Selbstliebe und Selbstverwirklichung

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closs
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#41 Re: Selbstliebe und Selbstverwirklichung

Beitrag von closs » Do 22. Aug 2013, 14:40

Pluto hat geschrieben:Ich nehme an, das sind alles Ungläubige?
Wer wollte das wissen? - Zumindest sind es welche, die dem Dämon falscher Selbstverwirklichung erlegen sind. Das gibt es auch bei Gläubigen.

Pluto hat geschrieben:jeder Mensch kann sich selbst entfalten.
Das klingt so, als wäre es eine Selbsttäuschung, wenn ich der Meinung wäre, dass mir Selbstentfaltung unwichtig ist (ist tatsächlich so). - Mir ist es wirklich egal, ob ich Länder bereise oder im Wald Holz mache - es kommt, wie es kommt.

Pflanzenfreak
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#42 Re: Selbstliebe und Selbstverwirklichung

Beitrag von Pflanzenfreak » Do 22. Aug 2013, 14:41

Pluto hat geschrieben:Das Beispiel mit dem Auto hat weniger mit Selbstentfaltung als mit Bescheidenheit und Demut zu tun. So wie ich das sehe, lebst du jetzt so wie es dir deine Mittel erlauben und wie du es für richtig hältst... und das ist gut so.
Aber ich sehe darin keine Selbstentfaltung.
...und dennoch ist es wichtig, sich mit den Gegegebenheiten abzufinden, und seine Kräfte nicht durch murren zu vergeuden, damit man sich da entfalten kann wo es wichtig ist.
Übrigends finde ich ne tolle Karosse zu fahren ist kein bischen Selbstverwirklichung oder Selbstentfaltung. Es ist einfach Geld ausgeben das man hat oder nicht hat und sich Wünsche erfüllen.
Selbstverwirklichung hingegen ist etwas ideelles und unabhängig von Reichtum oder Armut.

Pluto
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#43 Re: Selbstliebe und Selbstverwirklichung

Beitrag von Pluto » Do 22. Aug 2013, 15:20

Pflanzenfreak hat geschrieben:..ich weiss nicht, bin noch nicht am Ziel angekommen ;) aber vielleicht hilft es sich sagen zu können ich hab es versucht. Oder ich hab mein Bestes gegeben...
Ja. Man muss/darf ncht erwarten, dass jedes Ziel was man sich setzt, auch erreicht wird. Dann wird man vielleicht verbissen, und am Ende verbittert.

Vielleicht ist es gut, wenn man sich kleinere Ziele setzt, die auch erreichbar sind, anstatt alle Hoffnung auf das große Ziel setzen, nur um daran zu scheitern.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Sola
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#44 Re: Selbstliebe und Selbstverwirklichung

Beitrag von Sola » Do 22. Aug 2013, 19:50

Um nochmal auf den oben erwähnten Norbekov zu kommen:

Mirsakarim Norbekov ist Doktor der Psychologie, der Pädagogik und der Medizinphilosophie. Er ist Professor und Mitglied bzw. korrespondierendes Mitglied mehrerer russischer und ausländischer Akademien der Wissenschaften. Er hat in Moskau ein Zentrum für Augenregeneration gegründet und inzwischen mit einem riesigen Netz von Filialen in Russland und den angrenzenden Ländern ausgebaut. Er ist ehemaliger Vizemeister der UdSSR in Karate.
...
ist Experte für Sufi-Medizin und Sufi-Praxis, eine der ältesten existierenden religiösen Schulen.
Der Sufismus ist eine Weisheitslehre, er gehört zur klassischen philosophischen Tradition des Ostens. Er gab der Welt die Algebra, die Schrift, und die drei Hauptreligionen fußen auf ihm.
Die Sufis sind tiefgläubige Menschen. Aber sie haben keine heiligen Städte, keine Kathedralen, Hierarchien und Insignien. Der Tempel Gottes befindet sich im Herzen. Sie lehnen keine Religion ab, aber Theologie gilt bei ihnen als pharisäisch. Jeder kann über das Gute sprechen! Diese Leute ziehen den Worten Taten vor. Durch Praxis, Taten und das Leben selbst säen sie Liebe und bewachen das göttliche Licht in allem, was sie umgibt. Die Sufis sind Krieger des Lichts, Hüter des Guten, der Liebe, der Harmonie, der Schönheit und der Weisheit. Äußerlich unterscheiden sie sich in nichts von gewöhnlichen Menschen, sie leben ein ganz normales Leben: Sie arbeiten, ziehen Kinder groß und sorgen für ihre Nächsten. Ihre wichtigste Regel: »Das Herz mit Gott – und die Hände bei der Arbeit.« Norbekov ist ein Sufi oder ein wandernder Derwisch. Er wählte den Weg des Dienens, des Schaffens, des Hütens und der Weitergabe von Wissen in der Kette von Lehrer zu Schüler, damit die Weisheit, die in Jahrtausenden gesammelt wurde, zu den Menschen kommt, die bereit sind, sie zu erkennen. Auf jedem Tätigkeitsfeld hat Norbekov Schüler, welche seine Sache fortsetzen.
http://www.amazon.de/Eselsweisheit-Schl ... 3442217768

