Beitrag
von Tyrion » Sa 28. Jan 2017, 16:42
calusadi,
da ich nicht die ganzen 35 Seiten dieses Threads durchgelesen habe, weiß ich nicht, ob dich bereits jemand auf diesen Umstand hingewiesen hat:
Durch die Bewegung der Erde um die Sonne blicken wir im Laufe eines Umlaufs immer von einem anderen Winkel auf nahegelegen Sterne. Sie verschieben sich scheinbar gegenüber weiter entfernten Objekten.
Du kannst das leicht selbst machen - streck einen Arm aus und schau deinen Daumen mit einem Auge an. Merke dir, vor welchem Detail des Hintergrunds er steht. Dann öffne nun das andere Auge und schließe das erste. Jetzt scheint der Daumen gesprungen zu sein, er steht vor einem anderen Hintergrunddetail. Das Phänomen nennt sich Parallaxe.
Du kennst es auch, wenn du im Zug sitzt und zum Fenster herausschaust. Nahe Objekte rauschen scheinbar schnell an dir vorbei, entfernte nicht - je weiter entfernt, desto langsamer bewegen sie sich für dich. Steht der Zug aber, ist alles starr.
Da Sterne weiter entfernt als dein Daumen ist, sind die Winkel hier sehr klein. Trotzdem kann man dieses sich Hin- und Herbewegen von Sternen messen.
Warum bewegen sich dann nahe gelegene Sterne deutlich hin und her, weiter entfernte weniger und warum scheinen sehr weit entfernte Objekter scheinbar zu ruhen? Würde die Erde stehen und alles um sie kreisen, dürften die Sterne keine Parallaxe aufweisen.
Wenn du dir ein Weltbild aufbaust, dann wäre es sinnvoll, dieses mit der Natur abzugleichen. Wenn du dir als Modell aufstellen würdest, dass man als alter Mensch geboren wird und jedes Jahr jünger wird und als Säugling stirbt, dann sei Zeuge einer Geburt - kommt da ein Säugling oder ein Greis zur Welt?
Wenn du dir ein Weltbild bastelst, das behauptet, die Erde stehe still in der Mitte, dann müsstest du das anhand der Natur plausibel machen können. Jeder kann dir aber dieses Weltbild falsifizieren. Du musst dafür gar nicht zwischen siderischer und synodischer Umlaufzeit unterscheiden - betrachte einfach die Parallaxen! Und erklär mir, wieseo die Planeten scheinbar Schleifen am Himmerl beschreiben...
Ptolemaeus hat da eine ösing mit Erde in der Mitte gefunden, die aber sehr kompliziert und gekünstelt wirkt - und wurde dann durch die Parallaxen widerlegt.
Es ist nett, wenn du dir "ein eigenes" Bild machen willst - aber etwas Schulblidung schadet dabei nicht.