Pluto hat geschrieben:Novalis hat geschrieben:Pluto hat geschrieben:Woher kommt diese Intelligenz. Wer hat sie erschaffen?
Niemand, die absolute Existenz ist ohne Anfang und Ende, ohne Ursache, zeitlos, ewig und unendlich.
Wir sehen überall Belege für Kausalität (von nichts, kommt nichts). Warum machst du beim Schöpfer eine Ausnahme? Das ist unlogisch und nicht konsequent
Im Hinblick auf Zeit und Raum stimmt das. Weiter reicht das Fassungsvermögen des menschlichen Gehirns nicht

weshalb machst Du das Gehirn, dessen Begrenztheit Dir bekannt ist, zum Maß aller Dinge? Was macht Dich so sicher, dass es jenseits von Zeit, Raum und Kausalität nichts gibt, nur weil das für deine Gedanken unfassbar ist?
Pluto hat geschrieben:Warum sagt man dann nicht einfach, der Kosmos sei ewig? Damit erübrigt sich das Konzept eines Schöpfers.
Selbstverständlich kann die Welt gottlos beschrieben werden, aber sie kann ebenso aus einer vollkommen göttlichen Perspektive beschrieben werden, beides ist legitim. In dem ich das Wort „
Schöpfer“ so selbstverständlich gebrauche, provoziere ich die Einsicht, dass wirklich eine höhere Macht/Intelligenz/Bewusstsein im Hintergrund der Welt existiert und alles bewirkt und erhält. Für mich ist das offensichtlich. In allen Kulturen gibt es diese Idee. Die chinesische Philosophie spricht nicht von „
Gott“, weil es den Begriff in der chinesischen Sprache nicht gibt, aber sie spricht vom „
Tao“, dem alles durchdringenden, göttlichen, formlosen, ewigen und allem innewohnende Prinzip. Die Chinesen haben das Tao, als „
die Mutter des Universums“ bezeichnet. Wenn ich vom Schöpfer spreche, so meine ich dieses allgegenwärtige, allbewirkende und allerhaltende Prinzip.
Das Tao ist der Ursprung von allen Wesen, ein absolutes und formloses Prinzip, das gestaltet, Leben gibt und Form verleiht. Das Te ist die Kraft, die ernährt, die kräftigt und zum Wachsen bringt, bis zum Moment der größten Entwicklung, wo sich die Kraft zurückzieht und ein natürlicher Zerfall beginnt.
Zu Beginn des Tao Te King kündigt Lao Tse schon an, dass es ein permanentes Tao gibt, und ein Tao, das eigentlich keines ist. Er skizziert einen Unterschied zwischen dem unaussprechlichen, dem unerkennbaren und unerfassbaren Tao, der Ursache ohne Ursache, dem Absoluten, dem Ursprung vor dem Ursprung, der weder Raum noch Zeit unterworfen ist, unendlich, ohne Anfang und ohne Ende; und das andere Tao, das wir als Emanation des ersten betrachten können. Es kann von unserem Verstand verstanden und erkannt werden, es beinhaltet die Samen der Manifestation, von ihm geht die Existenz unseres Universums und aller Wesen aus. Dieses zweite Tao ist der Anfang von Zeit und Raum und das Bild der Einheit des allerersten Chaos. Es entspricht dem Symbol des kosmischen Eies, das in unzähligen Religionen vorhanden ist, und aus dessen Aufbrechen der Kosmos hervorgeht. Es ist also eindeutig, dass alles, worüber wir sprechen können, auf das vergängliche Tao zurückzuführen ist.
