Jenseits von Gut und Böse?

Philosophisches zum Nachdenken
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Münek
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#201 Re: Jenseits von Gut und Böse?

Beitrag von Münek » Fr 24. Mär 2017, 14:46

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Wenn die Setzung falsch ist, ist die beste Hermeneutik für die Katz´.
So ist es. - Allerdings kann man hermeneutisch mit der Zeit rausfinden, OB eine Setzung wahrscheinlich falsch ist oder wahrscheinlich wahr ist.
Man könnte es dann, aber nur dann, wenn man bereit ist, intellektuell absolut redlich zu sein. Dazu gehört der unbedingte Wille, der Versuchung zu widerstehen, sich selbst in die Tasche zu lügen.

Diesen unbedingten Willen bringen sehr viele Gläubige jedoch nicht auf, weil sie vor den für sie evtl. eintretenden existenzbedrohlichen Fol-
gen eine ungeheure Angst empfinden. Angst bedeutet Unfreiheit.

Deine obige Aussage, man könne hermeneutisch mit der Zeit herausfinden, ob eine Setzung (hier: die Setzung eines die Menschen liebenden allmächtigen Gottes) wahrscheinlich wahr oder falsch ist, ist blauäugig und hat mit der Realität nichts zu tun.

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Münek
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#202 Re: Jenseits von Gut und Böse?

Beitrag von Münek » Fr 24. Mär 2017, 14:55

Novalis hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Wie wäre es mit folgender Formulierung?
Wir haben nicht die geringsten Hinweise darauf, dass es außerhalb der naturalistischen Welt "supranaturale Phänomene" (Götter etc. eingeschlossen) gibt.
Das ist falsch, schließlich lässt sich nachweisen, dass es in der gesamten Geschichte der Menschheit Menschen mit religiösen Empfindungen gab.
Was ist denn das für eine Begründung?

Was haben religiöse menschliche Empfindungen mit Hinweisen auf "supranaturale Phänomene" außerhalb der naturalistischen Welt zu tun? NICHTS.

closs
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#203 Re: Jenseits von Gut und Böse?

Beitrag von closs » Fr 24. Mär 2017, 15:03

Münek hat geschrieben:Man könnte es dann, aber nur dann, wenn man bereit ist, intellektuell absolut redlich zu sein.
Da brauchst Du Dir keine Sorgen zu machen - hermeneutische Wissenschaftler arbeiten in ihrer Argumentation intersubjektiv nachvollziehbar.

Münek hat geschrieben:Diesen unbedingten Willen bringen sehr viele Gläubige jedoch nicht auf
"Gläubiger Mensch" und "theologischer Hermeneutiker" sind zwei unterschiedliche Kategorien - so wie es einen Unterschied gibt zwischen "Maurer" und "Baustoff-Ingenieur". - Beide kennen ihren Job, tun aber ganz Unterschiedliches.

Münek hat geschrieben:Deine obige Aussage, man könne hermeneutisch mit der Zeit herausfinden, ob eine Setzung (hier: die Setzung eines die Menschen liebenden allmächtigen Gottes) wahrscheinlich wahr oder falsch ist, ist blauäugig und hat mit der Realität nichts zu tun.
Das kannst Du nicht beurteilen - da müsstest Du Dich philosophisch/methodisch/theologisch einarbeiten, bevor Du dazu den Mund aufmachen kannst. - Geisteswissenschaften sind kein Pappenstiel.

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#204 Re: Jenseits von Gut und Böse?

Beitrag von Münek » Fr 24. Mär 2017, 15:08

Detlef hat geschrieben:@closs, ich muss feststellen, dass du entweder gar nicht an Gott glaubst oder dass zumindest dein Vertrauen in ihn nicht vorhanden ist. Anders ist es nicht zu erklären, dass du in sämtlichen Themen diese Endlosschleife um 'Setzung', 'interne Methodik', diesen ganzen -ismus-Scheiss etc. in Gang hältst. Gott oder zumindest sein Wirken wird gefunden, wenn es ihn gibt, da sind "Setzungen" und dieser ganze andere Krampf von dir völlig überflüssig.
Nach meiner Vermutung versucht unser lieber Closs, den Naturalismus deshalb von dessen Ebene auf seine Glaubensebene herunterzuziehen, um argumentieren zu können: "Klar setze ich die Existenz Gottes, aber ihr setzt ja auch. Und was ihr
dürft, das darf ich auch."


