Wie geht es Gott?

Rund um Bibel und Glaube
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Erich
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#351 Re: Wie geht es Gott?

Beitrag von Erich » Mi 8. Feb 2017, 10:21

Hemul hat geschrieben: Wie du (hoffentlich) gesehen hast ist der Gott der Bibel nicht für all das Leid verantwortlich. Dein u. mein Vorfahre Adam hat uns das eingebrockt u. als ein furchtbares Erbe hinterlassen.
1. Scheinbar vergisst Du mit Absicht die schlaue listige betrügerische lügnerische Schlange, die Gott auch geschaffen hat. (Warum wohl?)

2. Und diese Schlange hat Eva und Adam, die das Gute und Böse, also auch die Wahrheit und die Lüge, noch nicht unterscheiden konnten, in ihrer arglosen Naivität, versucht und dazu verführt, vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen zu essen.

3. Wer hat denn den Baum des Guten und Bösen in den Garten Eden gepflanzt (und ihn Adam und Eva vor die Nase gestellt)?

4. Gott hat alles erschaffen: Das "Gute" und das "Böse"!
Hiob 2,10 Er aber sprach zu ihr: Du redest, wie die törichten Frauen reden.
Haben wir Gutes empfangen von Gott und sollten das Böse nicht auch annehmen?
In diesem allen versündigte sich Hiob nicht mit seinen Lippen.
Klagelieder 3,37 Wer darf denn sagen, dass solches geschieht ohne des Herrn Befehl
38 und dass nicht Böses und Gutes kommt aus dem Munde des Allerhöchsten?
Jes 45,6-7
6 Ich bin der HERR, und sonst keiner mehr,
7 der ich das Licht mache und schaffe die Finsternis, der ich Frieden gebe und schaffe Unheil. Ich bin der HERR, der dies alles tut.
Am 3,6 Bläst man etwa die Posaune in einer Stadt und das Volk entsetzt sich nicht? Ist etwa ein Unglück in der Stadt, das der HERR nicht tut?
Pred 7,14 Am guten Tage sei guter Dinge, und am bösen Tag bedenke: Diesen hat Gott geschaffen wie jenen, damit der Mensch nicht wissen soll, was künftig ist.
Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit. (Hebr 13,8)

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#352 Re: Wie geht es Gott?

Beitrag von Pluto » Mi 8. Feb 2017, 10:22

Rembremerding hat geschrieben:Dieser Jesus lehrte tatsächlich nicht, was wir hören wollten, sondern was wir immer schon sind. Aber darauf hören wir ja nicht.
Zu Jesus' Zeiten herrschte im Land eine Weltuntergangsstimmung, die er für seine Missionierung nutzte. Ich sehe die Zukunft heute optimistischer.
Tatsache ist, dass insgesamt der Mensch heute moralisch viel besser ist, als noch vor 500 Jahren, als Autdafés zur Volksbelustigung veranstaltet wurden.
Es scheint so, als wären wir lernfähig, was Nächstenliebe und Respekt vor einander angeht.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#353 Re: Wie geht es Gott?

Beitrag von Pluto » Mi 8. Feb 2017, 10:28

Erich hat geschrieben:Gott hat alles erschaffen: Das "Gute" und das "Böse"!
Hiob 2,10 Er aber sprach zu ihr: Du redest, wie die törichten Frauen reden.
Haben wir Gutes empfangen von Gott und sollten das Böse nicht auch annehmen?
In diesem allen versündigte sich Hiob nicht mit seinen Lippen.
Klagelieder 3,37 Wer darf denn sagen, dass solches geschieht ohne des Herrn Befehl
38 und dass nicht Böses und Gutes kommt aus dem Munde des Allerhöchsten?
Jes 45,6-7
6 Ich bin der HERR, und sonst keiner mehr,
7 der ich das Licht mache und schaffe die Finsternis, der ich Frieden gebe und schaffe Unheil. Ich bin der HERR, der dies alles tut.
Am 3,6 Bläst man etwa die Posaune in einer Stadt und das Volk entsetzt sich nicht? Ist etwa ein Unglück in der Stadt, das der HERR nicht tut?
Pred 7,14 Am guten Tage sei guter Dinge, und am bösen Tag bedenke: Diesen hat Gott geschaffen wie jenen, damit der Mensch nicht wissen soll, was künftig ist.
Hast du schön formuliert, Erich.

