michaelit hat geschrieben:Na da hast du aber Recht Novalis. Vielen Christen reichen schon irgendwelche Bibelverse um Erlösung als exklusiv und gerichtlich und legalistisch anzusehen. Da wird die Liebe auf den Kopf gestellt und der Mensch seiner Würde beraubt. Dabei sind wir doch alle Kinder der Gottheit!
Richtig. Wir können sagen, dass wir alle Kinder Gottes/Söhne Gottes in verschiedenen Kleidern und Erscheinungsformen sind; und nicht nur die Menschen, sondern alle Lebewesen, auch Pflanzen und Tiere (auf dem Planeten Erde und alle anderen möglichen Lebensformen im gesamten restlichen Universum, also auch Meister Yoda und Chubaka

), denn das ergibt sich logisch aus der theologischen Aussage, dass Gott der eine Ursprung (und in diesem Sinne "
Vater")
allen Lebens ist. Wir leben schon längst in einer globalisierten Welt, in der sich die verschiedenen Weltreligionen und ihre spirituellen Traditionen überlappen, verschmelzen und ein größeres Ganzes bilden. Sichtbar wird das beispielsweise in dem
Weltparlament der Religionen, welches bereits im Jahr 1893 in Chicago zum ersten mal veranstaltet wurde.
Seitdem gibt es eine sehr machtvolle Bewegung in Richtung eines weltumspannenden interreligiösen Dialogs, der in Zukunft immer selbstverständlicher werden wird, weil wir bereits multireligiöse/pluralistische Gesellschaften haben und dieser Prozess lässt sich nie wieder umkehren. Wir sind im Grunde schon mehr Bürger der ganzen Welt, als Bürger eines einzigen Landes. In meinem persönlichen Leben ist es so, dass verschiedene spirituelle Traditionen wie Flüsse zusammenfließen und ein gemeinsames Meer des Glaubens bilden. Ich wage zu behaupten, dass ich dadurch Jesus sehr viel besser verstehen gelernt habe. Beschäftige Dich mit der Wissenschaft. Die moderne Wissenschaft lehrt uns längst, dass die Welt und die Evolution ein zusammenhängendes Ganzes bildet. Die gesamte Natur kann auf der Basis allgemeiner Gesetze, Muster und Prinzipien verstanden und erklärt werden. Die Frage ist darum absolut naheliegend: was sind die allgemeinen Gesetze, Muster und Prinzipien, welche die verschiedenen Religionen verbinden? Bruder Wayne Teasdale schrieb ein bekanntes Buch mit dem Titel "
The Mystic Heart: Discovering a Universal Spirituality in the World's Religions", in dem er klar beweist, dass es eine universale Spiritualität gibt, die allen Religionen zugrunde liegt, und er spricht davon, dass wir gerade den Anbruch eines neuen Bewusstseins miterleben, wir stehen, so sagt er, am Anfang eines „interspirituellen Zeitalters“.
Einzelne Fundamentalisten wollen das verhindern, aber sie werden den Prozess nicht aufhalten. Denn das ist der nächste logische Schritt in der Evolution der Menschheit: eine weltumspannende Zivilisation, von der das Christentum mit Sicherheit ein sehr wichtiger Teil sein wird, eine tragende Säule, aber sicher nicht die einzige. Das ist nun reine Statistik (betrachte beispielsweise einfach mal die Anzahl der Muslime an der Weltbevölkerung)
2070 wird es erstmals in der Geschichte mehr Muslime als Christen geben, prophezeien US-Forscher. Die Gesellschaften verändern sich. Auch die deutsche. Hier wird jeder zehnte Bürger Muslim sein. Fast ein Drittel aller Menschen bekennen sich heute zum christlichen Kreuz. Mit rund 2,26 Milliarden Anhängern ist das Christentum vor dem Islam (rund 1,57 Milliarden Gläubige) und dem Hinduismus (rund 900 Millionen) die am weitesten verbreitete Religion. Aber das wird sie nicht bleiben. Demografie-Forscher des renommierten Pew-Instituts in Washington haben sechs Jahre lang Fakten und Faktoren aus 234 Staaten und Regionen gesammelt und auf 245 Seiten zusammengetragen, um das Schicksal der fünf größten Religionen vorhersagen zu können: Christentum, Islam, Buddhismus, Hinduismus und Judentum. Die Daten lassen die sehr realistische Prognose zu, dass es spätestens im Jahr 2070 mehr Muslime als Christen auf der Erde geben wird
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Dabei gibt es sehr plausible biologische und gesellschaftspolitische Gründe, warum die Christenheit nicht so schnell wachsen wird wie die Umma, die Gemeinschaft aller Muslime. Sie wächst stärker als jede andere Religion, sogar im Verhältnis stärker als die Weltbevölkerung insgesamt. Das liegt dem Pew-Direktor für Religionsforschung, Alan Cooperman, zufolge zwar vor allem an der höheren Geburtenrate in muslimischen Gesellschaften von derzeit durchschnittlich 3,1 Kindern pro Frau. In Deutschland etwa sind es im Schnitt nur 1,3 Kinder pro Frau – 2,1 Kinder pro Frau wären zum Erhalt der Bevölkerungszahl erforderlich. Aber auch andere Faktoren spielen eine Rolle. Konversion etwa: Das Forschungsinstitut erwartet deutlich mehr christliche Konvertiten in Richtung Islam und eine vermehrte Abkehr der Christen von ihrem Glauben in den Atheismus. Rund 106 Millionen Christen werden der Projektion zufolge bis zum Jahr 2050 ihren christlichen Glauben aufgeben und nur 40 Millionen durch Konversion hinzukommen – das macht ein Minus von 66 Millionen Gläubigen. Das Gros (61 Millionen) werde bis zur Mitte des Jahrhunderts keiner Religion mehr angehören, prophezeien die Wissenschaftler
[...]
„Muslimische Bevölkerungen sind in den Teilen der Welt konzentriert, die am schnellsten wachsen“, sagt Cooperman und meint damit Nigeria, Pakistan, Indonesien und Indien. In Indien werden trotz einer hinduistischen Mehrheitsbevölkerung laut Pew-Prognose im Jahr 2050 mit 310 Millionen mehr Muslime leben als im benachbarten (islamischen) Pakistan (273 Millionen). Indien wird dann das Land mit der größten muslimischen Bevölkerung sein und Indonesien (dann 256 Millionen Muslime) den Rang abgelaufen haben.
Quelle
Auf diese Realität müssen wir uns einstellen und das Beste daraus machen. Hier ist wieder die berühmte Ringparabel aus Lessings Drama „
Nathan der Weise“ aktuell: die verschiedenen Religionen sollen einen Wettbewerb um das Gute veranstalten.