Ich glaube, mehr scheint mir nicht dahinter zu stecken.

Novas
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#205 Re: Jenseits von Gut und Böse?

Beitrag von Novas » Fr 24. Mär 2017, 15:32

Detlef hat geschrieben:Wenn du Küng nicht nur als Autoritätsargument betrachtet-, sondern sein Anliegen auch verinnerlicht hättest, wäre dir das nicht passiert. Zudem, die "spirituellen Traditionen" haben dieses unsägliche Unterteilen in "Gut" und "Böse" erst manifestiert. Zu einem "moralischen Kompass" gibt es meiner Ansicht nach bessere Alternativen, so wie sie beispielsweise von den evolutionären Humanisten geboten werden

Die spirituellen Traditionen der Weltreligion sind ein Ausdruck der geistigen Evolution der Menschheit. Müsste ein wahrhaftiger Humanismus das nicht mitdenken, wenn er keinen Etikettenschwindel betreiben will? Da die Giordano-Bruno-Stiftung sich selbst als Denkfabrik für Humanismus und Aufklärung bezeichnet, erwarte ich das. Giordano Bruno war selbst ein sehr religiöser Mensch (genauer gesagt ein Dominikanermönch.
Zuletzt geändert von Novas am Fr 24. Mär 2017, 15:53, insgesamt 1-mal geändert.

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#206 Re: Jenseits von Gut und Böse?

Beitrag von sven23 » Fr 24. Mär 2017, 15:52

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Wie wäre es mit folgender Formulierung?

Wir haben nicht die geringsten Hinweise darauf, dass es außerhalb der naturalistischen Welt "supranaturale Phänomene" (Götter etc. eingeschlossen) gibt.
Kleine Konkretisierung: "Wir haben unter kritisch-rationalen Gesichtspunkten nicht ..." - dann passt es und ist wissenschaftlich.
Der Satz hatte sogar Gültigkeit vor der Erfindung des kritischen Rationalismus. Er gilt universal.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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#207 Re: Jenseits von Gut und Böse?

Beitrag von Münek » Fr 24. Mär 2017, 15:58

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Man könnte es dann, aber nur dann, wenn man bereit ist, intellektuell absolut redlich zu sein.
- hermeneutische Wissenschaftler arbeiten in ihrer Argumentation intersubjektiv nachvollziehbar.
Das eine (intellektuelle Redlichkeit) hat mit dem anderen (subjektive Nachvollziehbarkeit) NICHTS zu tun.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Diesen unbedingten Willen bringen sehr viele Gläubige jedoch nicht auf
"Gläubiger Mensch" und "theologischer Hermeneutiker" sind zwei unterschiedliche Kategorien.
In erster Linie sind es gläubige Menschen. Der unbedingte Wille zur Ehrlichkeit betrifft sowohl den Laien als auch den Theologen gleichermaßen. Da existieren keine Unterschiede.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Deine obige Aussage, man könne hermeneutisch mit der Zeit herausfinden, ob eine Setzung (hier: die Setzung eines die Menschen liebenden allmächtigen Gottes) wahrscheinlich wahr oder falsch ist, ist blauäugig und hat mit der Realität nichts zu tun.
Das kannst Du nicht beurteilen.
Doch - kann ich, weil es auf der Hand liegt. Sei doch mal Realist. Warum sollten sich "Hermeneutiker" an gewichtigen Gegenargumenten abarbeiten?Diese werden einfach ignoriert, ausgeblendet - und finden deshalb keinen Eingang in die hermeneutischen Überlegungen.

Damit erspart man sich natürlich mühselige Auseinandersetzungen - und kann sein Schäfchen (Glaubenssetzung) ruhigen Gewissens in Trockene bringen.
:thumbup:

closs hat geschrieben:da müsstest Du Dich philosophisch/methodisch/theologisch einarbeiten, bevor Du dazu den Mund aufmachen kannst. - Geisteswissenschaften sind kein Pappenstiel.
Ach was - siehe oben. Du solltest dem Drang widerstehen, einfache Sachverhalte unnötig zu verkomplizieren. Das wäre schon mal ein guter Anfang...

Ansonsten würde ich Dir dringend empfehlen, Dir endlich mal Grundkenntnisse der historisch-kritischen Auslegungsmethode anzueignen. Es gibt da hervorragende Lehrbücher für Studenten... :angel:

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#208 Re: Jenseits von Gut und Böse?