Wenn er von den Werken des Teufels spricht, vergisst Hemul allzuoft, dass Gott (falls es ihn gibt) alles geschaffen hat, also auch das Böse.
Wie sagte Leibniz? — Wir leben in der Besten aller möglichen Welten.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#354 Re: Wie geht es Gott?

Beitrag von Rembremerding » Mi 8. Feb 2017, 10:43

Erich hat geschrieben: 4. Gott hat alles erschaffen: Das "Gute" und das "Böse"!
Hier musst du präziser werden.
Gott hat nicht das "Böse" erschaffen, denn ER kann gar nichts wissen und schaffen, was keine Liebe ist, denn Er ist sie. Sonst droht ein Dualismus und kann dazu führen, dass man alles Geschaffene (Leib, Welt) verachtet.
Gott hat die Möglichkeit gegeben, sich für das Böse, sich gegen Gott zu entscheiden. Warum?
Weil die Liebe nicht zwingt.
Das "Böse" ist dort, wo das Gute aufgegeben wird.

Oder anders formuliert: Wenn man das Licht ausschaltet, dann schaltet man nicht gleichzeitig Finsternis ein. Sie entsteht dort, wo kein Licht ist.
Die "Schlange" ist nicht böse. Sie hat sich dafür entschieden.

Servus :wave:
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#355 Re: Wie geht es Gott?

Beitrag von Pluto » Mi 8. Feb 2017, 11:28

Rembremerding hat geschrieben:Gott hat nicht das "Böse" erschaffen, denn ER kann gar nichts wissen und schaffen, was keine Liebe ist, denn Er ist sie. Sonst droht ein Dualismus und kann dazu führen, dass man alles Geschaffene (Leib, Welt) verachtet.
Das verstehe ich nicht. Was ist mit den Zitaten von Erich?

Rembremerding hat geschrieben:Gott hat die Möglichkeit gegeben, sich für das Böse, sich gegen Gott zu entscheiden. Warum?
Weil die Liebe nicht zwingt.

Das "Böse" ist dort, wo das Gute aufgegeben wird.
Angesichts von Bibelversen wie 2.Mose 12,12, verstehe ich das auch nicht...
Denn ich will in dieser Nacht durch das Land Ägypten gehen und alle Erstgeburt im Land Ägypten schlagen, vom Menschen bis zum Vieh, und ich will an allen Göttern der Ägypter ein Strafgericht vollziehen, ich, der Herr.

Rembremerding hat geschrieben:Oder anders formuliert: Wenn man das Licht ausschaltet, dann schaltet man nicht gleichzeitig Finsternis ein. Sie entsteht dort, wo kein Licht ist.
Die Dunkelheit ist der Normalzustand. Licht braucht immer eine Energiequelle. Ist die Energie aufgebraucht, erlischt das Licht, und es herrscht Dunkelheit.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#356 Re: Wie geht es Gott?

Beitrag von Novas » Mi 8. Feb 2017, 14:46

Rembremerding hat geschrieben:
Andreas hat geschrieben:Jetzt fängst du auch noch an Rem! Weck uns doch nicht aus unserem Dornröschenschlaf mit deinen Märchen. Schrecke uns nicht auf mit C.G. Jung und Drewermann, diesen unheilvollen Psychologen die selbst der Heilung bedürfen ... tz tz tz.
In der Bibel wird wortwörtlich beschrieben was für ein Schiffstyp die Arche war und wie sie Noah und seine Familie rettend über die tiefen Wasser der Sintflut trug. Vom Trugbild der postmodernen Archetypen steht da nichts. Also bitte, mäßige dich. So einen Unsinn hat Jesus nie gelehrt.

