Alles Teufelszeug? VI

closs
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#331 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von closs » Do 1. Jun 2017, 23:08

Hemul hat geschrieben:Und woher kennt dat clössken die 100 Kamasutra-Stellungen?
Ich kenne nur Senioren-Kamasutra.

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Münek
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#332 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von Münek » Fr 2. Jun 2017, 00:51

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:das ist doch gerade der Hammer, dass die RKK ihre Setzung (Existenz des Weltenschöpfers und allmächtigen Bibelgottes) als ewig-gültige Wahrheit ausgibt
Das tut doch der Kritische Rationalismus auch,
Klar - wenn ein Quadrat vier Ecken hat, dann hat ein Kreis das auch. :lol:

closs hat geschrieben:wenn er (nicht als Methodik, sondern wie heute üblich als Philosophie gemeint) sagt: "Nur das kann der Fall sein, was per menschlicher Erkenntnis falsifizierbar ist".
Der methodologische Naturalismus gibt als "ewig-gültige Wahrheit" aus, dass nur das Realität sein kann, was falsifizierbar ist? :shock: Wo hast Du denn diesen Blödsinn her? Kannst Du das belegen?

closs hat geschrieben:Der Unterschied; Die RKK macht ihre Dogmen unter dem Vorbehalt des "Glaubensentscheids", was gleichbedeutend ist mit: "Falls es Gott NICHT gibt, repräsentieren unsere Dogmen nicht ewig-gültige Wahrheit".
Von Gott offenbarte absolute unumstößliche Wahrheiten werden von der RKK ganz bestimmt nicht unter einen "Wahrheits-Vorbehalt" gestellt. In welchem offiziellen Kirchendokument kann ich Deine absurde Behauptung nachlesen? Ich wette in keinem. :)

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Wie sollte Ratzinger jemals in das Dilemma einer solch traumatischen Erfahrung geraten? Das ist doch unter gar keinen denkbaren Umständen möglich.
Trotzdem ist es möglich, dass es Gott NICHT gibt.
Bisher hast Du immer behauptet, dass die postulierte Existenz Gottes unter keinen Umständen falsifizierbar sei. Wie also sollte Ratzinger jemals in das Dilemma einer solchen traumatischen Erfahrung der nachgewiesenen NICHTEXISTENZ Gottes geraten? Weißt Du darauf eine Antwort?

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:ie HKM als methodologische Wissenschaft schließt nichts Transzendentes aus.
Falsch. - Wer nur Falsifizierbares beachtet, schließt Transzendentes aus
Welche Möglichkeit gibt es für die Wissenschaft, transzendente Welten und Wesen zu "beachten"?

closs hat geschrieben:es nützt nichts, dann scheinheilig nachzuschieben, dass man selbstverständlich für allles offen sei.
Nun werde mal nicht komisch.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Jesu Naherwartung und sein diesbezüglicher Irrtum sind allein deshalb Fakt, weil die von ihm als nah angekündigte Gottesherrschaft schlicht ausblieb.
Bitte besudle nicht das hohe Wort "Fakt" und belasse es lieber bei "methodischem ERgebnis".
Fakt ist, dass das als nah angekündigte Gottesreich nicht kam, sondern die Kirche auf der Bildfläche erschien. Wenn Du glaubst, diese unselige Institution sei das von Jesus angekündigte Reich Gottes, ist Dir nicht mehr zu helfen.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Bei postulierten Glaubens-Setzungen zuckt die wissenschaftliche Bibelforschung nur mit den Schultern
Weil sie offenbar weitverbreitet nicht erkennt, dass sie diesbezüglich genauso im Glashaus sitzt - sie schützt sich durch Verweigerung einer Überprüfung ihrer eigenen Grundlagen.
Im Glashaus sitzt nur eine - nämlich die dogmatisch-ideologische Kirche mit ihrem anmaßenden Anspruch, im Besitz der alleinigen absoluten göttlichen Wahrheiten zu sein. Dagegen legt die Bibelforschung die Grundlagen ihrer Methode offen. Diese können jederzeit von jedermann überprüft und hinterfragt werden.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben: eine Setzung läge nur vor, wenn Wissenschaft die Existenz von Göttern ausdrücklich ausschlösse.
S.o.: "Wer nur Falsifizierbares beachtet, schließt Transzendentes aus.
Blödsinn - siehe oben.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Dein Wiki-Zitat hilft Dir nicht weiter. Wissenschaft muss nicht über jedes Stöckchen springen
Du meinst also, dass die wiki-Interpretation zu viele Stöckchen hinhält?
Die Wiki-Interpretation nicht, sondern esoterisch angehauchte Spirituelle, die sich einbilden, einen besonderen geistigen Zugang zu jenseitig-transzendente Welten zu haben.

