus hat geschrieben:Es ist eben gerade kein Glaubensentscheid, supra-naturalistische Erklärungen aus der wissenschaftlichen Forschung konsequent auszuschließen.
Damit forderst Du die Vorannahme eines naturalistischen Wirkungszusammenhangs ein. - q.e.d.

Thaddäus hat geschrieben:Meine obige Analyse hat bestand, egal welche Annahmen man diesbezüglich macht.
Bei rein technisch-sachlichen Aussagen gilt das - sowohl ein Bibel-Kritischer als auch ein Historisch-Kritischer untersuchen die Texte rein sachlich gleich. - Aber der Bibel-Kritische setzt Jesus als göttlich und der Historisch-Kritische setzt Jesus als nur menschlich - selbst wenn ihm das nicht bewusst ist (*stirnrunzel* - was intellektuell eigentlich erwartet werden dürfte).

Thaddäus hat geschrieben: Und selbst wenn ich deine unterstellten Vorannahmen machen würde, handelte es sich nicht um Glaubensentscheide, sondern um selbst wieder Plausibilitätskriterien unterliegenden Basisannahmen, die rational begründet würden, aber keinesfalls auf Glaubensannahmen beruhen würden (wie das bei der kanonischen Exegese nachweislich der Fall ist).
Das ist nur deshalb "nachweislich der Fall", weil Du vorher sämtliche dazu nötigen Begriffe so definierste, dass es hinhaut - mehr ist es nicht wert.

Machen wir es doch anders und gehen einmal vom Methodischen ins Faktische: Angenommen, die (klassischen) Theologen hätten recht und Jesus wäre göttlich und hätte zudem KEINE apokalyptische Naherwartung gehabt. - Stelle Dir weiterhin vor, Gott würde dies Dir in einer Weise klarmachen, dass für Dich kein Zweifel daran bestehen kann - und einen Tag später sitzt Du hier wieder im Forum: Wie würdest Du dann mit dem umgehen, was Du die ganze Zeit erzählst.

Der Hintergrund dieses Gedankenspiels: Wir können rückwirkend nicht ändern, was der Fall war - auch nicht methodisch. - Jesus könnte also historisch göttlich gewesen sein und historisch KEINE apokalyptische Naherwartung gehabt haben - und plötzlich wären Exegesen wie die biblisch-kritische oder kanonische "plausibel" - hmm.

Thaddäus hat geschrieben:Beweis: Ich treffe nachweislich keinen Glaubenentscheid, der nötig wäre, um meine Argumentation nachzuvollziehen.
Das ist kein Beweis, sondern eine Schutzbehauptung. - Natürlich triffst Du mit ...
Thaddäus hat geschrieben:Es ist eben gerade kein Glaubensentscheid, supra-naturalistische Erklärungen aus der wissenschaftlichen Forschung konsequent auszuschließen.
... einen Glaubensentscheid. - Auch Deine anthropozentrische Definition von "Vernunft" ist eine Glaubensentscheidung - oder nenne es "Vorannahme" - ist egal.

Thaddäus hat geschrieben:Du triffst dagegen den Glaubensentscheid, die christlichen Schriften müssten wegen der heilsgeschichtlichen Wirkung von Jesus als Erlöser und Gottessohn als Dogma der katholischen Tration als einheitlicher Kanon interpretiert werden.
Nein - ich scheine hier der einzige zu sein, der für eine universelle Ergebnisoffenheit der HKM wirbt, indem sie (in zwei Durchläufen) sowohl naturalistische als auch christliche Vorannahmen zugrundelegt - im Wissen, dass interpretative Ergebnisse der HKM abhängig sind von solchen Vorannahmen.

Thaddäus hat geschrieben:Diese Regel hat solange Gesetzescharakter, bis du durch die Vorlage mindestens eines Gegenbeispiels diesen Gesetzescharakter infrage stellst.
Das ist eine inner-methodische Regelung, um den Infiniten Regress vom Tisch zu bekommen - ontologisch ist es irrelevant. - Konkret: Was nützt die Verbindlichkeit eines Gesetzes ONTOLOGISCH, wenn am Ende etwas anderes der Fall ist, als es methodisch vorgesehen ist?

