Ist die vertiefte Freundschaft und Zusammenarbeit mit Russland und der Türkei im Interesse Europas?

Politik und Weltgeschehen

Sollte Europa die Freundschaft mit Russland und der Türkei im eigenen Interesse vertiefen?

Ja
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29%
Nein
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43%
Ich bin mir nicht sicher
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Insgesamt abgegebene Stimmen: 7

piscator
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#31 Re: Ist die vertiefte Freundschaft und Zusammenarbeit mit Russland und der Türkei im Interesse Europas?

Beitrag von piscator » Mo 29. Mai 2017, 13:54

Natürlich - was auch zu viel verlangt wäre: Schau Dir die Größe des Landes an und die Zahl der Einwohner. - Der Deal ist und wird immer bleiben: Technologie gegen Rohstoffe. - Russsland hat eine hervorragende Technologie (siehe Rüstung), braucht das aber alles selber.
Fakt ist - das wird dir jeder Militärexperte betätigen - dass die Russen dem Westen militärisch qualitativ nichts entgegen zu setzen haben. Das sieht man schon an der Höhe der Militärausgaben in den USA und in Russland.
Und wieder: Solche wirtschaftlichen und politischen Dinge haben nichts mit "Kultur" und "gegenseitige Nähe (Stallgeruch)" zu tun. - Wollten wir im Bild bleiben, wäre Russland der arme Bruder Deutschlands/Europas im Osten und die USA der mächtige Freund im Westen. - Die Gene binden an den Osten, die technologische und wirtschaftliche Vernunft für den Westen.
Nun ja, das mag ja sein, das man sich das hierzulande in bestimmten Kreisen einbildet. Oft ist dabei die "Liebe" zu Russland mit einer generellen Ablehnung von allem, was aus den USA kommt, verbunden. Das beobachte ich sowohl bei Teilen der "Linken" als auch bei dem Großteil der "Rechten, der Afd und den Nazis".

Wenn ich mir die jüngere Geschichte anschaue, dann muss ich jedoch feststellen, dass man bis vor wenigen Jahren die Amis als Befreier angesehen hat und die Russen als Besatzer. Die Amis haben Kaugummi, Jeans und Elvis mitgebracht, die Russen die Planwirtschaft mit allen ihren hässlichen Nachteilen.

In meiner Gegend gibt es viele Russen, die vor einigen Jahren in den Westen gekommen sind. Ein großer Teil von spricht relativ schnell deutsch, gibt ihren Kindern deutsche Vornamen, holen die deutsche Staatsbürgerschaft oft mit Eindeutschung ihres Nachnamens und verschmelzen innerhalb weniger Jahre mit der ursprünglichen Bevölkerung.
Die lösen sich komplett von ihrem Herkunftsland. Warum wohl? :?:
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#32 Re: Ist die vertiefte Freundschaft und Zusammenarbeit mit Russland und der Türkei im Interesse Europas?

Beitrag von closs » Mo 29. Mai 2017, 15:51

piscator hat geschrieben:Fakt ist - das wird dir jeder Militärexperte betätigen - dass die Russen dem Westen militärisch qualitativ nichts entgegen zu setzen haben.
Das kann ich nicht beurteilen, überrascht bin ich schon. - Aber für ein paar Atombomben in der Stratosphäre über NY würde es allemal reichen.

piscator hat geschrieben: Das beobachte ich sowohl bei Teilen der "Linken" als auch bei dem Großteil der "Rechten, der Afd und den Nazis".
Ein sehr schwieriges Thema, das letztlich nichts mit USA oder Russland zu tun hat, sondern mit der kulturellen Formatierung des "Westens". - Letztlich läuft es auf die Frage hinaus, ob man sich "Fortschritt" über eine atheistisch-materialistische oder eine christlich-geistige verspricht. - In dieser Hinsicht sind sich Christentum und Islam bei aller Unterschiedlichkeit (gerade heute - trotzdem) ähnlicher als Christentum/Islam und atheistisch-materialistische Welt.

