closs hat geschrieben:Das verstehe ich jetzt nicht: Trieb entscheidet doch genauso das Handeln. - Oder meinst Du, dass Triebtäter "mit der KRaft des Willens" handeln? - Deine Wendung hier geht mir zu schnell.
Es bleibt jeden überlassen einem Trieb nachzugeben oder nicht. Meist handelt es sich dabei um eine Abwägung von Trieben und Instinkten und das Maß. Denke daran, dass Trägheit, Unterlassung, auch eine Handlung ist und das Triebe, Instinkte weder gut noch böse sind. Der Wille bleibt also Treibstoff-Triebstoff des Handelns.
Frage: Definierst Du "Wille" so, dass er unbewusst das Handeln entscheiden kann?
Wille ist An-trieb (ich finde die deutsche Sprache manchmal wunderbar), um den frühesten Aktionspunkt einer Entscheidung zum Handeln zu setzen. Kommt keine Erkenntnis irgendeiner Art hinzu, bleibt der Wille allein An-Trieb.
Rembremerding hat geschrieben:Allein Gott war bis dato jene Mutter, die alle Bedürfnisse stillte. Wäre dies nicht Antrieb ("Erkenntnis") genug, auch weiterhin allein Gott vertrauen zu können?
Das wäre in Deinem Bild der Frage gleich: Könnte ein Baby nicht lebenslang in Windeln bleiben?
Es war dein Bild, das ich nur aufgegriffen habe.
Du hast selbst eingeräumt, dass auch im Paradies, im Mutterleib, wie du es nennst, Entwicklung möglich war. Adam wusste, wer Chef ist, das könnte ein Embryo, Säugling noch nicht wissen.
Aber könnte es nicht sein, dass Gott BEWUSST erkannt sein will? - Wenn ja, muss der Mensch aus den Windeln raus - dann ist der "Fall" nötig.
Wir lesen beide die Hl. Schrift und sind uns einig, dass Gott bewusst erkannt sein wollte und dass der "Fall" der erste Schritt dazu war. Wir sind dadurch klüger als Adam. Es ist einerseits schade, dass wir nun im Bibelforum sind, denn nun kann ich eigentlich die rein philosophische, hypothetische Frage nicht mehr stellen: Hätten Gottes pädagogische Leistungen nicht genügt den Menschen auch ohne vorhergehende Absonderung (Sünde) fähig zu machen, Gott bewusst zu erkennen?
Rembremerding hat geschrieben:1. Warum wird hier das Bild des Baumes verwendet?
2. Warum werden die Aussagen mit essen verbunden?
Spontan würde ich empfinden:
Die Verführung kommt nicht von Gott, sondern aus der Schöpfung. - Das Essen ist das Aufnehmen dieser Verführung in sich selbst.
Hierzu vielleicht der wertvolle Ansatz von @seeadler: Könnte die Schöpfung nicht der geeignete Lehrparcours dafür gewesen sein, der auch ohne Sünde begangen werden konnte?
Ich denke auch an die Verkündigung des Himmelreichs (bei Mt) von Jesus zuerst nur an die Juden: Was wäre geschehen, wäre anders, hätten die Juden das Evangelium angenommen? Wäre dann das Kreuz (aber auch die Auferstehung) nicht obsolet geworden?
Das sind natürlich hypothetische Fragen, die in eigenen Threads beantwortet werden könnten.
Rembremerding hat geschrieben:2. Wusste Adam, was ein "Baum der Erkenntnis", also Erkenntnis ist und war er fähig dazu?
Definitiv NEIN.
Danke für die Beantwortung der Fragen. Ich will dich übrigens weder aufs Glatteis führen noch habe ich selbst auf jede dieser Fragen eine 100% korrekte Antwort. Ich finde diese Methode nur sehr geeignet zu lernen und damit meine ich natürlich auch mich.
Zu den Antworten noch ein Zusatz.
Würde dies dann nicht bedeuten, dass die Schlange Adam und Eva ein Fliewatüt im Kartoffelsack zum aufblasen versprochen hat? Anders ausgedrückt: Warum fiel Eva auf die Worte der Schlange herein, die du als "das Neue-sich entwickeln" bezeichnest, wenn sie im Grunde gar nicht wusste, wovon die Schlange sprach?
Genügt allein dieses:
Objektiv und in der Weisheit des geistigen Menschen konnte die Schlange natürlich NICHTS an Erkenntnis (in die richtige Richtung) hinzufügen - aber so denkt kein junger Mensch. Man will dann vorwärts.
Sind wir dann nicht wieder jenseits aller Erkenntnis rein bei der Befriedigung von Trieben angelangt und damit letztlich wieder beim An-Trieb, dem Willen.
Aber: ein vorwärts bedeutet das Wissen um Neues, eine Sehnsucht dorthin, eine Hoffnung darauf. Ist das nicht der rudimentärste Ansatz den Gott dem Menschen ins Gewissen legen konnte, um den Willen auf eine gewisse(n) Herzenshaltung hin zu lenken? Wird damit nicht schon ins Paradies Leid gebracht?
Oder meinst Du ernsthaft, Gottes "Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei" ist auf ein Leben im Paradies gemünzt? - Ich sehe deutlich, dass dieser Satz nur mit Hinblick auf die wenige Zeilen später erfolgende Baum-Szene fällt - im Sinne von: "Du, Adam, musst mich, Vater und Mutter, verlassen, also das Paradies verlassen. - Ich teile Dich, Mensch, deshalb in Mann und Frau. - Bliebest Du hier im Paradies, wäre das nicht nötig".
Nein, das meine ich auch nicht und du hast recht. Wir haben ja noch weitere 1578 Seiten aus Dünndruckpapier vor uns liegen und wissen daraus, dass Gott die Liebe ist und der Herr uns Gott in die Welt brachte.
Aber Gott hat die Frau allein zur Hilfe des Mannes geschaffen. Wäre es nicht reizvoll dies nur für das Paradies durchzudeklinieren? Manchmal hilft es so zu tun (was sehr schwerig ist), als wüsste man nur das, was man zuvor in der Bibel gelesen hat, ohne anagogische oder typologische Vorausblicke anzuwenden.
Die Hilfe dabei ist, dass man dem tatsächlich geschehenen dann weniger von seinen eigenen Vorstellungen und Gottesbildern beimengt und dadurch Gottes Willen besser ekennen kann. Probier das mal, es sind aber nur "philosophische Fingerübungen".
Servus