Als ich diese "wichtigste Regel" etwas genauer nachschlagen wollte, fand ich zu meiner Verblüffung bei Wiki:
http://de.wikipedia.org/wiki/Shaker_%28Religion%29
Die Shaker (engl. für ‚Zitterer‘) sind eine christliche Freikirche in den USA, die aus dem Quäkertum hervorgegangen ist. Ihr Name leitet sich von dem rituellen Schütteltanz her, der bei ihnen als eine Form der Verehrung Gottes gilt und ist eine Zusammenziehung aus Shaking Quakers.
....
Sie brachten ihren Glauben auch in der Einhaltung calvinistischer Wirtschaftsprinzipien zum Ausdruck: „Die Hände bei der Arbeit, die Herzen bei Gott“ (engl.: „Hands to work and Hearts to God“).

(interessanterweise tanzen sie auch, genau wie die Derwische - ob das gemeinsame "Leitmotto" etwas damit zu tun hat? :mrgreen: )

Und das erinnert mich an die Bibelstellen, wo es darum geht, wo unser "Herz" ist:

Mt 6,21 Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz.
Das ist es ja, was bei der "Identifikation" mit einem zu realisierenden Ziel passiert, mit dem man sich "selbst verwirklicht" - man "hängt sein Herz daran".

und davor wird in der Bibel gewarnt:

Ps 62,11 fällt euch Reichtum zu, so hängt euer Herz nicht daran.
denn dadurch "verliert" man sein Herz daran und muss der Sache dienen, anstatt sie zu besitzen und in Freiheit nutzen zu können:
Mt 6,24 Niemand kann zwei Herren dienen: Entweder er wird den einen hassen und den andern lieben, oder er wird an dem einen hängen und den andern verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.
Röm 6,16 Wisst ihr nicht: wem ihr euch zu Knechten macht, um ihm zu gehorchen, dessen Knechte seid ihr und müsst ihm gehorsam sein, es sei der Sünde zum Tode oder dem Gehorsam zur Gerechtigkeit?

Für Christen ist das eigentlich "kalter Kaffee", ein altbekannter Zusammenhang.

Norbekov geht in seinem Buch aber nicht religiös, sondern "psychologisch" an die Sache heran, und daher kam meine Frage auf nach der "Selbstverwirklichung auf atheistisch".

Allerdings hat mich seine "Lösung" etwas enttäuscht

Die Liebe, die Achtung vor sich selbst,
die Aufmerksamkeit für sich selbst
können nicht fruchtlos sein.
ausführlicher: http://www.augen-training.com/norbekovs ... -t372.html

Obwohl das Buch an sich sehr lesenswert ist, insbesondere die Persönlichkeitsanalysen, kommt mir doch das, worauf "das Herz" gerichtet wird, ein wenig vor wie "mit viel heisser Luft hochgeputschte "edle" Gefühle und Erinnerungen an die Kraft, den Idealismus und dir Träume der Jugend, bevor die "harte Lebensrealität" sie erstickt hat.
(hat mich irgendwie an den "Patronus-Zauber bei Harry Potter erinnert :devil: ).
Deshalb hat er wohl auch nur durchschlagende Erfolge bei seinen Seminaren, wo das ganze von seinem Charisma angefacht und von der "Gruppendynamik" mitgetragen wird.