Dieser Jesus lehrte tatsächlich nicht, was wir hören wollten, sondern was wir immer schon sind. Aber darauf hören wir ja nicht.

Drewermann hat auch Jesus selbst psychologisierend zu verstehen versucht, was ebenso falsch sowie unmöglich ist.
Und ich mach noch weiter mit dem Hallo-wach-Mittel:
Schon die ersten Verse der Bibel halten das ewige Bild des Wassers fest: Es ist formlos, hebt Formen auf und lässt alles, was sich aus dem Wasser erhebt wieder Form gewinnen. Im Wasser liegt das Potential Formen aufzuheben und Formen freizugeben. Der Geist ist die Information, die aus dem Potential formen kann.
Sintflut, Taufe, alles Bilder, die das ewige Bild des Wassers interpretieren. Man taucht ins Wasser und verliert formales, man taucht aus dem Wasser auf und durch Information wird alles neu.

Die Arche: Ewiges Bild von Aufbewahrung, Zeit des Wachstums, Initiation ...
Es gibt keine postmodernen Arche-typen, nur ewige Bilder im Menschen, die nie sind, aber immer schon waren.

Dem stimme ich gerne zu. Nur die Speerspitze in Richtung Eugen Drewermann kann ich nicht verstehen. Sein theologischer Ansatz über die moderne Psychologie, welche die Genialität der biblischen Bildsprache für heutige Menschen glaubwürdig und verstehbar macht, ist vollkommen berechtigt. Eine gute Freundin von mir kennt ihn persönlich. Von daher weiß ich, dass er in seinem ganzen Leben sehr glaubwürdig ist, in Worten und Taten.

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#357 Re: Wie geht es Gott?

Beitrag von Novas » Mi 8. Feb 2017, 15:06

Pluto hat geschrieben:
Rembremerding hat geschrieben:Gott hat die Möglichkeit gegeben, sich für das Böse, sich gegen Gott zu entscheiden. Warum?
Weil die Liebe nicht zwingt.

Das "Böse" ist dort, wo das Gute aufgegeben wird.
Angesichts von Bibelversen wie 2.Mose 12,12, verstehe ich das auch nicht...
Denn ich will in dieser Nacht durch das Land Ägypten gehen und alle Erstgeburt im Land Ägypten schlagen, vom Menschen bis zum Vieh, und ich will an allen Göttern der Ägypter ein Strafgericht vollziehen, ich, der Herr.

Ganz einfach. Das zeigt uns das Gottesbild der damaligen Menschen in ihrer Zeit und Kultur. Im Neuen Testament wird uns durch Jesus Christus Gott in einer wesentlich höheren Weise offenbart. Was meinst Du, weshalb wir uns Christen nennen?
Zuletzt geändert von Novas am Mi 8. Feb 2017, 15:11, insgesamt 1-mal geändert.

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#358 Re: Wie geht es Gott?

Beitrag von Rembremerding » Mi 8. Feb 2017, 15:11

Novalis hat geschrieben: Dem stimme ich gerne zu. Nur die Speerspitze in Richtung Eugen Drewermann kann ich nicht verstehen. Sein theologischer Ansatz über die moderne Psychologie, welche die Genialität der biblischen Bildsprache für heutige Menschen glaubwürdig und verstehbar macht, ist vollkommen berechtigt. Eine gute Freundin von mir kennt ihn persönlich. Von daher weiß ich, dass er in seinem ganzen Leben sehr glaubwürdig ist, in Worten und Taten.
Dieser Ansatz ist durchaus berechtigt.
Nun ist es aber schon sehr schwierig etwa das psychologische Profil eines Alexander des Großen über Zeit und Raum hinweg zu erforschen, bei Gottes Sohn ist es schon vom Wesen her unmöglich.
Dies muss man Drewermann vorhalten: Nicht etwa, dass die biblische Bildsprache über moderne Psychologie (eher Religionsgeschichte und Ethnologie) verstehbarer wird, sondern dass er manchmal aus Wort und Tat von Jesus dessen psychologisches Profil erstellen will.
Das ist derselbe Reflex, der aus Jesus schon einen Reformer, Revoluzzer, Freiheitskämpfer, Vegetarier etc. machen wollte.
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Halman
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#359 Re: Wie geht es Gott?

