Rembremerding hat geschrieben:
Zuerst war es die Kirche, die bereits seit Jahrzehnten ihre Gottesdienste feierte, Sakramente und sakramentähnliche Riten praktizierte und das Evangelium von Jesus Christus verkündigte, lange bevor Paulus seine Briefe und Evangelisten ihre Evangelien schrieben. Die Kirche konnte sich in dieser prägenden Anfangszeit natürlich nur nach den Lehren der Apostel richten, die mit Jesus unterwegs waren und ihn und seine Lehren persönlich kennengelernt hatten.
Naja, die ersten Briefe des Paulus kamen doch relativ bald nach der Auferstehung Jesu. (15 Jahre?). Und woher willst du denn wissen, von der Praxis, die bis dahin geherrscht hat? Welche Zeugnisse gibt es denn dafür? Mir scheint, da werden spätere katholische Praktiken und Lehransichten rückdatiert (und damit autorisierst) in eine geheimnisvolle Anfangszeit. Ein Zirkel sozusagen.
Die Gemeindeleiter und Apostel wussten natürlich auch ohne neutestamentliche Schriften, wie man tauft (das steht nämlich nicht in der Bibel), wie man Eucharistie feiert (Paulus beantwortet gegenüber den Korinthern nur einige Spezialfragen, um Missbräuche abzustellen), oder wie man ein kirchliches Amt weitergibt (in der Bibel wird dies nicht näher erklärt, sondern als bekannt vorausgesetzt).
Von Taufen wird doch mehrfach in der Bibel berichtet. Und was das Herrenmahl anbelangt, haben wir die Zeugnisse in den synoptischen Evangelien und in 1. Korinther 11. Da werden nicht nur Spezialfragen behandelt, sondern da kommt das Wesentliche zur Sprache. Die heutige katholische Messopferpraxis ist mE damit nicht in Übereinstimmung zu bringen. Sie wurde auch viel später einfgeführt.
Bischofsamt und Sakramente mussten nirgends gegen Widerstand durchgesetzt werden. Dies wäre aber zu erwarten gewesen, hätten es sich um „unbiblische“ Neuerungen gehandelt.
Dies müsste man näher untersuchen. Von welcher Zeit sprichst du da konkret?
Etwa im 1. Apostelkonzil wich man von der bis dahin bestehenden Schrift ab und die Beschneidung war nicht mehr Voraussetzung, um zu Gottes Volk zu gehören. Nirgends aus den Schriften kann man ein Diakonamt ableiten, wie es Petrus mit seinen Aposteln später einführte.
Und du meinst, weil Petrus dies damals tat, können solche maßgeblichen Veränderungen von mutmaßlichen heutigen Aposteln ebenso durchgeführt werden? Da sind ein paar Dinge vorausgesetzt, die ich nicht teile.
Mir ist natürlich klar, dass dies niemals mit den Prämissen evangelischer Bibelauslegung vereinbar ist. Somit ist sola scriptura eines der Haupthindernisse einer gelingenden Ökumene und ein Hauptgrund der Teilung des Leibes Christi.
Ich würde es eher umgekehrt sehen. Die Kenntnis der Schrift im heiligen Geist ist ein wertvolles Korrektiv, welches den einzelnen Gläubigen informiert, welchen Einheitsbestrebungen er sich unterwerfen und welchen er besser ausweichen soll.
LG