Thaddäus hat geschrieben:Eine in unserem Zusammenhang nachweislich unerhebliche Frage, die lediglich davon ablenken soll, dass du keine schlüssige Gegenargumentation vorlegen kannst.
Aha - wenn es eng wird, weicht man aus. - Mit anderen Worten: Die Fragen nach "Original" und "Rezeption" sind von großer Bedeutung, wenn man die unterschiedlichen Ergebnisse von naturalistischen und christlichen Exegese-Formen erklären möchte.

Thaddäus hat geschrieben:Das sagt über Jesus aus, dass er als frommer Jude mit hoher Wahrscheinlichkeit das markinische Kreuzeswort gesprochen hat, nicht aber die übrigen überlieferten Kreuzesworte.
Möglich - und jetzt kommt die Interpretation - und dazu gibt es anspruchsvolle theologische Interpretationen. - Die letzte, die ich im Palliativzimmer einer Theologin gehört habe, war: "Jesus hat die absolute Gottferne als Mensch durchgemacht: Es gibt keinen Gott" - in anderen Worten: "Keine Auferstehung ohne echten Tod und ohne echte Gottabsenz". - Das gehört hier nicht her, widerspricht aber Deiner Aussage nicht, die von der christlichen Theologie sehr wohl berücksichtigt ist.

Davon abgesehen: Auch hier der Hinweis, dass selbst die Markus-Texte Rezeptionen und nicht Original sind. - Ich weiß, dass dies die Sache nicht einfacher macht - aber das ändert nichts.

Thaddäus hat geschrieben:Dass er frommer Jude gewesen sein muss, ergibt sich aus dem Sachverhalt, dass er damit ein Psalmwort zitiert.
Natürlich war er das - wer bestreitet das?

Thaddäus hat geschrieben:Das ist nachweislich falsch, wie oben von mir nachgewiesen wurde.
Du bist (wie einige andere auch) sehr schnell mit dem Wort "nachweisen" und entwertest dieses Wort damit - Vorsicht. - Solange Dein Satz ...
Thaddäus hat geschrieben:Es ist eben gerade kein Glaubensentscheid, supra-naturalistische Erklärungen aus der wissenschaftlichen Forschung konsequent auszuschließen.
... nicht ausgeräumt ist, ist Dein "Nachweis" widerlegt.

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#683 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von closs » Fr 30. Jun 2017, 17:03

sven23 hat geschrieben:Diese These ist durch die Forschung längst widerlegt.
Wenn Du mit "Forschung" die "historisch-kritische Forschung" meinst, ist das ein waschechter Zirkelschluss.

sven23 hat geschrieben:Jung erklärt den Unteschied ganz gut.
Deiner Aufmerksamkeit ist sicherlich nicht entgangen, welche Schwächen Jung dabei zeigt. - Er erklärt gut, klappt dann aber zusammen, wenn es um interpretative Schlussfolgerungen geht (auch bei seinem anderen Beitrag - war das nicht Hiob?).

sven23 hat geschrieben:Bitte noch mal sorgfältig durchlesen, damit wir nicht immer wieder von vorne beginnen müssen.
Thaddäus argumentiert schlüssig, aber auf Basis von Vorannahmen/Setzungen, die nicht die meinigen sind - solange Thaddäus leugnet, selbst Setzungen zu haben, bleibt es schwierig.