Münek hat geschrieben:Wissenschaft drängt sich gewiss nicht danach, in Bereichen mitzureden, für die sie sich nicht zuständig fühlt.
Nicht "nicht zuständig fühlt" meine ich, sondern "nicht zuständig IST".
Meinetwegen - auf jeden Fall drängt es Wissenschaft nicht, in Glaubensbereichen transzendenter Art mitzureden.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben: In spekulativ-transzendenten "Seins-Sphären" möchte sie ganz gewiss nicht mitreden wollen.
Warum schwadroniert sie dann in Fragen wie "Naherwartung Jesu" rum,
Weil der historische Jesus dem Volk landauf landab das nahe Gekommensein des Gottesreiches (= die unmittelbar bevorstehende Gottesherrschaft) verkündet hat. Also eine ausschließlich historische Frage: Hat er oder hat er nicht? Only this is the question!

closs hat geschrieben:wenn sie es vor einem geistig-spirituellen Gesamt-Hintergrund (Jesus=göttlich) nur kritisch-rational (Jesus=nur Mensch) beantworten kann?
Die Predigt Jesu war ein historisches Ereignis, kein geistiges.

closs hat geschrieben:Warum bleibt sie nicht auf Sachebene und verzichtet auf Interpretationen? Warum will sie hier mitreden?
Die historische Ebene IST eine Sachebene. Ob der historische Jesus eine Inkarnation Gottes war, ist blanke Spekulation und letztlich eine Sache des persönlichen Glaubens eines jeden Menschen.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Nee - aufkeinen fall.
Ich habe Dir mehrfach logisch schlüssig erklärt, warum es diesen Vorbehalt gibt - Du ignorierst es einfachm, weil es offenbar weltanschaulich nicht genehm ist.
Hat mit Weltanschauung nichts zu tun. Eine von Gott geoffenbarte Wahrheit von der RKK KANN NICHT unter einem Wahrheitsvorbebehalt gestellt werden und wird es auch nicht.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Wenn es nur schlichter Glauben wäre, würde die RKK dogmenkritische Nachfragen und Infragestellen nicht rigiros verbieten.
"Nachfragen" geht immer - "in Frage stellen" geht auch unter den Bedingungen, unter denen Dogmen entstehen.
Postulierte absolute Wahrheiten Infrage stellen zu dürfen, sollte selbstverständlich sein und nicht von Bedingungen abhängig gemacht werden.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Eine Glaubensentscheidung ist eine Entscheidung des einzelnen Menschen, die er treffen kann oder nicht. Das hat nichts mit der postulierten absoluten Wahrheit der kirchlichen Dogmen zu tun. Du bringst da was durcheinander.
Nein - dieser Glaubensentscheid ist überhaupt erst die Voraussetzung, dass kirchliche Dogmen als Wahrheits-Anspruch wirksam sind.
Völlig daneben.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Wer aufrichtig nach der Wahrheit strebt, wird sich hüten, vorab irgendetwas zu setzen, nur um ein ganz bestimmtes Ziel zu erreichen..
Stim :lol: mt. - Aber wer tut das?
Die RKK mit tödlicher Sicherheit nicht.

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#333 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von closs » Fr 2. Jun 2017, 01:53

Münek hat geschrieben:Der methodologische Naturalismus gibt als "ewig-gültige Wahrheit" aus, dass nur das Realität sein kann, was falsifizierbar ist?
Der philosophische Naturalis - erstens wird das regelmäßig hier im Forum proklamiert (Pluto, Silverbullet, etc.). - Zweitens ergibt sich dies aus
1) "Wir sind universal ergebnisoffen für das, was der Fall"
2) "Der methodologische Naturalismus ist durch seinen Bezug auf die naturwissenschaftlichen Methoden definiert. In seiner stärksten Variante behauptet er, dass letztlich nur die Naturwissenschaften zu wahren Beschreibungen der Welt führen und es keine von den Wissenschaften unabhängige, philosophische Methode gibt" (wik).

