Politisches Erdbeben in NRW?

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Pluto
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#31 Re: Politisches Erdbeben in NRW?

Beitrag von Pluto » Mi 17. Mai 2017, 16:06

closs hat geschrieben:In uneingeschränkt begrüßenswerter Weise in den letzten Jahrzehnten geförderte Minderheiten werden heute als maßgeblich oder gar ideal-gebend dargestellt - man hat also übertrieben. - Eine Folge davon ist die AfD.
Selbst der ärmste H-4 Empfänger in Deutschland gehört heute zu den oberen 10% (die Elite) dieser Welt.

Es gibt eigentlich in der Gesellschaft wenig zu beanstanden, so kratzt man den Boden des Fasses aus, und kommt mit Plattitüden wie diejenigen des Herrn Sinn. Wenns also eigentlich nichts zu meckern gibt, erfindet man eben Bewegungen wie die AfD mit ihren nationalistischen Parolen.
So gesehen, ist die AfD eine direkte Folge unserer Wohlstandsgesellschaft.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

piscator
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#32 Re: Politisches Erdbeben in NRW?

Beitrag von piscator » Mi 17. Mai 2017, 17:02

closs hat geschrieben:In uneingeschränkt begrüßenswerter Weise in den letzten Jahrzehnten geförderte Minderheiten werden heute als maßgeblich oder gar ideal-gebend dargestellt - man hat also übertrieben. - Eine Folge davon ist die AfD.

Wobei AfD-Anhänger bzw- AfD-Anhängerinnen flugs die nächste Minderheit darstellen, die schützt werden muss.

Im korrekten "Gender-Sprech" handelt es sich dabei um Bürgerinnen (!) und Bürger mit stark nationalistisch ausgeprägtem Hintergrund. :lol:
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closs
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#33 Re: Politisches Erdbeben in NRW?

Beitrag von closs » Mi 17. Mai 2017, 17:06

Pluto hat geschrieben:Selbst der ärmste H-4 Empfänger in Deutschland gehört heute zu den oberen 10% (die Elite) dieser Welt.
Sie sind aber aufgrund des gesellschaftlichen Umfeldes nicht dafür gerüstet, mit Wasser und Brot glücklich zu sein. - Ich kenne persönlich viele Menschen, vor allem Alleinerziehende und Alte, die mit weniger als 700 Euro/Person pm auskommen müssen - und davon ist die Miete zu bezahlen. - Und vor allem: Im Vergleich zu armen Ländern funktionieren gerade bei diesen Menschen oft die familiären Bande nicht.

Man kann relativ gut mit Hartz4 leben und/oder als Alleinerziehende/r leben, wenn man eine kostenfreie Unterkunft bei Familienangehörigen hat (woanders selbstverständlich) und "Aufpasser" fürs Kind/die Kinder hat, damit man selber arbeiten gehen - oder umgekehrt den Haushalt führt, während andere Familien-Mitglieder kommerzielle arbeiten - genau das ist bei uns die Ausnahme. - Für Senioren gilt con variazione dasselbe: Wenn sie ihr Zimmerle bei Familienangehörigen haben und ihr Essen bekommen, sind sie in der Regel zufrieden - der familiäre Anschluss ist wichtig.

Dazu kommt noch: Auch und gerade die sozial untenstehenden Menschen sind betroffen von den geistlosen Ansprüchen einer materialistisch gepolten Welt - man schämt sich oft, sich dieses oder jenes nicht leisten zu können. - Das passiert NICHT, wenn man geistig gut verwurzelt ist - aber das ist ja heute "out".

Pluto hat geschrieben:Plattitüden wie diejenigen des Herrn Sinn.
Das ist überhaupt keine Plattitüde, sondern eine leicht nachweisbare Behauptung: Wir sind eine Marktgesellschaft und keine Leistungsgesellschaft - dass beides oft koinzidert (gerade im Bereich der unteren bis mittleren Einkommen), wird ja damit nicht bestritten.

Pluto hat geschrieben:So gesehen, ist die AfD eine direkte Folge unserer Wohlstandsgesellschaft.
Sehe ich anders. - Aus meiner Sicht ist die AfD Folge von
a) Auseinanderklaffen der Vermögensschere zwischen arm und reich (immer mehr Umverteilung von unten nach oben)
b) Respektlosigkeit den Millionen (echten) Leistungungs-Trägern gegenüber seitens übersatter Marotten-Träger auf der anderen Seite der Gesellschaft
c) Idealisierung von Randgruppen auf Kosten der Familie

Nun bin ich wirklich kein Sympathisant der AfD - dazu kommen zu viele absolut unentschuldbare Sprüche aus dieser Ecke. - Aber das gesellschaftliche Biotop, das zum Erstarken der AfD geführt hat, verstehe ich sehr wohl.

closs
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#34 Re: Politisches Erdbeben in NRW?