Das Problem dabei: Die USA verstehen sich in Selbstsicht als Christen, werden aber in Fremdsicht als Atheisten/Materialisten verstanden (überm Daumen formuliert). - Das ändert aber nichts daran, dass es in Europa/Russland/Nahost in den Köpfen der Menschen nicht nur "the law" gibt, sondern "etwas" darüber - alltäglich ausgedrückt in einfachen Sätzen wie "Das gehört sich nicht". - Schwer vermittelbares Thema, das aber letztlich wieder zurückführt auf das Thema "Kultur".

piscator hat geschrieben:Die lösen sich komplett von ihrem Herkunftsland. Warum wohl?
Warum beantragen umgekehrt immer mehr Deutschland-Russen der zweiten Generation, dass ihnen ihre Kindheitsnamen wiedergegeben werden? - Habe gerade heute einen Artikel gelesen, wo es um eine Klage geht, dass zwei 25Jährige, ein "Tim" und ein "Siegfried", wieder nach ihren Kindheitsnamen "Vadim" und "Sema" heißen wollen.

Ich habe selber zwei deutsch-russische Schwiegertöchter: Die eine kann nur passiv russisch, die andere spricht es fließend - beide haben zwei Pässe und freuen sich tierisch, kein Visum zu brauchen, wenn sie wieder mal "heim" fahren. - Aber dort bleiben wollen sie natürlich nicht.

Ich denke, dass das in der Praxis ziemlich unaufgeregt ist. - - Man ist deutsch und bemüht sich, so fließend Deutsch zu sprechen, dass man für ethnisch-deutsch gehalten wird. - Aber die russische Identität ist trotzdem da und wird auch nicht negiert. - Eigentlich fühlt man sich europäisch - und das war ja mal das Ziel auch von Deutschland und Russland (denk an die frühen 0er jahre) - aber das konnte halt nie im Interesse der USA sein ...

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#33 Re: Ist die vertiefte Freundschaft und Zusammenarbeit mit Russland und der Türkei im Interesse Europas?

Beitrag von piscator » Mo 29. Mai 2017, 16:38

closs hat geschrieben:
piscator hat geschrieben:Fakt ist - das wird dir jeder Militärexperte betätigen - dass die Russen dem Westen militärisch qualitativ nichts entgegen zu setzen haben.
Das kann ich nicht beurteilen, überrascht bin ich schon. - Aber für ein paar Atombomben in der Stratosphäre über NY würde es allemal reichen.
Das liegt daran, dass Atombomben keine militärischen, sondern politische Waffen sind. Verwertbare militärische Macht sieht anders aus, da wären in ersten Linie die USA mit ihren Flugzeugträgern, die in der Lage ist, überall auf diesem Planeten einen Einsatz durchführen zu können. Auch wir Europäer sind militärisch sehr stark, in vielen Bereichen sind wir den USA und den Russen sogar überlegen, aber das will ich hier nicht weiter diskutieren.
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#34 Re: Ist die vertiefte Freundschaft und Zusammenarbeit mit Russland und der Türkei im Interesse Europas?

Beitrag von closs » Mo 29. Mai 2017, 16:46

piscator hat geschrieben:Auch wir Europäer sind militärisch sehr stark, in vielen Bereichen sind wir den USA und den Russen sogar überlegen, aber das will ich hier nicht weiter diskutieren.
Das ist interessant - das kann aber nur heißen, dass sich Europa militärisch runterredet. - Absicht?

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#35 Re: Ist die vertiefte Freundschaft und Zusammenarbeit mit Russland und der Türkei im Interesse Europas?