Dazu braucht es aber kein wik - das ist schlicht logisch: Wer universale ERgebnisoffenheit proklamiert UND nur Falsifizierbares untersucht, kann diese universale Ergebnisoffenheit nur dann aufrechterhalten, wenn die Untersuchung von ausschließlich Falsifizierbarem dem gerecht wird. - Achtung: Leider ein etwas schwierigerer Satz, also wahrscheinlich "Geschwurbel". :lol:

Münek hat geschrieben:Bisher hast Du immer behauptet, dass die postulierte Existenz Gottes unter keinen Umständen falsifizierbar sei. Wie also sollte Ratzinger jemals in das Dilemma einer solchen traumatischen Erfahrung der nachgewiesenen NICHTEXISTENZ Gottes geraten?
Natürlich ist Gott nicht falsifizierbar - ob Ratzinger in den Genuss eines traumatischen Erlebnisses kommt, falls es Gott nicht gibt, ist unerheblich. - Erheblich ist, dass dann durch die Realität Ratzingers Ansatz falsifiziert wäre. - Du kannst doch Sein oder Nicht-Sein nicht davon abhängig machen, ob sie anthropozentrisch erkannt werden oder nicht.

Münek hat geschrieben:Von Gott offenbarte absolute unumstößliche Wahrheiten werden von der RKK ganz bestimmt nicht unter einen "Wahrheits-Vorbehalt" gestellt.
Doch - guck mal irgendwo unter "Glaube" - hab mal schnell gegoogelt: "Jedes Wissen ruht auf Annahmen über die Wirklichkeit" ("Glauben und Wissen"). - Das ist übrigens exakt das, was ich immer als "System-Wissen" bezeichne - nämlich basierend auf "Setzungen".

Die christliche "Annahme über die Wirklichkeit" ist: Es gibt Gott. - Und auf dieser Basis ("Glaubensentscheid"/"Glaube") hält die RKK ihre Dogmen für einen Ausdruck "unumstößlicher Wahrheiten" - aber da stimmt dann das, was Du sagts. - Aber es gibt doch noch ein Vorher, bis es soweit ist.

Münek hat geschrieben:Welche Möglichkeit gibt es für die Wissenschaft, transzendente Welten und Wesen zu "beachten"?
Kritisch-rationale Wissenschaft hat dazu per Definition des kR KEINE Möglichkeit - aber das macht nichts, weil kR-Wissenschaft in Naturwissenschaften voll ausreichend ist.

Geisteswissenschaftliche Disziplinen kommen dagegen (je nach Einzeldisziplin) nicht um den Einbezug der transzendenten Welt rum, wenn sie nicht nur analysieren, sondern auch verstehen wollen.

Münek hat geschrieben:Fakt ist, dass das als nah angekündigte Gottesreich nicht kam
Unsauber formuliert: Fakt ist, dass eine spezielle Art der Naherwartung des Volkes nicht kam - das ist etwas ganz anderes.

Münek hat geschrieben:Wenn Du glaubst, diese unselige Institution sei das von Jesus angekündigte Reich Gottes, ist Dir nicht mehr zu helfen.
Ähm - das ist ja eine ganz neue Idee: Kirche ist das angekündigte Reich Gottes. - Warum erfindest Du solche abstrusen Sachen und sorgst Dich darum, dass MIR nicht mehr zu helfen sein könne?

Münek hat geschrieben:Im Glashaus sitzt nur eine
Nein - da sitzen beide. - Und wenn keiner mit Steinen wirft, macht das nichts.

Münek hat geschrieben:Dagegen legt die Bibelforschung die Grundlagen ihrer Methode offen.
Du meinst damit den Ablauf des wissenschaftlichen Arbeitens - klar tut sie das. - Hier geht es um etwas anderes: Um Setzungen einer Methodik, die zu einem (nicht-universalen, also begrenzten) Ergebnis-Korridor führen. - Ich erinnere daran: Die HKM kriegt es methodisch NICHT mit, wenn Jesus historisch göttlich ist, weil dieser Fall nicht im methodisch vorgegebenen Ergebnis-Korridor vorgesehen ist.