Beitrag von closs » Mi 17. Mai 2017, 17:16

piscator hat geschrieben:Wobei AfD-Anhänger bzw- AfD-Anhängerinnen flugs die nächste Minderheit darstellen, die schützt werden muss.
Die werden funktional eher anders gebraucht: Als Selbstvergewisserung, dass man aus der Geschichte gelernt hat und wachsam gegen rechts ist.

Was hältst Du davon? Neulich wurde ein Mann, der seit vielen Jahren ehrenamtlich Alte und Arme betreut, aus diesem Dienst entfernt, als man rausbekam, dass er AfD-Mitglied geworden war. - Da bricht wieder mal diese triebhafte Plastik-Correctness durch - davon abgesehen, dass die AfD bisher eine demokratische Partei ist, die nicht gegen das Grundgesetz verstößt. - Soll mir keiner erzählen, dass unsere selbsternannten Moral-Apostel und Empörungs-Profis begriffen hätten, was Demokratie ist.

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#35 Re: Politisches Erdbeben in NRW?

Beitrag von piscator » Mi 17. Mai 2017, 17:56

closs hat geschrieben:Was hältst Du davon? Neulich wurde ein Mann, der seit vielen Jahren ehrenamtlich Alte und Arme betreut, aus diesem Dienst entfernt, als man rausbekam, dass er AfD-Mitglied geworden war. - Da bricht wieder mal diese triebhafte Plastik-Correctness durch - davon abgesehen, dass die AfD bisher eine demokratische Partei ist, die nicht gegen das Grundgesetz verstößt. - Soll mir keiner erzählen, dass unsere selbsternannten Moral-Apostel und Empörungs-Profis begriffen hätten, was Demokratie ist.

Das ist eigentlich nichts neues, ich kann mich noch gut an den so genannten Radikalenerlass erinnern, der vor Jahrzehnten seltsame Blüten trieb. (Das betraf nicht die Rechten, die waren damals noch nicht erfunden :lol: , sondern die Linken). An sich dachte ich, dass wir so was überwunden hätten.

Mir persönlich ist die AfD absolut nicht sympathisch, der nach rechts offene Rand und die Präsenz des alten Hochadels verursachen mir Gänsehaut, aber das ist noch lange nicht Grund genug, Anhänger der AfD pauschal zu diffamieren.

Aber du hast Recht, diese gefühlt vorhandene Political-Correctness, die eine ungenießbare Melange aus Kiez, links-grünem Denken, Friede-Freude-Eierkuchen, Fahrrad-Werkstatt, Hybrid-Autos, Gender-Sprech-Blasen und Klampfe-Spielen-am Lagerfeuer, etc. bildet, ist schon seltsam.

Vor allem, da sie heute - im Gegensatz zu früher - mit einer Soße aus Lehrergehältern im höheren Dienst, exklusiven Wohnungen im Freiburger Franzosenviertel oder Alimenten aus politischer Tätigkeit in Berlin oder Brüssel (Gruß an Martin S. :wave: ) übergossen ist.

Natürlich weiß ich ganz genau, dass es so etwas nicht gibt und alle Spitzenpolitiker, oder die, die sich dafür halten, nur hehre Absichten haben, immer das sagen, was sie denken und die "Belange des kleinen Mannes" ganz genau kennen, da sie tagtäglich damit zuhause in ihrer Familie konfrontiert werden. :lol:
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#36 Re: Politisches Erdbeben in NRW?

Beitrag von closs » Mi 17. Mai 2017, 18:44

piscator hat geschrieben: diese gefühlt vorhandene Political-Correctness, die eine ungenießbare Melange aus Kiez, links-grünem Denken, Friede-Freude-Eierkuchen, Fahrrad-Werkstatt, Hybrid-Autos, Gender-Sprech-Blasen und Klampfe-Spielen-am Lagerfeuer, etc. bildet, ist schon seltsam.
Naja - Klampfen gibt es wahrscheinlich gar nicht mehr. - Unabhängig davon: Vermutlich passiert hier etwas, was dann passiert, wenn man gesellschaftlich arriviert ist: Man kämpft nicht mehr gegen die Gesellschaft, sondern ist selber die Gesellschaft - ein süßes Gift.

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