Deshalb hatte ich hier gefragt, wie es bei den nicht-christlichen Forenmitgliedern so abläuft mit der Selbstverwirklichung, ob da ähnliches rausgekommen ist oder ob das ganz anders gesehen wird.
Liebe Grüsse
Sola

Pluto
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#45 Re: Selbstliebe und Selbstverwirklichung

Beitrag von Pluto » Do 22. Aug 2013, 19:59

Sola hat geschrieben:
Die Liebe, die Achtung vor sich selbst,
die Aufmerksamkeit für sich selbst
können nicht fruchtlos sein.
So verkehrt finde ich das nicht.
Um seinen Nächsten zu lieben, muss man sich selbst auch erst mal lieben und achten lernen.

Deshalb hatte ich hier gefragt, wie es bei den nicht-christlichen Forenmitgliedern so abläuft mit der Selbstverwirklichung, ob da ähnliches rausgekommen ist oder ob das ganz anders gesehen wird.
Ich meine, die Unterschiede sind gering, weil der Mensch zuerst kommt, und dann die Glaubensrichtung.
Das Prinzip ist dasselbe. Die Ausrichtung auf ein Ziel, der schmale Pfad, usw.
Nur die Ziele selbst, sind unterschiedlich.

Wie siehst du das denn?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Sola
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#46 Re: Selbstliebe und Selbstverwirklichung

Beitrag von Sola » Do 22. Aug 2013, 20:58

Pluto hat geschrieben:
Sola hat geschrieben:
Die Liebe, die Achtung vor sich selbst,
die Aufmerksamkeit für sich selbst
können nicht fruchtlos sein.
So verkehrt finde ich das nicht.
Um seinen Nächsten zu lieben, muss man sich selbst auch erst mal lieben und achten lernen.
Das Zitat an sich fand ich jetzt auch nicht so verkehrt, allerdings die Umsetzung mit der Rückbesinnung auf die Energie und den Idealismus der Jugend und die "Kultivierung" dieser Gefühle, wobei dann doch ein wenig Sufi-Tradition hereinspielt mit der "Oktave", die man in sich aufbauen soll.

Deshalb hatte ich hier gefragt, wie es bei den nicht-christlichen Forenmitgliedern so abläuft mit der Selbstverwirklichung, ob da ähnliches rausgekommen ist oder ob das ganz anders gesehen wird.
Ich meine, die Unterschiede sind gering, weil der Mensch zuerst kommt, und dann die Glaubensrichtung.
Das Prinzip ist dasselbe. Die Ausrichtung auf ein Ziel, der schmale Pfad, usw.
Nur die Ziele selbst, sind unterschiedlich.

Wie siehst du das denn?

Ich kann mir das eben nicht richtig vorstellen, deshalb frage ich ja.
Genauso wenig wie ich es mir vorstellen kann, dass man aus dem buddhistischen Weltbild zu einer verbindlichen Ethik gelangt - aber irgendwie scheint das ja doch zu funktionieren.
Liebe Grüsse
Sola

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#47 Re: Selbstliebe und Selbstverwirklichung

Beitrag von Magdalena61 » Di 27. Aug 2013, 13:18

Pluto hat geschrieben:Mir geht es um die Bestätigung der eigenen Person (das ICH), in dem man sich selbst entfaltet und seinen Interessen folgt. Das ist a priori nicht gegen Gott gerichtet. Hier sehe ich Abischais Position als konträr, weil sie davon ausgeht, dass alles was wir tun nur auf Lobpreisung gerichtet sein soll.
Diese Theozentrik kann ich nicht verstehen; sie erscheint mir im höchsten Maß untrwürfig und solipsistisch, weil sie allein auf Gott gerichtet ist, und das ICH und die Realität der Welt dabei völlig vernachlässigt. Uns hat schließlich Niemand gefragt als wir in die Welt gesetzt werden wollen, warum sollen wir nicht die Fähigkeiten nutzen die uns dabei in die Wiege gelegt wurden? (vgl. Mt. 7,16)
Das eine muß das andere ja nicht ausschließen:
"Selbstverwirklichung" = (nach meiner Definition) Werden, wie Gott mich meint". Darunter verstehe ich, das von Gott in den Menschen hineingelegte, ganz individuelle Potenzial zu entdecken, zu entwickeln und zu leben, um zu "werden, wie Gott mich gemeint hat".