Beitrag von Detlef » Fr 24. Mär 2017, 18:46

Novalis hat geschrieben:
Detlef hat geschrieben:Wenn du Küng nicht nur als Autoritätsargument betrachtet-, sondern sein Anliegen auch verinnerlicht hättest, wäre dir das nicht passiert. Zudem, die "spirituellen Traditionen" haben dieses unsägliche Unterteilen in "Gut" und "Böse" erst manifestiert. Zu einem "moralischen Kompass" gibt es meiner Ansicht nach bessere Alternativen, so wie sie beispielsweise von den evolutionären Humanisten geboten werden
Die spirituellen Traditionen der Weltreligion sind ein Ausdruck der geistigen Evolution der Menschheit. Müsste ein wahrhaftiger Humanismus das nicht mitdenken, wenn er keinen Etikettenschwindel betreiben will? Da die Giordano-Bruno-Stiftung sich selbst als Denkfabrik für Humanismus und Aufklärung bezeichnet, erwarte ich das. Giordano Bruno war selbst ein sehr religiöser Mensch (genauer gesagt ein Dominikanermönch.
Hier wird dir geholfen:
http://gbs-berlin.org/martin-luther-war-viel-schlimmer/
Wenn du genaueres wissen willst, frag sie doch selbst! Weshalb du "Etikettenschwindel" befüchtest, kann ich nicht nachvollziehen.
Die Wahrheit lässt sich pachten, mit dem Glauben an des Gottes Sohn, doch die Thesen sind vergänglich, allen Gläubigen zum Hohn! (Gert Reichelt)

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#209 Re: Jenseits von Gut und Böse?

Beitrag von closs » Fr 24. Mär 2017, 19:34

sven23 hat geschrieben:Der Satz hatte sogar Gültigkeit vor der Erfindung des kritischen Rationalismus. Er gilt universal.
Gar nicht - es gibt und gab Milliarden von Menschen, die sehr wohl deutliche Hinweise haben und hatten, dass es Gott gibt. - Dein Satz ist nur als kritisch-rationaler Satz richtig.

Münek hat geschrieben:Das eine (intellektuelle Redlichkeit) hat mit dem anderen (subjektive Nachvollziehbarkeit) NICHTS zu tun.
Das Wort heisst "intersubjektiv". ;)

Münek hat geschrieben:Der unbedingte Wille zur Ehrlichkeit betrifft sowohl den Laien als auch den Theologen gleichermaßen. Da existieren keine Unterschiede.
Klar - aber ein blutiger Laie hat nicht die Felder wie ein Theologie, um ehrlich zu sein.

Münek hat geschrieben:Warum sollten sich "Hermeneutiker" an gewichtigen Gegenargumenten abarbeiten?
Weil genau das ihr Job ist.

Münek hat geschrieben: Du solltest dem Drang widerstehen, einfache Sachverhalte unnötig zu verkomplizieren.
Wenn man meint, man könne die Bibel rein historisch-kritisch verstehen, macht es sich bei weitem zu einfach.

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#210 Re: Jenseits von Gut und Böse?

Beitrag von Scrypton » Fr 24. Mär 2017, 19:39

Hallo Novalis,
Novalis hat geschrieben:schließlich lässt sich nachweisen, dass es in der gesamten Geschichte der Menschheit Menschen mit religiösen Empfindungen gab.
Die Menscheit verstand auch lange Zeit nicht wie die "Welt tickt" und für Fragen, die die Menschheit nicht beantworten konnte wurden trotzdem beantwortet mit angenommenen|geglaubten|erdachten Dingen. Und wenn es nur die Frage war woher denn die Blitze so kommen würden.

Viel bedeutsamere Fragen letztlich wie die, "woher wir" denn kommen führte in ehemaligen Zeiten (fast) unweigerlich zu irgendwelchen übernatürlichen|göttlichen Vorstellungen. Von Evolution und anderen Dingen wusste eben niemand etwas, wer kann es ihnen also verdenken.
Doch diese tortzdem beliebigen Antworten werden von dir sichtlich überbewertet.

Novalis hat geschrieben:Alle Kulturen besitzen Religion und jede Religion spricht von einer geistigen Wirklichkeit.
Das kannst und darfst du >>glauben<<.

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