Münek hat geschrieben:Nö - das siehst nur Du so. Kläre uns mal auf.
Wenn Ratzinger sagt, dass das Evangelium in seiner Gesamtheit historisch ist, meint er gerade NICHT, dass es in irgendwelchen Einzelzitaten historisch sein muss - sondern eben "nur" als Gesamtheit - im großen Bogen. - Er sagt dies deshalb, weil er Tendenzen entgegentreten will, Jesus und sein Tun (Wunder, Auferstehung, etc.) sei metaphorisch zu verstehen.
Ratzinger unterscheidet also zwischen metaphorischer Übertragung geistiger Inhalte (etwa "Genesis") und historischer Übertragung geistiger Inhalte (etwa "Auferstehung").
Halman hat geschrieben:Ist Dir eigentlich klar, dass Du über einen studierten Theologen sprichst?
Kleine Korrektur: Im Fach Theologie habe ich KEINEN "Bachelor" (nach heutigem Sprech), sondern in anderen geisteswissenschaftlichen Fächern.
Halman hat geschrieben:Ist Dir eigentlich klar, dass ein Dorfpfarrer mehr über die historisch-kritische Forschung, Bibelwissenschaft, Religionswissenschaft und Exegese weiß als wir alle zusammen?
Darüber hinaus gibt es auch noch Priester/Mönche/Hochschullehrer, die nichts anderes in ihrem Leben machen, als Theologie zu studieren - deren Wissen ist wirklich extrem verdichtet, entspricht aber nicht dem atheistischen Mainstream. - Dies wird als "unredlich" interpretiert.
Münek hat geschrieben:Wegen dieser Unwissenheit bin ich immer wieder gezwungen, Deine falschen Vorstellungen geradezurücken..
Da überschätzt Du Dich bei all Deinem Interesse am Thema wirklich - und zwar aus folgendem Grund: Man versteht Theologie/Philosophie nicht dadurch, dass man sich zu einzelnen Lehrschulen bekennt (damit kann man Bachelor-Prüfungen bestehen - mehr nicht), sondern nur im großen Ansatz. - Da ich letzteren bevprzuge, habe ich kein erotisches Verhältnis zu Einzelzitaten und Einzel-Lehrbüchern, die EINER Methodik verpflichtet sind.
Münek hat geschrieben:Nicht sein Sühnetod sollte seine Landsleute von ihren Sünden erlösen und damit vor dem drohenden Zornesgerichts Gottes retten, sondern ihre Buße und Umkehr.
Das ist EIN Kontext.
Münek hat geschrieben:Nur hat leider leider Jesus dem Volk nicht seinen Sühnetod und seine Auferstehung von den Toten verkündigt, sondern den unmittelbar bevorstehenden Anbruch der Herrschaft Jahwes.
Das interpretiert die Theologie anders.
Münek hat geschrieben: Wie sollte die HKM einen postulierten allmächtigen, seinen Sohn für die Sünden der Menschen opfernden Gott wissenschaftlich "in den Griff" kriegen. Das geht nicht.
Genau richtig formuliert. - Und deshalb schließt man diese historische Möglichkeit aus, weil man sich nur damit beschäftigen will, was man im Griff hat.
Münek hat geschrieben:Richtig - sie untersuchen Jesus als Person der Zeitgeschichte.
Dieser säkulare Ansatz ist doch ok - AUSSER man meint, damit theologisch interpretieren zu können.
Münek hat geschrieben:Und nochmals: Die ganze Hermeneutik ist keinen Pfifferling wert, wenn die Prämisse nicht stimmt.
Absolut richtig - nur: Das will man ja über den "Hermeneutischen Zirkel" rausfinden: Verdichtet sich ein Ausgangspunkt oder nicht?
Das Problem: Beide Prämissen, "Jesus ist göttlich" und "Jesus ist nur Mensch", lassen sich verdichten - je nachdem, ob man als HKM oder als Theologie rangeht. Das ist nun mal so bei nicht-falsifizierbaren Prämissen - wahr ist am Ende nur eine Variante davon, aber wir werden es nie WISSEN, sondern können es jeweils nur GLAUBEN.
Münek hat geschrieben:Zur Frage der Existenz oder Nichtexistenz Gottes können sie nichts beitragen und tun es auch nicht.
Doch - und zwar dadurch, dass sie der HKM-Exeget Jesus und das NT so auslegt, als Jesus nur Mensch. - Sie tragen also die Version bei: "Wie ist zu interpretieren, wenn Jesus nicht göttlich ist". - Wie gesagt: Durchaus ehrenhaft, aber nicht neutral.
Münek hat geschrieben:Zwischen einem an der theologischen Fakultät lehrenden gestandenen Theologieprofessor und einem Feld-, Wald- und Wiesenpfarrer bestehen wissensmäßig ganz gewiss große Unterschiede.
Das nützt aber nichts, wenn ein Wissen in die falsche Richtung geht.