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#684 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von Pluto » Fr 30. Jun 2017, 17:09

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Diese These ist durch die Forschung längst widerlegt.
Wenn Du mit "Forschung" die "historisch-kritische Forschung" meinst, ist das ein waschechter Zirkelschluss.
Verstehe ich nicht. Wie kommst du darauf, zu behaupten, Wissenschaftliche Forschung sei ein Zirkelschluss. Nichts könnte weiter entfernt von der Wahrheit sein.

closs hat geschrieben:Deiner Aufmerksamkeit ist sicherlich nicht entgangen, welche Schwächen Jung dabei zeigt.
Ich halte zwar auch nicht viel von Jung — er wurde im Alter zunehmend mystisch (um nicht zu sagen mysteriös): Er begann an Dämonen zu glauben. Andererseits war er in seinen lichten Jahren ein hervorragender Psychoanlytiker, der kaum Schwächen in seinen Erklärungen zeigte.

closs hat geschrieben:Thaddäus argumentiert schlüssig, aber auf Basis von Vorannahmen/Setzungen
Verstehe ich auch nicht.
Auf welchen Vorannahmen basiert sie ihre Aussagen?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#685 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von Pluto » Fr 30. Jun 2017, 17:18

closs hat geschrieben:Aber der Bibel-Kritische setzt Jesus als göttlich und der Historisch-Kritische setzt Jesus als nur menschlich - selbst wenn ihm das nicht bewusst ist (*stirnrunzel* - was intellektuell eigentlich erwartet werden dürfte).
Warum überhaupt etwas setzen?

closs hat geschrieben:Machen wir es doch anders und gehen einmal vom Methodischen ins Faktische: Angenommen, die (klassischen) Theologen hätten recht und Jesus wäre göttlich und hätte zudem KEINE apokalyptische Naherwartung gehabt.
Warum müssen Theologen das immer annehmen?

closs hat geschrieben:Stelle Dir weiterhin vor, Gott würde dies Dir in einer Weise klarmachen, dass für Dich kein Zweifel daran bestehen kann - und einen Tag später sitzt Du hier wieder im Forum: Wie würdest Du dann mit dem umgehen, was Du die ganze Zeit erzählst.
Dann wäre Gott ein Teil der Welt, und man müsste nicht glauben.

closs hat geschrieben:Der Hintergrund dieses Gedankenspiels: Wir können rückwirkend nicht ändern, was der Fall war - auch nicht methodisch. - Jesus könnte also historisch göttlich gewesen sein und historisch KEINE apokalyptische Naherwartung gehabt haben...
Könnte...
Aber die Texte die wir haben, um das zu entscheiden, geben das nicht wirklich her. Deshalb muss die Theologie davon ausgehen. Geht man aber von einer neutralen Haltung gegenüber Jesus aus, also keinerlei Glaubensentscheid, so kommt etwas ganz anderes hereaus.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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sven23
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#686 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von sven23 » Fr 30. Jun 2017, 17:21

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Diese These ist durch die Forschung längst widerlegt.
Wenn Du mit "Forschung" die "historisch-kritische Forschung" meinst, ist das ein waschechter Zirkelschluss.
Warum sollen die Ergebnisse der Forschung Zirkelschlüsse sein? Du scheinst so in deiner Filterblase gefangen zu sein, dass du nur noch Unsinn von dir gibst. Bei kanonischer Exegse würde man dir zustimmen können, aber der historisch-kritisch arbeitenden Forschung Zirkelschlüssigkeit vorzuwerfen, zeugt von großer Unkenntnis.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Jung erklärt den Unteschied ganz gut.
Deiner Aufmerksamkeit ist sicherlich nicht entgangen, welche Schwächen Jung dabei zeigt. - Er erklärt gut, klappt dann aber zusammen, wenn es um interpretative Schlussfolgerungen geht (auch bei seinem anderen Beitrag - war das nicht Hiob?).
Wo klappt er zusammen? Es geht um den Unterschied zwischen historischem Jesus und kerygmatischen Christus, der ja auch von der Systematischen Theologie gar nicht bestritten wird. Bultmann meinte, dass auch der kerygmatische Christus, der verkündete Christus der Kirche, den Menschen etwas geben könne, auch wenn er nicht historisch sei.
Deshalb spricht Kubitza auch von "Flucht ins Kerygma". Ist wenigstens dieser Zusammenhang angekommen?