Beitrag von piscator » Mo 29. Mai 2017, 16:48

closs hat geschrieben:Ein sehr schwieriges Thema, das letztlich nichts mit USA oder Russland zu tun hat, sondern mit der kulturellen Formatierung des "Westens". - Letztlich läuft es auf die Frage hinaus, ob man sich "Fortschritt" über eine atheistisch-materialistische oder eine christlich-geistige verspricht. - In dieser Hinsicht sind sich Christentum und Islam bei aller Unterschiedlichkeit (gerade heute - trotzdem) ähnlicher als Christentum/Islam und atheistisch-materialistische Welt.
Das Problem dabei: Die USA verstehen sich in Selbstsicht als Christen, werden aber in Fremdsicht als Atheisten/Materialisten verstanden (überm Daumen formuliert). - Das ändert aber nichts daran, dass es in Europa/Russland/Nahost in den Köpfen der Menschen nicht nur "the law" gibt, sondern "etwas" darüber - alltäglich ausgedrückt in einfachen Sätzen wie "Das gehört sich nicht". - Schwer vermittelbares Thema, das aber letztlich wieder zurückführt auf das Thema "Kultur".
Das lässt sich erklären: Die Amerikaner sind zunächst mal Amerikaner. Danach kommt eine Weile gar nichts und dann kommen erst die religiösen und sonstigen Weltanschauungen. Interessant dabei ist, das selbst uns Europäern ziemlich schräg erscheinende religiöse Splittergruppen unbehelligt ihrem Kult frönen können. Den Hype, den wir mit Scientology veranstalten, verstehen die Amerikaner nicht. Selbst Bürgerwehren oder Militias mit rechtsradikalem Hintergrund werden toleriert, sofern sie keinen größeren Blödsinn abstellen.

Und wie sieht es in Russland aus? Dort gibt es die orthodoxe Kirche, gewissenmaßen als Staatskirche. Zurzeit laufen dort Bestrebungen, die Zeugen Jehovas zu verbieten und zwar auf die harte Tour. Mich befremdet das sehr, ich bin kein Freund der ZJ, ich lehne deren Auslegung des Glaubens streikt ab, es würde mir aber nicht im Traum einfallen, die ZJ zu verbieten oder zu verfolgen.

Also was da christlich-geistig sein soll, erschließt sich mir nicht.
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#36 Re: Ist die vertiefte Freundschaft und Zusammenarbeit mit Russland und der Türkei im Interesse Europas?

Beitrag von piscator » Mo 29. Mai 2017, 16:58

closs hat geschrieben:
piscator hat geschrieben:Auch wir Europäer sind militärisch sehr stark, in vielen Bereichen sind wir den USA und den Russen sogar überlegen, aber das will ich hier nicht weiter diskutieren.
Das ist interessant - das kann aber nur heißen, dass sich Europa militärisch runterredet. - Absicht?
Eigentlich nicht. Wir leben seit einigen Jahrzehnten in Kerneuropa im Frieden, der kalte Krieg ist vorbei und eine Bedrohung, außer durch den Terrorismus ist nicht in Sicht.
Und im Gegensatz zu den USA machen wir keinen Hype um unsere Streitkräfte, die sind zwar da, aber so ziemlich im Hintergrund.
Ich persönlich halte das für falsch, ich würde die Wiedereinführung einer modifizierten Wehrpflicht begrüßen, da Streitkräfte ein Teil der Gesellschaft sein und nicht außerhalb davon am Rande stehe sollten. Das ist auch ein Frage des Respekts gegenüber den Soldaten. Aber da sführt hier zu weit.
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#37 Re: Ist die vertiefte Freundschaft und Zusammenarbeit mit Russland und der Türkei im Interesse Europas?

