closs hat geschrieben:Rembremerding hat geschrieben:Der Mensch wird hebr. bara, also ex-nihilo erschaffen.
Ich verstehe es eher als "de Deo", also nicht aus dem Nichts, sondern aus Gott.
So war es gemeint: Gott schafft den Menschen aus dem Nichts, wobei beachtet werden muss, dass das Judentum kein "überfließen" Gottes in die Schöpfung kennt, wie etwa Plotin. Das führt zum Pantheismus und einer Vergöttlichung der Natur. Das Wort "bara" erscheint immer dort im Text, wo Gott die Pflanzen, die Tiere und den Menschen erschafft. Der Text drückt also aus, dass da keine Entwicklung von-zu stattfand.
Wie soll der Mensch unterscheiden können, ob sein Bedürfnis ein "tierischer Trieb" oder ein "geistiger Trieb" ist?
Das ist das Lebensthema des Menschen auf dem Weg mit Christus. Sich erkennen - seine Beweggründe und Begierden (die zunächst neutral sind) - seinen Geist, den bösen Geist und Gott erkennen - die Geister unterscheiden - den Geist im Hl. Geist über die Begierden stellen - wahrlich frei sein - sich erkennen - und das ganze wieder von vorn und stets mit und durch Christus.
Die Frage danach wäre: Ist das Bedürfnis nach dem "anderen Geist" (=" Besessenheit/Besetzheit") ein tierischer oder ein geistiger Trieb?
Manchmal schlichtweg eine geistige Wunde, die nicht verheilt ist und durch die der Virus eines anderen, bösen Geistes eindringt.
Manchmal das Bedürfnis, die Sehnsucht nach Liebe zu erfüllen und nicht zu erkennen, dass man aus einer schmutzigen Quelle trinkt.
Rembremerding hat geschrieben: 2. Schöpfungsgeschichte, Perek Bet
Mein erster Eindruck: Ein spätere, bereits anthropozentrisch geprägte Schrift - also weg vom (echten ontologischen) Mythos in die (wahrnehmungs-erklärende) theologische Schrift. - Für mich bedeutet das: Mehr kontaminiert.
Du wirst erstaunt sein. Im historisch-literalen Sinn gelten die Kap. 2-3 der Genesis als vorpriesterliche Schrift (früher sagte man Jahwist) und ist damit älter als die 1. Schöpfungsgeschichte und das lässt sich sogar erklären.
Aus Ätiologien anderer Kulturen erkennt man, dass der Mensch von Beginn seiner Bewusstseinwerdung an seine spirituellen Bedürfnisse in konzentrischen Kreisen um sich anlegte. D.h. er bezog den Raum und die Natur, in der er sich bewegte ausschließlich auf sich. Es ist im Grunde der paradiesische Zustand, dass die spirituelle Größe nicht außerhalb des Menschen steht, sondern noch selbstverständlich unmittelbar im Menschen ist. Damals war es dem Menschen zudem klar, dass im Tier dieselbe Spiritualität und dadurch Verbundenheit mit dem Menschen herrscht. Je mehr Bewusstsein (Sprache!) den Menschen ergriff, desto abstrakter wurde sein spirituelles Empfinden. Man begann Naturkräfte zu erkennen, versuchte sie zu zwingen oder zu besänftigen. Dazu formte man Natur zu Kultur etwa in Kultstätten, bis man eine Personifizierung dieser Kräfte in zuerst weiblichen Göttinnen mit deren Heroen durchführte, die in der patriarchalen Zeit dann zu männlichen Göttern wurden.
Der Text wurde hier schon mythologisiert, um ihn entmythologisieren zu können oder ein Demiurg eingeführt, gar die Bibel als satanische Schrift deklariert, wohl weil man nur noch Misstrauen gegenüber der Schöpfung empfindet, dann kann ich dir noch eine weitere Textauslegung anbieten:
Fundiert in der Gnosis haben die Rosenkreuzer in der 1. Schöpfungsgeschichte die Evolution des Leibes, in der 2. die Evolution des Geistes gesehen. In 7 Entwicklungsstufen laut den 7 Schöpfungstagen entstand der Leib in unterschiedlichen Lebenssphären der Erde, deshalb zuletzt die Erschaffung des Menschen. Der menschliche Geist jedoch war laut der 2. Geschichte die erste Schöpfung Gottes und formte während den 7 Schöpfungstagen den Leib als "Infoträger". Die Entwicklungen geschehen in Wiedergeburten etwa alle 500 Jahre im Wechsel Mann/Frau.
Ich könnte noch eine esoterische "Lichtträger-Auslegung" bieten, ähnlich der Star-Wars-Macht oder eine gnostische Lehre, die Zahlen aufrechnet anhand der hebräischen Buchstaben usw. ...
Aber was ist "Gehorsam"? - Ontologisch verstehe ich es als "Hören-Können", also nicht kontaminiert sein. - Anders gesagt: Es ist immer wieder zu entdecken, dass Schriften sanktionierend werden, wenn eine natürliche Eigenschaft ("geistiger Instinkt des Hören-Könnens") abhanden kommt - also eine Folge von Kontamination.
Aus christlicher Sicht ist Gehorsam immer ein Hin-hören auf den Vater im Himmel, damit sein Wille geschehe, weil dadurch die Wahrheit, also das eigentliche Sein gerecht und liebend zum Ausdruck kommen kann.
Kontamination geschieht durch den Abstand zur Wahrheit durch Lüge. Auf wen hören wir? Aber ich spreche hier nur in abstrakten religiösen Begriffen.
Rembremerding hat geschrieben:Im Garten Eden befindet sich der Mensch in einem Konflikt zwischen seinem "taawa" (Begehren) und seiner Pflicht zum Gehorsam gegenüber Gott. Du nennst dies Raum der Dialektik
Damit meine ich aber nicht das "Paradies", sondern die "Welt nach dem Fall". -
Du sprachst von der "dialektischen Enklave" im Paradies, ich meinte dann, dass nun das Leid auch im Paradies da war. Die jüdische Auslegung bestätigt deine "Enklave".
ich wette, dass die 2. SChöpfungsgeschichte in einer Zeit entstanden ist, als die gesellschaftliche Ordnung weitgehend anthropozentriert war und von weltlicher Stellvertretungsmacht geprägt war.
Aus heutiger wissenschaftlicher Sicht: Wette verloren, du zahlst die Maß.
Servus
