Politisches Erdbeben in NRW?

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R.F.
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#21 Re: Politisches Erdbeben in NRW?

Beitrag von R.F. » Mo 15. Mai 2017, 19:28

AlTheKingBundy hat geschrieben:Ich wüsste nicht, wo da ein politisches Erdbeben stattgefunden haben sollte. Mit oder ohne Schulz: es wurde ein neoliberales "weiter so" gewählt.
Jawoll! Und das die nächsten fünf Milliarden Jahre. So lange nämlich soll die Sonne ihren Schein noch geben... :P

closs
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#22 Re: Politisches Erdbeben in NRW?

Beitrag von closs » Mo 15. Mai 2017, 19:36

R.F. hat geschrieben:Ich wüsste nicht, wo da ein politisches Erdbeben stattgefunden haben sollte. Mit oder ohne Schulz: es wurde ein neoliberales "weiter so" gewählt.
Sehe ich genauso. - Die Leute waren Kraft-müde - die Alternative dazu ist kaum unterscheidbar, da die Sachprobleme dieselben bleiben. - Und ganz wichtig: Es ist ein Luxus, dass nicht Kraft gegen eine Le-Pen oder einen Orban stand. - Alles bleibt im wesentlichen wie gehabt. - Allerdings: Ein emotionaler Effekt wegen Schulz wäre nicht überraschend gewesen, kam aber nicht.

Die eigentlichen Erdbeben werden auf Bundesebene stattfinden, wenn es wirtschaftlich abwärts geht und/oder das gesellschaftliche Gefüge wegen zu vieler armen Menschen unter Druck gerät. - Ich vermute, dass dies ab den 20ern stattfindet.

Pluto
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#23 Re: Politisches Erdbeben in NRW?

Beitrag von Pluto » Mo 15. Mai 2017, 19:41

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Dass...
(a) Die Kriminalität abnimmt,
(b) Die Aufklärungsrate bei Verbrechen zunimmt,
(c) "No-go areas" wieder begehbar werden,
(d) das Bildungssystem wieder funktionsfähig wird,
(e) die Schulden des Landes abgebaut werden
(a) bis (d) stehen im Widerspruch zu (e) - alles Zusatz-Staatskosten. - Dein Katalog könnte genauso von den LINKEN oder der AfD sein, denen man dann vorwerfen würde, zu viel Staat zu wollen.
Nein. Was die brauchen, ist mehr Staat an der richtigen Stelle. Also Polizei statt Beamte in den Ämtern.

closs hat geschrieben:Vielleicht war Krafts Mannschaft einfach schlecht - kann ich nicht beurteilen.
Die Vermutung liegt nahe. Eine Mutterfigur an der Spitze reicht eben nicht aus. Selbst ein Zugpferd aus dem Bund konnte dies nicht verändern.

closs hat geschrieben: - Aber Deine Anliegen sind genauso die von SPD und Grünen - ALLE PArteien wollen das.
Ja. Die einen schaffen das; die anderen nicht. Damit trennt sich der Spreu vom Weizen. ;)

Was ich aus den Wahlen in NRW lese: Die Wähler wollen offenbar Erneuerung und wenden sich dafür an die CDU und die FDP.

closs hat geschrieben: Ansonsten würde ich Dir zustimmen - wobei "Fleiß" verpufft, wenn er in einer ineffizienten Struktur stattfindet
Da hast du recht! Effizienz ist das Wort was mir entfallen war.
closs hat geschrieben: und da sind wir struktur-mäßig vorne. - In anderen Worten: Ein Grieche arbeitet über 2.000 Stunden pa ("Fleiß") und erzeugt damit weniger Effizienz als ein deutscher Arbeitnehmer.
Irgendwie scheint aber Deutschland etwas besser (richtiger) zu machen.