Beitrag von closs » Mo 29. Mai 2017, 20:14

piscator hat geschrieben:Das lässt sich erklären: Die Amerikaner sind zunächst mal Amerikaner. Danach kommt eine Weile gar nichts und dann kommen erst die religiösen und sonstigen Weltanschauungen.
Genau - das heisst aber: Sie sind nicht wirklich über-staatlich (hier: = geistig) gebunden.

piscator hat geschrieben:Und wie sieht es in Russland aus? Dort gibt es die orthodoxe Kirche, gewissenmaßen als Staatskirche.
Richtig - aber vergiss nicht: Sie war vom selben Staat 70 Jahre lang (so gut wie) verboten. Das orthodoxe Denken der Russen ist also nicht staatlich verordnet - im Gegenteil: Der Staat hat das Denken der Menschen staatlich integriert/genutzt.

piscator hat geschrieben:Also was da christlich-geistig sein soll, erschließt sich mir nicht.
Doch - die Menschen denken so UNABHÄNGIG vom Staat. - Das ist doch die "Leitung" von Putin, dass er dieses Denken in sein System einpasst - und wenn er weg ist und eine Demokratie oder Dikatur kommt, werden die Leute genauso denken, ob sie staatlich eingepasst sind oder nicht.

Und genau das gilt in den USA NICHT: Die Amerikaner sind Amerikaner, definieren sich also primär über den Staat und "the law".

piscator hat geschrieben:Und im Gegensatz zu den USA machen wir keinen Hype um unsere Streitkräfte
Genau das ist ja mein Punkt: Machen wir keinen Hype, weil da nichts ist, wofür man einen Hype machen könnte - oder sind wir militärisch stärker, als es in der Öffentlichkeit ankommt? - Letzteres entspräche dem, was Du im Post vorher gesagt hast.

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#38 Re: Ist die vertiefte Freundschaft und Zusammenarbeit mit Russland und der Türkei im Interesse Europas?

Beitrag von Novas » Mo 29. Mai 2017, 23:55

piscator hat geschrieben:Die so genannte Friedensfahrt war nichts anderes als eine dilettantisch geplante und durchführte Aktion, von Wahnwichteln, Nazis und Putin-Verstehern

Kannst Du das belegen? Ich gehe von dem modernen Rechtsgrundsatz in dubio pro reo (im Zweifel für den Angeklagten) aus. Die mittelalterliche Inquisition verfuhr nach dem umgekehrten Prinzip: im Zweifel gegen den Angeklagten oder sogar in jedem Falle gegen ihn, weil das Urteil einfach vollstreckt wurde.
Zuletzt geändert von Novas am Di 30. Mai 2017, 01:22, insgesamt 1-mal geändert.

Novas
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#39 Re: Ist die vertiefte Freundschaft und Zusammenarbeit mit Russland und der Türkei im Interesse Europas?

Beitrag von Novas » Mo 29. Mai 2017, 23:56

piscator hat geschrieben:Die so genannte Friedensfahrt war nichts anderes als eine dilettantisch geplante und durchführte Aktion, von Wahnwichteln, Nazis und Putin-Verstehern

Mir kommt es sehr bedenklich vor, wenn alle diese rechtschaffenen Menschen, die sich sehr zeitaufwendig für den Frieden engagieren, pauschal so abwertend bezeichnet werden. Woher hast Du diese Ideen? Denn das Streben nach Frieden ist weder links noch rechts und schon gar nicht eine Sache von Wahnwichteln. Er kommt allen Menschen zu Gute. Dazu sei am Rande angemerkt, dass es die Aufgabe der Politik ist, die Denkweise der Anderen zu verstehen. Es wäre sehr wünschenswert, dass unsre Politiker Amerikaversteher, Chinaversteher, Russlandversteher, Türkenversteher, Ihr-Eigenes-Volk-Versteher und ganz allgemein Menschenversteher sind. Wenn sie dazu nicht imstande sind, dann haben sie den falschen Beruf gewählt und dann sollten sie wenigstens so viel Schamgefühl besitzen, sich freiwillig vom Acker zu machen :)

piscator hat geschrieben:Freundschaft mit Russland ist wichtig. Nur sollte man das nicht den falschen Leuten überlassen

