Ruth hat geschrieben:Ich denke, es gibt sie beide: die Wissenschaftler, welche beten, sowie diejenigen, die nicht beten
Das kann ich bestätigen. Ich kenne Wissenschaftler, die beten und die sich sehr mit ihrem christlichen Glauben beschäftigen. Ich kenne auch Agnostiker unter den Wissenschaftlern. Und ich kenne Atheisten. Mit allen Übergängen. Wissenschaftler sind schließlich auch nur Menschen. Religiösität und Ratio schließen sich nicht gegenseitig aus. Sie können auch entkoppelt voneinander koexistieren.
Ich selbst bin Wissenschaftler und habe früher täglich gebetet und bete seit ca. 20 Jahren gar nicht mehr. Jeder ist anders...
.... und dann noch solche, die aus ihrem jeweiligen Glauben, sowie Nichtglauben schon fast wieder eine eigene Wissenschaft machen, die natürlich den Andersglaubenden als Gegner versteht.
Letzteres hat eher mit dem Glauben an sich zu tun, nicht mit Wissenschaftler oder nicht Wissenschaftler. Glaube verleitet dazu, sich als Teil einer "ganz tollen" Gemeinschaft zu sehen, die andere Glaubensgemeinschaften als mninderwertig abstempelt und als Gefahr für das Heil ansehen kann. Und wenn es um das Heil geht, hört der Spaß auf. Atheisten sind da meines Erachtens eher entspannt (höchstens genervt).
Ich persönlich denke, dass Gebet immer dem Menschen selbst hilft, welcher betet.
Da gebe ich dir ebenfalls recht und Studien belegen das. Betet jemand anderes für einen (im Krankheitsfall) und man weiß davon, so kann es schaden. Weiß man nichts davon, hat es gar keine Wirkung. Betet man aber selbst für/wegen irgendwas, versucht man eine Kommunikation aufzubauen. Das kann wie ein autogenes Training hilfreich sein.
Wenn man den Sinn und die Erfüllung eines Gebetes nur in der (vorgefassten) Erhörung sucht, dann glaube ich, dass man nicht wirklich eine Antwort finden kann zu der Frage, ob Gebet sinnvoll ist.
Das ist das Problem mit der Messbarkeit von Ergebnissen. Nur ist es ernüchternd, dass es nichts bringt, wenn viele Menschen zeitgleich intensiv für einen beten. Man kann die Fürbitten in den Gottesdiensten folglich auch abschaffen.
Für mein Verständnis ist der Sinn des Gebetes, dass der Betende sich Gott zuwendet. Weil die Anknüpfung an Gott Menschen verändert.
Gut möglich (Autosuggestion). Die Änderung der Menschen kann dabei positiv und auch negativ ausfallen. Ein Mittelweg wäre vielleicht ideal. Im Gebet diffus versuchen, mit "Gott" Kontakt aufzunehmen, aber nicht zu intensiv über "Gott" nachzudenken. Letzteres birgt die Gefahr, den Glauben zu verlieren oder im Glauben zu tief abzurutschen und den Kontakt zur Realität zu verlieren. Beides tut nicht jedem gut.
Denn irgendwie zeigt sich Gott dem Menschen, der Kontakt zu ihm sucht - auf welche Weise auch immer.
Das glaube ich nicht. Man sucht nach Zeichen, nach Mustern, die einen darin bestätigen (self fulfilling prophecies), das war's dann aber. Aber wenn's gut tut - warum nicht?
Im umgekehrten Sinne ist es, denke ich, genauso. Wenn man bewusst Gott aus dem Weg geht, indem man bei jeder sich bietenden Gelegenheit widerlegen möchte, dass es sinnlos ist, dann fehlt dem Menschen etwas.
Ich fühöe nicht so. Mir fehlt in der Hinsicht nichts. Eher im Gegenteil. Nur will ich Gott nicht widerlegen, weise ihn aber bewusst von mir ab. Ich kann ihn ja nicht widerlegen, ich kann nur für mich plausibel machen, dass er nicht existiert. Mir fehlt deshalb nichts. Eher ganz im Gegenteil.
ER wird auf der Suche bleiben. Er wird dann vielleicht woanders suchen, als er Gott (wenn es ihn denn gäbe) vermutet. Aber letztendlich ist es die Sehnsucht zum Schöpfer, die den Menschen sein Leben lang die Nähe zu Gott suchen lässt.
Ich empfinde keinerlei Sehnsucht zu einem Schöpfer. Ich suche auch nicht seine Nähe. Ich bin nur ein sehr neugieriger Mensch. Ich will begreifen, verstehen, ergründen. Ich vermute, dass das, was du als Sehnsucht zum Schöpfer bezeichnest, ein im Gehirn einprogrammierter Hang zur Mystik ist, die uns hilft, zu komplexe Fragestellungen outzusourcen. Quasi eine Absturzprophylaxe des Gehirns.