Beitrag von Halman » Mi 8. Feb 2017, 15:26

Kaum vergeht eine Woche, muss ich Deine Antwort schon wie ein Archäologe "ausgraben", lieber Andreas.

Andreas hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Darf ich mich einklinken?
Na klar, Herr "Aber was weiß ich denn schon." :lol:
Ich habe ja auch versucht, beide Aspekte miteinander zu vereinen:
Andreas hat geschrieben:Nun könnte es ja sein, dass Jesus diejenigen auf die rechte Seite stellen wird, die an ihn glauben - wie es bei Johannes steht - und die anderen auf die linke Seite - aber dann ist diese begründende Aufzählerei Jesu die ja eben nicht begründet warum der eine rechts und der andere links steht, der blanke Hohn und ziemlich sarkastisch - angesichts der ewigen Strafe, die manche erwartet.
Aber dieser Jesus Christus schlägt mir dann doch etwas zu sehr aus der Art. Findest du nicht, dass diese "Begründungen" mit den Taten dann fehl am Platz ist?
Nein, das denke ich nicht. Die Notwendigkeit von Glaubenswerken muss nicht im Widerspruch zur Rechtfertigungslehre durch Glauben stehen, denn gem. Jakobus ist nur ein ausgeübter Glaube durch Werke lebendig. So war es bei Jesus, so war es den seinen Jüngern und Jüngerinnen und so war es bei Paulus.

Mag sein, dass der Evangelist "Matthäus" ähnlich wie Jakobus die Taten in Form von Glaubenswerken im Fokus hatte. Falls es sich hierei um den Zöllner Matthäus Levi, Sohn des Alphäus (Mattithja Levi ben Chalfai) handelt, wäre es für mich verständlich.

Dass Matthäusevangelium führt uns vor Augen, dass es nicht genügt, einfach nur theoretisch zu glauben. Man muss seinen Glauben auch leben. Nicht mit dem Gedanken, durch Werke gerecht zu sein, denn das ist uns unmöglich. Aber ein Glaube, der nicht gelebt wird, ist ein toter Glaube.

Andreas hat geschrieben:Gläubige Christen werden erfahrungsgemäß nicht zu Schafen, wenn sie an Jesus glauben. Hier im Forum könnte man sogar den Eindruck gewinnen, dass sie um so garstiger werden, je stärker ihr Glaube ist und die dicksten Böcke schießen. Es gibt gläubige Verbrecher aller Art und viele Verbrechen wurden wirklich in gutem Glauben begangen, dass es der Wille des Herrn sei. So simpel liegen die Dinge leider nicht, wenn man die Schrift an der Realität misst. Das gefällt mir auch nicht, das kannst du mir glauben.
Von Logan5 habe ich gelernt, dass sich jede Textinterpretation am zugrundeliegenden Text messen lassen muss. Gleicht man den "Früchte" dieser garstigen Personen mit Jesu Bergpredigt ab, offenbart sich, was '"faule -" und was "gute Früchte" sind.

