Pluto hat geschrieben:Halman hat geschrieben:Schauen wir uns die
Aktuelle Bestimmung der Geisteswissenschaften an:
Geisteswissenschaften, u. a.:
Geschichtswissenschaften
Kunstgeschichte
Musikwissenschaft
Literaturwissenschaften
Religionswissenschaften
Sprachwissenschaften
Ich bin mit dieser Einteilung nicht einverstanden!
Okay, Wikipedia-Artikel können Fehler enthalten.
Pluto hat geschrieben:Erstens sind Religionswissenschaften, nur aus Tradition, dem Namen nach, Wissenschaften. Sie sind keine echte Wissenschaften, weil sie nicht ergbnisoffen arbeiten (sie setzen die Existenz von Göttern voraus).
Wie begründest Du diese Meinung?
Die
Universität Heidelberg erklärt den Inhalt der Religionswissenschaften auszugsweise folgendermaßen:
... Dabei fragt Religionswissenschaft nicht nach der Wahrheit oder Richtigkeit religiöser Aussagen, sondern nach der Rolle, die religiöse Akteure, Institutionen, Narrationen und Praktiken für die Kultur und Geschichte ihrer Zeit spielen. ... Bei religionswissenschaftlichen Untersuchungen wird eine möglichst wertneutrale Beschreibung der Entstehung und Veränderung religiöser Traditionen anhand empirischer Befunde angestrebt, die Studierende dieses Studiengangs analysieren und erforschen. ... Diese empirisch-kulturwissenschaftliche Religionswissenschaft beschreibt und untersucht komplexe religiöse Konstellationen in Vergangenheit und Gegenwart und stellt damit – gerade auch für Gegenwartsszenarien – eine Zeitdiagnostik für bedeutende gesellschaftspolitische Fragen bereit, z. B. in den Feldern Fundamentalismus, Gewalt und Religion, Migration und Integration. ...
Widerspricht damit die Universität Heidelberg nicht Deiner Meinung bezüglich des Inhalt des Studiums von Religionswissenschaft?
Pluto hat geschrieben:Zweitens ist die Sprachwissenschaft seit mindestens 100 Jahren eine Unterdisziplin der Philosophie.
Angesichts der Bedeutung der Begriffsanayse macht diese Einteilung durchaus Sinn. Allerdings zweifle ich an, dass Deine Information korrekt ist und zwar aufgrund der Information der
Universität Tübingen:
Die Sprachwissenschaft hat eine lange Geschichte, die im abendländischen Raum bis zur philosophischen Kategorienlehre der Antike zurückreicht. Sprachwissenschaft als eigenständige Disziplin hat sich im 19. Jahrhundert etabliert; das Interesse der Sprachforscher war dabei auf die diachrone, also geschichtliche Entwicklung einzelner sprachlicher Erscheinungen und die Ermittlung der gemeinsamen Ursprünge als verwandt erkannter Sprachen gerichtet; die bekanntesten Ergebnisse sind die Etablierung der Verwandtschaftsverhältnisse für die sog. indogermanischen Sprachen und die sog. Lautgesetze. ...
Die moderne Linguistik versteht sich nicht mehr als Teil der historischen Philologie, sondern bildet eine selbständige Disziplin im Bereich der Kognitionswissenschaften.
Sind meine Zweifel berechtigt, oder missverstehe ich diesbezüglich die Erklärung der Universität Tübingen? Kann eine "eigenständige Disziplin" eine Unterdisziplin sein?
In
Studycheck wird erklärt:
Die Sprachwissenschaften zählen zu den Geisteswissenschaften und beschäftigen sich mit der menschlichen Sprache. Als theoretische Wissenschaft setzt sie ihren Schwerpunkt vor allem auf die Erforschung von Sprache, ihrer Entstehung und Weiterentwicklung. Inhalte sind nicht nur die geschichtliche Entstehung von Sprache, sondern auch ihre praktische Anwendung. Zentrale Fragen der Sprachwissenschaften sind, wie Kommunikation funktioniert und aus welchen Gründen Menschen kommunizieren.
Pluto hat geschrieben:Drittens gehören Geschichtswissenschaften gemeinsam mit Archäologie, Paläontologie, Geologie, Evolutionsbiologie und Kosmologie zusammen in eine Gruppe die ich als geschichtliche Wissenschaften bezeichne.