Münek hat geschrieben:Nun werde mal nicht komisch.
Münek hat geschrieben:Blödsinn - siehe oben.
Bei den unangenehmen Sachen weichst Du aus - mit anderen Worten: Es ist weder komisch noch Blödsinn, sondern betrifft den Kern des Problems.

Münek hat geschrieben:Die Wiki-Interpretation nicht, sondern esoterisch angehauchte Spirituelle
Bemühe mal nicht Deine Esoteriker und konzentriere Dich auf wik: Dir ist doch klar, dass die dortige Wissenschafts-Definition mit der Deinigen nicht so arg viel zu tun hat - oder?

Münek hat geschrieben:Also eine ausschließlich historische Frage: Hat er oder hat er nicht?
Kleines Geheimnis: Er hat - meint wenigstens Ratzinger. - Und jetzt käme der nächste Schritt nach dem Analysieren, nämlich das Verstehen - und dieses ist nicht mehr wissenschafts-basiert, sondern hermeneutik-basiert: "Verstehst Du auch, was Du da liest?" (Apg. 8,30)

Münek hat geschrieben:Die Predigt Jesu war ein historisches Ereignis, kein geistiges.
Diese Predigten waren geistiger Natur und wurden historisch präsentiert - das ist kein Widerspruch. - Aber wie gesagt: "Was hat man darunter zu VERSTEHEN?".

Münek hat geschrieben:Die historische Ebene IST eine Sachebene.
Was sonst? - Natürlich ist die Geschichte, wie sie stattfand, eine "Sachebene". - Die Frage hier ist, ob die historisch-kritische Exegese historisch Stattfindendes richtig versteht. - Denn das Verständnis der von Jesus historisch benutzten Worte für "nahes Gottesreich" ist selber NICHT zeitgenössisch-historisch - sie klingen bei jeder Interpretation phonetisch gleich.

Münek hat geschrieben:Eine von Gott geoffenbarte Wahrheit von der RKK KANN NICHT unter einem Wahrheitsvorbebehalt gestellt werden und wird es auch nicht.
Doch - das ist bereits der Fall. - Und auch unter den HKM-lern gibt es Leute, die es für ihre Disziplin verstanden haben - nämlich dass sie ausschließlich methodische Ergebnisse erzielen können - zur Erinnerung: "Jedes Wissen ruht auf Annahmen über die Wirklichkeit".

Münek hat geschrieben:Postulierte absolute Wahrheiten Infrage stellen zu dürfen, sollte selbstverständlich sein und nicht von Bedingungen abhängig gemacht werden.
NAtürlich kann man und tut man das auch. - Man muss nur sagen "Ich glaube NICHT (= Bedingung), dass es Gott gibt und deshalb stelle ich diese Dogmen in ihrer Substanz in Frage".

Aber das kann man nicht, wenn man sagt "Ich glaube, dass es Gott gibt (= Bedingung". - Dann wird JEDER Theologe die Substanz der Dogmen erkennen (und diese Substanz ist wirklich da, glaub's mir), die er trotzdem HINTERFRAGEN kann: "Was hat es mit dieser Substanz auf sich?"/"Ist ein solches Dogma wirklich nötig?" - und genau das passiert ständig in der Theologie.

Leute wie Ranke-Heinemann machen oft den Fehler, Dogmen aus naturalistischer Sicht in Frage zu stellen - damit verlassen sie strenggenommen die Ebene "Es gibt Gott (im universalen Sinn des Wortes)" - und dann gibt's Stress.

Münek hat geschrieben:Völlig daneben.
Wie oben: Wann immer Gedanken den Punkt in Sachen Tiefe überschreitenm, der üblicherweise und fälschlicherweise als "Anfang des Denkens" kalibriert wird, landest Du bei "komisch", "Blödsinn" oder "Geschwurbel". - Aber wir sind nun mal hier in einem Thema, bei dem man tiefer kalibrieren muss.