Ich überspitze mal drastisch: Es werden Bibelverse wie Geschosse auf den Gegner abgeschossen. Es wird gemessen, wer tiefer glaubt und der Beste ist der mit der flachen Erde auf vier Säulen. (:IRONIE:)
Bei allen Glauben und aller Bibelkunde vergessen manche die christlichen Werte, die durch einen christlichen Wandel zutage treten sollten. Beim Gleichnis vom barmherzigen Samarither ging es um Erste Hilfe und nicht um theologische Fragen, abgesehen von der Frage, wer denn mein Nächster sei.
Zum Christsein gehört eben nicht nur die Bibel, sondern auch, seinen Lebensentwurf nach der jesuanischen Ethik auszurichten. Zu den Früchten des Heiligen Geistes zählen Freundlichkeit, Güte, Demut, Milde und Sanftmut, aber keine Streitlust, kein Hochmut und keine Aggresivität.
Wer gar Verbrechen im Namen Jesu begeht, beruft sich zu unrecht auf Christus. Das wäre in etwa so, als würde man im Namen Buddhas Leid vermehren.

Andreas hat geschrieben:Außerdem fand ich schon immer merkwürdig, dass nirgendwo in der Bibel wirklich ersichtlich ist, wo auch nur ungefähr die Grenze verläuft zwischen den Gerechten und Ungerechten. Denn wie man sieht, ist auch das Maß des Glaubens undefinierbar. Der eigene Glaube genügt immer, der von den Geschwistern nur so lange sie "meiner" Meinung sind und so glauben wie ich oder meine Glaubensgemeinschaft. Das dürfte dir auch bekannt vorkommen.
Ja, leider. Dabei mahnte Jesus, nicht zu richten. Es ist nicht unsere Sache über andere zu richten. Vielmehr sollten wir auf uns selbst achten, auf dem rechten Pfad zu wandeln und dem Nächsten helfen.

Die genaue Grenze zwischen Gerechten und Ungerechten zu makieren ist knifflig. Vielleicht ist es auch eine Sache der Zeit. In der Vergangenheit waren Eltern, die ihre Kinder mit der Rute erzogen, "gerecht" in ihrer Zeit. So mögen auch Noah und Moses Gerechte zu ihrer Zeit gewesen sein.

Gäbe es eine solche Grenze in der Bibel, könnte man immer anklagen und gerechtsprechen. Vielleicht sollen wir dies gar nicht und deshalb steht dort keine genaue Grenze.
Die Bibel stellt die Extremen von Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit gegenüber, also wo Konsens besteht, dass dies "weiß" und jenes "schwarz" ist. Die Grautöne dazwischen sind unserem Gewissen überlassen, so mein bescheidenes Grundverständnis.

Andreas hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Die Bibel verkündet KEINE Allversöhnung, sondern Rettung für die Gerechten (die aus Gande gerechtgesprochen werden) und Gericht für jene, welche die Gnade abweisen.
Die Bibel verkündigt immer genau das, was die jeweilige Glaubensgemeinschaft gerne hätte. Machen wir uns doch nichts vor. Die Bibel verkündigt, was die Zeugen Jehovas lehren und das, was die RKK lehrt. Hemul und Rembremerding werden mir das sicher bestätigen - oh, Helmuth darf ich da nicht ausschließen, denn er bezeugt ja auch, was die Bibel verkündigt. Was lerne ich daraus? Dass alle die Bibel mit menschlichem Maß und menschlicher Theologie messen aber vorgeben unter der Autorität von Gottes Wort zu stehen und alle sich dabei über Gottes Wort stellen - im Gebet und mit Hilfe des Heiligen Geistes, den jeder für sich in Anspruch nimmt. Das ist Jesus damals auch schon unangenehm aufgefallen.
Dann falle ich wohl nicht unter "jeder", denn ich nehme den Heiligen Geist nicht selbstverständlich für mich in Anspruch.

Ich lese die Bibel nach dem Logan5-Grundsatz: Jede Bibelinterpretation muss sich um zugrundeliegenden Bibeltext messen lassen! Dabei darf sich der Rezipient nicht über die Bibel stellen, da sich so das "Wort Gottes" nicht entfalten kann, sondern "erstickt" wird. Will man die Bibel sprechen lassen, muss man sich als Leser zurücknehmen und die Fremheit der Bibel aushalten.