Paläontologie und Geologie sind nach meinem Verständnis Naturwissenschaften. Als ich im SciFi-Forum einen Geologen (ich kann ihn ja mal fragen) damit konfrontierte, dass er auch Geschichtswissenschafter sei, antwortete er mir, dass er sich immer als Naturwissenschaftler gesehen habe.
(Da dies frei aus meinem Gedächnis ist, bitte dies nur sinngemäß verstehen. Es kann auch sein, dass er von von der Geologie als Naturwissenschaft sprach.)
Aus dem Buch von Thomas leite ich ebenfalls ab, dass es sich bei der Paläontologie und Geologie um Naturwissenschaften handelt. Zumal Du und Anton mir in unserer Diskussion über die Wissenschaftstheorie von Prof. Paul Hoyningen-Huene erkärtest, dass auch in der Paläontologie Vorhersagen getätigt werden, wie in anderen Naturwissenschaften auch. Unterschlagen wurde in der damaligen leider fruchtlosen Diskussion, dass es Hoyningen-Huene nicht nur um die Frage,
"Was ist Wissenschaft" in Bezug auf
Bereiche, wie Paläontologie und Astrologie usw. geht, sondern, dass diese Frage sehr allgemein gestelllt wird und sich somit auf ALLES bezieht, also auch auf einzelne Veröffentlichungen (und nicht nur ganze Bereiche, seien es Pseudowissenschaften oder wissenschaftliche Fachbereiche). So kann man bezüglich einer Veröffentlichung im Bereich der Ufologie fragen: Ist das Wissenschaft? Diese Frage kann man auch auf Veröffentlichungen im Bereich der Paläontologie stellen. Handelt es sich bei einer Veröffentlichung im Bereich Paläontologie
nur dann um Wissenschaft,
wenn in dieser auch eine
Vorhersage getätigt wird, oder ist die Veröffentlichung
auch dann als wissenschaftlich einzustufen, wenn der Paläontologe wissenschaftlich korrekt gearbeit hat und korrekt das Fossil beschreibt, auch dann,
wenn er in einer Veröffentlichung keine Vorhersage für einen künftigen Fund tätigt?
Die Evolutionsbiologie ist ein Zweig der Naturwissenschaft Biologie. Auch diese Klarstellung entnahm ich dem Buch von Thomas
"Naturwissenschaft und Glaube im Gespräch".
Geologen, Paläontologen und Evolutionsbiologen (wie R. Dawkins) ist nach meiner bescheidenen Kenntnis gemeinsam, dass sie die naturwissenschaftliche Methodik anwenden. Allerdings räume ich ein, dass diese Naturwissenschaften eine geschichtswissenschaftliche "Dimension" einschließen mögen.
Dies gilt auch für die Kosmologie, welche ein Zweig der Physik ist. Wir können ja mal über Kosmologie reden. Dann wird Dir schnell auffallen, dass die Diskussion sehr physikalisch ablaufen wird, so ganz anders ist, als man es in einem Gespräch über Historie erwarten würde.
Pluto hat geschrieben:Es bleiben also die Künste und die Experimentalwissenschaften (Physik, Chemie, Radiologie, Pharmachemie) übrig.
Die Künste sind keine Wissenschaften. Die Wissenschaften dazu sind die Kunstwissenschaften.
Nach meiner Kenntnis versteht man die Philosophie als Geisteswissenschaft. Allerdings gehört nach meiner Kenntnis auch die formale Logik zur Philosophie und die formale Logik ist analog zur Mathematik eine Formalwissenschaft. Handelt es sich bei den Formalwissenschaften um Geisteswissenschaften?
Gemäß der Webside
studieren-im-netz wird auch die Philosophie unter den Geisteswissenschaften subsumiert, so verstehe ich jedenfalls deren Textgestaltung.
Im
FORUM FÜR GEISTESWISSENSCHAFT wird erklärt:
Der Verein sieht seine Aufgabe in der Förderung freier Tätigkeit insbesondere in folgenden geisteswissenschaftlichen Bereichen: Anthroposophie, Philosophie (insbesondere Erkenntnistheorie, Anthropologie, Philosophiegeschichte, Kulturphilosophie), Kulturgeschichte, Geschichtsauffassung, Sozialwissenschaften, Pädagogik, Kunst und Zeitkritik.
Mir ist bewusst, dass die Einordnung der
Kunst unter den geisteswissenschaftlichen Bereichen missverständlich formuliert ist, weil so der Eindruck entsteht kann, dass Kunst als Wissenschaft verstanden wird. Es handelt sich um einen Bereich, welcher von der Kunstwissenschaft untersucht wird.