Wer sind denn "die richtigen" und die "falschen Leute", wer legt das fest und auf der Basis welcher rechtlichen Kriterien? Meines Wissens gilt Meinungsfreiheit, Gewissensfreiheit und Glaubensfreiheit in einer modernen Demokratie für ausnahmslos alle Menschen, auch dann, wenn ich persönlich der Ansicht bin, dass die Meinung eines anderen "falsch" (was auch immer das bedeuten mag), verwerflich oder blödsinnig ist. Das unterscheidet die freiheitlich demokratische Grundordnung von einer Gesinnungsdiktatur. Dazu könnte man sich die Werke von Alexander Issajewitsch Solschenizyn zu Gemüte führen, der das Werk Archipel Gulag verfasste, um den Menschen der ganzen Welt klar vor Augen zu führen, wie Diktaturen arbeiten (1970 wurde Solschenizyn, nicht ganz grundlos, der Nobelpreis für Literatur verliehen).

Die Rettung der Menschheit besteht gerade darin, daß alle alles angeht.
Alexander Issajewitsch Solschenizyn

Die Einteilung der Menschen in "die richtigen" und "falschen Leute", die weißen und schwarzen Schafe ist wohl stets der erste Schritt auf dem Weg zur Abschaffung der Bürgerrechte und die Errichtung einer neuen Diktatur. Damit sollte man sehr vorsichtig sein. Davor hat auch George Orwell gewarnt. Ein Paradebeispiel dafür ist sicherlich die Farm der Tiere (Animal Farm). Darin heißt es:

„Alle Tiere sind gleich,
aber manche sind gleicher“



Immer wenn mir jemand die sagenumwobene Geschichte von "den falschen Leuten" erzählt, werde ich aus diesem Grunde misstrauisch, denn dahinter verbirgt sich wohl immer irgendeine zwielichtige und fragwürdige Agenda. Cui bono? Wem nützt es, dass diese oder jene Menschen als die Falschen deklariert werden. Wer sind die Profiteure.

closs hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:„Im Westen hat man Christus verloren, und deshalb kommt der Westen zu Fall, einzig und allein deshalb.“
―Fjodor Michailowitsch Dostojewski
Ein interessanter Satz - ex oriente lux. :) - Davon abgesehen: Die tief verankerte Orthodoxie Russlands konnte auch nicht durch 70 Jahre Kommunismus angetastet werden. - Religiosität war zwar verboten, aber "da" - bei uns ist es eher umgekehrt: Bei uns ist Religiosität nicht verboten, aber "weg". :D

Mir ist natürlich bewusst, dass ich mich nicht bei allen Menschen mit solchen Beiträgen beliebt mache :P aber ich muss gestehen, dass ich Dostojewski vollkommen Recht gebe. Wollen wir hoffen, dass der Westen Christus wieder entdeckt bzw. es eine Renaissance des christlichen Ethos gibt, denn Materialismus alleine hält eine Gemeinschaft auf die Dauer nicht zusammen. Es wird in unsrem Grundgesetz nicht ganz grundlos Gott erwähnt:

Im Bewußtsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen,
von dem Willen beseelt, als gleichberechtigtes Glied in einem vereinten Europa dem Frieden der Welt zu dienen, hat sich das Deutsche Volk kraft seiner verfassungsgebenden Gewalt dieses Grundgesetz gegeben.
Die Präambel des Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland

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piscator hat geschrieben:Mir liegen die Ideen eines Thomas Jefferson, eines Ralph Waldo Emerson, eines Mark Twains und eines Martin Luther Kings am Herzen. Den Freiheitsdrang der Amerikaner, ihre Auffassung von Demokratie, ihre Art, sich in Krisenzeiten auf ihr Land zu besinnen, bewundere ich zutiefst