Yin und Yang
Diese zwei Prinzipien, Yin und Yang, erscheinen immer gemeinsam und können nicht voneinander getrennt werden, es sind die zwei Seiten einer Münze, die zwei Aspekte derselben und einzigen Realität, die das Tao ist. Wenn wir uns umschauen, werden wir feststellen, dass die gesamte Natur polarisiert ist. Aber alles, was existiert, enthält in sich gleichzeitig dieses zweifache Prinzip mit einer konstanten Wiederholung bis ins Unendliche, vom Größten bis zum Kleinsten. So sehen wir, dass der Himmel Yang und die Erde Yin ist. Doch zur gleichen Zeit wird im Himmel die Dualität durch Sonne (Yang) und Mond (Yin) ausgedrückt. Und auf der Erde kann man unterscheiden zwischen Erde und Wasser, und die Dualität zeigt sich auch in Bergen und Tälern, in Flüssen und dem Meer. Dies drückt sich auch in der kreisförmigen Form des Tao aus: Es ist unterteilt in zwei Teile, einem weißen und einem schwarzen. Jeder der beiden enthält gleichzeitig den Samen des anderen, ausgedrückt durch einen kleinen Kreis mit der entgegengesetzten Farbe.
Diese kontinuierliche und vielfache Teilung des Universums verwandelt unsere Umwelt in eine duale Welt voller Relativität; nichts ist unmissverständlich sicher, sondern nur für unsere eigene Subjektivität, die unweigerlich Teil dieser dualen Welt ist. Wenn wir „nahe“ sagen, bestätigen wir, dass es ein „weit“ gibt. Wenn wir „hoch“ sagen, bestätigen wir, dass es ein „niedrig“ gibt, und wenn wir „groß“ sagen, bejahen wir „klein“. Aber in all diesen Beispielen stellen wir unbewusst Vergleiche an. Nichts ist absolut nahe, hoch oder groß, sondern nur in Relation zu etwas anderem. Und dies bringt uns immer in die Welt der Dualität zurück. Nur das Tao enthält alle Eigenschaften und Attribute im höchsten Grad, weil es absolut ist und deshalb das einzig Reale. Alles Manifestierte ist relativ und hat Teil an göttlichen Attributen in größerem oder kleineren Ausmaße. Deshalb wird behauptet, dass Gott in allen Dingen ist.
Verstand und Wirklichkeit
Es ist unsere Wahrnehmung der Welt durch unsere Sinne, die uns von der authentischen und einheitlichen Realität des Tao, die möglicherweise hinter den Dingen liegt, wegbringt. Es ist der Verstand, der uns die Natur als als getrennt und mannigfach sehen und den Begriff der Einheit vergessen lässt. Für das Tao gibt es keine Dualität, diese Dualität existiert nicht, es ist eine Illusion unseres Verstands. In der Essenz ist alles eins; nur in der Existenz unterscheiden sich die Formen. Der Verstand beurteilt nach bisherigem Ermessen, das nicht real ist, weil es von einer relativen Position des Betrachters abhängt.
Diese Idee drückt sich auch im Buddhismus aus, wenn von der großen Täuschung des Getrenntseins die Rede ist. Die Lehren des Buddhismus bekräftigen, dass die gesamte Schöpfung eins und einzigartig ist, und dass es der Verstand des Menschen ist, der Unterteilungen schafft und die Dinge von einem dualen und subjektiven Standpunkt aus sieht. Deshalb wird der Verstand als der große Zerstörer des Wirklichen bezeichnet.
Neue Akropolis: Das Tao
Um daran anzusetzen: für mich ist der Schöpfer dieses Allumfassende Eine. Es ist unser Verstand, der uns daran hindert das Eine wahrzunehmen, weil unser Verstand die Welt aus einer dualistischen Perspektive betrachtet. Er zerlegt die Welt in Subjekt (beobachtendes Bewusstsein) und Objekt (beobachtete Welt), wodurch die Illusion des Getrenntseins entsteht (in der östlichen Weisheitslehre Maya genannt). Der Begriff des Schöpfers verweist hingegen auf die höhere Einheit eines allumfassenden Bewusstsein, in dem beides zusammen fällt und vereinigt ist. Was macht also ein Mensch, wenn er betet oder meditiert? Er verbindet sich mit diesem Bewusstsein! Der Begriff „
Religion“ (re-ligio = verbinde wieder) ist dem reinen Wortsinne nach die Rück-Verbindung (was bedeutet, dass wir immer damit verbunden sind, aber die Funktion von Religion besteht darin, uns diese Verbindung zum Ursprung
bewusst zu machen, sodass der Mensch sie wirklich erlebt und fühlt)
Warum sollte ein Wissenschaftler davon ausgeschlossen sein?