closs hat geschrieben: Die Menschen sind nicht neidisch auf Menschen mit Geld, sondern erbost über Leistungs-Ungerechtigkeit.
Genau das ist Neid.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Allerdings liegt die Lösung nicht in der Umverteilung von Reichtum, sondern eher darum, wie schaffe ich aus dem "Loch" der Armut heraus?
Will man in 10 oder 20 Jahren Unruhen vermeiden, wird man die heutige Umverteilung nach oben wieder umkehren müssen - das fängt bei der "Bürgerversicherung" (Schweizer Modell) an. - "Es aus dem Armutsloch schaffen" führt dazu, dass das freigewordene Loch von einem anderen besetzt wird - d.h.: Die Armutsrate ändert sich dadurch nicht.
Ja. Das schweizer Modell ist gut. Dort gibt es aber noch größere Unterschiede zwischen Arm und Reich. Der Unterschied ist, dass es in der Schweiz kaum Armut gibt, und das liegt am System; da gebe ich dir recht!

closs hat geschrieben:Letztlich wäre es fair, wenn man politisch zugeben würde, dass eine Marktgesellschaft keine Leistungsgesellschaft ist (meint sogar Prof. Sinn) - das würde bei den Menschen schon viel an Aggression wegnehmen.
Dann bin ich anderer Meinung. Eine Marktgesellschaft fördert sogar den Leistungsdruck!
Ich vermute, was du und Herr Sinn gerne hättet, das ist eine Sozialgesellschaft mit gesetzlichem Mindesteinkommen für Jedermann. Aber da ist Deutschland ohnehin schon fast angekommen.
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#24 Re: Politisches Erdbeben in NRW?

Beitrag von Pluto » Mo 15. Mai 2017, 19:45

closs hat geschrieben:
R.F. hat geschrieben:Ich wüsste nicht, wo da ein politisches Erdbeben stattgefunden haben sollte. Mit oder ohne Schulz: es wurde ein neoliberales "weiter so" gewählt.
Sehe ich genauso.
Ein "weiter so" wollten die NRW Wähler gerade nicht.

closs hat geschrieben:Die Leute waren Kraft-müde
Stimmt!

closs hat geschrieben:die Alternative dazu ist kaum unterscheidbar, da die Sachprobleme dieselben bleiben.
- Und ganz wichtig: Es ist ein Luxus, dass nicht Kraft gegen eine Le-Pen oder einen Orban stand. - Alles bleibt im wesentlichen wie gehabt.
Da bin ich mir nicht so sicher. Das Schulwesen oder das Ausmaß welches die Kriminalität erreicht hat, wirrd mE eine CDU/FDP Regierung besser in den Griff bekommen. Ich vergleiche nicht mit Bayern, sondern z.B. mit Hessen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#25 Re: Politisches Erdbeben in NRW?

Beitrag von AlTheKingBundy » Mo 15. Mai 2017, 20:01

Pluto hat geschrieben:
closs hat geschrieben:
R.F. hat geschrieben:Ich wüsste nicht, wo da ein politisches Erdbeben stattgefunden haben sollte. Mit oder ohne Schulz: es wurde ein neoliberales "weiter so" gewählt.
Sehe ich genauso.
Ein "weiter so" wollten die NRW Wähler gerade nicht.

Wollten sie vielleicht nicht, haben sie aber gewählt.
Beste Grüße, Al

Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert.
(Albert Einstein, 1879-1955)

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#26 Re: Politisches Erdbeben in NRW?

Beitrag von Pluto » Mo 15. Mai 2017, 20:36

AlTheKingBundy hat geschrieben:Wollten sie vielleicht nicht, haben sie aber gewählt.
Ich denke, sie wollten, dass das Land so regiert wird wie der Bund. So gesehen wäre was du sagst, richtig.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#27 Re: Politisches Erdbeben in NRW?

Beitrag von closs » Mo 15. Mai 2017, 21:06

Pluto hat geschrieben:Also Polizei statt Beamte in den Ämtern.
Das läuft auf mehr Polizei raus, OHNE dass woanders abgebaut wird - die Ämter sind doch seit dem "Weniger Staat" in den 90ger Jahren nicht mehr überbesetzt.