Das sind sicher sehr große geistige Gestalten, die Du da aufgezählt hast. Ich verehre beispielsweise Walt Whitman. Doch leider gibt es da eine sehr große Kluft zwischen Ideal und Wirklichkeit. Die Amerikaner halten sich sehr oft nicht an diese Auffassungen. Es wäre wirklich wunderbar, wenn der "Freiheitsdrang der Amerikaner" und "ihre Auffassung von Demokratie", in wirklichen Taten kenntlich werden würde, anstatt nur auf dem Papier oder kitschigen Hollywood-Filmen Ausdruck zu finden. Die Folterungen und Menschenrechtsverletzungen in Abu Ghraib und Guantanamo sind nicht gerade ein hoffnungsvolles Leuchtfeuer für die Menschenrechte, ebenso wenig der völkerrechtswidrige Krieg gegen den Irak im Jahr 2003, der mit einer Lüge begründet wurde, oder die globale Überwachung, die gegen alle möglichen Verfassungsrechte verstößt (dazu eine Buchempfehlung:
Die globale Überwachung: Der Fall Snowden, die amerikanischen Geheimdienste und die Folgen ~ von dem Juristen, Journalisten und Verfassungsrechtler Glenn Greenwald)

Dazu sagte Benjamin Franklin sehr klar:

Wer die Freiheit aufgibt, um Sicherheit zu gewinnen, wird am Ende beides verlieren ~ Benjamin Franklin

Das war mit Sicherheit ein aufrechter Demokrat mit Rückgrat und einem ausgeprägten moralischen Bewusstsein, der das Wohl der Menschheit im Sinn hatte. Ich würde das selbe sehr gerne auch über alle anderen Politiker sagen.

piscator hat geschrieben:Das liegt daran, dass Atombomben keine militärischen, sondern politische Waffen sind. Verwertbare militärische Macht sieht anders aus, da wären in ersten Linie die USA mit ihren Flugzeugträgern, die in der Lage ist, überall auf diesem Planeten einen Einsatz durchführen zu können

Sehr geehrter Piscator :) merkst Du was? Die Amerikaner haben überall auf der Welt ihre militärischen Stützpunkte verteilt, trotzdem wird Russland ständig als Aggressor dargestellt. Das ist die typische Darstellung all jener Medienvertreter, die zur Antlantik-Brücke gehören, beispielsweise gehört der Moderator der ZDF-Nachrichtensendung Heute-Journal Claus Kleber zur Atlantik-Brücke. In den Medien werden desöfteren wichtige Fakten verdreht oder verschwiegen. Beispielsweise kann man sich ganz einfach im Internet über das Ranking der 15 Länder mit den weltweit höchsten Militärausgaben im Jahr 2016 (in Milliarden US-Dollar gerechnet) informieren.

Dabei kommt man zu dieser Statistik:

#1 USA: 611 Milliarden

#2 China: 215 Milliarden

#3 Russland: 69,2 Milliarden

#4 Saudi Arabien: 63,7 Milliarden

#5 Indien: 55,9 Milliarden

#6 Frankreich: 55,7 Milliarden

#7 Vereinigtes Königreich: 48, 3 Milliarden

8# Japan: 46,1 Milliarden

9# Deutschland 41, 1 Milliarden
de.statista.com: Statistik der Länder mit den höchsten Militärausgaben


Nur die Wahrheit kann uns frei machen (Johannes 8:32). Die Wahrheit ist in diesem Falle - und das sind einfach die objektiven Fakten - dass die Amerikaner mit einem riesigen Abstand diese Liste anführen und beinahe das 10-fache der Militärausgaben Russlands haben, was ihre enorme Staatsverschuldung erklärt ... und das gerechnet in Milliarden ... das ist ein himalaya-mäßiger Unterschied. Wenn also Russland als Aggressor und Gefahr für den Weltfrieden dargestellt wird, dann müsste man das Gleiche erst Recht über die Amerikaner sagen. Denn die größte potentielle Gefahr geht logischer Weise von dem aus, der die höchsten Militärausgaben hat und die meisten Militärbasen verteilt auf der gesamten Welt. Wer sehr viel für das Militär ausgibt, der wird es vermutlich auch einsetzen.


piscator hat geschrieben:Oft ist dabei die "Liebe" zu Russland mit einer generellen Ablehnung von allem, was aus den USA kommt, verbunden. Das beobachte ich sowohl bei Teilen der "Linken" als auch bei dem Großteil der "Rechten, der Afd und den Nazis".