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sven23
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#334 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von sven23 » Fr 2. Jun 2017, 17:04

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Trotzdem ist er künstlich und wird in Gechichtswissenschaften nicht benötigt.
Er ist sowohl nicht künstlich als auch dringend nötig. - Hättest Du recht, hätte der Satz "Jesus hatte eine Naherwartung" das Garantierecht, dem wirklichen Jesus vor 2000 Jahren historisch gerecht zu werden, nur weil die inner-methodische Behandlungs dieser Frage wissenschaftlicher Natur wäre. - Das ist nicht nur falsches Denken, das ist katastrophales Denken.
Unter der Vorausetzung, dass uns die Quellenüberlieferungen keinen Streich spielen, wie Theißen betont, ist die Naherwartung als historisch echt anzusehen. Auch wenn das vielen nicht gefällt. Man kann natürlich hingehen, wie manche das tun, und einfach die unliebsamen Stellen als unhistorische Fälschungen abtun. Aber was soll dann überhaupt noch an den Evangelien historisch sein?. So schießt man sich selber ins Knie.


closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Jens war doch kein Theologe oder Gaubensdogmatiker, auch wenn er ein paar Bibeltexte übersetzt hat.
Habermas nicht mal das - darum geht es nicht. Es geht darum, dass Unilehrstühle unter dem Aspekt von Kultur und Bildung an dementsprechende Koryphäen vergeben werden und nicht nur an Systematikern.
Eben, deshalb werden die historisch forschenden Theologen an den Unis gebraucht. Glaubensdogmatiker alleine wären die personifizierte Peinlichkeit an Universitäten. Immerhin befinden wir uns am Anfang des 21. Jahrhunderts. Vielleicht wird man eines Tages rückblickend sagen: sie konnten zwar zum Mond fliegen, aber von ihrem kindischen Aberglauben wollten sie nicht lassen.


closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Glaubensdogmatiker sind aber in der historischen Forschung irrelevant
Richtig. :lol: - Christliche Hermeneutiker verstehen sich ja auch nicht primär als historische Forscher, sondern fragen nach der geistigen Wirklichkeit Jesu, ..
Die "geistige Wirklichkeit" Jesu ist doch gerade ein künstliches Produkt von Schreiber und Kirche. Und selbstverständlich hat die Forschung hier ein Vetorecht, wenn es um die historischen Glaubenskonstrukte anhand der Quellen geht. Gerade weil Kanoniker und Glaubensdogmatiker keine historische Forschung betreiben wollen und können, sollten sie sich aus historischen Beurteilungen raus halten.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#335 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von closs » Fr 2. Jun 2017, 17:52

sven23 hat geschrieben:Unter der Vorausetzung, dass uns die Quellenüberlieferungen keinen Streich spielen, wie Theißen betont, ist die Naherwartung als historisch echt anzusehen.
METHODOLOGISCH mag das stimmen - aber das klärt nicht, wie es WIRKLICH war.

sven23 hat geschrieben:, deshalb werden die historisch forschenden Theologen an den Unis gebraucht.
Nicht "deshalb" - HKM-ler sind die üblichen Systematiker, die eh da sind. - Es geht hier aber um diejenigen, dass Universitäten allgemeine kulturelle und bildende Einrichtungen sein sollen.

sven23 hat geschrieben:. Glaubensdogmatiker alleine wären die personifizierte Peinlichkeit an Universitäten. Immerhin befinden wir uns am Anfang des 21. Jahrhunderts.
Rein ideologisch gestützte Aussage. - Wer die Grundlagen der Wissenschaft durchschaut und deshalb weiß, dass jegliche Wissenschaft axiomatisch/dogmatisch/setzungs-mäßig (in der Praxis ist das dasselbe) unterbaut ist, ist nicht in Deine Ideologie eingebunden.

sven23 hat geschrieben:Die "geistige Wirklichkeit" Jesu ist doch gerade ein künstliches Produkt von Schreiber und Kirche.
Nein - die geistige Wirklichkeit Jesu ist das, was Jesus damals gedacht und gemeint hat, also eine historische Größe.