Pluto hat geschrieben:Da hast du recht! Effizienz ist das Wort was mir entfallen war.
Nur: "Effizienz" ist nicht eine Leistung des einzelnen Mitarbeiters, sondern der Rahmenbedingungen - und die sind in D sehr gut.

Pluto hat geschrieben:Irgendwie scheint aber Deutschland etwas besser (richtiger) zu machen.
Ja - das hat etwas mit Begriffen wie "Handwerksethos", "Preußische Disziplin", etc. zu tun - allerdings auch mit einem Mangel an "Savoir Vivre". - Das sind geschichtliche Größen, die sich kulturell weiter-vererben, ohne dass der Einzelne etwas dafür kann.

Pluto hat geschrieben:Genau das ist Neid.
Nein - das ist etwas ganz anderes. - Ungerechtigkeit und Neid sind unterschiedliche Begriffe. - Unter "Neid" verstehe ich, wenn einer jemandem nichts gönnt, der WIRKLICH mehr arbeitet. - Ein Beispiel:

In den Nachkriegsjahren gab es einen Arbeiterstolz, der gar nicht nach dem gestrebt hat, was der Fabrik-Besitzer gehabt hat - man wurde ordentlich bezahlt, es ging aufwärts, es gab preiswerten Wohnraum, etc - UND: Man war sogar stolz darauf, dass der "Chef", der diesen Arbeiterstolz gefördert hat, einen fetten Mercedes fuhr: "Schau mal die S-Klasse dort: Das ist MEIN Chef".

Heute gibt es mehrheitlich Aktiengesellschaften, bei denen nicht "der Chef" den Reichtum hat, sondern die Aktionäre, die nichts anderes machen, als ihr Geld anzulegen - das soziale Band zwischen denen, die arbeiten, und denen, die davon profitieren, ist nicht mehr vorhanden. - Wobei es dann doch wieder im Mittelstand und bei Klein-Unternehmen auch heute noch oft "wie früher" ist: Gegenseitiger Respekt von Arbeitgeber und Arbeitnehmer.

Pluto hat geschrieben: Der Unterschied ist, dass es in der Schweiz kaum Armut gibt, und das liegt am System
Deutschland wird darauf umstellen müssen, weil es irgendwann gar nicht anders geht.

Pluto hat geschrieben:Ich vermute, was du und Herr Sinn gerne hättet, das ist eine Sozialgesellschaft mit gesetzlichem Mindesteinkommen für Jedermann.
Sinn ist markt-konservativ und will das gerade NICHT. - Sein Verdienst ist, erkannt und gesagt zu haben, dass der Geldbeutel kein Maßstab ist für Leistung - im Grunde ist er brutal, hat aber vollkommen recht.

Ich weiß nicht, ob Sinn ein Christ ist, aber seine Aussage ist sehr christlich - im Sinne von: Es gibt keine Gerechtigkeit in der Welt. - Ich würde hinzufügen: Sie KANN gar nicht gerecht sein, um marktwirtschaftlich zu funktionieren - und ich finde es entweder verwirrt oder memmenhaft (je nachdem, ob man es weiß oder nicht), dass Vertreter der Marktwirtschaft dies nicht deutlich sagen. - Lieber hält man an Urban Legends fest - auch das ist para-religiöses Verhalten.

Pluto hat geschrieben:Ein "weiter so" wollten die NRW Wähler gerade nicht.
Das war keine Richtungswahl, sondern eher eine Stimmungswahl - wider Erwarten gegen Schulz.

Pluto hat geschrieben: Das Schulwesen oder das Ausmaß welches die Kriminalität erreicht hat, wirrd mE eine CDU/FDP Regierung besser in den Griff bekommen.
Wenn es den Menschen dient, ist es schön, wenn es funktioniert.

Mir ist es inzwischen wirklich im Grunde egal, ob Union oder SPD regieren, da die eigentlichen Probleme derart objektiver Natur sind, dass sich Regierende jeglicher Couleur damit befassen müssen - ganz wenig Handlungs-Spielraum.