Das ist wieder so ein typisches Vorurteil :silent: Weder ist eine kritische Betrachtung der amerikanischen Politik "Antiamerikanismus" (was vorallem bei mir vollkommen daneben ist, denn ich habe selbst Familie, die in Amerika wohnhaft ist), noch kommt der Wunsch einer freundschaftlichen Beziehung mit Russland einer blinden Huldigung gleich. Wie wäre es denn, wenn wir mal ernsthaft versuchen würden die ganze Welt und die gesamte Menschheit zu lieben? Letztlich sind wir alle menschliche Wesen. Amerikaner nicht mehr oder weniger, als Russen, Chinesen, Deutsche und Türken. Christen nicht mehr oder weniger, als Muslime, Juden und Atheisten.

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#40 Re: Ist die vertiefte Freundschaft und Zusammenarbeit mit Russland und der Türkei im Interesse Europas?

Beitrag von piscator » Di 30. Mai 2017, 10:02

Novalis hat geschrieben:Mir kommt es sehr bedenklich vor, wenn alle diese rechtschaffenen Menschen, die sich sehr zeitaufwendig für den Frieden engagieren, pauschal so abwertend bezeichnet werden. Woher hast Du diese Ideen?
Nun, mein lieber Novalis, "rechtschaffen" trifft es nicht so ganz richtig. Wahnwichtel und Nazis sind nicht rechtschaffen, im besten Fall verblendet oder ganz einfach hohl.
Wer sind denn "die richtigen" und die "falschen Leute", wer legt das fest und auf der Basis welcher rechtlichen Kriterien?
Das sagt einem der gesunde Menschenverstand. Wer die Friedensfahrt aufmerksam verfolgt hat, hat festgestellt, dass sich dort jede Menge Neonazis, Wahnwichtel und andere seltsame Gestalten herumgetrieben haben. Eigentlich gabe es nur solche Leute. Hast du Musikbegleitung in Berlin verfolgt., die reden der Verantwortlichen? Nein, dann erklärt das vieles.
Meines Wissens gilt Meinungsfreiheit, Gewissensfreiheit und Glaubensfreiheit in einer modernen Demokratie für ausnahmslos alle Menschen, auch dann, wenn ich persönlich der Ansicht bin, dass die Meinung eines anderen "falsch" (was auch immer das bedeuten mag), verwerflich oder blödsinnig ist.
Richtig, das deutet aber nicht, das man Neonazis tolerieren muss.
Die Einteilung der Menschen in "die richtigen" und "falschen Leute", die weißen und schwarzen Schafe ist wohl stets der erste Schritt auf dem Weg zur Abschaffung der Bürgerrechte und die Errichtung einer neuen Diktatur. Damit sollte man sehr vorsichtig sein. Davor hat auch George Orwell gewarnt.
Lass mal den guten alten Orwell in Ruhe. Da, was du hier sagst, trifft exakt auf die neuen rechten Strömungen hierzulande zu. Man bezeichnet sich selbst als aufgeweckten Bürger, während alle anderen Schlafschafe sind, dumm und verblendet.
Immer wenn mir jemand die sagenumwobene Geschichte von "den falschen Leuten" erzählt, werde ich aus diesem Grunde misstrauisch, denn dahinter verbirgt sich wohl immer irgendeine zwielichtige und fragwürdige Agenda. Cui bono? Wem nützt es, dass diese oder jene Menschen als die Falschen deklariert werden. Wer sind die Profiteure.
Sagenumwoben ist da gar nichts, die Berichterstattung über die so genannte Friedensfahrt spricht Bände.
Das sind sicher sehr große geistige Gestalten, die Du da aufgezählt hast. Ich verehre beispielsweise Walt Whitman.