Dabei ist die Bibel ein recht brauchbarer Leitfaden. Damit man sich nicht auf der Suche nach sich selbst und nach dem "optimalen Leben" in falschen Denkmustern verirrt.
LG
God bless you all for what you all have done for me.

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#48 Re: Selbstliebe und Selbstverwirklichung

Beitrag von Magdalena61 » Di 27. Aug 2013, 13:25

Sola hat geschrieben:Wenn wir uns mit irgendeiner Sache oder Idee "identifizieren" und die Sache oder Idee "verwirklichen", dann ist das ja eigentlich eine "indirekte" Selbstverwirklichung, denn eigentlich verwirklichen wir nicht uns, sondern die Sache oder Idee.
:) Anders geht es ja nicht. Zuerst muß man Informationen sammeln, dann Werte sortieren und entscheiden, was davon man übernimmt und eventuell weiterentwickelt. Wenn man so eine ungefähre Vorstellung gewonnen hat davon, was man gut findet und was nicht, setzt man Prioritäten und versucht, das eigene Leben danach auszurichten.

Die Werbung möchte uns erzählen, was glücklich macht. Viele Stimmen reden auf uns ein, die unser Denken beeinflussen/ steuern wollen, damit irgendwelche Leute ihre eigenen Vorhaben verwirklichen/ durchsetzen können und damit Macht gewinnen.
Man ködert die Menschen mit großmäuligen Versprechen auf "schnell und mühelos zu gewinnendes Glück", und genügend fallen darauf rein.
Die Methoden variieren... bis hin zum Bruderkrieg.

Oder... man nützt den berechtigten Frust der Leute über reale und vermeintliche Mißstände in der Gesellschaft, um Aggressionen zu schüren, bzw. eine Atmosphäre von Empörung, Angst und Ohnmacht zu erzeugen. Denn solcherart manipulierte Menschen suchen dann, wenn der Druck unerträglich wird, nach "Lösungen" und sind dankbar für jedes Feindbild, an dem sie sich abreagieren können.

"Außenseiter"; also Menschen, die nicht mit dem Strom schwimmen, die "anders", aber "ungefährlich" sind, werden zu Opfern gemacht, an denen sich der aufgestaute Zorn der Masse- des Mobs- entlädt.
Siehe... Jesus vor Pilatus. "Kreuzigt ihn!"
Wer gesellschaftliche Tabus, wie z.B. das "Recht auf Verhütung" (inkl. Abtreibung) verletzt, der sollte entweder starke Freunde haben oder sich wenigstens warm genug anziehen. :)
Sola hat geschrieben: oder wir haben jahrelang auf ein Ziel hingearbeitet und unser Bestes gegeben - und dann treten im letzten Augenblick Umstände ein, die das Ganze zum Scheitern bringen. War dann alles umsonst und "sinnlos"? Oder ist es ein schöner Trost, sich zu sagen "dann war halt der Weg das Ziel?"
Nein. Wer mit GOTT geht, wer seine Pläne stets Gott unterstellt und mit der Umsetzung derselben erst dann loslegt, nachdem er positive Rückmeldungen erhalten hat und deshalb wenigstens einigermaßen im Willen Gottes ist, der arbeitet nicht--- niemals! vergeblich.