Was Du meinst: Man kann unter dem Begriff "geistige Wirklichkeit" allerhand unterbringen, was nicht stimmt. - Aber die Unterscheidung, was stimmt und was nicht, ist nicht per HKM machbar, weil dies ihre Methodik sprengt. - Die HKM kann lediglich sagen, was "Fakt" nach der historisch-kritischen Methodik ist - kann also lediglich methodische ERgebnisse vorlegen (was im übrigen normal ist - auch für andere Disziplinen).

sven23 hat geschrieben: Gerade weil Kanoniker und Glaubensdogmatiker keine historische Forschung betreiben wollen und können, sollten sie sich aus historischen Beurteilungen raus halten.
Andersrum: Gerade weil HKM-ler aus methodischen Gründen keine geistigen Fragen beantworten können, sollen sie sich auf die Beantwortung "geistfreier" Fragestellungen beschränken.

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#336 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von sven23 » Fr 2. Jun 2017, 18:44

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Unter der Vorausetzung, dass uns die Quellenüberlieferungen keinen Streich spielen, wie Theißen betont, ist die Naherwartung als historisch echt anzusehen.
METHODOLOGISCH mag das stimmen - aber das klärt nicht, wie es WIRKLICH war.
Wenn die Quellen ok sind, war es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit so.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:, deshalb werden die historisch forschenden Theologen an den Unis gebraucht.
Nicht "deshalb" - HKM-ler sind die üblichen Systematiker, die eh da sind. - Es geht hier aber um diejenigen, dass Universitäten allgemeine kulturelle und bildende Einrichtungen sein sollen.
Nein, die historische Forschung dient der Theologie als Feigenblatt für die Existenzberechtigung an den Unis.
Aberglauben gehört nun mal nicht zum überlieferungswürdigen Traditionsgut.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:. Glaubensdogmatiker alleine wären die personifizierte Peinlichkeit an Universitäten. Immerhin befinden wir uns am Anfang des 21. Jahrhunderts.
Rein ideologisch gestützte Aussage. - Wer die Grundlagen der Wissenschaft durchschaut und deshalb weiß, dass jegliche Wissenschaft axiomatisch/dogmatisch/setzungs-mäßig (in der Praxis ist das dasselbe) unterbaut ist, ist nicht in Deine Ideologie eingebunden.
Natürlich, an Geister und Dämonen zu glauben ist keine Ideologie, nicht daran zu glauben ist pure Ideologie. :lol:

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Die "geistige Wirklichkeit" Jesu ist doch gerade ein künstliches Produkt von Schreiber und Kirche.
Nein - die geistige Wirklichkeit Jesu ist das, was Jesus damals gedacht und gemeint hat, also eine historische Größe.

Was Du meinst: Man kann unter dem Begriff "geistige Wirklichkeit" allerhand unterbringen, was nicht stimmt. - Aber die Unterscheidung, was stimmt und was nicht, ist nicht per HKM machbar, weil dies ihre Methodik sprengt. -
Da wird überhaupt nichts gesprengt, das sind reine Schutzbehauptungen. Deshalb kann die Forschung doch guten Gewissens sagen:

„Als Jesus den gegenwärtigen Beginn der Gottesherrschaft verkündigte, rechnete er mit deren Kommen während seines Lebens.“


closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Gerade weil Kanoniker und Glaubensdogmatiker keine historische Forschung betreiben wollen und können, sollten sie sich aus historischen Beurteilungen raus halten.
Andersrum: Gerade weil HKM-ler aus methodischen Gründen keine geistigen Fragen beantworten können, sollen sie sich auf die Beantwortung "geistfreier" Fragestellungen beschränken.
Für geistfreie Fragestellungen sind Glaubensdogmatiker und closs zuständig. :lol:
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#337 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von closs » Fr 2. Jun 2017, 20:24

sven23 hat geschrieben:Wenn die Quellen ok sind, war es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit so.
Nein - weil dieselben Quellen in ihrer gesamt-kanonischen Vernetzung problemlos so interpretiert werden können, dass das Gegenteil rauskommt.