Das freut mich. Aber um wieder auf das Thema dieser Diskussion zurückzukommen. Die Schriftsteller und Philosophen, die ich aufgezählt habe, waren US-Amerikaner. Und die werden, soweit ich weiß, noch heute in den amerikanischen Schulen gelesen. Entsprechende russische Schriftsteller und Philosophen kenn ich keine.
Doch leider gibt es da eine sehr große Kluft zwischen Ideal und Wirklichkeit. Die Amerikaner halten sich sehr oft nicht an diese Auffassungen. Es wäre wirklich wunderbar, wenn der "Freiheitsdrang der Amerikaner" und "ihre Auffassung von Demokratie", in wirklichen Taten kenntlich werden würde, anstatt nur auf dem Papier oder kitschigen Hollywood-Filmen Ausdruck zu finden. Die Folterungen und Menschenrechtsverletzungen in Abu Ghraib und Guantanamo sind nicht gerade ein hoffnungsvolles Leuchtfeuer für die Menschenrechte, ebenso wenig der völkerrechtswidrige Krieg gegen den Irak im Jahr 2003, der mit einer Lüge begründet wurde, oder die globale Überwachung, die gegen alle möglichen Verfassungsrechte verstößt.
Da bin ich mit dir einig
Sehr geehrter Piscator :) merkst Du was? Die Amerikaner haben überall auf der Welt ihre militärischen Stützpunkte verteilt, trotzdem wird Russland ständig als Aggressor dargestellt. Das ist die typische Darstellung all jener Medienvertreter, die zur Antlantik-Brücke gehören, beispielsweise gehört der Moderator der ZDF-Nachrichtensendung Heute-Journal Claus Kleber zur Atlantik-Brücke. In den Medien werden desöfteren wichtige Fakten verdreht oder verschwiegen.
Nja, Verschwörungstheorien sind nicht mein Ding.
Beispielsweise kann man sich ganz einfach im Internet über das Ranking der 15 Länder mit den weltweit höchsten Militärausgaben im Jahr 2016 (in Milliarden US-Dollar gerechnet) informieren.
Nun, da ist absolut kein Geheimnis, diese Liste findet man in allen Medien
Nur die Wahrheit kann uns frei machen (Johannes 8:32).
Okay, jetzt muss auch noch der alte Johannes für Militärausgaben herhalten :lol:
Die Wahrheit ist in diesem Falle - und das sind einfach die objektiven Fakten - dass die Amerikaner mit einem riesigen Abstand diese Liste anführen und beinahe das 10-fache der Militärausgaben Russlands haben, was ihre enorme Staatsverschuldung erklärt ... und das gerechnet in Milliarden ... das ist ein himalaya-mäßiger Unterschied. Wenn also Russland als Aggressor und Gefahr für den Weltfrieden dargestellt wird, dann müsste man das Gleiche erst Recht über die Amerikaner sagen. Denn die größte potentielle Gefahr geht logischer Weise von dem aus, der die höchsten Militärausgaben hat und die meisten Militärbasen verteilt auf der gesamten Welt. Wer sehr viel für das Militär ausgibt, der wird es vermutlich auch einsetzen.
Das ist ein logischer Fehlschluss allererster Güte.
Wie wäre es denn, wenn wir mal ernsthaft versuchen würden die ganze Welt und die gesamte Menschheit zu lieben? Letztlich sind wir alle menschliche Wesen. Amerikaner nicht mehr oder weniger, als Russen, Chinesen, Deutsche und Türken. Christen nicht mehr oder weniger, als Muslime, Juden und Atheisten.
Ein schöner Wunschtraum, man könnte mal damit anfangen, das sich nicht Christen gegenseitig abschlachten, Moslems gegenseitig abschlachten, etc.
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