Die Antwort auf die Themenfrage ist: Gott ist kein reales „Phänomen“ im herkömmlichen Sinne des Wortes, weil „er“ nicht nur ein Phänomen unter anderen ist (und selbstverständlich ist „er“ auch kein Mann, sondern reiner Geist, wir verwenden das „er“ nur, weil unsre Sprache so gepolt ist

). Das ist also ein vollkommen falscher Begriff in dem Zusammenhang. Es gibt zwar
religiöse Phänomene, die im Zusammenhang mit dem Glauben an Gott auftreten, nachgewiesen und beschrieben werden können, aber deshalb ist Gott nicht nur ein Phänomen unter anderen. Deswegen sagte mal Bonhoeffer: „
Einen Gott, den es gibt, gibt es nicht“ und Meister Eckhart lehrte, dass Gott „
ein Nicht-Gott, eine Nicht-Person, ein Nicht-Bild“ sei. ~ denn natürlich gibt es ihn nicht wie irgendein anderes Ding, wie einen Tisch oder einen Baum. Darum sind streng genommen alle unsre Gottesbilder falsch, weil sie nur Versuche sind über eine göttliche Wirklichkeit zu sprechen, die vollkommen jenseits aller Bilder und Begriffe ist. Genauer gesagt, sie helfen dem Menschen sich dieser unfassbaren Wirklichkeit anzunähern. Diese Gottesbilder sind Phänomene des menschlichen Geistes und somit selbstverständlich nicht absolut. Die Theologie (gr. theologia von theos = Gott und logos; = Lehre) ist bestenfalls eine gelungene Annäherung, die sich im Falle des christlichen Glaubens auf die Heilige Schrift und die Heilige Tradition (welche die verschiedenen Arten und Weisen der Auslegung und Deutung beschreibt) und die persönliche innere Erfahrung des Einzelnen stützt. Das ist ein typisches Schema, welches wir in allen Religionen finden.
Ebenfalls typisch ist das Verhalten religiöser Fundamentalisten, denn ausnahmslos alle Fundamentalisten ignorieren oder verachten ihre eigene spirituelle Tradition, die normaler Weise zu einer gemäßigten Auslegung rät und extreme Auslegungen ausschließt (es gibt also eine eingebaute Kindersicherung für die Babys im Glauben). Buddhisten nennen den Weg des Buddha den „
mittleren Weg“ und Muslime sprechen von dem geraden Weg (sirata´l-mustaqim), als dem Weg des Propheten. In ihren täglichen Gebeten sagen Muslime sogar täglich: اهدنا الصراط المستقیم das bedeutet:
führe uns den geraden Weg. Wir können also dreierlei sagen:
1) es gibt religiöse Phänomene
2) es gibt einen bestimmten Umgang damit (Tradition der Auslegung)
3) es gibt ebenfalls einen missbräuchlichen Umgang damit
Gott ist aber immer mehr als nur irgendein Phänomen unter anderen. Wenn wir hier ernsthaft über geistige Fragen reden wollen, dann müssen wir erst mal von der Voraussetzung ausgehen, dass sich darüber nicht so leicht reden lässt, wie über materielle, handfest begreifbare Dinge.