Oberflächlich betrachtet... ist Jesus mit seiner Mission gescheitert. Aber--- da Er dem Vater gehorsam war; gehorsam bis zum Tod.... was ist daraus geworden!
Sola hat geschrieben:Oder kann man irgendetwas mit seiner inneren Einstellung "machen", dass man sich in seiner Selbstverwirklichung nicht als "Spielball" von Umständen und anderen Menschen mit ihren eigenen Interessen sieht?
Man muß den Mut finden, sich abzugrenzen. Das ist nicht einfach, wenn existenzielle Bedürfnisse nicht erfüllt sind.
Man muß es lernen, wenn erforderlich, auch mal NEIN zu sagen und die eigenen Interessen engagierter zu verteidigen-- OHNE dabei in einen rücksichtslosen Egoismus abzurutschen.
LG
God bless you all for what you all have done for me.

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#49 Re: Selbstliebe und Selbstverwirklichung

Beitrag von Sola » Di 27. Aug 2013, 14:24

Magdalena61 hat geschrieben:
Sola hat geschrieben:Wenn wir uns mit irgendeiner Sache oder Idee "identifizieren" und die Sache oder Idee "verwirklichen", dann ist das ja eigentlich eine "indirekte" Selbstverwirklichung, denn eigentlich verwirklichen wir nicht uns, sondern die Sache oder Idee.
:) Anders geht es ja nicht.

Doch ;) .
Wie zB
Ps 62,11 "fällt euch Reichtum zu, so hängt euer Herz nicht daran."
Bzw das Motto der Shaker: „Die Hände bei der Arbeit, die Herzen bei Gott“

So "verliert" man sein "Herz" nicht an die Sache/das Ziel - und auch nicht mit der Sache, wenn schief geht.
Es ist eine Sache der "Identifikation", eine Frage, was man als sein "eigentliches Selbst" betrachtet, das zu "verwirklichen" ist. Ob man sein Selbstverständnis auf das gründet, was man hier erreicht hat, nach dem Motto "Mein Auto, mein Haus, mein Boot - das bin 'ich'" (wie im bekannten Werbespot), oder ob man im Erreichten nur "äussere Umstände" sieht, " wechselndes Material" in dem sich das "wahre Selbst" Ausdruck verschafft, so wie ein "künstlerisches Genie" in einer Marmorstatue oder in einer Bleistftskizze gleichermassen zum Ausdruck kommen kann, aber eigentlich "jenseits" von der "konkreten Manifestation" wirklich "beheimatet" ist.

So verstehe ich diese Stelle:
Kol 3,3 "Denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit Christus in Gott.
...Jetzt aber legt auch ihr das alles ab...da ihr ja den alten Menschen ausgezogen habt ...
und den neuen angezogen habt...So zieht nun an...."
Das ist "christliche Selbstverwirklichung", so wie ich sie verstehe. Die Identifikation mit dem "verborgenen" neuen Leben als dem "wahren Selbst", das im "Material" der konkreten Umstände zum Ausdruck kommt und eine konkrete Entsprechung findet - und nicht umgekehrt. Erst so kann man "frei" mit dem "Material" umgehen, ohne sein Herz daran zu verlieren und seine Selbstverwirklichung von der Realisierung der Ziele abhängig zu machen.

Norbekov setzt für das "mit Christus in Gott verborgene Leben" die Ideale, Träume und das Lebensgefühl der Jugendzeit ein, die in Erinnerungen wieder geweckt, in der Phantasie ausgeweitet und gesteigert werden.
Ich habe meine Zweifel, ob das dauerhaft funktionieren kann; daher habe ich nach Erfahrungen von Atheisten gefragt.
Aber die wenigsten Menschen machen sich diese psychischen Vorgänge überhaupt bewusst. Daher ist es wohl nicht so leicht, eine Antwort zu bekommen...
Liebe Grüsse
Sola

Munro
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#50 Re: Selbstliebe und Selbstverwirklichung

Beitrag von Munro » Sa 30. Jun 2018, 14:02

Selbstverwirklichung gilt ja als positiv und liegt im Trend und wird hochgeschätzt.

Ich finde, man kann es aber auch übertreiben.
Geht diese Selbstverwirklichung nicht manchmal auch in Egoismus und Egozentrik über?
Jean Paul Getty:
Die Sanftmütigen werden die Erde besitzen, aber nicht die Schürfrechte.

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