sven23 hat geschrieben:Nein, die historische Forschung dient der Theologie als Feigenblatt für die Existenzberechtigung an den Unis.
Dieser Satz ist in vielerlei Hinsicht derart bescheuert, dass mich langsam mal interessiert, wer sein Urheber ist. - Unabhängig davon: Die Theologie interessiert sich nicht die Bohne dafür, wer wann und warum sich dafür interessiert, ob sie an den Unis existenz-berechtigt ist. - Das ist ausschließlich ein Thema, das von außen ideologisch reingebracht wird.

sven23 hat geschrieben:Natürlich, an Geister und Dämonen zu glauben ist keine Ideologie, nicht daran zu glauben ist pure Ideologie.
Falscher Ansatz: Zu glauben, dass der eigene methodische Ansatz der richtige ist, ist Ideologie. - Fällt Dir dazu jemand ein? :engel: :angel:

sven23 hat geschrieben:Da wird überhaupt nichts gesprengt, das sind reine Schutzbehauptungen. Deshalb kann die Forschung doch guten Gewissens sagen:

„Als Jesus den gegenwärtigen Beginn der Gottesherrschaft verkündigte, rechnete er mit deren Kommen während seines Lebens.“
Textanalyse:
1) Du legst Widerspruch ein, den Du nicht inhaltlich begründest.
2) Stattdessen sprichst Du von "Schutzbehauptung", was die Frage aufwirft: "Von wem?"/"Warum?"
3) Dann konstruierst Du einen non-sequitur-logischen Zusammenhang mit dem Wort "Deshalb"
4) Danach kommt ein Standard-Mantra.

Zur Sache selbst: Wer die geistige Wirklichkeit Jesu in seiner Zeit untersuchen will, untersucht damit eine historische Größe. - Wenn eine Methodik per Eigen-Definition dies nicht kann, kann sie in Bezug auf Historizität (ontologisch gemeint) nicht alle Facetten abdecken.

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#338 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von sven23 » Fr 2. Jun 2017, 21:28

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Wenn die Quellen ok sind, war es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit so.
Nein - weil dieselben Quellen in ihrer gesamt-kanonischen Vernetzung problemlos so interpretiert werden können, dass das Gegenteil rauskommt.
Die "gesamt-kanonische Vernetzung" ist doch gerade das Ergebnis posthumer Kontamination der Lehre Jesu. Was soll da überraschendes rauskommen? :roll:

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Nein, die historische Forschung dient der Theologie als Feigenblatt für die Existenzberechtigung an den Unis.
Dieser Satz ist in vielerlei Hinsicht derart bescheuert, dass mich langsam mal interessiert, wer sein Urheber ist. - Unabhängig davon: Die Theologie interessiert sich nicht die Bohne dafür, wer wann und warum sich dafür interessiert, ob sie an den Unis existenz-berechtigt ist. - Das ist ausschließlich ein Thema, das von außen ideologisch reingebracht wird.
Natürlich, solange man Einfluss auf die politischen Gremien hat, besteht da auch keine Gefahr.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Natürlich, an Geister und Dämonen zu glauben ist keine Ideologie, nicht daran zu glauben ist pure Ideologie.
Falscher Ansatz: Zu glauben, dass der eigene methodische Ansatz der richtige ist, ist Ideologie. - Fällt Dir dazu jemand ein? :engel: :angel:
Ja, 2000 Jahre Kirchengeschichte und einige Unbelehrbare, die nichts daraus gelernt haben.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Da wird überhaupt nichts gesprengt, das sind reine Schutzbehauptungen. Deshalb kann die Forschung doch guten Gewissens sagen:

„Als Jesus den gegenwärtigen Beginn der Gottesherrschaft verkündigte, rechnete er mit deren Kommen während seines Lebens.“
Textanalyse:

closs hat geschrieben: 1) Du legst Widerspruch ein, den Du nicht inhaltlich begründest.
Schon 1000 mal passiet. Die Beschreibung eines Glaubenskonstrukt ist keine "Sprengung" von irgendwas. :roll:

closs hat geschrieben: 2) Stattdessen sprichst Du von "Schutzbehauptung", was die Frage aufwirft: "Von wem?"/"Warum?"
Du schützt dich selbst vor tiefergehender Beschäftigung mit dem Thema.