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Bitte noch mal sorgfältig durchlesen, damit wir nicht immer wieder von vorne beginnen müssen.
Thaddäus argumentiert schlüssig, aber auf Basis von Vorannahmen/Setzungen, die nicht die meinigen sind - solange Thaddäus leugnet, selbst Setzungen zu haben, bleibt es schwierig.
Sie hat höchstens die Setzung, den gesunden Menschenverstand nicht völlig über Bord zu werfen.
Ansonsten kann man alles, was sie schreibt, dick und fett unterstreichen. Im Gegensatz zu dir benötigt sie keine Glaubensbekenntnisse, wie die Forschung übrigens auch nicht.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#687 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von closs » Fr 30. Jun 2017, 17:24

Pluto hat geschrieben:Verstehe ich nicht. Wie kommst du darauf, zu behaupten, Wissenschaftliche Forschung sei ein Zirkelschluss.
ALLES ist ein Zirkelschluss in Bezug auf Vorannahmen. - "WIssenschaft" sagt nichts über "Zirkelschluss oder Nicht-Zirkelschluss" aus, sondern beschreibt ein diszipliniertes Verfahren, wie man auf Basis von Vorannahmen untersucht.

Pluto hat geschrieben:Ich halte zwar auch nicht viel von Jung
Wir haben es von einem anderen Jung.

Pluto hat geschrieben:Auf welchen Vorannahmen basiert sie ihre Aussagen?
Dass es KEIN Glaubensentscheid ist, wenn man auf der Basis naturalistischer Vorannahmen forscht.

Pluto hat geschrieben:Warum überhaupt etwas setzen?
Weil es unvermeidlich ist - spätestens bei Interpretationen.

Pluto hat geschrieben:Warum müssen Theologen das immer annehmen?
Weil sie wissen, dass es ohne Annahmen nicht geht - da sind sie intellektuell weiter als die naturalistischen Weltanschauungen.

Pluto hat geschrieben:Dann wäre Gott ein Teil der Welt, und man müsste nicht glauben.
Nein - das wäre er dann NICHT.

Pluto hat geschrieben:Geht man aber von einer neutralen Haltung gegenüber Jesus aus, also keinerlei Glaubensentscheid, so kommt etwas ganz anderes hereaus.
Die HKM ist NICHT neutral - auch sie hat ihren Glaubensentscheid, selbst wenn es einige ihrer Vertreter nicht wahrhaben (wollen).

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#688 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von closs » Fr 30. Jun 2017, 17:29

sven23 hat geschrieben:Bei kanonischer Exegse würde man dir zustimmen können, aber der historisch-kritisch arbeitenden Forschung Zirkelschlüssigkeit vorzuwerfen, zeugt von großer Unkenntnis.
Ganz im Gegenteil - da passiert was ganz anderes: An Euren Dogmen wird gerüttelt. - Ihr erkennt nicht, dass Ihr mit Eurem Postulat, die HKM sei neutral (= keine Setzung), genau das Spiel der Kirche des Mittelalters spielt ("Wir sind nicht ein Entwurf, sondern der einzig wahre").

sven23 hat geschrieben: Es geht um den Unterschied zwischen historischem Jesus und kerygmatischen Christus, der ja auch von der Systematischen Theologie gar nicht bestritten wird.
Richtig - und dazu habe ich Dir in meiner Entgegnung etwas erklärt.

sven23 hat geschrieben:Deshalb spricht Kubitza auch von "Flucht ins Kerygma". Ist wenigstens dieser Zusammenhang angekommen?
Plausible Schlussfolgerungen aus falschen Voraus-Setzungen sind mir sattsam bekannt.

sven23 hat geschrieben:Ansonsten kann man alles, was sie schreibt, dick und fett unterstreichen. Im Gegensatz zu dir benötigt sie keine Glaubensbekenntnisse, wie die Forschung übrigens auch nicht.
Falsch - Du unterstreichst den Dogmatismus, den ich meine. - Ihr habt den Staffelstab von der mittelalterlichen Kirche erfolgreich übernommen und haltet ihn jetzt fest.

