Helmuth hat geschrieben: In Markus 9.29 spricht Jesus davon, dass manche Art Dämonie nur durch Fasten und Gebet ausfährt. Und dabei ging es um eine Art was wir heute und Epilepsie einreihen würden.
Ich frage mich wenn Jesus diese Art meint, welcher Art dies ist. Er meint offensichtlich mehr als nur den vorliegenden Fall.
Was meinst oder weißt du dazu?
Hallo,
Was weiß ich schon? Diese Frage wurde hier im Forum bei Christen schon zum Runnig-Tag. Angebracht ist er hier besonders.
Zunächst lese ich gerade im Text bei Markus:
1. Markus bettet den Text zwischen der Verklärung und der Ankündigung von Leiden und Auferstehung ein.
2. Der Geist war stumm, taub.
3. Jesus erkennt den Unglauben aller und sehnt sich nach seinem Vater. Dann kann auch der Hl. Geist kommen und ihren Unglauben mindern.
4. Jesus heilt nicht sofort, sondern wendet sich an den Vater.
5. Jesus heilt erst den Unglauben des Vaters.
6. Der Junge war wie Tod und Jesus erweckte ihn.
7. In 9:29 kann man Jesu Worte auch übersetzen: Dieses Geschlecht, statt Art (genos).
Jesus sieht hier also wohl mehr als den Dämon, den der Sohn in sich birgt. Er sieht, dass auch der Vater des Sohnes Heilung benötigt. „Von Kindheit an“, hat der Sohn schon diese Krankheit und der Vater wird als Jude oft gedacht haben, ob er es war, der gesündigt hat, weil er einen kranken Sohn bekommen hat mit einem Erbfehler. Haben dem Vater Schuldgefühle geplagt, die er auf den Sohn übertragen hat, ihn vielleicht sogar deshalb unterdrückt? Der Sohn wiederum wird dadurch wenig Selbstbewusstsein, Eigenliebe aufgebaut haben. Der Geist war stumm und taub. Man redete nicht über diese unbewussten Anschuldigungen und Probleme und hörte sich nicht wirklich zu.
In Feuer und Wasser warf der Dämon den Jungen. Er hatte also keinen festen Standpunkt auf Erden. Wollte der Junge sich schon öfter umbringen? Warum passte der Vater nicht auf ihn auf? Dass Gott noch etwas für den Jungen tun konnte, an das jedenfalls glaubte der Vater nicht mehr.
Doch während des Gesprächs öffnete sich der Vater in der Gegenwart des Herrn, der zu ihm das Wort spricht, dass dem Glaubenden alles möglich ist. Dann kam die Wende: der Vater zeigte Demut, Einsicht und Umkehr. „Hilf meinen Unglauben“, kann er aussprechen. Der hl. Augustinus löst es so auf: „Verstehe das Wort Gottes, damit du glaubst; glaube das Wort Gottes, damit du verstehst“ (Sermo 43).
Nun war die Heilung des Sohnes erst nachhaltig. Jesus musste zuerst den Vater zum Glauben an Gott heranbringen, damit der Sohn gesundend in einer Familie aufwachsen kann, in der man miteinander spricht und aufeinander hört, wo Gott wieder vertraut wird. Der stumme und taube Geist muss ausfahren und findet auch keinen Platz mehr im Sohn und der Familie.
Und der Sohn war wie tot, doch Jesus erweckte ihn, in dem er ihn festhielt, ihn nicht nur körperlich aufrichtete und einen neuen Stand verlieh. Man spürt im Text richtig, wie der Sohn aufblühte, Haltung gewann, ergriffen vom Herrn. Darum ist wohl der Text auch zwischen Verklärung und der Leidens- und Auferstehungsankündigung eingebettet: Das Reich Gottes ist mitten unter uns. Im Leid richtet Gott auf, Wiedergeburt ist möglich.
Und die besondere Art dieser Dämonen?
Vielleicht jene, die über Generationen in einer Familie, im "Geschlecht" leben können. In Unversöhnlichkeit, im Jähzorn, im Missbrauch und Gewalt, im Übertragen eigener Schuldgefühle auf die Kinder. Wenn das Minderwertigkeitsgefühl auf sich selbst, das man schon durch Unterdrückung vom eigenen Vater (oder Mutter) erhielt, auf das Kind weitergegeben wird. Solche Generationenprobleme sind wohl eine besonders gute Wohnung für diese Art von Dämonen. Der Unglaube hält sie, den Glauben halten sie ab. Verlustieren sich die Dämonen dann, in dem sie Epilepsie oder „Mondsüchtigkeit“ verursachen? Ich weiß es nicht. Erst wenn jemand in der Familie diesen Kreislauf der Generationenprobleme durchbricht, in dem er darüber spricht, in dem er Gott und seinem Wort vertraut, in dem er demütig wird, Einsicht zeigt und umkehren will, dann ist kein Raum mehr für dieses Geschlecht von Dämonen.
Aber – was weiß ich schon?
Servus