Andreas hat geschrieben:Weil ich nicht bereit bin, jedem "die Wahrheit" nachzuplappern, bleibt mir nur eines: Ich frage nach Gott.
Aber was weiß ich denn schon. ;)
:lol: ;)
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

Novas
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#360 Re: Wie geht es Gott?

Beitrag von Novas » Mi 8. Feb 2017, 16:30

Halman hat geschrieben:Ich lese die Bibel nach dem Logan5-Grundsatz: Jede Bibelinterpretation muss sich um zugrundeliegenden Bibeltext messen lassen!

Das sagen ALLE Glaubensgemeinschaften :) und jede ist davon überzeugt, dass ihre bevorzugte Bibelinterpretation den zugrundeligenden Bibeltext authentisch wiedergibt. Es wäre schon viel gewonnen, wenn wir akzeptieren würden, dass es gerade zur Freiheit des Glaubens gehört, dass die Heilige Schrift sehr vielfältig interpretiert werden kann. Die Theorie vom „mehrfachen Schriftsinn“ gehört zur spirituellen Tradition des Christentums:

„Mit vierfachem Schriftsinn (lat. quatuor sensus scripturae) wird der vorherrschende Ansatz der christlichen Bibel-Interpretation von der Alten Kirche bis ins späte Mittelalter bezeichnet. Bibelstellen lassen sich demnach nicht nur buchstäblich als konkrete historische Aussagen verstehen, sondern können auch als allegorische Aussagen über die Glaubenswirklichkeit, moralisch als Handlungsanweisung für den Glaubenden oder anagogisch als Ausdruck der Hoffnung gelesen werden. Erst Luther und andere Reformatoren der frühen Neuzeit wandten sich von dieser Sichtweise ab.“
https://de.wikipedia.org/wiki/Vierfacher_Schriftsinn

Will man die Bibel sprechen lassen, muss man sich als Leser zurücknehmen und die Fremheit der Bibel aushalten

Das klingt sehr theoretisch. Denn de facto ist der Leser immer involviert in dem Prozess des Verstehens und der Deutung. Der Leser kann die Bibel nur auf der Ebene des eigenen Reifegrades verstehen. Die Bibel ist als Weisheitstext eine Wegweisung, die uns auf dem spirituellen Weg leiten und helfen möchte, nicht mehr und nicht weniger. Die Bibel, alle Sakramente, die theologische Sprache (Glaubenssätze/Dogmen) sind allesamt nichts anderes, als externe Wegweiser, aber sie können niemals den Weg und die eigene innere Erfahrung ersetzen. Wenn Du Wasser trinken willst, bist Du ja auch nicht mit einem leeren Glas, dem bloßen Behälter zufrieden. Ich will meinen Durst stillen, das lebensspendende frische Wasser in mich aufnehmen und in meinem Inneren spüren.

Halman hat geschrieben:Dabei mahnte Jesus, nicht zu richten. Es ist nicht unsere Sache über andere zu richten. Vielmehr sollten wir auf uns selbst achten, auf dem rechten Pfad zu wandeln und dem Nächsten helfen.

Das ist einer der genialsten Sätze, die Jesus je gesagt hat. Denn was offenbart er damit? Dass der Mensch in Wahrheit unablässig irgendwen oder irgendetwas richtet. Das menschliche Gehirn ist so programmiert. Da bringt es auch nicht viel, wenn wir uns gegenseitig dafür richten, dass wir das richten nicht lassen können, weil es hier um sehr tiefgreifende Denkmuster geht, die wir nur schrittweise loslassen können.
Zuletzt geändert von Novas am Mi 8. Feb 2017, 17:00, insgesamt 1-mal geändert.

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