Pluto hat geschrieben:Das Wort "Fundamentalismus" stammt aus dem Ende der 19. Jahrhunderts und ist die Bezeichnung für eine Gruppe von Menschen, die die Bibel als fundamental für ihr Leben betrachten.
Mag sein - heute versteht man unter "Fundamentalisten" laut wik folgendes:
"Fundamentalismus (von lateinisch fundamentum ‚Unterbau‘, ‚Grund‘, ‚Fundament‘) ist eine Überzeugung oder eine Geisteshaltung einer sozialen Bewegung, die ihre Interpretation einer inhaltlichen Grundlage (Fundament) als einzig wahr annimmt. Fundamentalismus wird durch eine stark polarisierte Auslegung einer Letztbegründung umgesetzt.
Im weiteren Sinne stellt sich der Fundamentalismus gegen die Moderne und fordert eine Rückbesinnung auf die Wurzeln einer bestimmten Religion oder Ideologie, welche notfalls mit radikalen und teilweise intoleranten Mitteln durchgesetzt werden soll. Der Vorwurf des Fundamentalismus wird auch auf soziale oder politische Gruppen bezogen, die – angeblich oder tatsächlich – ihre ideologische Orientierung absolut setzen und um die gesellschaftliche Vormacht kämpfen".
Gerade die letzte Aussage "ihre ideologische Orientierung absolut setzen und um die gesellschaftliche Vormacht kämpfen" würde ich auf Metzinger anwenden.
Pluto hat geschrieben:Mir geht es nicht um die Objektivität der Bibel, sondern um die Objektivität der Interpretation.
Schon klar - so habe ich es auch verstanden. - Wie gesagt: In reinen Sachfragen geht es, in Interpretationsfragen geht es nicht. - Und meistens sind es Interpretationsfragen.
Genau aus diesem Grund pocht doch Ratzinger auf "Glaubensentscheid" (alias "Setzung") - weil er es weiss. - Viele HKM-Vertreter scheinen es NICHT zu wissen und wähnen ihre Interpretationen als "objektiv" - als sei ihre Naherwartungs-Interpretation "objektiv", obwohl sie nichts anderes ist als Folge ihrer methodischen Setzungen (alias "Glaubensentscheid"). - Mit anderen Worten: Beide Interpretationen, die HKM- und Theologie-Interpretation, sind in der Tat INNERHALB des Setzungsrahmens "objektiv" - aber sie widersprechen sich außerhalb - und zwar diametral.
sven23 hat geschrieben:Der Ehrgeiz der historischen Jesusforschung geht aber viel weiter. Sie will wissen, wer dieser Jesus war
Das wollen doch die hermeneutischen Wissenschaften auch - das, was sie als "Wirklichkeit Jesu" (unter IHREN Setzungen) ermitteln, hat selbstverständlich den Anspruch der Historizität. - "Wirklichkeit" ohne "Historie" macht bei Jesus wenig Sinn.
sven23 hat geschrieben:Übrigens: die Zeiten, als die Kirche die Deutungshoheit über die Bibel hatte, sind zum Glück vorbei.
Ob "zum Glück" oder nicht: Es spricht nichts dagegen, die Bibel unter der Setzung zu deuten: "Was wäre, wenn Jesus nichts als ein Wanderprediger gewesen wäre". - Das hat zwar dann nichts mit Theologie zu tun, ist aber historisch-wissenschaftlich ein möglicher Ansatz.