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#689 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von sven23 » Fr 30. Jun 2017, 18:25

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Bei kanonischer Exegse würde man dir zustimmen können, aber der historisch-kritisch arbeitenden Forschung Zirkelschlüssigkeit vorzuwerfen, zeugt von großer Unkenntnis.
Ganz im Gegenteil - da passiert was ganz anderes: An Euren Dogmen wird gerüttelt. - Ihr erkennt nicht, dass Ihr mit Eurem Postulat, die HKM sei neutral (= keine Setzung), genau das Spiel der Kirche des Mittelalters spielt ("Wir sind nicht ein Entwurf, sondern der einzig wahre").
An welchen Dogmen? :roll:

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Es geht um den Unterschied zwischen historischem Jesus und kerygmatischen Christus, der ja auch von der Systematischen Theologie gar nicht bestritten wird.
Richtig - und dazu habe ich Dir in meiner Entgegnung etwas erklärt.
Du hast was von Zusammenklappen phantasiert, aber konkret klappt nur deine Argumentation zusammen.
Übrigens erklärt Jung Bultmanns Lehre. Ob er diese teilt, sagt er gar nicht.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Deshalb spricht Kubitza auch von "Flucht ins Kerygma". Ist wenigstens dieser Zusammenhang angekommen?
Plausible Schlussfolgerungen aus falschen Voraus-Setzungen sind mir sattsam bekannt.
Es ist schade, dass du nicht mehr in die Tiefe gehen willst.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Ansonsten kann man alles, was sie schreibt, dick und fett unterstreichen. Im Gegensatz zu dir benötigt sie keine Glaubensbekenntnisse, wie die Forschung übrigens auch nicht.
Falsch - Du unterstreichst den Dogmatismus, den ich meine. - Ihr habt den Staffelstab von der mittelalterlichen Kirche erfolgreich übernommen und haltet ihn jetzt fest.
Keine Ahnung, was du damit meinst.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#690 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von fin » Fr 30. Jun 2017, 18:25

-- Gemeinsame Grundlagen --

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Ansonsten kann man alles, was sie schreibt, dick und fett unterstreichen. Im Gegensatz zu dir benötigt sie keine Glaubensbekenntnisse, wie die Forschung übrigens auch nicht.

Falsch - Du unterstreichst den Dogmatismus, den ich meine. - Ihr habt den Staffelstab von der mittelalterlichen Kirche erfolgreich übernommen und haltet ihn jetzt fest.

Ich meine, du (wir) sollten hier differenzieren.

Thaddäus meint (zu Recht), daß eine Gemeinschaft nur zu fruchtbaren Ergebnissen kommen kann, wenn sie sich intersubjetiv (für alle nachvollziehbar) auf gemeinsame Grundlagen und Herangehensweise geeinigt hat, um in der Folge nicht durch willkürliche Glaubensentscheide beeinträchtigt zu werden. Dies ist selbstverständliche Grundlage für jede Art von zielgerichteter Gemeinschaftsarbeit, ob in der Mathematik, bei Orchesterproben oder in der Fußball Bundesliga ...

Diese Grundlagen können alle Belange (Themenkreise) betreffen, also auch Glaubensdinge, nur hat man sich vorher auf eine gemeinsame Basis (Verständigung) der Zusammenarbeit zu einigen.

Um es clossischer zu sagen: Man einigt sich im Vorfeld auf Vorannahmen (Setzungen)!

Thaddäus scheint mir ein gewissenhafter Ansprechpartner zu sein, im Gegensatz zb. zu Sven23, Mitglied der Kubitza Sekte und Anhänger Bultmannscher Konstrukte ... :D

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