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#28 Re: Politisches Erdbeben in NRW?

Beitrag von NIS » Mo 15. Mai 2017, 21:46

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#29 Re: Politisches Erdbeben in NRW?

Beitrag von piscator » Mi 17. Mai 2017, 10:48

closs hat geschrieben:Mir ist es inzwischen wirklich im Grunde egal, ob Union oder SPD regieren, da die eigentlichen Probleme derart objektiver Natur sind, dass sich Regierende jeglicher Couleur damit befassen müssen - ganz wenig Handlungs-Spielraum.
Der Handlungsspielraum ist tatsächlich relativ eng gesteckt, was ich eigentlich ganz gut finde, da dies m.E. ein Zeichen dafür ist, dass wir zwar viele Probleme haben, die gelöst werden müssen, diese aber nicht mehr die grundsätzliche Bedeutung haben, wie die Probleme in den letzten 30-40 Jahren.

Im Moment definiert sich die Politik über "Sprechblasen", die CDU ist relativ ruhig, während die SPD verzweifelt ein Thema sucht, mit dem sie punkten kann. Leider ist Martin Schulz nur der Begriff "Gerechtigkeit" eingefallen, wobei ich den Eindruck habe, dass dieser den Begriff anders versteht, als die Mehrheit der Bevölkerung. Ein großer "Schritt" ist das nicht, da muss sich die CDU nicht mal besonders anstrengen, um das zu kontern.

Eigentlich fühle ich mich in diesem Land sehr wohl, ob da jetzt die CDU oder die SPD an der Regierung ist, ist mir eigentlich egal. Als Normalbürger und fleißiger Steuerzahler geht man in der Masse unter, Gehör findet man (subjektiv gesprochen :lol: ) nur noch, wenn man als atheistischer, schwuler, veganer Rollstuhlfahrer, am Besten noch mit Migrationshintergrund, sein spezielles Ampelmännchen fordert, dann überschlagen sich alle Parteien, um dem gerecht zu werden. :lol:
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#30 Re: Politisches Erdbeben in NRW?

Beitrag von closs » Mi 17. Mai 2017, 15:06

piscator hat geschrieben:Leider ist Martin Schulz nur der Begriff "Gerechtigkeit" eingefallen, wobei ich den Eindruck habe, dass dieser den Begriff anders versteht, als die Mehrheit der Bevölkerung.
Da ist die SPD halbherzig - sie müsste aus meiner Sicht das sagen, was (der konservative) Prof. Sinn sagt: "Wir leben nicht in einer Leistungsgesellschaft, sondern in einer Marktgesellschaft" - in der öffentlichen Wahrnehmung wird immer noch so getan, als sei das in etwa dasselbe.

piscator hat geschrieben: Eigentlich fühle ich mich in diesem Land sehr wohl, ob da jetzt die CDU oder die SPD an der Regierung ist, ist mir eigentlich egal. Als Normalbürger und fleißiger Steuerzahler geht man in der Masse unter, Gehör findet man (subjektiv gesprochen :lol: ) nur noch, wenn man als atheistischer, schwuler, veganer Rollstuhlfahrer, am Besten noch mit Migrationshintergrund, sein spezielles Ampelmännchen fordert, dann überschlagen sich alle Parteien, um dem gerecht zu werden.
Da ist zweierlei was dran:

1) Wir sind in der luxuriösen Situationen, in einem großen Durchschnitts (!!!)-Wohlstand ausschließlich Parteien im Bundestag zu haben, die auf der Basis des Grundgesetzes stehen UND pro-europäisch sind - und vor allem: Die objektiven Probleme sind für alle die gleichen - und diese objektiven Probleme gibt es.

2) In uneingeschränkt begrüßenswerter Weise in den letzten Jahrzehnten geförderte Minderheiten werden heute als maßgeblich oder gar ideal-gebend dargestellt - man hat also übertrieben. - Eine Folge davon ist die AfD.

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