closs hat geschrieben: Zur Sache selbst: Wer die geistige Wirklichkeit Jesu in seiner Zeit untersuchen will, untersucht damit eine historische Größe. - Wenn eine Methodik per Eigen-Definition dies nicht kann, kann sie in Bezug auf Historizität (ontologisch gemeint) nicht alle Facetten abdecken.
Auch wieder eine unsinnige Behauptung.
Die historische Jesusforschung beschäftigt sich natürlich mit historischen Fakten. Besorg dir endlich mal Literatur, so wird das nie was. :roll:
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#339 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von Münek » Fr 2. Jun 2017, 22:24

Münek hat geschrieben:
closs hat geschrieben:Der Unterschied; Die RKK macht ihre Dogmen unter dem Vorbehalt des "Glaubensentscheids", was gleichbedeutend ist mit: "Falls es Gott NICHT gibt, repräsentieren unsere Dogmen nicht ewig-gültige Wahrheit".
Von Gott offenbarte absolute unumstößliche Wahrheiten werden von der RKK ganz bestimmt nicht unter einen "Wahrheits-Vorbehalt" gestellt. In welchem offiziellen Kirchendokument kann ich Deine absurde Behauptung nachlesen? Ich wette in keinem. :)
Nochmals: Kannst Du das schriftlich belegen? In welchem Dokument trifft die RKK eine Aussage mit einer solchen Bedeutung und Reichweite?

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#340 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von closs » Fr 2. Jun 2017, 23:06

sven23 hat geschrieben:Die "gesamt-kanonische Vernetzung" ist doch gerade das Ergebnis posthumer Kontamination der Lehre Jesu.
Naja - wenn man es so rum aufzieht, geht alles.

sven23 hat geschrieben:Natürlich, solange man Einfluss auf die politischen Gremien hat, besteht da auch keine Gefahr.
Es ist keine Gefahr an sich - es interessiert nicht.

sven23 hat geschrieben:Ja, 2000 Jahre Kirchengeschichte und einige Unbelehrbare, die nichts daraus gelernt haben.
Nennen mir einen maßgeblichen Vertreter des wissenschaftlichen Christentums, der nicht wüsste, dass seine wissenschaftliche Hermeneutik auf Glauben aufsitzt.

Wenn Du das gefunden hast, kannst Du mir einige Vertreter der HKM nennen, die wissen, dass ihre wissenschaftliche Methodik Ausdruck einer hermeneutischen Setzung ist.

Und dann kannst Du die Frage beantworten, wer ideologie-gefährdet ist und wer nicht.

sven23 hat geschrieben: Die Beschreibung eines Glaubenskonstrukt ist keine "Sprengung" von irgendwas.
Das ist etwas anderes und korrekt. - Wir sprachen von Interpretationen von geistigen Meinungen Jesu.

sven23 hat geschrieben:Du schützt dich selbst vor tiefergehender Beschäftigung mit dem Thema.
Ich beschäftige mich mit Grundlagen von Wissenschaft und nicht mit Einzelschritten inner-methodischen Vorgehens - Du verwechselst das oft.

sven23 hat geschrieben:Die historische Jesusforschung beschäftigt sich natürlich mit historischen Fakten.
Mit was denn sonst? - Meine Aussage bezog sich auf den Anteil der historischen Fakten, der nur geistig ermittelbar ist.

Münek hat geschrieben:Nochmals: Kannst Du das schriftlich belegen?
Es ist schriftlich belegt mit Aussagen wie "Glaubensentscheid", der vor allem ist. - Sobald man auf Basis dieses Glaubensentscheids theologie-fähig ist, muss man innerhalb der Theologie dazu kein Dokument mehr verfassen - vielleicht gibt es trotzdem welche. - Versuche mal, die Sache unter dem Aspekt der Aufklärung ("sich ohne Anleitung von außen ein Bild durch die Vernunft verschaffen") zu sehen.

Der von Dir gewünschte Beleg ist die Logik selber und daraus folgende Aussagen, dass bspw. Dogmen ausschließlich im "Katholikon"-Raum gültig sind und beachtet werden müssen. - Frage an Dich: Welchen Sinn macht es, Dogmen aufrechtzuerhalten, wenn es Gott nicht gibt? - Wenn Du zum Ergebnis kommst "Das macht KEINEN Sinn", dann bist Du auf Augenhöhe der Theologie.

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